Leo Selensky
Beiträge in merz
Leo Selensky: Medien im Alltag von jungen Aussiedlern
Ebenso wie in Alltag und Freizeit von jugendlichen Einheimischen spielen Medien bei jungen Aussiedlern eine herausragende Rolle. Neben dem eigenen Fahrzeug stellen das TV-Gerät, CD-Player und Kassettenrecorder wichtige Anschaffungen dar. Man kann davon ausgehen, dass der Ausstattungsgrad mit allen modernen Medien der Unterhaltungselektronik, die sowohl zu Hause (Fernseher, Videorecorder, Radio, Musikanlage, Computer) als auch außerhalb (Disko, Musikanlage im Auto) genutzt werden (Meister, 1999, S. 107), sehr hoch ist. Untersuchungen wie z.B. die von Dietz & Roll (1998, S. 115ff) belegen, dass neben der Freizeitgestaltung mit Freunden und Diskothekenbesuchen, Lesen, Musik hören und Fernsehen bei Aussiedlern hoch im Kurs stehen; an erster Stelle hierbei vor allem in der ersten Zeit in Deutschland, häufiger als bei einheimischen Jugendlichen und auch häufiger als im Herkunftsland werden fernsehen und Musik hören genannt. Lesen ist, wie bei einheimischen Jugendlichen, bei Mädchen wesentlich beliebter als bei Jungen.
Gesehen werden von den Jugendlichen v.a. amerikanische Action- und Science-Fiction-Filme, Komödien, aber auch Seifenopern und Reportagen und natürlich die verschiedenen Musikkanäle, wie Befragungen von Jugendlichen im Rahmen einer Untersuchung zu gelingender und misslingender Anpassung bei männlichen jugendlichen Aussiedlern (Selensky, in Vorb.) ergeben haben. Darin, wie auch im Umfang des Fernsehkonsums von ca. 3,5 Stunden täglich, unterscheiden sich männliche jugendliche Aussiedler nicht von einheimischen Jugendlichen. Beliebt sind aber auch alte und aktuelle russischsprachige Filme, die in zahlreichen kleinen Läden, in denen auch Videokassetten gekauft oder ausgeliehen werden können, zu beschaffen sind. Satellitenanlagen ermöglichen es zudem, sich russischsprachige Fernsehprogramme ins Wohnzimmer zu holen. Dass der Fernsehapparat nebenbei läuft, auch während den Besuchen von Verwandten und Freunden, ist durchaus üblich und wird nicht als störend empfunden...
( merz 2002/05, S. 286 - 288 )