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Dokumentation – #KidsOnTech

Erfahrungen im persönlichen und im beruflichen Kontext haben die Filmemacher Paul Zehrer, Henning Kullak-Ublick, Pierre Laurent, Eric Ivey, Maren Wickwire und Dr. Gillen Lerner dazu motiviert, das Thema rund um Mediennutzung von Kindern und Medienerziehung durch einen Dokumentarfilm zu beleuchten. Durch Covid-19 spielen digitale Medien in der Welt von Kindern und Jugendlichen eine noch größere Rolle – Distanzlehre und Homeschooling werden zum Alltag und die Zeit vor Bildschirmen wird länger. Mit dem Film wollen die Produzent*innen zeigen, welche und warum Eltern und Erwachsene eine große Verantwortung für den Umgang ihrer Kinder mit digitalen Geräten tragen. Im Verlauf des Films werden Familien gezeigt, die von ihren Erfahrungen aus dem Alltagsleben mit Kindern und Medien berichten. Zudem kommen Expert*innen, wie Psycholog*innen und pädagogische Fachkräfte zu Wort.

Die große Frage, die immer wieder auftaucht, ist: Wie und inwiefern wirkt sich die Nutzung von Technologien auf die kindliche Entwicklung aus? Verschiedene Erzählungen der Familien machen deutlich, dass das Thema Mediennutzung in der Familie präsent ist und alle beschäftigt. Manche versuchen den Umgang gezielt zu steuern, indem sie Mediennutzungszeiten mit ihren Kindern vereinbaren, bei anderen gibt es Tablets, Smartphones und Computer seit dem ersten Lebensjahr.

Ein Experte erklärt die Auswirkungen der Mediennutzung im frühen Baby und Kleinkindalter. Babys und Kleinkinder verarbeiten Informationen anders als Erwachsene, da das Gehirn und dessen Funktionen erst ausgebildet werden müssen. Durch Erfahrungen, wie sensuelle und visuelle Eindrücke lernen sie ihre Umwelt kennen und begreifen. Die selbst gemachten Erfahrungen formen das Gehirn und dessen Verknüpfungen. Informationen, die Babys und Kleinkinder wahrnehmen, sind in der Regel vorhersehbar und einschätzbar. Bei digitalen Medien ist die Problematik, dass die Logik hinter den Bewegtbildern nicht selbst erfahren und nachvollzogen werden kann, was das Nervensystem von Babys und Kleinkindern überlasten kann. Der Experte weist auf eine Wissenschaftslücke hin, da es noch zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die sich mit den Auswirkungen des Medienkonsums von Babys und Kleinkindern beschäftigen. Deshalb appelliert er an die Eltern, die Mediennutzung reflektiert entsprechend dem Kindesalter anzupassen.

Neben der Mediennutzung der Kinder wird in der Dokumentation auch der Umgang der Eltern mit den Medien behandelt. Digitale Endgeräte haben ein enormes Ablenkungspotenzial, das nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern ebenso bei Erwachsenen sichtbar ist. Dies kann sich auf die Beziehung zwischen Kind und den Eltern auswirken, da Kinder spüren, wenn die Eltern nicht emotional und mental präsent sind. Die Expert*innen machen deutlich, dass auch seitens der Erziehungsberechtigten die Bildschirmzeit und die Auswirkungen auf die Interaktion mit den Kindern reflektiert werden muss. In diesem Zusammenhang betonen sie, dass nicht die Technologie an sich ein Problem ist, sondern der Umgang mit ihr.

Einen weiteren blick wirft die Dokumentation auf die frühkindliche Medienbildung, in etwa Waldorfeinrichtungen. Durch neue Ansätze in Waldorfeinrichtungen, wird versucht zu erklären, wie das Verständnis hinter der Technik vermittelt werden kann. Dabei sollen sich Kindern digitale Skills durch ‚non-digital media‘ aneignen, indem sie durch einen Locher die Grundlagen des making nachmachen. Dadurch können die Kinder die Logik des Programmierens verstehen und nicht nur Medien nutzen, die andere programmiert haben. Ganz im Sinne des ‚Use technologies as masters not as servants‘. Durch dieses Projekt entdecken die Kinder digitale Medien selbst – dem Ansatz der Waldorfschulen entsprechend. Kindliche Entwicklung soll natürlich stattfinden, neben dem selbstständigen Entdecken und Erforschen der realen Umwelt können auch digitale Medien als Teil der Umwelt erlebt werden.

Auch extremere Ansätze, wie sogenannte anti-tech Schulen, werden in der Dokumentation thematisiert. Dort wird das Ziel verfolgt, dass Kinder und Jugendliche ohne Technologien aufwachsen und lernen sollen, da digitale Geräte nach diesem Verständnis nichts Förderliches bewirken können.

Die Dokumentation verdeutlicht, welche gesellschaftlichen Herausforderungen durch digitale Technologien entstehen. Neben den Problemen und Herausforderungen wird jedoch die Botschaft deutlich, dass alle Erwachsenen und Bildungsinstitutionen eine entscheidende Rolle in diesem Diskurs spielen müssen. Kinder müssen dazu angeregt werden, ihre Mediennutzung und den Umgang mit digitalen Geräten kritisch zu reflektieren. Zudem spielen vor allem Eltern als Rollenmodell und als Bezugspersonen eine entscheidende Rolle, damit Kinder in ihrer Selbstbestimmung und ihrem Empowerment gestärkt werden. Technologien sind weder gut noch schlecht – wie sie genutzt werden ist entscheidend.

Irene Fenzl

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Kullak-Ublick Henning; Laurent Pierre (Produzenten) 2021: #KidsOnTech. Kalifornien, USA.


Header- und Teaserbild erstellt mit Canva


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