Dr. Ulrike Wagner
- Beirat
Vita
Ich bin bei merz seit 2010.
Aktivitäten
Ehemalige Direktorin und Leiterin der Forschungsabteilung des JFF – Institut für Medienpädagogik
Schwerpunkte
Aktuell beschäftigt mich besonders …
Aktuelle Debatten zeigen, wie wichtig es ist, sich mit demokratischen Grundwerten auseinanderzusetzen und sie nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, z. B. in Bezug auf Meinungsfreiheit oder Fragen eines kritischen Journalismus über geflüchtete Menschen. Die Medienpädagogik ist gefordert, ihre Rolle in gesellschaftlichen Zusammenhängen zu präzisieren und sich auch hier zu positionieren.
Beiträge in merz
Ulrike Wagner: Editorial
Die Themen Privatsphäre, Kontrolle und Datenschutz im Netz begegnen Medienpädagoginnen und Medienpädagogen beinahe täglich. Sei es über die mediale Berichterstattung, in der aktuell der Börsengang von Facebook für Furore sorgt. Erst unter dem Eindruck, dass dieses Unternehmen nun auch die Börsen der Welt dominieren würde, ein paar Momente später dann aber mit der Ernüchterung und mancherorts auch der Erleichterung, dass ein Unternehmen, das seinen Erfolg vor allem über ein bestimmtes Image und über seine Attraktivität als enormer Speicherpool detailliertester Informationen über seine Nutzenden speist, auch bestimmten undurchsichtigen Machtstrukturen unterliegt. Sei es über die täglichen Fragen von besorgten Eltern oder Lehrkräften, die dem Handeln der Heranwachsenden häufig mit einer zumindest skeptischen Distanz gegenüberstehen und dabei versuchen, die Faszination, die von den Online-Strukturen für Heranwachsende ausgeht, nachzuvollziehen. Die Kluft, die sich hier zwischen Heranwachsenden und ihrem familiären oder pädagogischen Umfeld auftut, ist keineswegs ein neues Phänomen. Gerade Jugendliche zeigen sich gegenüber neuen medialen Entwicklungen, so sie ihren Bedürfnissen und Motivlagen entgegenkommen, zumeist aufgeschlossen und neugierig darauf, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.
Die Erwachsenen reagieren häufig mit Vorbehalten, ob es nun um neue Computerspiele oder das Social Web geht. Mit dem Social Web kommt aber eine neue Facette ins Spiel, die eng mit der Veröffentlichung persönlicher Informationen im Netz verknüpft ist. Es bleibt meist in einer Grauzone, was eigentlich mit den eigenen Daten passiert, denn nur sehr selten wird transparent und vor allem verständlich gemacht, was bei der Eingabe solcher Daten passiert, wo und wie sie gespeichert und weiterverwendet werden. Es gibt also Gründe genug, einen merz-Schwerpunkt zum Thema persönliche Daten im Social Web zu konzipieren. Der Fokus liegt dabei auf der Auseinandersetzung mit einem facettenreichen Themenkomplex, die primär darauf angelegt ist, aus der Perspektive der Nutzenden Auswirkungen und Herausforderungen zu diskutieren, die unter den aktuellen gesellschaftlichen und medialen Bedingungen virulent werden. Das Heft will dazu anregen, sich mit unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen und hat keineswegs fertige Antworten zu bieten. Es will vielmehr dazu einladen, erstens die Handlungsspielräume auszuloten, die es gegenüber Medienpolitik und privatwirtschaftlichen Interessen auszuloten gilt und zweitens die Perspektiven für jene medienpädagogische Ansätze beleuchten, die handlungsorientierten und ressourcenstärkenden Leitlinien gegenüber Heranwachsenden und ihren pädagogischen Bezugspersonen verpflichtet sind. Dabei werden empirische Ergebnisse zum Handeln von Jugendlichen in sozialen Netzwerken vorgestellt und reflektiert, aktuelle Begriffe und Debatten zum Beispiel zum Thema Kontrollverlust und Post Privacy aufgegriffen und exemplarisch Projekte vorgestellt.
Im ersten Teil des Themenschwerpunkts stehen die Subjekte und ihr Handeln in Onlinestrukturen im Mittelpunkt. Dargestellt wird, wie Jugendliche in ihrem Handeln mit Aspekten von Privatheit und Fragen des Datenschutzes umgehen und darüber reflektieren. Ausgehend von der JFF-Studie Persönliche Informationen in aller Öffentlichkeit? diskutiert Ulrike Wagner im Beitrag Medienhandeln online. Zwischen eigenem Souveränitätsanspruch und Machtinteressen Dritter das Streben nach Autonomie als wichtiges Element des Aufwachsens vor dem Hintergrund der Ambivalenzen, die im alltäglichen Handeln mit und im Internet damit verbunden sind. Claudia Kuttner und Nadine Jünger (Universität Leipzig) stellen in ihrem Artikel Privatsphären und Datenschutz aus der Perspektive Jugendlicher Ergebnisse aus dem Medienkonvergenz-Monitoring vor und skizzieren die Perspektive der Jugendlichen auf datenschutzrelevante Aspekte. Beide Beiträge reflektieren die Anforderungen, die aus den empirischen Ergebnissen für die Entwicklung eines souveränen Umgangs mit komplexen Online-Welten resultieren. Wagner nimmt dabei stärker die strukturellen Aspekte medialer Infrastruktur in den Blick, Kuttner und Jünger fokussieren in ihren Schlussfolgerungen auf die konkrete medienpädagogische Praxis.Im zweiten Teil wird, kuratiert vom Redaktionsmitglied Jürgen Ertelt, die aktuelle Debatte um Privatsphäre in ausgewählten Facetten aufgegriffen.
Verschiedene Autorinnen und Autoren mit ganz unterschiedlichen Hintergründen wurden gebeten, ihre Positionen und Perspektiven auf Privatsphäre und Datenschutz zu skizzieren und zu argumentieren.Falk Lüke geht in seinem Artikel Vom Nutzen und Schutz personenbeziehbarer Daten der Frage „Was sind Daten eigentlich wert?“ nach und fordert vor allem von den marktwirtschaftlichen Akteuren im Internet Transparenz und für die Nutzerseite ein durchschaubares System, in dem die Nutzenden von Online-Angeboten bereits im Internetbrowser die Möglichkeit haben, die von ihnen gewünschten Privatsphäre-Einstellungen abzuspeichern und sich nicht für jedes Online-Angebot aufs Neue die jeweils geltenden Nutzungsbedingungen erschließen zu müssen und die persönlichen Einstellungen vorzunehmen.Michael Seemanns Ausgangspunkt ist das Handeln der Individuen in Onlinestrukturen. In seinem Artikel Datenangst und Kontrollverlust argumentiert er, dass sich die Nutzenden über ihr Handeln online Vorteile erschließen, die aber im Gegensatz zur meist diffusen Angst um ihre Daten stehen.Christian Heller, der mit seiner Prägung des Begriffs „Post-Privacy“ bekannt wurde, übt im Beitrag Willkommen in der Post-Privacy Kritik am Konzept der informationellen Selbstbestimmung und der deutschen Datenschutztradition, die, so seine Auffassung, unter aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen nicht mehr zeitgemäß sei. Er stellt die Vorteile heraus, die aus der Möglichkeit Informationen zu sammeln und auszuwerten, entstehen: Sie bringen zum Beispiel Menschen mit ähnlichen Interessen zusammen.
Zudem kann das Zur-Verfügung-stellen von Daten Transparenz gegenüber undurchsichtigen Machtstrukturen und (teil-)totalitären Strukturen bringen und damit Machtverhältnisse verändern.Im Beitrag Mein Pseudonym und ich geht Peter Schaar auf die Notwendigkeit von Privatheit als Schutz der eigenen Person ein und argumentiert, warum er Anonymität im Netz für einen wichtigen Aspekt der Umsetzung persönlicher Freiheit hält. Dieser Beitrag ist ein Abdruck seines Blogeintrags vom 17.04.2012 im Datenschutzforum auf www.bfdi.bund.de/bfdi_forum.Joachim Paul argumentiert in seinem Beitrag Privatsphäre/Datenschutz/Kontrollverlust, dass eine vollständige Freigabe aller Daten von allen und für alle eine totalitäre Forderung ist und weshalb eine Auseinandersetzung mit privat und öffentlich wichtiger denn je erscheint. Den Begriff der Transparenz verwendet er – im Gegensatz zu Christian Heller – im Hinblick auf die Durchschaubarkeit von Strukturen und Regeln für die Nutzenden, die sich zum Beispiel in Sozialen Netzwerken bewegen.Im dritten Teil des Schwerpunkts werden exemplarisch Projekte vorgestellt, die allesamt das Ziel verfolgen, die Subjekte in ihrem Handeln im Netz zu stärken und ihnen Handwerkszeug zu vermitteln, diese Strukturen besser zu durchblicken und ihr Handlungsrepertoire zu erweitern.
Doreen Pomsel gibt einen Überblick zu den Informationsangeboten der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Peter Gerlicher stellt das Projekt webhelm – Selbstverantwortung im Web 2.0 vor, in dem Web 2.0-Werkstätten mit Jugendlichen durchgeführt wurden und darauf aufbauend ein Materialpaket für pädagogische Fachkräfte und eine Broschüre für Eltern entwickelt wurde. Das Online-Jugendmagazin checked4you.de der Verbraucherzentrale NRW wird von Heiko Wichelhaus in seinen zentralen Anliegen präsentiert: Das Angebot will Jugendliche für die Themen rund um Datenschutz sensibilisieren und gibt konkrete Tipps. Seit 2009 wendet sich Watch your web zu Fragen des Verbraucher- und Datenschutzes an Jugendliche; das Projekt wird von Kira Schmahl präsentiert. Von Jugendlichen für Jugendliche ist das zentrale Motto von juuuport – dem Projekt der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) – und setzt auf den Peer-to-Peer-Ansatz, um Jugendliche zu sensibilisieren und zu fördern.
Sabine Mosler beschreibt die zentralen Eckpfeiler des Projekts. Im abschließenden Teil werden Konsequenzen einmal aus einer anderen Perspektive diskutiert, und zwar in Bezug auf Fragen, die viele pädagogische Fachkräfte in ihren Institutionen beschäftigen: Wie soll man in der eigenen Institution mit Social Media umgehen? Was ist bei der Grenzziehung zwischen privat und öffentlich aus der Sicht pädagogischer Einrichtungen zu berücksichtigen und wie kommt man zu einer gemeinsamen Linie gegenüber seinen Zielgruppen, vor allem den Heranwachsenden? Diesen Fragen nähert sich Kerstin Heinemann in ihrem Beitrag Social Media Guidelines. Abschließend kommentiert Jörg Eisfeld-Reschke die Frage nach Medienkompetenz unter pädagogischen Fachkräften.
Klaus Lutz/Ulrike Wagner: Medienpädagogik im Kontext von Mediensuchtprävention
Die gesellschaftliche Lage ist derzeit gekennzeichnet durch zwei Pole: die Forderung nach freiheitlichem Diskurs und Vielfalt sowie die Vereinfachung und Polemisierung komplexer Fragestellungen und Probleme. Im Artikel wird am Beispiel des Themenkomplexes Mediensuchtprävention der Frage nachgegangen, welche Rolle die Medienpädagogik und die aktive Medienarbeit im Kontext von Prävention spielen (können) und in welche Bedingungen medienpädagogische Arbeit dabei eingebunden ist.
Literatur
Thimm, Katja (2011). Kinder in Bedrängnis. Hamburg. www.spiegel.de/politik/kinder-in-bedraengnis-a-5b246e4a-0002-0001-0000-000081015417 [Zugriff: 04.07.2022]
Niederndorfer, Florian (2022). Demokratieforscher zur Impfdebatte: "Sollten aufhören, moralistisch zu argumentieren". Wien. www.derstandard.at/story/2000133237858/demokratieforscher-merkel-aufhoeren-moralistisch-zu-argumentieren [Zugriff: 04.07.2022]
Hurrelmann, Klaus/ Quenzel, Gudrun (2012). Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung. 11., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Kammerl, Rudolf/ Wartberg, Lutz/Zieglmeier, Matthias (2018). Kritische Perspektiven auf den Umfang der Internetnutzung Jugendlicher - Eine Frage der Generationszugehörigkeit? In: Niesyto, Horst/Moser, Heinz (Hrsg.), Medienkritik im digitalen Zeitalter. München: kopaed, S. 207–220.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIM-Studie 2020. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2020/JIM-Studie-2020_Web_final.pdf [Zugriff: 04.07.2022]
Paus-Hasebrink, Ingrid/Sinner, Philip (2021). 15 Jahre Panelstudie zur (Medien-)Sozialisation. Baden-Baden: Nomos.
Rösch, Eike (2013). Jugendarbeit im Social Web – gute Gründe, damit anzufangen. In: Deutsche Jugend, 4, S. 162–169.
Stiftung für Zukunftsfragen (Hrsg) (2011). Forschung aktuell. Neuer Freizeit Monitor 2011. Bundesbürger haben vier Stunden Freizeit pro Wochentag. In: Forschung aktuell, 32 (232), S. 1–7.
Bayerischer Jugendring (BJR) (2020). Gaming und Jugendarbeit. München. www.bjr.de/nc/service/beschluesse/details/gaming-und-jugendarbeit-3514.html [Zugriff: 04.07.2022]
Susanne Heidenreich/Ulrike Wagner: Editorial: Digitale Gewalt – analoge Muster in digitalen Dimensionen?
