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Die fantastische Reise des Dr. Dolittle

Ungleiche Freundschaften und ein halsbrecherisches Abenteuer

Die Königin von England schwebt in Lebensgefahr, nur eine Frucht von einer weit entfernten Insel kann sie noch retten. Und ausgerechnet Dr. Doolittle soll diese besorgen. Nach dem Tod seiner Frau schottete er sich mit seinen exotischen Tieren in seinem Haus ab. Ohne menschlichen Kontakt hat er sein Äußeres stark vernachlässigt und auch sein Benehmen ähnelt mehr einem Tier. Eines Tages tauchen zwei Kinder bei ihm auf, die seine Hilfe brauchen: Tommy Stubbins hat aus Versehen ein Eichhörnchen angeschossen und möchte es retten. Währenddessen trifft Lady Rose vom Buckingham Palace ein, mit einer Nachricht der Königin Victoria: Diese ist schwer erkrankt und braucht Dolittles Hilfe, der sein Haus und Grundstück von ihr bekommen hat. Im Falle ihres Todes ginge beides zurück in den Besitz des britischen Schatzamtes und Dolittle müsste das Haus räumen. Also macht er sich auf den Weg nach London und stellt dort fest, dass Queen Victoria vergiftet wurde. Das einzige Heilmittel ist eine Frucht, die lediglich auf einer Insel wächst. Mit den Tieren und Tommy bricht Dolittle (Robert Downey Jr.) auf, um die Frucht zu besorgen und die Königin zu retten. Und so beginnt Die fantastische Reise des Dr. Dolittle und dessen Freunde. Blair Müdfly, ein alter Kommilitone von Dolittle, folgt ihm und versucht, ihn davon abzuhalten.

Im Laufe des Filmes werden mehrere brenzlige Situationen, in denen sich die Hauptfiguren befinden, für die Zuschauenden nicht zufriedenstellend gelöst. Beispielsweise müssten sich Dolittle, Tommy und die Tiere nach der Zerstörung ihres Schiffes durch Müdfly einen neuen Plan überlegen. Stattdessen taucht keine Minute später Dolittles Schwiegervater König Rassouli auf, der ihn ein paar Szenen zuvor noch töten wollte, und überlässt ihnen aus Liebe zu seiner verstorbenen Tochter ein altes Schiff. Diese Lösung vermittelt den Zuschauenden das Gefühl, dass man auf die vorherigen Szenen letztendlich komplett verzichten könnte. Auch die letzte Auseinandersetzung zwischen Müdfly und Dolittle lässt zu wünschen übrig. Kaum stehen sich die zwei gegenüber, wird diese Begegnung von einem Drachen unterbrochen und im Anschluss ist Müdfly im Film nicht mehr zu sehen. Was mit ihm passiert ist, bekommen die Zuschauenden also auch nicht mehr mit.

Insgesamt ist Müdfly ein sehr enttäuschender Antagonist. Obwohl er von einem bekannten Schauspieler (Michael Sheen) gespielt wird, ist die Figur sehr oberflächlich und auch seine Gründe für seinen Hass auf Dolittle werden nicht überzeugend erklärt. Er und Dolittle kennen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität. In den Jahren danach war Dolittle ein erfolgreicher Arzt mit vielen Patientinnen und Patienten und wurde sogar von der Königin stark unterstützt. Währenddessen scheint Müdfly, obwohl er im Film Arzt von Königin Victoria ist, nur ein mittelmäßiger Arzt geblieben zu sein. Sobald Dolittle im Palast auftaucht, ist das einzige Ziel von Müdfly, Dolittle von einem erfolgreichen Ende seiner Suche abzuhalten. Sein Neid auf den ehemaligen Erfolg Dolittles, ist kein ausreichender Grund für so eine tiefgehende Abneigung. Mehr wird dem Zuschauenden aber nicht erklärt.

Ein toller Aspekt des Films ist dagegen die Thematisierung von psychischen Krankheiten. Dolittle und mehrere seiner Tiere leiden aus psychischen Gründen. Der Gorilla ist ein Angsthase, der Tiger fühlt sich von seiner Mutter nicht geliebt, der Drache hat seinen Lebenspartner verloren und trauert immer noch und Dolittle selbst hat den Tod seiner Frau ebenfalls noch nicht verarbeitet. Diese psychischen Beschwerden werden von Dolittle ernst genommen, als wahre Krankheiten, die dem Körper und der Psyche schaden können. Keiner wird für seine Schwäche ausgelacht, sondern stattdessen liebevoll unterstützt. Dolittle hat zu Beginn des Filmes seine Lebenslust schon lange verloren und möchte am liebsten nichts tun. Aber mit Unterstützung, vor allem von seiner treuen Papageiendame Polynesia, schafft auch er es aus seinem tiefen Loch heraus. Auch Tommys Präsenz und dessen Faszination von der Tiersprache lässt Dolittle an eine Zeit zurückdenken, als auch er davon begeistert war. Dieser Film nutzt also seine Chance, Kindern eine Lektion für‘s Leben mitzugeben: Ihnen wird vermittelt, dass psychische Krankheiten ernst genommen werden sollen und dass man nicht immer so stark sein muss, wie man es gerne wäre. Aber das ist vollkommen in Ordnung. Psychische Krankheiten sollten offen angesprochen werden, denn peinlich muss sowas keinem sein. Gleichzeitig wird Kindern aber auch gezeigt, dass es durchaus möglich ist, wieder gesund zu werden.

Besonders herausragend zeigt der Film die speziellen Freundschaften, die sich zwischen den verschiedenen Tieren  entwickelt haben. Unter ihnen befinden sich Eisbär Yoshi, Strauß Plimpton, Ente Dab-Dab und viele mehr. Fleisch- und Pflanzenfresser leben seit Jahren gemeinsam mit Dolittle in einem Haus. Tiere, die sich im echten Leben absolut nicht vertragen würden. Aber im Film wird die natürliche Nahrungspyramide ignoriert. Obwohl einige der Tiere Schwierigkeiten miteinander haben, schaffen sie es am Ende, ihre Differenzen zu vergessen und sich zu vertragen. Kinder können daraus lernen, dass man unterschiedliche Hobbys, Geschmäcker und Angewohnheiten haben kann und sich trotzdem wundervolle Freundschaften entwickeln können.

Die Zielgruppe von Die fantastische Reise des Dr. Dolittle sind Kinder, die mit den liebenswerten Tieren und den witzigen Momenten mit und zwischen den Tieren gut erreicht werden. In diesem Film sind Furz-Witze und Stereotypen vorhanden, die für einen Erwachsenen unpassend wirken könnten, Kindern aber ein herzhaftes Lachen entziehen. Für Kinder ist dieser Film also ein lockeres, familienfreundliches Abenteuer mit Happy End. Aber Erwachsene, die Kinder ins Kino begleiten, müssen keineswegs mit einem langweiligen Film rechnen. Denn auch Erwachsenen kann der Film viel Spaß machen.

Insgesamt ist der Film eine schöne Angelegenheit für einen Kinobesuch mit Kindern. Kinder können in der jetzigen kalten Jahreszeit für ein paar Stunden bei Laune gehalten werden, aber zu ihrem Lieblingsfilm wird dieser Film wahrscheinlich nicht werden. Ein paar wichtige Lektionen für‘s Leben können sie aber aus diesem Film in ihren Alltag mitnehmen.

 

Andrea Stephani war Praktikantin bei merz | medien + erziehung. Sie studiert Sprach-und Textwissenschaften an der Universität Passau.


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