Dr. Ludwig Schlump
Beiträge in merz
Ludwig Schlump: (Sch)merz lässt nicht nach
50 Jahre merz heißt natürlich auch Nachdenken über 50 Jahre Medien und Erziehung. Auch wenn die pädagogisch gemeinte Beäugung und motivierte Begleitung des Umgehens von Kindern und Jugendlichen mit Medien aller Art eine Tradition von schon fast Jahrhunderten hat, so haben doch erst die letzten Jahrzehnte nennenswerte Medienspuren hinterlassen: In den Bedingungen des Heranwachsens von Kindern und Jugendlichen, in den Bildungsplänen vom Kindergarten bis zur Hochschule und natürlich in der gesellschaftlichen Diskussion darum. Dass die so genannten Medien nicht für die Heranwachsenden erfunden wurden, wird manchmal gern vergessen, wenn Verantwortung gepredigt, der Wein aber immer wieder gern getrunken wird.
Als Verleger von Fachliteratur zu diesem Themenbereich ist man in einer gar nicht so unkomfortablen Situation: Je rasanter die Medienentwicklung, desto größer der Diskussionsbedarf, der eben auch publizistisch begleitet werden muss. Durchaus „werden muss“, gibt es doch Institutionen, die einen Auftrag haben, sich beispielsweise um Auswüchse und Beeinträchtigungen zu kümmern (der tägliche Angriff einzelner, durchaus weit verbreiteter Medien auf die Menschenwürde vieler Menschen lässt allerdings mehr als einmal an Sysiphos und Feigenblatt denken) oder sogar den, die (Aus-)Bildungsbedingungen möglichst anregend und horizonterweiternd zu gestalten (dass kaum jemand den rechten Weg dorthin kennt, ist eines der letzten offenen Geheimnisse). Auch bedeuten diese Entwicklungen die Ausdifferenzierung von Disziplinen, die sich ja auch publizistisch verständigen wollen. Gleichwohl taugt „unser“ Thema nicht zu Millionenumsätzen. Warum? Ich kann es nur ahnen (s.u.). ... Und so verdient man einen guten Teil seiner Miete mit einem Buch, das man lieber in seinem Programm verstecken möchte, da es in vielerlei Hinsicht quer zu allem anderen steht ... (Mailen Sie mir, wenn Sie es finden sollten. Der/Die erste Einsender/in erhält ein Buch seiner/ihrer Wahl: ls@kopaed.de)
Und dennoch: Es ist nicht nur erträglich, sondern es macht sogar Spaß, auch und gerade, weil bei diesem Thema so viel Bewegung ist. Und merz: Das Flaggschiff des Verlags. Eine Zeitschrift, die sich zusammen mit ihrem Thema und mittlerweile ohne lästige Konkurrenz ;-) etabliert hat.
Kompetente HerausgeberInnen und RedakteurInnen, natürlich zu wenig AbonnentInnen („Die Klage ist der Gruß des Kaufmanns“). Manchmal mühsame Entwicklungsschübe, die an Tomaso di Lampedusas „Leoparden“ erinnern ... Ich bin „erst“ seit zwölf Jahren dabei ... Haben Sie Nachsicht mit mir.
Hier für die Nachwelt ein paar Namen, die die deutschsprachige Medienerregung zum Zeitpunkt der 50. merz-Geburtstages bestimmt haben: Günter Grass, Natascha Kampusch, Eva Herman oder auch Jan Ullrich. Themen „zum Knochenkotzen“, wie die wunderbare Karen Duve zu einem dieser Themen meinte.
Vielleicht geht es ja systemtheoretisch betrachtet nur um die Anschlusskommunikation. Die ist bei Themen dieser Art ja auf wunderbare Weise gewährleistet. – War da nicht noch mehr?