„Regierungen der industriellen Welt, ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Ich erkläre den globalen sozialen Raum, den wir errichten, als gänzlich unabhängig von der Tyrannei, die ihr über uns auszuüben anstrebt.“ Dieser vielzitierte und pathetische Satz stammt aus der von John Perry Barlow veröffentlichten Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace aus dem Jahr 1996. Gerade einmal 25 Jahre später ist die Verantwortung von allen, auch von diesen Regierungen bei der Suche nach Lösungen gefordert, wie diese neue Heimat eines Geistes zu (maß-)regeln ist, der selbst zum Tyrannen geworden ist. Die Zeiten, aus denen die Unabhängigkeitserklärung stammt, war verbunden mit der Idee eines neuen sozialen, kreativen und gemeinschaftlichen Miteinanders ‚im Internet‘, einer neuen Welt im Cyberspace. Abgesehen davon, dass sich die Begrifflichkeiten gewandelt haben (der Begriff Cyberspace mutet fast schon unzeitgemäß an), ist heute unverkennbar: Digitale Interaktionen bieten nicht nur Möglichkeiten für eine sinnstiftende, konstruktive und kreative Nutzung, sondern auch für Formen des zerstörerischen Gegenteils. In der öffentlichen Diskussion erscheint dieses Internet immer wieder als Nährboden für Hass und Hetze, als Sprachrohr für extreme Ansichten und als Herd für eine ‚verbale Giftsuppe‘. Aber auch weit über die Gewalt der Sprache hinaus werden digitale Instrumentarien des Netzes für die Überwachung, Kontrolle, Verleumdung oder anderweitige Bedrohungen gegenüber einzelnen Personen genutzt. Eine Übersicht über derzeit bekannte Phänomene in diesem Heft (siehe Glossar, S. 24 ff.) zeigt, wie breit das Spektrum digitaler Gewalt sein kann. Und es deutet an, wie weit digitale Aggression in das Leben eindringt. Die Eskalation von Gewalt gegenüber öffentlichen Personen und der Übergang von digitalen Attacken in den physischen, öffentlichen Raum finden regelmäßig ihren Platz in der medialen Berichterstattung. Was aber passiert bei digitaler Gewalt im häuslichen, alltäglichen Umfeld? Welche Aufmerksamkeit und Hilfe erfahren die Betroffenen von digitaler Aggression, die aus dem privaten Beziehungsumfeld ausgeübt wurden? Was passiert mit Ex-Partnerinnen bzw. Ex-Partnern, die privates Bildmaterial veröffentlichen? Oder mit Kindern, die selbst in den privatesten Momenten zum Postingmaterial ihrer Eltern werden? Mit Jugendlichen, die von ihren Eltern permanent digital kontrolliert und überwacht werden? Eltern, die von ihren Kindern in Sozialen Netzwerken verleumdet werden? Kinder, die von Kindern gemobbt werden? Die Aufzählung ist lang und zeigt: Digitale Gewalt ist im Privaten angekommen und lässt sich zumindest auf zwei Ebenen verorten: Zum einen der im obigen Zitat benannten staatlichen Überwachung und Kontrolle des Netzes durch Regierungen, die in Gewalt gegen Gruppen und einzelne Bürgerinnen und Bürger münden kann. Zum anderen tangiert sie Gewalt auf der privaten, persönlichen Ebene, mit dem Ziel, die Integrität einzelner Subjekte anzugreifen. Letzteres bildet den Themenschwerpunkt dieses Heftes. Die zentrale Ausgangsfrage dabei ist, ob digital ‚nur‘ fortgesetzt wird, was in der physischen Welt ‚aus Fleisch und Stahl‘ seit langem traurige Realität ist, oder ob Gewalt-Phänomene eine neue Qualität über ihre Ausübung im digitalen Raum erreichen. Wie analog ist also digitale Gewalt? Ein Konsens aller Beiträge zeigt: Digitale Gewalt kann nicht getrennt von ‚analoger Gewalt‘ betrachtet werden. Angewendet wird sie meist in Ergänzung oder zur Verstärkung von bestehenden Gewaltverhältnissen und -dynamiken (siehe Vobbe in dieser Ausgabe, S. 29 ff.). Hinzu kommt, dass sich die digitale Medienwelt nicht mehr mit einem Appell, einem Verbot oder der Löschung von einzelnen Beiträgen eines Senders, einer Produzentin bzw. eines Produzenten ‚ins Reine bringen‘ lässt. Sie konstituiert sich durch unzählige Beiträge, Einträge und Interaktionen der Netzgemeinde. Ganz im Sinne Barlows, der diesen entstandenen Geist jedoch noch als sozialen Raum ganz ohne Tyrannei vorstellte. Doch neben organisierten Netzwerken sind es eben auch die einzelnen Individuen, die mit ihrem Hass, ihrer Hetze und Gewaltaufrufen (virtuelle) Räume miterschaffen, in denen Gewalt ‚zusammenschweißt‘ und ein Klima der Angst geschürt wird. Juristische Mittel reichen nicht, um grundlegend digitale Gewaltakte zu verhindern. Hier ist – neben anderen Disziplinen – die (Medien-)Pädagogik einmal mehr gefordert, Konzepte für die Vermittlung ethischer Fragen des (digitalen) sozialen und damit demokratischen Miteinanders zu entwickeln und umzusetzen. Für die Soziale Arbeit kristallisiert sich die Aufgabe heraus, stärker als bisher Konzepte und Maßnahmen zum Schutz für die Betroffenen solcher Gewaltakte in der Beratungs- und Hilfepraxis einzubinden. Aus diesen Überlegungen heraus ergaben sich für uns als Fachredaktion folgende, die Auswahl der Beiträge leitende Fragen:
- Welche Formen digitaler Gewalt lassen sich differenzieren?
- Was passiert, wenn sich Attacken gegen Einzelne im digitalen Raum richten? Besitzt die Gewalt eine neue Qualität, zum Beispiel durch die bleibende und ständige Präsenz der persönlichen Gewaltattacke?
- Finden die Betroffenen adäquate Hilfe? Gibt es genügend und vor allem spezielle Beratungsstellen und/oder Hilfeangebote, die Betroffene nutzen können? Welche fachlichen Kompetenzen sind für eine zielführende Prävention notwendig?
- Welche staatlichen und nicht-staatlichen Stellen sind für welche Fragen im Zusammenhang mit Formen digitaler Gewalt geeignete Partner? Und nicht zuletzt: Werden Betroffene in ihrer – vielleicht ‚nur digitalen‘ – Verletzung ernst (genug) genommen?
Handlungsbedarf
Die intensive Arbeit an diesem Themenheft zeigte deutlich: Viele Beratungsstellen und Praxiseinrichtungen sind immer stärker mit dieser Problematik konfrontiert, sie sind ebenso für die möglichen und realen Folgen für das Leben der Betroffenen sensibilisiert. Doch was fehlt, sind sowohl kurzfristige Hilfestellungen als auch langfristig greifende Konzepte des Schutzes und der Prävention. Es fehlt zudem ganz grundsätzlich an Forschungen und Studien zu digitalen Gewaltformen, zu deren Auswirkungen auf das reale Leben für verschiedene Menschengruppen, zu nachhaltigen Schutzmaßnahmen und eine Offenlegung rechtlicher Leerstellen. Eine Ausnahme stellt hier das Thema (Cyber-) Mobbing unter Jugendlichen dar, das im Vergleich dazu häufig im Forschungsfokus steht. Die Recherchen nach medien- und sozialpädagogischen Modellen und Konzepten, die sich mit Formen digitaler Aggression befassen, zeigt: Es finden sich zwar viele engagierte Projekte im lokalen Raum oder begrenzt auf ein bestimmtes Phänomen (z. B. Hate Speech oder Mobbing), jedoch fehlt es an übergreifenden Konzepten, die sich den Phänomenen digitaler Gewalt grundsätzlich annähern. Für die pädagogische Praxis relevant sind diese Phänomene allesamt zweifellos, jedoch besteht die Schwierigkeit, diesen inhaltlich komplexen, multiperspektivischen Themenkomplex angemessen zu bearbeiten. Zusammen mit einer förderpolitischen Ausgangslage, in der langfristig angelegte Projekte meist nur geringe Chancen auf Umsetzung haben, verwundert es daher nicht, dass diese Leerstellen bestehen. Doch auch in der Forschung stellt sich das Thema Digitale Gewalt als ein komplexes Geflecht aus fundierten Erkenntnissen zur Gewaltforschung und (noch) unbekannten Auswirkungen im digitalen Leben dar. Eine Folge der sich stets ändernden, teils undurchschaubaren technischen Möglichkeiten, die sowohl die Formen von Gewalt verändern als auch deren Präsenz. Trotz der Erfordernisse gestaltete sich das Auffinden von wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren für die vorliegende Ausgabe als sehr schwierig. Um die Brisanz des Themenfeldes aufzeigen zu können entschieden wir uns, Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Praxisfeldern und der Praxisforschung in Form von Interviews zu Wort kommen zu lassen, was unserer Ansicht nach der allgemeinen Lage in diesem Themenfeld gerecht wird: Derzeit existieren mehr Fragen und Bedarfe als Antworten und Lösungen.Perspektiven auf digitale Aggression
Im einführenden Artikel geben Nicola Döring und M. Rohangis Mohseni einen fundierten Überblick über Formen digitaler Aggression, deren Ursachen und den Herausforderungen bei der Prävention. Zunächst klären sie, was unter interpersonaler Gewalt und Aggression zu verstehen ist und welche Besonderheiten digitale interpersonale Gewalt aufweist. Sie differenzieren fünf Besonderheiten: Neben der Zeit- und Ortsunabhängigkeit und der Tatsache, dass sich interpersonale Gewalt im (teil-)öffentlichen Raum mittels Text-, Foto- und Videodokumenten realisiert, ist es vor allem die Möglichkeit, digitale Gewalt in unterschiedlichen Lebensbereichen der Betroffenen auszuüben und die Tatsache, dass digitale Spuren kaum endgültig gelöscht werden können. Immer wieder neue Begrifflichkeiten sind in diesem Themenfeld zu hören und zu lesen. Die Redaktion hat eine für dieses Heft relevante Auswahl in einem Glossar zusammengestellt. Ausgehend davon, dass Akte digitaler Aggression längst in die Sphäre zwischenmenschlicher Beziehungen eingedrungen sind, ist die Beratungspraxis vor neue Herausforderungen gestellt, insbesondere vor dem Hintergrund sich rasant entwickelnder technischer Anwendungen und Möglichkeiten. merz hat dazu drei Interviews geführt: Die Brisanz bei sexualisierter Gewalt mit digitalem Medieneinsatz sieht Frederic Vobbe in der Transzendierung der Gewalt. Digitale Medien fungieren als ‚Struktur-Verstärker‘, da die Verletzungen ursprüngliche Gewalthandlungen zeitlich, räumlich, technisch und psychosozial übersteigen. Er fordert eine kritisch-emanzipatorische Haltung in Schutz- und Präventionskonzepten ein, die nicht primär am individuellen Verhalten ansetzen. Dabei müssen verschiedene Gruppen an der Verankerung beteiligt werden. Er sieht vor allem die Anbieter digitaler Kommunikationsdienste in der Pflicht, denen es „unter dem Label von Freiheit“ hauptsächlich um ihre Profitorientierung geht. Gerade sie hätten die technischen Voraussetzungen für eine personalisierte Primärprävention und Aufklärung, für systematische Eindämmung von diskreditierenden Bild- und Videoaufnahmen und für eine Vernetzung der spezialisierten Unterstützungssysteme. Daneben brauche es weiterhin fundierte Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, die „Einsichten in die Dynamiken von Gewaltkontexten“ eröffnet. Vobbe fordert eine kollektive Haltung gegenüber sexualisierter Gewalt, was nur über umfassende Konzepte erreicht werden kann, die partizipativ erarbeitet werden. Ans Hartmann vom Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) stellt im Interview fest, dass geschlechtsspezifische Gewalt zunehmend digitalisiert wird und durch das Voranschreiten der Digitalisierung des Alltags auch technische Anwendungen und Medien in die Gewalthandlungen und -dynamiken integriert werden. Hartmann sieht hierdurch folgende Herausforderungen für Beratende: Sie brauchen weiterhin Zeitressourcen für eine intensive psycho- soziale Beratung und müssen über aktuelles Wissen über Formen digitaler Aggression verfügen. Immer häufiger sind sie mit technischen Aspekten konfrontiert, gleichzeitig können sie aber keine IT-Beratung leisten. Dieses Manko ortet Hartmann aber auch bei Polizei und Justiz, um effiziente und rasche Unterstützungsleistungen zu bieten. Insgesamt fordert Hartmann mehr finanzielle und personelle (Ab-)Sicherung der Beratungsstellen, aber auch der Behörden, die durch die neuen Anforderungen zum großen Teil an ihre Grenzen stoßen. Jugendliche in ihrer Lebenswelt zu verstehen, sie zu sensiblen Themen zu erreichen und ihnen bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen ist Ziel von JUUUPORT. Susanne Neuerburg erläutert, wie die Peer-to-Peer-Beratung der gemeinnützigen Organisation funktioniert und welchen Mehrwert dies bietet: Mit einer gleichberechtigten Beratung auf Augenhöhe begleiten jugendliche Scouts Kinder und Jugendliche und sorgen mit regelmäßigen Treffen zusammen mit psychologischer Beratung durch erwachsene Expertinnen und Experten für Erfahrungsaustausch. Während reale Gewaltattacken in interpersonellen Beziehungen häufig im Verborgenen bleiben, sind Formen digitaler Aggression teilweise mit Öffentlichkeit verbunden bzw. zielen gerade auf Wirksamkeit in der Öffentlichkeit ab. Marlis Prinzing erläutert anhand zahlreicher Beispielen und Belege, wie Personen, die in „der“ Öffentlichkeit stehen, von digitaler Aggression betroffen sind und welche Vorgehensweisen die Aggressoren verfolgen. Sie argumentiert aus einer ethischen Perspektive, welche Handlungsmöglichkeiten gestärkt werden müssen, wie zivilgesellschaftliche Akteure Einfluss nehmen können und macht eindringlich klar, wo Erfordernisse auf individueller aber vor allem auf gesellschaftlicher Ebene liegen. Abschließend wird ein besonderes Beratungsangebot, das Unterstützung bei digitaler Gewalt in seinen vielfältigen Formen bietet, vorgestellt. HateAid ist eine in Berlin ansässige Beratungsstelle, welche Menschen unterstützt, die im Netz mit digitaler Gewalt angegriffen werden. Ihre Besonderheit liegt in der Unterstützung bei der Rechtsdurchsetzung. Hier übernimmt HateAid in entsprechenden Fällen auch die Finanzierung von Zivilklagen.
