Rolf Zajonc
Beiträge in merz
Burkhard Priemer, Rudolf Zajonc: Das Internet in der Welt der Bildungsmedien
Die Nutzung des Internet wird in vielen Bereichen des Lebens in Zukunft eine so bedeutende Rolle spielen, dass das WWW zum selbstverständlich genutzten Medium von Schülern und Lehrern wird. Mit großem Engagement von Politik und Wirtschaft sind im letzten Jahr alle Schulen in Deutschland mit Internetzugängen ausgestattet worden. Dabei unterscheidet sich der Umfang der technischen Ausstattung in den Schulen erheblich: von einzelnen Computern im Lehrerzimmer bis hin zu einem Netzwerk von Rechnern in verschiedenen Klassenräumen. Mit der Bereitstellung einer derartigen Infrastruktur verknüpft sich die Erwartung an den Lehrkörper, die neuen Medien auch zu nutzen. Allgemeingültige Rezepte für einen pädagogisch wertvollen Einsatz des Internet im Unterricht sind eine utopische Forderung.
Neben der erheblich differierenden technischen Ausstattung müssen inhaltliche und (fach-)didaktische Aspekte genauso berücksichtigt werden wie im konkreten Einzelfall die Struktur der Klasse und sogar die Persönlichkeit des Lehrers. Letzterer sollte hinter dem Konzept für den Interneteinsatz in seinem Unterricht stehen und muss sich entsprechend von den Möglichkeiten des Internet für Lehr-Lernprozesse selbst überzeugt haben. Auch wenn eine gewisse Skepsis durchaus angebracht ist, sollte davon ausgegangen werden können, dass Lehrer aller Fachrichtungen mit dem Internet vertraut sind und seinen Wert für den Unterricht regelmäßig reflektieren.Die von uns während verschiedenen Untersuchungen gemachten Erfahrungen der letzten Zeit zeigen, dass viele Lehrer bereit sind, sich auf das Internet “einzulassen” und das Medium selber nutzen.
Aufgrund der Rasanz der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung steht dem entsprechenden Bedürfnis nach fundierten Hilfestellungen derzeit noch ein Mangel an wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen und evaluierten Konzepten der Forschung gegenüber. In diesem Beitrag wird daher der Versuch unternommen, mit einem inhaltlichen Schwerpunkt den Bildungswert des Internet praxisbezogen zu analysieren und so die eben skizzierte Lücke zu verringern.Dabei sollen auf der einen Seite kurz Lehren aus vergangenen “Bildungsrevolutionen” gezogen werden, auf der anderen Seite Erkenntnisse aus eigenen Untersuchungen genauso zur Verfügung gestellt werden wie Hinweise aus der internationalen Forschung, die uns eine pragmatische Einordnung des Internet als Lehrmedium zu erleichtern scheinen...
( merz 2002/03, S. 154 - 163 )