Nadine Wegmeyer
Beiträge in merz
Steckbrief: KI and ME - über Künstliche Intelligenz, Big Data und die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft | Nadine Wegmeyer und Viktoria Magnucki
Zielgruppe Schüler*innen im Alter von 14 bis 16 Jahren
Referent*innen Viktoria Magnucki und Nadine Wegmeyer
Finanziers und Partner Förderprogramm Politische Medienkompetenz der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung
Laufzeit: September 2022 bis Dezember 2023
Diese Zielsetzung wird verfolgtDas medienpädagogische Projekt KI and ME behandelt an drei Tagen die Themen Big Data und Künstliche Intelligenz und verknüpft diese mit der Lebenswelt der Teilnehmenden sowie sozialen und politischen Fragestellungen. Wir beleuchten mit den Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren, wie aus den Daten, die wir im Internet teilen, eine unendliche Fülle an Informationen entsteht, deren Analyse längst außerhalb der menschlichen Kapazitäten liegt. Das Ziel von KI and ME ist es, die Auswirkungen auf das Leben eines*r jeden Einzelnen abzuschätzen und einen bewussten Umgang mit den Technologien anzuregen.
Dabei thematisieren wir auch politische Implikationen: Es werden nicht nur individuelle Perspektiven beleuchtet – Wie verhalte ich mich richtig? Wie schütze ich mich? – sondern politische und soziale Konsequenzen ausgearbeitet und diskutiert – Wie verändert sich die Gesellschaft durch Big Data und KI? Dabei stehen besonders reflexiv-kritische und künstlerische Prozesse im Vordergrund. Neben der Reflexion über digitale Infrastrukturen werden kreative Fähigkeiten im Bereich Filmsprache, Umgang mit Kamera- und Tontechnik und Filmschnitt gefördert. Es werden KI-Anwendungen ausprobiert, mit denen wir Bilder und Texte generieren sowie mehr oder weniger komplexe Gespräche führen. Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden in Form eines Kurzfilms aufbereitet, der über und mit künstlichen Systemen darüber erzählt, wie sich Schüler*innen die Transformation der eigenen Lebenswelt vorstellen.
Deswegen ist das Vorhaben ein Vorbild für andere
Ob als Teil von Suchmaschinen und Sprachassistenten oder als Empfehlung für den nächsten Film – Jugendlichen begegnet KI bereits in vielen Lebensbereichen. Der Begriff ist weitläufig bekannt, doch die Abschätzung konkreter gesellschaftlicher Konsequenzen erscheint abstrakt und sollte in medienpädagogische Vorhaben integriert werden. Denn es herrscht eine von der Popkultur beeinflusste pessimistische Vorstellung davon, wie KI unsere Zukunft transformieren wird. Medienprojekte sollten hier eine realistische Technikfolgenabschätzung anregen, die sich zwischen völliger Faszination oder allgemeiner Ablehnung einpendelt.
Da durch den Einsatz von KI diskriminierende Strukturen nicht nur reproduziert und abgebildet, sondern potenziell ins Unendliche vervielfältigt und rekonstruiert werden können, sollte das Thema auch hinsichtlich gesellschaftlicher Spaltung und Desinformation beleuchtet werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen werden diskriminierende Strukturen und der gesellschaftliche Bias intelligenter Systeme diskutiert.
So gestaltet sich der Workshop im Detail
Im ersten Schritt werden die Begriffe Big Data und KI erklärt und auf den Alltag der Teilnehmenden bezogen. Dabei wird spielerisch die eigene Position zu Innovationstechnologien anhand lebensnaher Szenarien hinterfragt. Wir bewegen uns durch ein an den Turing Test angelehntes Gedankenexperiment in die Zukunftsvision der Jugendlichen und rücken die Frage nach Risiken und Potenzialen in den Fokus. Anschließend können die Jugendlichen gemeinsam mit einer KI ein Skript schreiben, mit ihr kommunizieren und eigene Bilder generieren. Das Projekt wird abgeschlossen durch eine kreative Arbeitsphase, in der die Teilnehmenden in Kleingruppen unter Begleitung der Pädagoginnen einen Teilaspekt ihrer Zukunftsvision als Kurzfilm inszenieren.
Aus diesen Erfahrungen, Hürden, Fehlern können andere lernen
Eine Herausforderung des Projekts ist das Aufbereiten der komplexen Sachverhalte für die Zielgruppe. Deswegen werden die Inhalte konsequent auf die Lebenswelt der Jugendlichen bezogen und anhand von konkreten Beispielen und Modellen erklärt. Die inhaltliche Auseinandersetzung sollte immer als Reaktion auf ein praxisnahes Beispiel folgen oder auf eine aktive Arbeitsphase bezogen sein. Es ist genügend Zeit für die Positionierung der Teilnehmenden notwendig, damit Sorgen und Ängste, aber auch eine unreflektierte Faszination für die Technologie aufgefangen und in der Gesamtgruppe besprochen werden können.
Diese Methode empfehlen wir als Best-Practice-Beispiel selbst einmal auszuprobieren
Um die inhaltlichen Schwerpunkte mit der aktiven Medienarbeit zu verknüpfen, haben wir die KI-Anwendungen zur Ideenfindung sowie im Bereich Storyboard- und Drehbucherstellung eingebunden. Durch die Faszination, die von den Tools ausgeht, kommen die Schüler*innen nahtlos in ein eigenständiges Ausprobieren und Experimentieren. Ein Schlüsselfeld für den Einsatz von KI in der Schule ist die Textgenerierung. Das Tool Inferkit bietet einen niedrigschwelligen Zugang zur Texterstellung mittels KI. Das Prinzip ist einfach: Die Jugendlichen überlegen sich den Anfang der Geschichte, das KI-gestützte Tool beendet sie. So erhalten unsere Teilnehmenden kreative Inspirationen für ihre eigenen Drehbücher und können auch die Grenzen der Anwendung austesten. Mit der Anwendung Dall-E 2 werden aus einfachen Texteingaben Bilder generiert, die sich zur Erstellung des Storyboards eignen. Das Tool eignet sich hervorragend dafür, darüber ins Gespräch zu kommen, wie Personen vom System interpretiert werden und was diese Darstellung über unseren gesellschaftlichen Bias verrät.
Haben Sie Interesse am Projekt, Anregungen oder Ideen? Weitere Informationen finden Sie hier.