Conclusio
Diesen Themenschwerpunkt zu konzipieren und umzusetzen war von Herausforderungen begleitet, die auch sinnbildlich dafür stehen können, wie digitale Gewalt verhandelt wird: Eine erste Herausforderung betrifft die Diskussion um Begriffe in diesem sensiblen Themenkomplex: Wie Döring und Mohseni ausführen, sind immer wieder neue Begrifflichkeiten im Umlauf, die aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich analoge Gewalt und solche mittels technischer Hilfsmittel immer stärker verzahnt. Zweitens sind abseits des Themas (Cyber-)Mobbing deutliche Lücken sowohl in der wissenschaftlichen Beschäftigung als auch in der konzeptionellen Arbeit der Prävention zu konstatieren. Übergreifend wird deutlich, dass es zwar auf der individuellen Ebene wichtig ist, vor allem Kinder und Jugendliche stark zu machen gegen die Zumutungen, die ihnen medienvermittelt begegnen. Daneben braucht es jedoch umso mehr eine breitere gesellschaftliche Diskussion zu den sozialen Welten, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen. So haben Kommunikations- und Medienanbieter letztlich fast freie Hand in der weiteren Verfügung über die Daten der Nutzenden und geben wenig Einblick in ihr Geschäftsgebaren mit dieser höchst wertvollen Währung. Ihre Kommunikationsdienste sind gleichzeitig für Kinder und Jugendliche äußerst attraktiv. Wenn es um die ethische Verantwortung für das Ausüben digitaler Formen von Aggression und die Folgen auf Seiten der Betroffen geht, bleiben die Anbieter aber zumeist außen vor und die Konzepte erschöpfen sich im individuellen Aushandeln und dem Schutz vor gewalthaltigen Handlungen online. Aus den Interviews wird eine dritte Herausforderung offenkundig: Die Netzwerkarbeit unter Betroffenen, Beratungsstellen und allen Einrichtungen, die mit Gewalt befasst sind, ist stärker zu forcieren. Nur durch Unterstützungsnetzwerke fühlen Betroffene, dass sie nicht alleine gelassen werden. In einem solidarischen Zusammenschluss können auch die Beratungsstellen zeigen, dass alle Formen von Gewalt zu ächten sind. So kann ein gesellschaftlicher Diskurs angestoßen werden, in dem gemeinschaftliche und partizipative Handlungsweisen zu einer solidarischen Weiterentwicklung von Gesellschaft beitragen und wieder etwas vom Ursprungsgeist des Internets zu spüren ist. Eine offene Frage bleibt, ob sich ‚die Gesellschaft‘ derzeit tatsächlich polarisiert und radikalisiert. Ist dies ein realer Trend, oder entsteht ein verzerrtes Bild der Gesellschaft durch die lautstarken und gewalttätigen Äußerungen Einzelner? Kommt vielleicht solidarisches, gemeinschaftliches Handeln ohne Lautstärke aus und vollzieht sich über andere Kanäle? Für eine Vision des globalen sozialen Raumes, in dem kreatives, gemeinschaftliches und partizipatives Handeln bestimmend ist, würde es sich lohnen, diesen Fragen aus Sicht von Forschung und Praxis nachzugehen.
Ulrike Wager: Medienhandeln findet in kommerzialisierten Umgebungen statt
Die Kritik an privatwirtschaftlich organisierten Medien bildet seit jeher einen Hauptaspekt, wenn es darum geht, Bürger und Bürgerinnen zu einer Reflexion darüber anzuregen, wie sie mit Medien umgehen. Dementsprechend ist eine wesentliche Dimension in den handlungsorientierten Modellen der Medienkompetenzförderung die Forcierung der Fähigkeiten zur Medienkritik. Dieses Hinter-die-Kulissen-blicken umfasst unter anderem auch das Durchschauen kommerzieller Strukturen von Medien und ihren Anbietern. Nun sind Teilbereiche des Themas Kommerzialisierung der Medienwelt nicht neu, die wissenschaftliche und pädagogisch-praktische Auseinandersetzung mit Kindern und Werbung gehört zu den recht gut erforschten Gebieten in der Mediensozialisationsforschung. Andere Phänomene, wie zum Beispiel junge Erwachsene als Unternehmer, die mittels You-Tube Geld verdienen, sind hingegen relativ neu.
Die aktuelle Ausgabe von merz macht sich mit dem Schwerpunktthema Jugend – Medien – Kommerzialisierung auf die Suche nach Handlungsoptionen für die Medienpädagogik und wirft einen Blick auf aktuelle Herausforderungen. Das Handeln mit Medien war schon immer ein komplexer Prozess der Auseinandersetzung des Subjekts mit medialen Gegebenheiten. Aktuell ist es aber weit mehr die Auseinandersetzung des Subjekts in seiner lebensweltlichen Verankerung mit Medieninhalten und -geräten. Gerade mit der Etablierung mediatisierter Kommunikations- und Interaktionsstrukturen ist dieses Verhältnis von Subjekt und Medienwelt wesentlich komplexer geworden. Menschen eignen sich mediale Geräte und Strukturen an, um sich zu anderen in Beziehung zu setzen und sich selbst zu präsentieren. Sie nutzen dafür vor allem Soziale Netzwerkdienste oder Messenger auf mobilen wie stationären Endgeräten. Dabei sind auf Seiten der Medien neue Akteure auf den Plan getreten, deren Interessen auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind: Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Telekommunikationsunternehmen, die uns Telefonverträge und Geräte verkaufen, von Anbietern sozialer Netzwerkdienste, die uns Zugang zu unseren mediatisierten Beziehungsgefügen allerorts und zu jeder Zeit gewähren, oder auch von Spieleanbietern, die für uns umfassende Spielewelten arrangieren.
Gemeinsam ist all diesen Medienaktivitäten, die das Subjekt realisieren kann, dass sie sofort mit den sozialen Beziehungen der Handelnden verknüpft werden können: Sich selbst mit mehr oder weniger interessanten Inhalten zu präsentieren und sie mit anderen jederzeit und allerorts teilen zu können ist (zumindest für die Jüngeren) ein integrierter Bestandteil des Medienhandelns. In Bezug auf Prozesse der Kommerzialisierung des Mediensystems geht es also nicht mehr nur um das Anpreisen von Waren über spezifische Werbeformen in den Medien. Unser Medienhandeln findet insgesamt viel mehr als früher in kommerzialisierten Umgebungen statt und gerät gleichzeitig immer häufiger unter Beobachtung und wird von verschiedenen Akteuren, die wirtschaftliche und/oder politische Interessen verfolgen, ausgewertet. In den (Post-)Industriestaaten eint uns die Erkenntnis, dass wir die (medialen) Strukturen, in denen wir handeln, nicht mehr völlig durchblicken und sie sich zunehmend unserer Kontrolle entziehen. Erwachsene wie Heranwachsende stehen teilweise ohnmächtig vor diesem Problem, sie ignorieren es oder sie finden sich mit der Tatsache ab, gesellschaftliche wie mediale Verhältnisse so zu akzeptieren wie sie sind und gar nicht mehr zu hinterfragen. Für die Medienpädagogik bedeutet dies eine kontinuierliche Reflexion ihrer Ansätze und auch ihrer wissenschaftlichen Grundlagen. Das vorliegende merz-Heft will dazu einen Beitrag leisten. Verschiedene Teilbereiche von Kommerzialisierung werden im Themenschwerpunkt diskutiert:
Dimensionen von Kommerzialisierung und Ökonomisierung
Eine Systematisierung der Phänomene leistet Wolfgang Reißmann als Einführung in das Schwerpunktthema: Um den Themenkomplex der kritischen wissenschaftlichen Analyse zuzuführen schlägt er eine Dreiteilung des Komplexes vor:- die Perspektive auf die Subjekte als (potenzielle) Konsumentinnen und Konsumenten, denen über die Medien traditionell Waren angeboten werden und die sich dazu positionieren müssen- die Perspektive auf die Kommerzialisierung von mediatisierten Kommunikations- und Interaktionsformen und die dahinterliegenden Auswertungsstrategien verschiedener Akteurinnen und Akteure sowie- die Perspektive auf eine grundlegende Ökonomisierung der Handlungsformen von Menschen, die immer stärker an zweckrationalen und gewinnorientierten Zielen orientiert werden
Heranwachsen mit Werbung
Im nächsten Teil wird ein klassischer Bereich herausgegriffen, das Thema Kinder und Werbung im Fernsehen. Ein Teil der Mediensozialisationsforschung widmet sich schon seit langem diesem Themenfeld, woraus als eine Konsequenz Qualitätskriterien für ‚gute‘ Medieninhalte entwickelt wurden. Eines dieser Kriterien zielt darauf, Kindern werbefreie Räume zu bieten bzw. Werbung so zu gestalten, dass sie vom redaktionellen Programm einfach zu unterscheiden ist. Das heißt, die Beschäftigung mit guten, qualitätsvollen Medien für Kinder umfasst immer auch einen zumindest reflektierenden Blick auf Werbung in kinderrelevanten Medien. Michael Gurt, verantwortlicher Redakteur des FLIMMO, hat ein Gespräch mit Birgit Guth, Leiterin der Medienforschung bei SuperRTL, und Margrit Lenssen, stoffführende Redakteurin der Redaktion Löwenzahn des ZDF, geführt. Diskutiert wurden dabei aktuelle Herausforderungen für ein qualitätsvolles Kinderprogramm, die Einkauf- und Vermarktungsstrategien der Fernsehanbieter und Vermarktungsgesellschaften. Ein Schwerpunkt lag auch darauf, einen Blick auf die Phänomene der Medienkonvergenz und ihre Auswirkungen auf den Medienumgang der Kinder zu werfen: So wird die Online-Strategie bei der Entwicklung neuer Formate für die Zielgruppe Kinder immer von vorneherein mitgedacht. Schwierigkeiten sehen beide Gesprächspartnerinnen darin, mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich mobiler Endgeräte Schritt zu halten.
Jugend als Unternehmen
Dass ein Bewusstsein über das ‚unternehmerische Selbst‘ auch bei jungen Erwachsenen inzwischen angekommen ist, zeigt sich im Phänomen ‚YouTube-Stars‘ und deren Geschäftsmodelle. Nicola Döring gibt einen Überblick über die Strukturen, in denen die zumeist jungen Erwachsenen semiprofessionell bis professionell agieren und sie erläutert die Geschäftsmodelle, die diesem Handeln zugrunde liegen. Gekennzeichnet ist dieses Handeln von zunehmender Professionalisierung und den Erwartungen daran, dass mit gut gemachten Kanälen auf Videoportalen Geld zu verdienen ist.
Online-Werbung und neue Geschäftsmodelle
Daran anschließend wird ein relativ neuer Bereich für die Zielgruppe Jugendliche und Kinder in den Blick genommen, und zwar die Erscheinungsformen von Online-Werbung und Geschäftsmodellen im Internet. Anne Schulze ist an einem Forschungsprojekt des Hans-Bredwow-Instituts beteiligt, das Online-Werbung aus der Perspektive von Kindern rekonstruiert. In einem Interview bietet sie einen Einblick in das Vorhaben. Sie sieht als eine der größten Herausforderung im Umgang mit Online-Werbung, dass Kinder grundsätzlich im Internet anders gefordert sind, Inhalte einzuschätzen und sich zu orientieren. Gerade in Bezug auf neue Werbeformen (z. B. personalisierte Werbung) stellen sich hier dann auch neue Anforderungen an die Ausbildung von Fähigkeiten zur Einschätzung dieser Formate. Für Jugendliche ist zu konstatieren, dass sie zwar über die Werbeformen Bescheid wissen, jedoch von den Geschäftsmodellen der Anbieter nur wenig Ahnung haben. Auffällig ist zudem, dass die Strukturen, in denen sich Jugendliche gerne und ausgiebig bewegen, als kommerzialisierte Handlungsstrukturen von ihnen wenig hinterfragt und zumeist hingenommen werden. Die JFF-Studie, die Niels Brüggen und Mareike Schemmerling vorstellen, zeigt, dass es über handlungsorientierte Methoden sehr wohl gelingen kann, bei den Jugendlichen ‚Aha-Effekte‘ zu erzeugen und sie zur Reflexion anzuregen. Sie sind dann als aussichtsreich einzuschätzen, wenn sie an den Handlungserfahrungen der Jugendlichen ansetzen, dieses Handeln und damit verbundene Auswertungsprozesse sichtbar machen und den Austausch unter Jugendlichen anregen. Über alle Beiträge hinweg wird deutlich, dass die Medienpädagogik in ihrer Weiterentwicklung gefordert ist.
