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Buchrezension: ‚Digitaler Faschismus‘

Rechtsextremismus im digitalen Raum

 

In ihrem Buch ‚Digitaler Faschismus – Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus‘ beschreiben Maik Fielitz und Holger Marcks eindrücklich die manipulativen Techniken rechtsextremer Akteur*innen in den Sozialen Medien. Die Autoren zeigen, wie die Dynamik sozialer Plattformen selbst durch ihre Algorithmen diese Strukturen unterstützen und sogar verstärken und sprechen dabei von Sozialen Medien als ‚digitale Brandbeschleuniger‘. Dabei betonen Fielitz und Marcks einleitend, dass der Faschismus nicht als mit dem Zweiten Weltkrieg beendet angesehen werden kann, sondern kontinuierlich fortbestanden hat und jetzt durch die neuen Medien wieder eine größere Plattform bekommt. So war schon der Aufstieg des Faschismus im frühen 20. Jahrhunderts nicht zufällig mit den neuen Technologien, wie Massenpresse, Film und Radio gekommen (S. 21). Auch mit den neuen Digitalen Medien müsse die Demokratie hier erst wieder Regeln für den Umgang mit diesen Medien finden.

In Sozialen Netzwerken spüren rechtsextreme Akteur*innen schnell Personengruppen mit Zweifeln und Ängsten auf, bei denen ihre Ansätze auf fruchtbaren Boden stoßen. Einmal in die ‚Filterblase‘ recht(sextrem)er Inhalte geraten, bekommen Nutzer*innen Sozialer Netzwerke permanent ähnliche Inhalte vorgeschlagen. Fielitz und Marcks analysieren diese virtuelle Dynamik, die das Erstarken des Rechtsextremismus unmittelbar bedingt.

Eingangs (in Kapitel 2) machen die Autoren anhand eindrücklicher Beispiele deutlich, dass das „Verhältnis von Digitalisierung und Rechtsruck auch grundsätzliche Fragen zur Bedeutung von digitalen Medien in der Demokratie“ (S. 15) aufwirft. Sie erklären damit die Mechanismen, die dazu beitragen, dass auch der Rechtsextremismus aktuell einen solchen Aufwind erfährt. Fielitz und Marcks machen auf Entwicklungen in der Politik und der Gesellschaft aufmerksam, die sich maßgeblich erst durch die Möglichkeiten der Sozialen Medien ergeben haben, so etwa die Proteste im Iran 2009/10 und die Revolution in Tunesien 2011 (S. 25) oder aber auch Trumps Wahlkampagne (S. 26). Anschließend gehen die Autoren darauf ein, wie insbesondere auch rechtsextreme Akteur*innen diese Möglichkeiten instrumentalisieren, indem sie in den Sozialen Medien Ängste verstärken und dem so beeinflussten Publikum schließlich ihre Alternativen aufzeigen. Hierzu wird das Phänomen ‚fake news‘ genauer beleuchtet. Ebenso zeigen Fielitz und Marcks auf, wie ein angeblicher ‚Volkswille‘ verzerrt würde, indem beispielsweise eine rechte Minderheit nachweislich mit Fake-Profilen ihre eigenen Inhalte kommentiert, teilt und somit als Meinung einer breiten Masse erscheinen lässt. In ihrem Kapitel ‚Das erneuerte Paradox der Toleranz: Auswege aus dem digitalen Faschismus‘ erläutern die Autoren noch einmal den Konflikt zwischen freier Meinungsäußerung und der behandelten Problematik und betonen, dass das individuelle Debattierverhalten und organisierte Online-Kampagnen mit Gegenrede ein wichtiger Schritt gegen den Digitalen Faschismus sind.

Wissenschaftlich, mit Blick in die Geschichte und Analyse der Strukturen gehen die beiden Autoren an das Thema Rechtsextremismus in der Digitalisierung heran und schaffen so Warnung und Wegweiser zugleich. ‚Digitaler Faschismus‘ klärt über die Dynamik auf und zeigt dabei aber auch, dass die enorme Präsenz rechtspopulistischer Meinung im Netz dennoch nur die Meinung einer Minderheit widerspiegelt.

 

Fielitz, Maik/Marcks, Holger (2020). Digitaler Faschismus. Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus. Berlin: Dudenverlag. 256 S., 18,00 €

Anna-Clara Pentz


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