Wolfgang Wunden
Beiträge in merz
Wolfgang Wunden: Medien und Religionspädagogik im Dialog
Pirner, Manfred L. / Breuer, Thomas (Hg.) (2004): Medien – Bildung – Religion. Zum Verhältnis von Medienpädagogik und Religionspädagogik in Theorie, Empirie und Praxis.München: kopaed, 272 S., 19,80 €.
Pirner, Manfred L. (2004): Religiöse Mediensozialisation. Empirische Studien zu Zusammenhängen zwischen Mediennutzung und Religiosität bei SchülerInnen und deren Wahrnehmung durch LehrerInnen. München: kopaed, 120 S., 14.80 €.
Das Gespräch zwischen Medienpädagogik und Religionspädagogik zu vertiefen und die Kooperation zwischen den beiden Disziplinen zu fördern, war das Ziel einer Fachtagung, die im Herbst 2003 an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg stattfand. Veranstalter waren die Abteilung Theologie der Hochschule und das Interdisziplinäre Zentrum für Medienpädagogik und Medienforschung (IZMM) an der Hochschule. Der erstgenannte Band dokumentiert diese Tagung. In einer kurz und präzis geschriebenen Einleitung markiert M. Pirner offensichtliche strukturelle und inhaltliche Berührungspunkte zwischen beiden Bereichen und schließt daraus, dass Mediensozialisation heute in nicht unerheblichem Ausmaß weltanschauliche und ethische Sozialisation ist, und umgekehrt gilt genauso: religiöse Sozialisation ist heute auch Mediensozialisation. In einer eigenen Studie, die in dem Band kurz vorgestellt wird (S. 154 – 164) und in dem oben zweitgenannten Band in ausführlicher Fassung vorliegt, wird bestätigt, dass bei Jugendlichen im Konfirmandenalter ein Zusammenhang zwischen ihren Fernsehpräferenzen und ihren religiös-weltanschaulichen Einstellungen besteht.
Der Bereich der moralischen Bildung ist ein weiteres Feld, auf dem Kooperation angesagt ist. Pirner zieht daraus den Schluss, dass Medienbildung und religiös-ethische Bildung aufeinander angewiesen sind. Diente die Fachtagung mit vielen interessanten Beiträgen, u.a. von G. Tulodziecki, E. Gottwald, B. Beuscher, M. Wörther, W. Fleckenstein, F.-J. Röll sowie Forschungsberichten und Berichten aus der religions- und medienpädagogischen Praxis der Förderung solcher Kooperation, so kam auch die Reflexion über gemeinsam interessierende Themen nicht zu kurz. Als Beispiel dafür mag der Beitrag von H. Niesyto dienen: „Aufmerksamkeitserregung: Kritische Anmerkungen zum kulturellen Kapitalismus unserer Zeit und den Aufgaben einer lebensweltorientierten und emanzipatorischen Medienbildung“. Niesyto fordert eine Auseinandersetzung mit der vorherrschenden medial und ökonomisch geprägten „Kultur“ der Aufmerksamkeit“.
Er ruft dazu auf, ‚Alternativen dazu aufzubauen: „Aufmerksamkeit im Sinne von Achtsamkeit gegenüber sich selbst und anderen Menschen, als Spüren von Atmosphären und als Orientierung an Tugenden und Werten wie Bescheidenheit und Einfachheit befreit von narzisstischen Selbstdarstellungszwängen und medialen Beschleunigungsspiralen“ (S.71). Am zweitgenannten Band lohnt schon die Einführung mit der kurzen Darstellung von Beiträgen einzelner Autoren zur Thematik Religion / Medien die Lektüre.