Herkömmliche Konzepte und Modelle, die eine Reflexion über das Mediensystem anregen sollen, greifen mit Blick auf aktuelle Phänomene zumeist zu kurz. Umso größere Bedeutung erlangen Ansätze, die von Seiten der Wissenschaft kritische Herangehensweisen einfordern und die für die pädagogische Praxis die Weiterentwicklung und Erprobung von Methoden forcieren. Notwendig ist gleichzeitig eine Analyse der Strukturbedingungen für mediales Handeln.
Ulrike Wagner: Partizipation mit und über Medien
Partizipation und Teilhabe haben in unterschiedlichen Facetten Hochkonjunktur: Politische Funktionsträger sprechen von der Beteiligung möglichst vieler an Entscheidungsprozessen, in der veröffentlichten Debatte gibt es Lippenbekenntnisse, dass die Gesellschaft dafür zu sorgen hat, möglichst wenige draußen stehen zu lassen, Integration bzw. Inklusion sind Ziel politischen Handelns. Gleichzeitig sei jedes Individuum gefordert. Auch im Diskurs um das Mitmach-Internet ergibt sich ein inflationärer Gebrauch des Begriffs. Die technikeuphorische Perspektive dominiert die Debatte um die neuen Möglichkeiten des Web 2.0, die es „wie von selbst“ allen Menschen ermöglichen, mitzubestimmen. Dabei bleibt häufig die Frage, wo sich im Medienhandeln ganz praktisch neue Optionen der Mitgestaltung, -bestimmung und -verantwortung ergeben und wo die Grenzen und Widersprüche partizipativen Medienhandelns liegen.
Literatur
Barber, Benjamin R. (1994 (englisch 1984)). Starke Demokratie. Über die Teilhabe am Politischen. Hamburg: Rotbuch-Verlag.
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Ulrike Wagner: Medienhandeln online
Zentraler Angelpunkt, um den Medienumgang von Heranwachsende zu verstehen, ist das Streben der Jugendlichen nach selbstbestimmten Handlungsräumen, die (teilweise) in Abgrenzung zur Welt der Erwachsenen gesucht werden. Soziale Netzwerkdienste bieten für Jugendliche solche Räume an, in denen diese ihren Bedürfnissen nachkommen können. Gleichzeitig sind diese Räume von Interessen Dritter geprägt, die für die Nutzenden nicht immer zu durchblicken sind oder sie auch überfordern können. Aufgabe der Medienpädagogik ist es, diesem Spannungsfeld zwischen Autonomiestreben von Jugendlichen und potenzieller Vereinnahmung durch Dritte in der pädagogischen Praxis gerecht zu werden.
Literatur:
Gaycken, Sandro/Kurz, Constanze (2008). Einführung. In: dies. (Hrsg.), 1984.exe. Gesellschaftliche, politische und juristische Aspekte moderner Überwachungstechnologien. Bielefeld: transcript Verlag, S. 13-23.
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Theunert, Helga (Hg.) (2009). Jugend - Medien - Identität. Identitätsarbeit Jugendlicher mit und in Medien. München: kopaed.
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels/Gebel, Christa (2009). Web 2.0 als Rahmen für Selbstdarstellung und Vernetzung Jugendlicher. Analyse von jugendnahen Internetplattformen und ausgewählten Selbstdarstellungen von 14- bis 20-Jährigen. Erster Teil der Studie „Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsfläche für Jugendliche“. Unter Mitarbeit von Peter Gerlicher und Kristin Vogel. München: JFF – Institut für Medienpädagogik. Verfügbar unter: www.jff.de/dateien/Bericht_Web_2.0_Selbstdarstellungen_JFF_2009.pdf [Zugriff: 21.05.2012].
Wagner, Ulrike/Gebel, Christa/Brüggen, Niels (2010). Persönliche Informationen in aller Öffentlichkeit? Jugendliche und ihre Perspektive auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in Sozialen Netzwerkdiensten Teilstudie im Rahmen der Untersuchung „Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplattform für Jugendliche“ im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). München, online verfügbar unter www.jff.de/studie_datenschutz.
Weiß, Ralph (2008). Das medial entblößte Ich – verlorene Privatheit? In: Jurczyk, Karin/Oechsle, Mechthild (Hrsg.), Das Private neu denken. Erosionen, Ambivalenzen, Leistungen. Münster: Westfälisches Dampfboot, S. 174-191.
Ulrike Wagner: Mediatisierung und Politik
Unter dem Titel Crises, ‚Creative Destruction‘ and the Global Power and Communication Orders fand vom 25. bis 29. Juni 2013 die Jahrestagung der International Association for Media and Communication Research (IAMCR) in Dublin statt. 1.400 Delegierte aus über 80 Nationen machten den Kongress zu einer beeindruckenden Veranstaltung. Von den Herausforderungen aktueller Publikumsforschung bis Online-Aktivismus, von alternativem Journalismus bis zu historischer Kommunikationswissenschaft, von Medien im Kalten Krieg bis zur Erforschung sozialer Netzwerkdienste und ihrer Bedeutung für aktuelle politische Bewegungen: Die 16 Sektionen der IAMCR widmeten sich dem Themenkomplex von Machtverhältnissen, Krisen und den Herausforderungen für die Sozialwissenschaften in unterschiedlicher Ausrichtung und methodischer Vielfalt.
Zu den Themenbereichen der Medienerziehung und der Medienforschung zur Zielgruppe Heranwachsende fanden sich ebenfalls eine Vielzahl an Vorträgen unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Neuseeland, Australien und dem EU Kids Online-Netzwerk. In ihrem Selbstverständnis ist die IAMCR sowohl internationaler wissenschaftlicher Dachverband als auch NGO und beim diesjährigen Tagungsthema waren damit die Stichworte Prism und Tempora, aber auch der Blick auf globale Zusammenhänge in vielen Keynotes gegenwärtig. Auf der Website zur Konferenz gibt es die vollständigen Keynotes und Plenary Sessions als Videodokumentation.
www.iamcr2013dublin.org
Ulrike Wagner: Jugendkulturell bewegt, massenmedial geprägt
Im Rahmen der Frage nach der Rolle massenmedialer Inhalte bei der Aneignung einer konvergenten Medienwelt wird zunächst herausgearbeitet, welche Muster konvergenzbezogener Medienaneignung sich aus dem Medienhandeln von Jugendlichen extrahieren lassen.Im zweiten Schritt werden die Artikulationsformen von Jugendlichen in Online-Räumen analysiert, die Jugendliche für ihre Selbstdarstellung nutzen. Massenmediale Inhalte spielen in diesen Selbstdarstellungen eine wichtige Rolle. Abschließend werden neue Spannungsfelder diskutiert, die für die Jugendlichen dabei entstehen können.The article focuses on the role of mass media content within the process of media appropriation. Based on empirical studies on the media use of young people patterns of convergence related media appropriation are developed. In a second step the forms of online self expression of adolescents are analysed. The results show that mass media content has an important role within these activities. New areas of conflict arise and young people have to deal with them.
Literatur
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Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels/Gebel, Christa (2009). Web 2.0 als Rahmen für Selbstdarstellung und Vernetzung Jugendlicher. www.jff.de/dateien/Bericht_Web_2.0_Selbstdarstellungen_JFF_2009.pdf [Zugriff: 26.09.2009]
Wagner, Ulrike/Theunert, Helga (2006). Neue Wege durch die konvergente Medienwelt. München: Fischer. mW
Ulrike Wagner: Heranwachsen in der Teilhabe-Kultur
Der einführende Beitrag gibt einen Überblick über den Stand der Forschung zu mediatisierten Beteiligungsformen, klärt den Begriff der Partizipation und geht speziell auf das mediale Handeln Jugendlicher im Kontext von politischer Partizipation ein. Abschließend werden übergreifende Herausforderungen für eine weiterführende Beschäftigung mit diesem Themenfeld skizziert.
Literatur:
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Wagner, Ulrike/Gebel, Christa (Hrsg.) (2014). Jugendliche und die Aneignung politischer Information in Online-Medien. Wiesbaden: Springer VS.
Ulrike Wagner: Ermächtigung und/oder Gefährdung?
Anliegen des Beitrags ist es, Reflexionen darüber anzustellen, wie Heranwachsende in einer souveränen Eroberung ihrer mediatisierten Sozialräume unterstützt werden können. Dabei wird der Fokus auf geschlechtsspezifische Aneignungsweisen von Heranwachsenden in mediatisierten Sozialräumen gelegt.
Literatur:
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Brüggen, Niels/Schemmerling, Mareike (2013). Identitätsarbeit und sozialraumbezogenes Medienhandeln im Sozialen Netzwerkdienst facebook. In: Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels (Hrsg.), Teilen, vernetzen, liken. Jugend zwischen Anpassung und Eigensinn im Social Web. 5. Konvergenzstudie im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). München: Nomos, S. 141–210.
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Deinet, Ulrich (2014), Vom Aneignungskonzept zur Activity Theory. Transfer des tätigkeitsorientierten Aneignungskonzepts der kulturhistorischen Schule auf heutige Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. www.socialnet.de/materialien/197.php [Zugriff: 16.01.2018]
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Ulrike Wagner und Kathrin Demmler: Von der Irritation zum Handeln
Medienpädagogik als Fachdisziplin muss mit kontinuierlichen Veränderungen und Umbrüchen umgehen, allen voran mit medientechnischen Entwicklungen. Nicht selten werden diese von Irritationen begleitet, die Impulse für medienpädagogische Forschung und Praxis liefern können. Vor allem die Digitalisierung bringt Irritationen mit sich und stellt Handlungsanforderungen an die Medienpädagogik. Aktuelle Irritationen kommen darüber hinaus aus dem Inneren der Disziplin, beispielsweise im Rahmen diffuser Begriffsdiskussionen oder Kompetenzstreitigkeiten.
Literatur:
Brüggen, Niels/Soßdorf, Anna (2016). Das neue Spiel nach Snowden – überwachte Medien als Grundlage von Partizipation?! In: Pöttinger, Ida/Fries, Rüdiger/Kalwar, Tanja (Hrsg.), Doing politics – politisch agieren in der digitalen Gesellschaft. München: kopaed, S. 125–135.
Charlton, Michael/Neumann, Klaus (1986). Medienkonsum und Lebensbewältigung in der Familie. Methode und Ergebnisse der strukturanalytischen Rezeptionsforschung, mit 5 Falldarstellungen. München/Weinheim: Psychologie-Verlags-Union.
Christl, Wolfie (2014). Kommerzielle digitale Überwachung im Alltag. Erfassung, Verknüpfung und Verwertung persönlicher Daten im Zeitalter von Big Data: Internationale Trends, Risiken und Herausforderungen anhand ausgewählter Problemfelder und Beispiele. Studien im Auftrag der Bundesarbeiterkammer, Wien. www. crackedlabs.org/dl/Studie_Digitale_Ueberwachung.pdf [Zugriff: 26.02.2016].
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Geulen, Dieter (2005). Subjektorientierte Sozialisationstheorie. Sozialisation als Epigenese des Subjekts in In¬teraktion mit der gesellschaftlichen Umwelt. Weinheim/ München: Juventa.
Hüther, Jürgen/Podehl, Bernd (2005). Geschichte der Me¬dienpädagogik. In: Hüther, Jürgen/Schorb, Bernd (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. 4. vollständig neu konzipierte Aufl. München: kopaed, S. 116–127.
Kutscher, Nadia/Otto, Hans-Uwe (2010). Digitale Ungleichheit – Implikationen für die Betrachtung digitaler Jugendkulturen. In: Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.), Digitale Jugendkulturen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 73–87.
Reichert, Ramòn (2014). Big Data. Analysen zum digitalen Wandel von Wissen, Macht und Ökonomie. Bielefeld: transcript Verlag.
Schorb, Bernd (2008). Handlungsorientierte Medienpädagogik. In: Sander, Uwe/von Gross, Friederike/Hugger, Kai- Uwe (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 75–86.
Seemann, Michael (2014). Das neue Spiel. Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. www.ctrl-verlust.net/DasNeueSpiel.pdf [Zugriff: 26.02.2016].
Swertz, Christian (2008). Bildungstechnologische Medienpädagogik. In: Sander, Uwe/von Gross, Friederike/ Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S.66–74.
Wagner, Ulrike (2016, im Erscheinen). Kompetenzen für soziale Medien. In: Schmidt, Jan-Hindrik/Taddicken, Monika (Hrsg.), Handbuch Soziale Medien. Wiesbaden: Springer VS.
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels (Hrsg.) (2013). Teilen, vernetzen, liken. Jugend zwischen Anpassung und Ei¬gensinn im Social Web. 5. Konvergenzstudie im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). München: Nomos.
Wagner, Ulrike/Eggert, Susanne/Schubert, Gisela (2016). MoFam – Mobile Medien in der Familie. Kurzfassung der Studie. www.jff.de/studie_mofam [Zugriff 26.02.2016].
