Es ist eine Sensation: Mit dem Schuljahr 2022/2023 wird in Österreich Digitale Grundbildung als eigener Gegenstand etabliert. Das bereits seit einigen Jahren als verbindliche Übung geführte Fach wird durch eine Erweiterung der Unterrichtsstunden für die Lernenden und die Schaffung der dafür nötigen Stellen zu einem eigenen Gegenstand entwickelt.
Dabei wird die Frage, wer das Fach unterrichten soll und wie die Curricula der Lehrendenausbildung gestaltet sein sollen zu einem drängenden Problem. Auch die Auswahl der Unterrichtsmaterialien ist Gegenstand der aktuellen Diskussion. Zwar gibt es einige Beispiele und auch Lehrbücher für die Schule. Eine Durchsicht der vorhandenen Lehrbücher macht aber schnell klar, dass es – auch Jahre nach der Etablierung der verbindlichen Übung – kein Lehrbuch gibt, das für Digitale Grundbildung geeignet ist.
Im Lehrplan (in der derzeit vorliegenden Fassung) wird klar zum Ausdruck gebracht, dass es um die Digitalkultur und die Auseinandersetzung mit Medienrealitäten geht (ähnlich wie es im Deutschunterricht um die Druckkultur geht). Das ist ein komplexes Thema, das nicht umsonst in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen bearbeitet wird. Die Integration der disziplinären Perspektiven ist mit dem Frankfurt Dreieck gelungen. Jetzt geht es darum, diesen allgemeinen Konsens in die konkrete Praxis in Schule und Hochschule zu übersetzen. Deshalb stellt die Redaktion der MEDIENIMPULSE mit diesem Call folgende Fragen in den Raum:
- Wer soll im Blick auf Digitale Grundbildung was wann zu wem durch welchen Kanal mit welchem Effekt sagen?
- Wie können die im Lehrplan vorgesehenen Kompetenzen der Digitalen Grundbildung in der konkreten Unterrichtspraxis umgesetzt werden?
- Welche Lerninhalte sind am besten geeignet, den sich schnell ändernden Entwicklungen am besten gerecht zu werden?
- Mit welchen medienpädagogischen Theorien und Methoden kann im Bereich der Digitalen Grundbildung der Erwerb mehrerer Kompetenzen erreicht und eingeübt werden? Wie wird dahingehend eine multiperspektivische Betrachtung ermöglicht?
- Welche Ausbildung bzw. Weiterbildung ist für die Digitale Grundbildung notwendig?
Ein Blick auf die Stellungnahmen zum Lehrplan des Pflichtfaches zeigt, wie viele Aspekte bei der Beantwortung dieser Fragen berücksichtigt werden müssen. Vor allem die Verbindung von medienpädagogischen, kommunikationswissenschaftlichen, medienwissenschaftlichen, historischen, philosophischen und informatischen Perspektiven in Unterrichtsentwürfen ist eine Herausforderung für die Umsetzung in der Unterrichtspraxis. Diese Heterogenität stellt eine besondere Herausforderung für die Entwicklung einer Fachdidaktik der Digitalen Grundbildung dar.
Vor diesem Hintergrund lädt die Redaktion zu Beiträgen ein, die
- die Entwicklungen, die zur Entwicklung des Lehrplans geführt haben, reflektieren und dabei auf disziplinäre Positionen eingehen,
- Unterrichtsentwürfe für den Unterricht im Fach Digitale Grundbildung präsentieren,
- Unterrichtsmaterialien für den Unterricht im Fach Digitale Grundbildung anbieten,
- einen Blick über den Zaun wagen und Konzepte und Erfahrungen aus anderen Ländern beisteuern,
- einen Beitrag zur Entwicklung einer Fachdidaktik der Digitalen Grundbildung publizieren wollen.
Die Herausgeberinnen und Herausgeber dieser Schwerpunktausgabe sind:
Klaus Himpsl-Gutermann, Pädagogische Hochschule Wien (klaus.himpsl-gutermann@phwien.ac.at)
Petra Missomelius, Universität Innsbruck (petra.missomelius@uibk.ac.at)
Christian Swertz, Universität Wien (Christian.swertz@univie.ac.at)
Alessandro Barberi, OVGU Magdeburg / Universität Wien (alessandro.barberi@univie.ac.at)
Einreichung der Artikel
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- Redaktionsschluss: 15. August 2022
- Erscheinungsdatum: 21. September 2022