Ulrike Wagner: Der multi-mediale Blick
Am JFF - Institut für Medienpädagogik und Praxis wird aktuell der qualitative Teil der Studien zum "Umgang Heranwachsender mit Konvergenz im Medienensemble" durchgeführt. Die Studien befassen sich mit Entwicklungen auf dem Medienmarkt, die unter dem Begriff Medienkonvergenz zusammengefasst werden. Die Untersuchung stellt die Perspektive der Heranwachsenden in den Mittelpunkt.
(merz 2005-04, S.61-62)
Ulrike Wagner: Den öffentlichen Raum nicht aufgeben
Medien bestimmen maßgeblich mit, wie Realität und Wirklichkeit wahrgenommen werden. Vor allem in der Flüchtlingsdebatte hat sich die Stimmung stark aufgeheizt. Welcher Verantwortung müssen sich Journalistinnen und Journalisten stellen? Welche Wünsche haben sie an die Gesellschaft – und was kann die Pädagogik dazu beitragen? Dr. Ulrike Wagner, Direktorin des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, im Gespräch mit Prof. Dr. Heribert Prantl, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung.
Dagmar Hoffmann und Ulrike Wagner: Editorial
Aus der Perspektive medienpädagogischer Forschung sind Medien, ihre Angebote und Inhalte sowie ihre Kommunikations- und Interaktionsstrukturen von vielschichtiger Relevanz in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, verstanden als Prozess individueller Persönlichkeitsentwicklung und Vergesellschaftung. In der Auseinandersetzung des Subjekts mit gesellschaftlichen Gegebenheiten und Bedingungen werden sie unter anderem zur Orientierung, zur Information und zur Identitätskonstruktion herangezogen. Mit Blick auf neuere Entwicklungen im Bereich digitaler Medientechniken finden Heranwachsende zunehmend kommunikative und interaktive Werkzeuge in den Medien vor, um sich zu anderen in Beziehung zu setzen, eigene Werke zu gestalten und diese zu veröffentlichen. Den zentralen Ausgangspunkt bildet dabei die Annahme, dass Medien nicht mehr nur als eine komplementäre Sozialisationsinstanz neben Familie, Peergroup und Schule gelten können, sondern sich auf vielfältige Weise in diese zentralen Bezugsgrößen von Sozialisation einklinken. Die Präsenz digitaler Medientechnologien und ihre Verfügbarkeit in fast allen sozialökologischen Kontexten des Aufwachsens macht es erforderlich, bekannte theoretische und methodische Ansätze zur Beschreibung, Deutung und Interpretation der Medienaneignung und Mediensozialisation auf den Prüfstand zu heben, zu modifizieren und gegebenenfalls zu erweitern. Es stellt sich zum einen die Frage, inwieweit die Mediensozialisationsforschung sozialen Phänomenen, die über die Nutzung neuer Medientechnologien und erweiterter Medienensembles zu beobachten sind, (noch) erkenntnistheoretisch gerecht werden kann. Zum anderen bleibt es eine Herausforderung, eine konzise, zeitgemäße Theorie der Mediensozialisation zu entwickeln, die den Dynamiken medialer wie gesellschaftlicher Entwicklung annähernd gerecht wird.
Vor dem Hintergrund des fortschreitenden sozialen und medialen Wandels scheint auch eine integrative Perspektive auf Medien und Sozialisation angeraten, die weder auf Medien noch auf Sozialisation fokussiert, sondern beide Bezugsdimensionen respektive Analysegrößen gleichberechtigt berücksichtigt. Gegenwärtig besteht der Eindruck, dass nicht nur in medienöffentlichen, teilweise populistischen Diskursen sondern auch in wissenschaftlichen Kontexten (wieder) primär vom Medium und seinen Möglichkeiten und weniger von den Subjekten und ihren Bedürfnissen und Motivlagen aus gedacht wird. Es erscheint vor dem Hintergrund vielschichtiger Mediatisierungsprozesse mehr als notwendig, das Handeln der Menschen mit, in und über Medien als soziales Handeln und damit als zentrale Perspektive herauszuarbeiten: - So übernehmen mediale Inhalte erstens orientierende Funktionen in Bezug auf Themen, die in enger Verbindung mit den Entwicklungsaufgaben von Heranwachsenden stehen. Die Auseinandersetzung mit Facetten der eigenen Identität ist damit eine wichtige Größe im Sozialisationsprozess, aber bei weitem nicht die einzig relevante.- Zweitens sind mediale Inhalte und insbesondere bestimmte mediale Anwendungen wie Soziale Netzwerkdienste durch ihre Interaktionsstrukturen dafür geeignet, neuere Formen von Vergemeinschaftung zu realisieren. Wie sich die Gestaltung sozialer Beziehungen mit, in und über Medien ausformt und welche medialen Interaktionsstrukturen dabei besonders geschätzt werden, muss ebenfalls differenziert berücksichtigt werden.- Drittens ist Medienhandeln immer auch ein Handeln, das von sozialen und kulturellen Bedingungen gerahmt wird. Insofern ist mediales Handeln immer als Prozess im Kontext von Sozialisation zu begreifen, dessen sozio-kulturelle Bedingtheit als Untersuchungsaspekt von Interesse ist und für Prozesse der Vergesellschaftung besondere Relevanz erhält. Die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen erfolgt in der Gegenwartsgesellschaft unter äußerst komplexen Bedingungen, die a) Ergebnis gesellschaftlicher und medientechnologischer Entwicklungen sind, die b) nicht statisch sondern dynamisch sind und die c) nicht singulär betrachtet werden können, da sie stets wechselseitig agieren. Diese Ausgangsverhältnisse fordern seit Jahren Wissenschaft und Pädagogik heraus, insofern sie darum bemüht sind, die strukturellen und soziokulturellen Rahmenbedingungen des Aufwachsens und ihre Konsequenzen für die Individuation und Sozialisation abschätzen zu wollen. Anliegen ist es, sowohl die Potenziale einer Sozialisation mit neuen Medientechnologien und erweiterten Medienensembles zu identifizieren als auch etwaige Beschränkungen und Zwänge aufzuzeigen, die Inhalte und Anwendungen evozieren (können).
Die vorliegende Ausgabe von merzWissenschaft greift die Frage auf, wie sich Sozialisationsprozesse mit und über Medien unter aktuellen gesellschaftlichen und medialen Bedingungen vollziehen und welche Herausforderungen mit deren Erforschung verbunden sind. Zunächst beschäftigt sich Wolfgang Reißmann in einer historischen Perspektive mit den veränderten Lebens- und Sozialisationsbedingungen, die neue kulturelle und soziale Praktiken im Hinblick des Zeigens und Gezeigtwerdens hervorbringen. Er arbeitet heraus, inwieweit sich die Kommunikationsräume von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten durch die Visualisierung der Onlinekommunikation neu geordnet und strukturiert haben. Neue soziale Ordnungen generieren neue Kommunikationsarrangements, sie erfordern zudem veränderte Formen der Selbstpräsentation sowie der Nähe- und Distanzverhältnisse. Unter den Bedingungen transparenter Sichtbarkeitsfigurationen – so seine These – werden die alten Beziehungen zwischen Person, Maske und Rollenspiel neu exploriert. Eine Konsequenz transparenter Sichtbarkeitsfigurationen kann sein, dass Jugendliche heute mit Inszenierungen ihrer selbst, ihres Körpers und ihrer Lebenswelt spielen und mehr ‚arbeiten‘ müssen, „um in Medienumgebungen, die ihnen auf den Leib rücken, bestehen zu können und Handlungsspielräume zu sichern bzw. wieder zu gewinnen“. Anzunehmen ist, dass Praktiken der „Selbst-Theatralisierung“ (Neumann-Braun 2009) an Bedeutung gewinnen werden, sich auch verselbstständigen können und sich Unbestimmtheiten ergeben können, die der allseitigen Belichtung und latenten Fixierung des Subjekts zuwiderlaufen. Seiner Ansicht nach gilt es stärker noch als bisher kritisch zu reflektieren, welche Bedeutung das Spielen mit sowie das Aufführen und Wechseln von (‚Real-Life‘-)Rollen als ‚Lebensführungsprinzip‘ für die Persönlichkeitsentwicklung hat. Eine eingehende Untersuchung der besonderen Bedeutung von Medienlogiken und Mediensymboliken im Alltag von Heranwachsenden verlangt eine umfassende Berücksichtigung aller Medienangebote und Rezeptionsweisen im Kontext der Sozialisation. Ingrid Paus-Hasebrink, Jasmin Kulterer, Fabian Prochazka und Philip Sinner betonen, dass Mediensozialisationsforschung stets die familialen, schulischen und außerschulischen Kontexte mit im Blick haben muss sowie insbesondere die individuell zur Verfügung stehenden Rahmen, in denen Jugendliche ihre subjektiven Bedürfnisse, Motive, Gefühle, Ziele und Interessen ausdrücken und realisieren können.
Im Mittelpunkt ihrer Konzeption einer praxeologisch ausgerichteten integrativen Mediensozialisationsforschung steht die Frage nach dem subjektiven Sinn des (Medien-)Handelns von Kindern und Eltern im familialen Zusammenhang, wobei sie ein Faktorenkonglomerat auf der Makro-, Meso- und Mikro-Ebene zu berücksichtigen versuchen. Im Fokus ihrer Langzeituntersuchung steht das Medienhandeln Heranwachsender in sozial benachteiligten Milieus, die in besonderem Maße Unterstützung benötigen, um selbstbestimmt, reflektiert und kritisch mit Medien umzugehen. Während es einigen Eltern an Problembewusstsein fehlt und sie einen ausgesprochen liberalen, in Teilen nachlässigen Medienerziehungsstil präferieren, sind andere Eltern dieser Milieus Medien gegenüber äußerst skeptisch eingestellt und zeigen eine restriktive Medienerziehung. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung lassen erkennen, dass gerade sozial benachteiligte Heranwachsende eine multidimensionale und kooperative Medien- und Alltagskompetenzförderung benötigen, die die dazugehörigen Familien nicht allein gewährleisten können. Zentrale Bedeutung kommt nach Ansicht der Autorinnen und Autoren den Schulen zu, die theoretisch Kinder aller Milieus mit gezielten Medienkompetenzförderprogrammen erreichen können. Auf die Notwendigkeit, mikro- und makrosoziologische Prozesse von Sozialisation und Erziehung zusammenzubringen und für die Mediensozialisationsforschung besser nutzbar zu machen, weist auch Dieter Spanhel hin. Er entwirft in seinem Beitrag einen theoretischen Bezugsrahmen, um neuere soziale Handlungspraktiken im Kontext der Aneignung neuer Medientechnologien besser einordnen und medienpädagogischen Handlungsbedarf systematisch aufzeigen zu können. Sein Konzept zielt darauf ab, systemtheoretische Ansätze für die Medienpädagogik fruchtbar zu machen und auch neue Perspektiven für eine sozialisationsorientierte Medienforschung zu eröffnen.Sozialisation möchte er in Anlehnung an Luhmann als „symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium“ verstanden wissen. Sozialisation ermöglicht die strukturelle Kopplung von psychischen und sozialen Systemen, die über Kommunikation funktionieren und sich reproduzieren.
Eine konsequent systemtheoretische Betrachtungsweise erlaubt es, die wechselseitige Konstituierung von psychischen und sozialen Systemen zu beschreiben und die Kopplungsfunktion der Medien herauszuarbeiten. Als symbolisches Medium bezieht sich Sozialisation auf die Einheit von Mitteilung, Information und Verstehen, die aber – so Spanhel – unter den Bedingungen von Mediatisierungsprozessen nunmehr keine Steuerungsfunktion mehr ausüben kann. Bei der Kommunikation mit digitalen Medien sind soziale Entkoppelungen beobachtbar, damit verlieren Informationen ihre Eindeutigkeit und ihre Referenz. Im Netz verliert seiner Ansicht nach das symbolische Kommunikationsmedium Sozialisation seine Funktionsfähigkeit und Wirkung und kann den Heranwachsenden keine Hilfen zur Identitätsentwicklung und Persönlichkeitsbildung geben. Die Medienpädagogik ist daher gefordert, Konzepte und Programme zu entwickeln, um eine inhaltliche Ausrichtung der Lernprozesse mit digitalen Medien auf Persönlichkeitsbildung und soziale Integration zu unterstützen. In dem Beitrag von Ebba Sundin wird deutlich, dass die fortschreitende Mediatisierung der Lebenswelten und auch Globalisierungsprozesse neue Anforderungen an die Individuen im Hinblick auf die politische Orientierung, politische Partizipation und Sozialisation stellen. Fragen nach dem Einfluss von Medien auf die politische Sozialisation von Kindern und Jugendlichen können nur beantwortet werden, wenn sie interpersonale Kommunikationsprozesse, die über die digitalen Technologien gegeben sind und über die politisches Engagement erfolgt, einbeziehen.
Die Verbreitung und Aneignung von politischen Informationen, strukturellem und faktischem Wissen hat sich grundlegend über mobil verfügbare digitale Anwendungen und Nachrichtenportale geändert. Ebba Sundin glaubt, dass in medienpädagogischen und bildungspolitischen Kontexten daraufhin gewirkt werden muss, Kinder und Jugendliche zu motivieren, sich mit dem politischen Geschehen auseinanderzusetzen und ihnen angemessene Kommunikations- und Aneignungsstrategien nahezubringen, um Informationen nach ihrer jeweiligen Relevanz für gesellschaftliche Prozesse filtern und bewerten zu können. Ihrer Ansicht nach werden neue Modelle zur empirischen Erforschung von politischer (Selbst-)Sozialisation und Teilhabe benötigt, die verstärkt Konzepteder Digitalisierung, der Mediatisierung, der Glokalisierung und Globalisierung integrieren. So müssen medienpädagogische Interventionen und Angebote angepasst werden, damit Kinder und Jugendliche gesellschaftliche Verantwortung im Erwachsenenleben übernehmen und im Sinne demokratisch verfasster Systeme agieren können. Die Internetnutzung über mobile Geräte haben Lutz Hagen, Rebecca Renatus und Susan Schenk näher untersucht. Sie kommen in ihrer Untersuchung von 2.200 sächsischen Schülerinnen und Schülern zu dem Ergebnis, dass die mobile Internetnutzung sich längst nicht auf eine spezielle Avantgarde beschränkt und altersoder bildungsabhängig erfolgt, sondern dass sie mittlerweile ein universelles Jugendphänomen darstellt. Wie traditionellen Medien kann auch den digitalen Medien attestiert werden, im Sozialisationsprozess wichtige Funktionen zu übernehmen, die der Vermittlung von jugendtypischen Sichtweisen und der reflexiven Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt dienen. Besondere Bedeutung kommt den sozialen Online-Netzwerken zu, sie werden zu einem wichtigen Treiber im Sozialisationsprozess, der auch der Selbstsozialisation mehr Raum verleiht.
Sichtbar wird das an der stärker ausgeprägten produktiven Internetnutzung der Unterwegsnutzerinnen und -nutzer, welche sich am deutlichsten im Typus des Hochaktiven Produsers zeigt. Der vergrößerte Handlungsspielraum für die aktive Auseinandersetzung mag nicht verwundern, aber die „mediale Ubiquität“ verstärkt bekannte Effekte jedoch. Dass vor allem Mädchen von unterwegs aus auf das Internet zugreifen, kann so gedeutet werden, dass sie ihre kommunikativen Bedürfnisse in Sozialen Plattformen besonders gut ausleben können. Aber auch der Kontakt zu Freundinnen und Freunden wird im Zuge der medialen Entwicklung schneller und unkomplizierter möglich, sodass die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben durch den interaktiven Austausch mit Gleichaltrigen vereinfacht wird und damit die Bedeutung der Peers als Sozialisationsinstanz gestärkt wird. Inwieweit sich die Bedingungen des Aufwachsens und die Verfügbarkeit und Nutzung von audiovisuellen Unterhaltungsangeboten durch Prozesse der Medienkonvergenz verändert haben, stellt Mathias Weber anhand einer qualitativen Studie mit 39 Jugendlichen dar. Demzufolge nutzen Jugendliche ihre zunehmenden Freiheiten in der Auswahl audiovisueller Unterhaltungsangebote und in der Entscheidung über Ort und Zeit ihrer Nutzung auch für eine umfangreiche Integration der Medienrezeption in ihre Freundeskreise. Medieninhalte werden nicht nur gemeinsam mit Freundinnen und Freunden rezipiert, sondern sie dienen auch der Rahmung von Ritualen des Erwachsenwerdens. Der Autor kann anhand der Interviews zeigen, dass Identitätsbezüge wesentlich deutlicher in der gemeinsamen Mediennutzung als in der solitären Nutzung zutage treten. Dies lässt sich daran erkennen, dass bereits das grundlegende Skript gemeinsamer Mediennutzungsepisoden direkt auf die Entwicklungssituation verweist und von den Jugendlichen ausdrücklich mit ihren sozialen Rollen-, Stil- und Zukunftskonzepten in Verbindung gebracht wird.
Die Verschränkung von Medien als Modelllieferanten und dem Freundeskreis als Umgebung des Experimentierens und Verhandelns dieser Modelle wird signifikant in der gemeinsamen Mediennutzung sichtbar. Mit der Nutzung neuer digitaler Technologien und insbesondere der Aneignung von Musik beschäftigen sich Martin Guljamow, Steffen Lepa und Stefan Weinzierl, wobei sozialstrukturelle Aspekte der Sozialisation besondere Berücksichtigung finden. Anhand der Auswertungen der deskriptiven Daten des „Survey Musik und Medien 2012“ konnten sie mittels einer Latent Class Analysis und einer logistischen Regression belegen, dass mit Geschlecht und Haushaltseinkommen statistisch signifikante Einflüsse auf die jeweiligen Nutzungsweisen neuer Audiotechnologien vorliegen. Bei den befragten Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren werden zwei Nutzungsmuster von Audiotechnologien identifiziert: Zum einen das Muster, sich auf einige wenige, eher mobilitätsbezogene und digitale Technologien zu konzentrieren („Digital-Mobile“), das andere Muster ist durch eine größere Vielseitigkeit bei den verwendeten Geräten gekennzeichnet, wobei auch traditionelle, analoge Medien mit neuen Technologien kombiniert werden sowie eine stark ausgeprägte Affinität zu technisch komplexeren Audiogeräten vorherrscht („Vielseitig-Audiophile“). Die letzte Gruppe zeichnet sich durch einen besonders intensiven Musikkonsum aus. Ein weiterer Befund ist, dass Mädchen und junge Frauen vergleichsweise selten ein vielseitiges Audiorepertoire im Alltag nutzen. Zudem sind mehr Audiotechnologien bei
Christa Gebel, Nadine Jünger, Ulrike Wagner: Online-Mediengebrauch Jugendlicher
Wie sich Jugendliche Onlinemedien aneignen, um sich und andere über Themen von gesellschaftlicher Relevanz zu informieren, bildet die zentrale Frage eines DFG-geförderten Forschungsprojekts des JFF und der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig.1 Ergebnisse aus der standardisierten Teilstudie zeigen, dass jugendliche Onliner – einschließlich der an gesellschaftlich bedeutsamen Themen Interessierten – die Potenziale des Internet für den aktiven Umgang mit Information bei Weitem nicht ausschöpfen. Werden sie aktiv, so geschieht dies häufig vermittels Sozialer Netzwerkdienste: Über die Hälfte der Befragten hat in einer solchen Struktur schon einmal andere zu einem gesellschaftlich relevanten Thema informiert.1 Das Projekt wurde im Rahmen des DFG-Forschungsschwerpunkts Mediatisierte Welten unter dem Geschäftszeichen TH 1575/1-1 gefördert.
Literatur:
Albert, Mathias/Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun(2010). Jugend 2010: Selbstbehauptung trotz Verunsicherung? In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. 16. Shell Jugendstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 37-51.
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Gaiser, Wolfgang/Rijke, Johann de (2007). Eurobarometer und DJI Jugendsurvey. Europa im Blick der Jugend. In: DJI Impulse, H. 2, S. 5-7.
Jarren, Otfried/Donges, Patrick (2011). Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Eine Einführung. 3. grundlegend überarbeitete und aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
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Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2011). JIM-Studie 2011. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Online verfügbar unter www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf11/JIM2011.pdf [Zugriff: 15.05.2013].
Gille,Martina/Gaiser Wolfgang/Sabine Sardei-Biermann/de Rijke, Johann (2006). Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland: Lebensverhältnisse, Werte und gesellschaftliche Beteiligung 12- bis 29-Jähriger. Wiesbaden: VS Verlag.
Schmid, Christine (2004). Politisches Interesse von Jugendlichen. Wiesbaden: DVU/GWV.
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Schneekloth, Ulrich (2010). Jugend und Politik: Aktuelle Entwicklungstrends und Perspektiven. In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. 16. Shell Jugendstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 129-164.
Schulz, Winfried (2011). Politische Kommunikation. Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung. 3., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
Siri, Jasmin/Melchner, Miriam/Wolff, Anna (2012). The Political Network. Parteien und politische Kommunikation auf Facebook. In: Zurawski, Nils/Schmidt, Jan-Hinrik/Stegbauer, Christian (Hrsg.), Phänomen „Facebook“. kommunikation@gesellschaft, Sonderheft Nr. Beitrag 6, S. Beitrag 6.
Spaiser, Viktoria (2011). Das politische Potenzial des Internets. In: Heitmeyer, Wilhelm/Mansel, Jürgen/Olk, Thomas (Hrsg.), Individualisierung von Jugend. Zwischen kreativer Innovation, Gerechtigkeitssuche und gesellschaftlichen Reaktionen. Weinheim: Juventa, S. 147–164.
Wagner, Ulrike (2008). Medienhandeln in Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. München: kopaed.
Wagner, Ulrike/Theunert, Helga/Gebel, Christa/Schorb, Bernd (2012). Jugend und Information im Kontext gesellschaftlicher Mediatisierung. In: Krotz, Friedrich/Hepp, Andreas (Hrsg.), Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze. Wiesbaden: VS Verlag, S. 307-329.
Westle, Bettina. (2006). Politisches Interesse, subjektive politische Kompetenz und politisches Wissen – eine Fallstudie mit Jugendlichen im Raum Nürnberg. In: Brettschneider, Frank/van Deth, Jan/Roller, Edeltraud, Jugend und Politik: „Voll normal!“. Der Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung. Wiesbaden: VS Verlag.
Christa Gebel und Ulrike Wagner: Musik als Dreh- und Angelpunkt für die Mediennutzung Heranwachsender
Die Begeisterung für Musik ist eines der wichtigsten Motive für die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen.
Ob Heranwachsende das Radio oder den Computer, die Zeitschrift oder das Internet für die Beschäftigung mit ihren Musikinteressen und bevorzugten Musikstars heranziehen, ist durch vielerlei Faktoren beeinflusst: Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund geben ebenso den Ausschlag wie die Verortung der bevorzugten Musik in Bezug auf den Mainstream.
(merz 2004-02, S.37-42)
Christa Gebel / Michael Gurt / Ulrike Wagner: Kompetenzbezogene Computeranalyse
Dass Computerspiele Kompetenzen fördern, ist eine höchst plausible Annahme. Der Nachweis, dass Leistungsverbesserung in Computerspielen auch gesteigerte Kompetenz außerhalb des Spiels bedeutet, und die Bestimmung förderlicher Bedingungen stehen jedoch noch aus. Hierfür bedarf es kompetenzbezogener Kriterien zur Beurteilung von Computerspielen, die unter anderem auf einer differenzierten Medienanalyse gründen und die herkömmliche grobe und unsystematische Genrezuordnung überwinden.
(merz 2004-03, S. 18-23)
Albert Fußmann, Ulrike Wagner: Jugendliche in mediatisierten Sozialräumen
Für die meisten Jugendlichen ist es mehr als selbstverständlich, sich die Welt über Kommunikations- und Onlinemedien anzueignen. Sie machen ihre Erfahrungen also sowohl unmittelbar im direkten Austausch in ihren Sozialräumen als auch vermittelt über diverse mediale Kanäle. Die Jugendlichen gehen Beziehungen ein, sie informieren sich, sie beteiligen sich – dazu dienen ihnen die Kommunikationskanäle der bekannten Sozialen Netzwerkdienste und Messenger, aber auch die traditionellen Massenmedien. Gleichzeitig sind die Sozialräume der Jugendlichen in ihren Funktionen als Begegnungs-, Identitäts- und Bildungsräume (Kreß 2010) zunehmend als mediatisiert zu betrachten – nicht zuletzt durch die ständige Verfügbarkeit von medialen Strukturen über Geräte, die in der Hosentasche auf ihren Einsatz warten bzw. den Nutzenden Signale geben, wann es wieder an der Zeit ist, sich um neue Nachrichten aus den Sozialräumen zu kümmern. Wichtige Voraussetzung ist dann, dass der WLAN-Zugang am aktuellen physischen Ort auch funktioniert.
Das Internet, genauer das WWW, durchzieht die Strukturen des alltäglichen Medienhandeln und der Sozialräume von Jugendlichen auf mehreren Ebenen:
- Es bildet eine Struktur, die alle anderen Massenmedien integriert, sei es nun Fernsehanbieter, Zeitungen und Zeitschriften, die alle ihre Online-Repräsentanzen haben. Professionelle neue Online-Anbieter wie Streamingdienste haben sich zudem längst etabliert. Sie machen den traditionellen Massenmedien hierbei Konkurrenz, beispielsweise in der Bereitstellung von Filmen, Serien, Spielen etc.. Inhalte zu rezipieren und in der Peergroup gemeinsam zu verhandeln, ist damit nicht mehr an eine bestimmte Zeit gebunden.
- Es bietet Individualkommunikation über verschiedene Kanäle, die mehr oder etwas weniger öffentlich zur Verfügung stehen. Der direkte Austausch mit anderen und die Beziehungspflege sind vor allem seit Einführung der SMS stark vereinfacht worden und damit noch weniger an körperliche Präsenz gebunden. SMS wurde nun längst abgelöst von Messengerdiensten, allen voran WhatsApp. Geblieben ist das Bedürfnis, sich – im jeweilig relevanten Sozialraum – zu anderen in Beziehung zu setzen. Im alltäglichen Medienhandeln von Jugendlichen ist die Beziehungspflege fest verankert. Damit formen sie auch die Strukturen ihrer Sozialräume beständig weiter.
- Es bietet Produktions- und Veröffentlichungsflächen für eigene Themen, Interessen und Anliegen und Vernetzung mit anderen – grundsätzlich unabhängig von physischen Orten. Die Möglichkeiten des Selbstausdrucks über Fotos und Videos eröffnet neue Perspektiven für die Arbeit an der persönlichen, aber auch der sozialen wie politischen Identität – sprich der Gruppe(n) und Räume, denen man sich zugehörig fühlt.Dies alles geschieht gleichzeitig nicht unabhängig von physischen ten wie der Schule, des Elternhauses oder gemeinsamen Treffpunkten. Sie sind auf vielfältige Weise im Medienhandeln präsent: Zum Beispiel im Posten von Fotos über bestimmte Orte, an denen man sich gemeinsam mit Freundinnen und Freunden aufhält, bei der Kommunikation mit Familienmitgliedern etc.. Gleichzeitig gestalten die Nutzenden über Online-Strukturen Räume, die die unterschiedlichsten Interessen und Wünsche befriedigen: Unterhaltung und Ablenkung genauso wie Orientierung und Verortung im sozialen Gefüge. Dieses Handeln ist dabei nicht digital oder analog, real oder virtuell. Im aktuellen Kinder- und Jugendbericht ist von „Grenzarbeit“ die Rede, da die digitalen Medien bisher „klare Raum- und Zeitbegrenzungen aufheben“ und somit die Jugendlichen – noch vor den Erwachsenen – vor die Aufgabe stellt, Grenzverschiebungen zu meistern. Die Grenzen verschieben sich „vor allem zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und Präsenz und Kopräsenz, aber auch zwischen Körper und Technik". (15. KJB, S. 273). Mithilfe von ‚adden‘, ‚liken‘ und ‚taggen‘ wird Meinung geäußert, aber auch am Selbstbild gearbeitet; Offenheit und der Wunsch nach Abgrenzung, Inklusion und Exklusion sind nur ein Mausklick nebeneinander.
Die mediatisierten Sozialräume sind Lebens- und Lernorte für die Heranwachsenden und damit auch verfestigend, bieten zum anderen aber eben auch die Chance, sich Neues zu erschließen und damit Ungleichheiten zu überwinden. Die emanzipatorische Vision eines freien Netzes, in dem sich jede und jeder frei äußern kann und dies letztendlich zu demokratischeren Strukturen für den Aufbau einer informierten und gleichberechtigten Gesellschaft führt, wurde von der Realität, sowohl auf der Ebene des Mediensystems, wie auch auf der Ebene der Subjekte überrollt. Das World Wide Web wird dominiert von einigen wenigen kommerziellen Großunternehmen, die über die internationale gültige Währung der Daten ihrer Nutzenden ihre Macht festigen und ausbauen. Auf der Ebene der Subjekte scheint aber auch die Habermas‘sche Idee des räsonierenden, vernunftbegabten Publikums nur für einen Teil der Internetnutzenden zu gelten, die nach wie vor Argumente austauschen, Informationen recherchieren und einer kritischen Analyse unterziehen, bevor sie sie veröffentlichen. Dies machen sie in einer Sprache, die das (digitale) Gegenüber mit Respekt behandelt. In anderen Teilen der Nutzerschaft dominieren Verschwörungstheorien,Hetze und Menschenverachtung. In der scheinbaren Anonymität des Netzes können dann auch zivilisatorische Errungenschaften, die auf grundlegenden Menschenrechten basieren, verloren gehen. Onlinestrukturen konstituieren also öffentliche Räume mit plötzlicher Wirkmacht von Meinungen, die vormals privat oder am Stammtisch geäußert wurden, weil sie persistent und dauerhaft verfügbar werden.
Gründe gibt es also genügend, um die Perspektive Jugendlicher, der pädagogischen Praxis und sozialwissenschaftlichen Forschung zum Themenkomplex Jugendliche und mediatisierte Sozialräume einzuholen. Ebenso ist die sozialräumliche Perspektive auch für die lebensweltorientierte Jugendarbeit zentral. Vor dem Hintergrund von Mediatisierungsprozessen
stellen sich dabei konkrete Herausforderungen: Sie ist erstens gefordert, den Umgang mit digitalen Strukturen systematisch in ihre Abläufe und Planungen zu integrieren. Zweitens muss sie aber auch die digitalen Medien selbst zum Bildungsgegenstand in allen Tätigkeitsfeldern machen. Die Forderung, Medienbildung in alle Bildungsprozesse zu integrieren, wird seit dem 11. Kinder- und Jugendbericht (2002) kontinuierlich bis zum 15. Kinder- und Jugendbericht (2017) aufgestellt. Alle relevanten Jugend- oder Bildungsorganisationen haben sich damit beschäftigt und entsprechende Papiere dazu erstellt, so zum Beispiel der Deutsche Bundesjugendring 2009, das Bundesjugendkuratorium
2013, die Arbeitsgemeinschaft Jugendhilfe (AGJ) 2015 und die BundesvereinigungKulturelle Jugendbildung 2016.
Der aktuelle Themenschwerpunkt der merz | medien + erziehung beleuchtet ausgewählte Facetten dieses Themenkomplexes und thematisiert, wie sich das Kommunikationsverhalten und di an der Identität in der Aufhebung von analoger und digitaler Welt gestaltet. Es wirft unter anderem einen Blick auf Jugendliche, die in ländlichen Räumen aufwachsen und skizziert geschlechtsspezifische Aneignungsweisen in mediatisierten Sozialräumen. Quer über alle Beiträge zieht sich die Frage, in welcher Form Jugendliche in ihrer Souveränität gestärkt werden können, um ihre Sozialräume eigenständig zu gestalten und sich das Internet als öffentlichen Raum der Auseinandersetzung mit sozialen, kulturellen und politischen Themen zu erschließen.
Zu diesem Heft
Franz Josef Röll untersucht die Gesellungsformen von Jugendlichen. Er argumentiert, dass für die Bildung von Identität reale und virtuelle Gesellungsformen unumgänglich sind. Gerade virtuelle Räume bieten hier Potenziale für die Vermittlung von Orientierung und können helfen, die ‚Wahlverwandtschaften‘ Partizipation, Vernetzung und Beziehungskultur miteinander zu verbinden. Die Eingebundenheit in eine soziale Gemeinschaft kann zugleich auch als zeitgemäße Notwendigkeit angesehen werden, um sich in der modernen Informationsgesellschaft behaupten zu können. Gerade wegen der milieubedingten Unterschiede der Gesellungsformen bieten die virtuellen Räume Potenziale der Vermittlung von sozialer Orientierung sowie soziokultureller Denk- und Wahrnehmungsweisen. Die virtuellen Lebenswelten können zudem helfen, (wechselnde) Wahlverwandtschaften zu bilden, um Potenziale zur Entfaltung zu bringen. Gleichzeitig müssen aber auch die überindividuellen Risiken im Blick behalten werden.
Ulrike Wagner lenkt in ihrem Beitrag „Ermächtigung und/oder Gefährdung? – Anmerkungen zur Aneignung mediatisierter Sozialräume" den Blick auf eine geschlechtsspezifische Auseinandersetzung mit dem Handeln in mediatisierten Sozialräumen. Sie zeigt, dass die Aneignungsweisen von Mädchen und Jungen in mediatisierten Sozialräumen durchaus vielfältig sind. Gleichzeitig bilden sich aber dominante Diskurse aus: Zum einen der Diskurs der Selbstermächtigung, der aber auf das individuelle Handeln der Einzelnen beschränkt bleibt und benachteiligende Strukturen und ungleiche Machtverhältnisse damit ausblendet. Zum anderen der Diskurs um Gefährdung, welcher Mädchen wie Frauen in besondere Weise als ‚schützenswert‘ thematisiert und ihnen damit ihre Handlungsmacht entzieht.„Man muss ja nicht mit dem Schwersten anfangen, sondern vielmehr anfangen, sich mehr Sachen zu überlegen" – das sind die Worte der 15-jährigen Junior-Bloggerin Livia Kerp, die das Online-Magazin www.liviajosephine.de betreibt. Im Interview schildert sie, dass sie mit ihrem Magazin und zuvor geführten Blog livias-life-is-style Jugendlichen Politik über ihre Texte näher bringen will. Sie grenzt sich bewusst von YouTuberinnen und YouTubern ab und will beschreiben, was sie als Jugendliche bei bestimmten Themen, wie zum Beispiel, Flüchtlingspolitik fühlt und diese Gedankengänge nachvollziehbar machen. merz fragt nach den Gründen für ihr Engagement, wie ihre Inhalte entstehen und sich weiterentwickelt haben und welche Rolle Freundschaften, ihr Zielpublikum und das soziale Netzwerk in ihrem Leben spielen.
Den sozialen Raum von Jugendlichen zu erkunden und erfahrbar zu machen, bedeutet, Jugendliche wie Livia, selbst zu Wort kommen lassen. YouTuber Steve Heng und WebDays-Referent sowie Technikblogger Jakob Licina nehmen ganz unterschiedlich Stellung zu ihrer Arbeit, bzw. ihrer Nebentätigkeit. In grau hinterlegten Interviews zwischen den Themen-Beiträgen ordnen beide ihre Erfahrungswerte ein in aktuelle Entwicklungen zum SocialWeb, wie auch zur YouTube- und Blogger-Szene.
„Jede Technik hat emanzipatorisches Potenzial, es ist nur die Frage wie …“, meint Christian Kirschner, Jugendbildungsreferent der Bildungsstätte Alte Schule Anspach (basa e. V.).
Im Interview mit merz bezieht er zum Thema politische Information und politisches Handeln von Jugendlichen im Internet Position. Er plädiert dabei für die Gleichwertigkeit des Analogen und des Digitalen und sieht große Überschneidungen zwischen politischer Bildung und Medienbildung insofern, dass zunächst die Lebensrealitäten der Jugendlichen in den Mittelpunkt
gerückt werden müssen, um auch die sogenannten politikfernen Jugendlichen für politische Themen im weiteren Sinn zu interessieren.
Eric Müller stellt in seinem Artikel „Jugendliche, Smartphones und ländliche Räume" seine empirische Arbeit zur Jugend im ländlichen Raum und deren Medienhandeln mit Smartphones vor. Die Ergebnisse der qualitativen Studie zeigen, wie eng Praktiken der Medien- und Raumaneignung miteinander verwoben sind. Medien ermöglichen zum einen die Teilhabe an lokalen Traditionen, zum anderen finden Jugendliche über Medien auch Gegenentwürfe zu diesen Traditionen. Müllersieht die Aufgaben einer sozialraumorientierten Medienpädagogik darin, mit Medienbildungsprozessen die Teilhabe Jugendlicher an der digitalen Gesellschaft zu sichern.
„Ein öffentlicher Raum ist für alle Menschen da – auch und gerade für die Jugendlichen." Matthias
Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings, nimmt zu den aktuellen Herausforderungen für die Jugendarbeit Stellung und argumentiert, dass das Internet Teil dieses öffentlichen Raums ist und daher auch alle Jugendliche die Chance haben müssen, daran teilzuhaben. Dies ist ein Anliegen der Jugendarbeit, sie sich auch dafür einsetzt, dass auf der einen Seite ein kritischer Umgang mit Medien gefördert und auf der anderen Seite auch qualitativ hochwertige Inhalte produziert werden.
Schließlich fügt sich in das Spektrum der behandelten Themen zum Sozialraum die Reportage zu
den WebDays – die Jugendkonferenz der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. (IJAB). Vom 3. bis zum 5. November 2017 begleitete merz die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem diskursiven politischen Erfahrungsaustausch und -zugewinn, zusammen mit medienpädagogischen Fachkräften, Vertreterinnen und Vertreter aus Sozialwissenschaften, (Netz-)Politik und Journalismus und konnte spannende Einblicke in Raum(-rück-) eroberungsprozessen hinsichtlich politisch orientierter Partizipationsbestrebungen gewinnen.
Literatur
Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen und Jugend (2017). 15. Kinder- und Jugendbericht Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. www.bmfsfj.de/blob/115438/d7ed644e1b7fac4f9266191459903c62/15-kinder-und-jugendbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf [Zugriff: 18.01.2018]
Kreß, Jennifer (2010). Zum Funktionswandel des Sozialraums durch das Internet. In:sozialraum.de, 2. www.sozialraum.de/zum-funktionswandel-des-sozialraumsdurch-das-internet.php [Zugriff: 16.01.2018]
Albert Fußmann ist Direktor des Institut für Jugendarbeit Gauting. Seine Schwerpunkte sind Neue Medien und Kulturelle Bildung.
Dr. Ulrike Wagner ist Sozialwissenschaftlerin und künstlerisch-pädagogische Leiterin des Werkhofs Bistrica, einer Bildungs- und Kultureinrichtung in Bistrica pri Pliberku/Feistritz ob Bleiburg in Österreich.
Ulrike Wagner und Susanne Eggert: Es gibt viele Gründe hinzuschauen
I realize that I can have everything in life. However, it takes timing, the right heart, the right actions, the right passion and a willingness to risk it all. (Lamin K., Senegal) 1
Lamin aus dem Senegal kam letztes Jahr nach Deutschland. Er ist Mitglied der Redaktion von KINO ASYL. Junge Menschen mit Fluchterfahrungen stellen in diesem Projekt ein Programm mit Lieblingsfilmen aus ihren Heimatländern zusammen und präsentieren es in verschiedenen Münchner Kinos – aus ihrer Perspektive. Sein Zitat verdeutlicht, was viele Menschen eint – egal welcher Herkunft sie auch sind. Sie wünschen sich Perspektiven für ihr Leben – mit Herz und Engagement. Es ist gleichzeitig ein Appell gegen die Gleichgültigkeit und gegen das alleinige Streben nach einer Sicherheit, die es wohl nirgends mehr geben kann, wie die Ereignisse in den Sommermonaten 2016 in Bayern gezeigt haben. Die Politik will uns aktuell das Gegenteil versichern – mit der weiteren Aushöhlung von Grundrechten und der Verschärfung der Bestimmungen gegenüber jenen, die Schutz und Sicherheit am notwendigsten brauchen.
Aus gesellschaftspolitischer wie pädagogischer Perspektive gibt es genügend Gründe, das Thema aufzugreifen, auch wenn vielerorts inzwischen durchaus das Gegenteil zu vernehmen ist. Es ist kein genuin medienpädagogisches Thema, das diese Ausgabe von merz in ihrem Schwerpunkt aufgreift, sondern eines, das Diskussionen aufwirft und Dissonanz erzeugt. Unser subjektiver Rückblick fällt dabei sehr zwiespältig aus: Bilder vom Leid vieler Geflüchteter und Geschichten über Einzelschicksale haben uns auf der einen Seite saturiert und irgendwie abgebrüht, und doch rühren uns vor allem die schrecklichen Bilder, die die Schicksale von Kindern auf der Flucht und in Kriegsgebieten in unsere Wahrnehmung bringen. Auf der anderen Seite verflacht die politische Diskussion über Fremdsein und das Fremde zu häufig in oberflächlichem bis dumpfem Populismus, der nicht nur in rechten Kreisen Oberwasser hat, sondern über alle Parteien hinweg und auch in der ‚seriösen' Berichterstattung längst angekommen ist.
Die handlungsorientierte Perspektive in Forschung und Praxis ist mehr denn je gefordert: Allzu leicht ist es, selbst in eine Art Kopf-in-den- Sand-Haltung zu gehen und zu sagen, dass uns das nichts anzugehen braucht und wir trotzdem weiter unsere (engagierten) Medienprojekte machen. Der zweite Weg bestünde vielleicht darin, sich ehrenamtlich als Teil der Willkommenskultur zu engagieren. Ein weiterer Weg ist wohl der holprigste: sich eine kritische Perspektive auf das Themenfeld zu erarbeiten und in die Auseinandersetzung zu gehen, wenn zum Beispiel mal wieder der starke Mann gefordert wird, der jetzt endlich für Ordnung und Sicherheit sorgen soll. Kritisch hinzusehen ist aber auch erforderlich in der Konzeption und Durchführung von pädagogischen Projekten und Aktivitäten. Abseits von Betroffenheitsrhetorik ist eine Auseinandersetzung darüber zentral, wie wir zukünftig in unserer Gesellschaft zusammenleben wollen. Dabei ist das Themenfeld Flucht und Migration komplex genug, aber eben gerade ohne die Medien für uns nicht zu fassen.
Immer wieder gab es in den letzten Jahrzehnten Diskussionen über die Frage der Interkulturalität unserer Gesellschaft, gespeist auch durch mediale Diskurse: Waren es in den 1960er- und 1970er-Jahren noch die damals sogenannten Gastarbeiter, die mit bestimmten Konnotationen des aufstrebenden und fleißigen Arbeitsvolkes belegt wurden, aber ansonsten bitte möglichst wenig auffallen sollten. So waren es Anfang der 1990er-Jahre zum einen die vielen Russlanddeutschen, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts Deutschland verlassen hatten, um in Russland ein besseres Leben zu finden und die nun – aus ähnlichen Gründen wie damals – wieder in die frühere Heimat zurückkehrten. Zum anderen kamen zeitgleich Hunderttausende von Menschen aus den Balkanstaaten, die der Krieg aus ihrer Heimat vertrieben hatte. Damals wie heute wurden uns vor allem über die Medien bestimmte Bilder vermittelt.
Im Jahr 2015 sollten wir glauben, dass Flüchtlingsströme über Europa hereinbrechen und ein nie gekanntes Ausmaß annehmen. Wie vielfältig und gewaltig die Ströme der Migration insgesamt betrachtet sind, wird dabei häufig außer Acht gelassen. Der Diskurs um Flucht und Migration bewegt nun erneut auf vielen Titelseiten seit über einem Jahr Journalistinnen und Journalisten, aber auch Politik und Verwaltung und vor allem ‚die Bevölkerung', die als Publikum und als Voyeur von Einzelschicksalen am Geschehen teilnimmt.
„Die schiere Flut der Nachrichtenbeiträge im Herbst 2015 lässt ein Gefühl der Überforderung berechtigt erscheinen, auch wenn es den Alltag der meisten Bürgerinnen und Bürger nicht spiegelte“ – so beschreibt Friederike Herrmann von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in ihrem Beitrag den Stimmungswandel im Land gegenüber der Flüchtlingsfrage. Sie zeigt auf, wie sich die Berichterstattung in den Medien innerhalb weniger Monate verändert hat. Weg von der Empathie auslösenden Beschäftigung mit Einzelschicksalen geflüchteter Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, hin zu Darstellungen, in denen die weitgehend anonyme Masse der Flüchtlinge thematisiert wird, mit der sowohl der Staat als auch nichtstaatliche Hilfsorganisationen überfordert sind. Herrmann erkennt in dieser Entwicklung einen Erklärungsansatz für die allmähliche Veränderung von einer zunächst überwiegend positiven hin zu einer zunehmend skeptischen Einstellung der Bevölkerung zu geflüchteten Menschen. Als Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung gehört Heribert Prantl zu der von Herrmann analysierten Zunft.
Im Gespräch mit Ulrike Wagner erläutert er, welche Rolle der Journalismus in einer Zeit hat, in der ein Gutteil der Bevölkerung sich große Sorgen darum macht, wie die bundesdeutsche Gesellschaft die Herausforderung der vielen Flüchtlinge meistern kann. Außerdem präzisiert er die Verantwortung der Einzelnen, die Rolle der Medien und seine persönliche Haltung zum Umgang mit Populismus. Nadia Kutscher und Lisa-Marie Kreß schließlich haben in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk eine qualitativ- empirische Studie mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen durchgeführt, deren Ziel es war, Hinweise darauf zu erhalten, „inwiefern in deren lebensweltlichem Kontext digitale Medien als Zugänge für informelle Bildung und zur Realisierung von Teilhabeoptionen dienen“. Dabei zeigte sich, dass die Medien positive Potenziale in verschiedener Hinsicht bieten. Einerseits hinsichtlich des ‚bonding' und ‚bridging', also indem sie den Geflüchteten ermöglichen, Kontakt zu ihrer Familie und ihrem Freundeskreis zu halten (bonding) wie auch einen Zugang zum Aufnahmeland zu finden (bridging). Andererseits können Medien auch „erweiterte soziale Beziehungen [eröffnen]und neue Kenntnisse, Unterstützungsoptionen und Fähigkeiten zugänglich [ machen ]“. Kutscher und Kreß stellen jedoch fest, dass diese Möglichkeiten bisher nur von einem Teil der Geflüchteten genutzt werden, von den für sie Verantwortlichen bisher aber fast gar nicht.
Ein weiteres Problem, das die Untersuchung zutage bringt, ist die nahezu alternativlose Nutzung von Diensten wie Facebook oder WhatsApp, die personenbezogene Daten ihrer Nutzenden sammeln, was die jungen Flüchtlinge in eine prekäre Lage bringen kann. Hier sehen die Autorinnen auch die medienpädagogische Arbeit gefordert. Im zweiten Teil des Themenschwerpunkts stellen sich verschiedene Projekte aus der praktischen pädagogischen Arbeit mit geflüchteten jungen Menschen und Medien vor. Im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Ideen entwickelt und umgesetzt, die geflüchtete Menschen unterstützen sollen, anzukommen und sich hier in Deutschland zurechtzufinden. Diese Projekte stellen für die Institutionen, insbesondere aber für die beteiligten pädagogischen Fachkräfte eine besondere Herausforderung dar. Nicht selten erschweren Sprachbarrieren dabei den Dialog. Aber auch andere Probleme wie beispielsweise traumatische Erfahrungen der Geflüchteten oder ein enges zeitliches Projektkorsett stellen die pädagogischen Fachkräfte vor schwierige Aufgaben. Die fünf vorgestellten Projekte machen deutlich, wie breit das Spektrum ist: Ein Refugee QR-Code-Poster, das in vielen Münchner Unterkünften und Einrichtungen hängt, zeigt geflüchteten Jugendlichen, welche Angebote in der Stadt für sie interessant oder hilfreich sein könnten. Besonders daran ist, dass das Poster von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen mit Unterstützung durch Medienpädagoginnen und Medienpädagogen des SIN – Studio im Netz selbst erstellt wurde. Auch diejenigen geflüchteten Jugendlichen, die bei medien+bildung.com ein Tandempraktikum machen, haben die Möglichkeit, anderen Menschen die Stadt, in der sie jetzt leben, nahezubringen.
Gemeinsam mit deutschen Schülerpraktikantinnen und -praktikanten erstellen sie Videobeiträge für das Webprojekt ludwigshafen, lernen dabei den Beruf der Mediengestalterin bzw. des Mediengestalters kennen, knüpfen Kontakte zu deutschen Jugendlichen und verbessern ganz nebenbei auch noch ihre Sprachkenntnisse. Das Erlernen und der Umgang mit der deutschen Sprache stehen in Mittelpunkt von Lesestart für Flüchtlingskinder, einem Projekt der Stiftung Lesen. Das Programm richtet sich an neu ankommende Familien mit Kindern im Alter bis fünf Jahre, denen in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen nicht nur Lese- und Medienboxen zur Verfügung stehen, die viele Gesprächsanlässe bieten. Daneben steht ihnen auch geschultes Personal zur Seite, das sie mit dem Vorlesen vertraut macht und ihnen dessen Vorzüge nahebringt. Das Projekt Perspektiven des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis hat einen inhaltlichen Zugang. In Übergangsklassen mit Schülerinnen und Schülern, die nur rudimentäre oder gar keine Deutschkenntnisse haben, sollten die Jugendlichen sich mit den Themen ‚Kinder- und Menschenrechte‘ und ‚Ankommen‘ auseinandersetzen und dazu mediale Produkte erarbeiten. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet, um systematisch einzuschätzen, welche Potenziale die medienpädagogische Arbeit für die Auseinandersetzung mit einem Thema aber auch für die Sprachförderung bereithält.
Die Idee des letzten vorgestellten Projekt, das ebenfalls vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis durchgeführt wird, KINO ASYL, wurde inzwischen schon von anderen Städten aufgegriffen. KINO ASYL ist ein Filmfestival, das von jungen Geflüchteten wie Lamin aus dem Senegal organisiert wird. Mit Filmen aus ihren Herkunftsländern bieten sie den Zuschauerinnen und Zuschauern Einblicke in andere Teile der Welt. Wie kann es gelingen, die Menschen, die derzeit hierzulande Zuflucht suchen, in unsere Gesellschaft zu integrieren? Welche Schwierigkeiten sind damit verbunden und welche positiven Potenziale birgt die Situation? Mit dem merz-Themenschwerpunkt Medien, Flucht und Migration wollen wir uns mit diesen Fragen beschäftigen, Facetten der Diskussion beleuchten und – so unser Anliegen – auch kritisch-reflexive Auseinandersetzungen anstoßen. Dafür braucht es auch ein bisschen mehr von, wie Lamin es ausdrückt: "the right passion and a willingness to risk it all".
Dr. Ulrike Wagner ist Direktorin des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis sowie Leiterin des Arbeitsbereichs Forschung. Ihre Schwerpunkte sind Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien und Medienkonvergenz, Mediensozialisationsforschung in sozial- und bildungsbenachteiligten Milieus, Partizipationsforschung sowie Methoden der Kindheits- und Jugendforschung.
Dr. Susanne Eggert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Ihre Schwerpunkte sind Medien in der Familie sowie Medien und Migration.
Anmerkung1
Nach Dublin-Verordnung wurde Lamin zwischenzeitlich nach Italien abgeschoben und ist ziemlich hoffnunglsos, dort seine Situation verbessern zu können.
Ulrike Wagner und Susanne Eggert: Quelle für Information und Wissen oder unterhaltsame Action?
Aus vielen Untersuchungen geht hervor, dass zwischen dem Bildungshintergrund Heranwachsender und deren Medienumgang ein Zusammenhang besteht. Anhand ausgewählter empirischer Ergebnisse wird gezeigt, inwiefern Bildungsbenachteiligung den Umgang von Heranwachsenden mit Medien beeinflussen kann und skizziert, welche Bereiche dabei bislang wenig beachtet wurden und in welche Richtung eine differenzierte Betrachtungsweise einzufordern ist.(merz 2007-5, S. 15-23)
Helga Theunert und Ulrike Wagner: Neue Wege durch die konvergente Medienwelt
Vergnügen und Information, Kommunikation und Interaktion – all das suchen und finden Heranwachsende heutzutage in einer immer komplexer werdenden Medienwelt. Insbesondere Heranwachsende mit niedrigem Bildungshintergrund sehen die Medien eher als Konsumraum. Für Heranwachsende mit hohem Bildungshintergrund hingegen sind die Medien auch Gestaltungsraum.
Die Studie „Neue Wege durch die konvergente Medienwelt“ gewährt systematische und tiefgehende Einblicke, wie sich Jugendliche in der konvergenten Medienwelt bewegen. (merz 2007-01, S. 42-50)