Alex Tetteyfio Bergfeld; Vladimíra Čabanová (2021): Eine Puppe für Ashé. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 17,50 €.
Ashé ist traurig. Im Kindergarten werden nur Puppen aus hellem Stoff, mit blauen Augen und mit glatten Haaren verschenkt. Das Kind erzählt seinen Eltern davon. Diese schneidern Ashé in der darauffolgenden Nacht eine eigene Puppe. „Du siehst ja genauso aus wie ich!“, sagt das Kind, als es die Puppe glücklich in den Arm nimmt. Ashé ist eine geschlechtsneutrale Figur. Auch die Familienkonstellation ist in der Geschichte offen gehalten. So sollen sich darin möglichst viele Kinder und Familien wiederfinden können.
Mit seinem Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren, das eng mit seiner eigenen Lebensgeschichte verknüpft ist, möchte der Autor Alex Tetteyfio Bergfeld über Rassismus aufklären. In seine Erzählung lässt er auch eigene Erfahrungen mit Rassismus einfließen. Als Schwarzes Kind einer Deutschen und eines Ghanaers ist er in Norddeutschland aufgewachsen – in einer weißen Mehrheitsgesellschaft. Ihm ist es ein Anliegen, dass Kinder frühzeitig erklärt bekommen, was Rassismus bedeutet. Das Buch ergänzt deshalb ein Beiheft, das sich speziell an Familien und Pädagog*innen in Kindertagesstätten und Grundschulen richtet. Es enthält Informationen, wie das Thema Rassismus sich verständlich für Kinder im Alltag aufbereiten lässt. Kinder sollen so gestärkt und unterstützt werden, ein besseres Selbstbewusstsein zu entwickeln. „Sie lernen, sich selbst, ihre Haare, ihre Haut und alles andere an sich noch mehr zu lieben“, so Alex Tetteyfio Bergfeld. „Ich selbst bin kein Experte für Rassismus, sondern erfahre Rassismus“, erklärt er. „Wenn Menschen mich heute nach meinen Rassismuserfahrungen fragen, sage ich immer, dass ich in meinem Leben durchschnittlich jeden Tag Rassismus erlebt habe. Es ist schwer, sich als betroffene Person an die genauen Abläufe von Situationen zu erinnern und diese wiederzugeben. Es fühlt sich manchmal unmöglich an, Rassismus zu erklären. Heute verstehe ich, dass auch dies eine Bewältigungsstrategie ist.“ Zehn Jahre lang war Alex Tetteyfio Bergfeld Lehrer. Heute arbeitet er als Lebensberater, Musiker und Kinderbuchautor. „Ich entscheide mich bewusst dafür, meine Erfahrungen, mein erlerntes Wissen zu teilen.“
Das Buch ist ein Appell, dass diskriminierungsfreies und rassismusfreies Spielen möglich ist und ermöglicht werden muss. Die Kehrseite der Medaille ist nämlich, dass noch immer viele Kinderzimmer- und Spielzeug-Welten größtenteils weiß sind. Das Bilderbuch trifft hier deshalb einen Nerv, denn es verhilft einer längst überfälligen Diskussion zu mehr Aufmerksamkeit.
Entstanden ist ,Eine Puppe für Ashé‘ in Zusammenarbeit mit einem Hamburger Spielwaren-Unternehmer, der in Ghana Puppen mit unterschiedlichen Hauttönen produziert. Sie sollen für alle Kinder, ganz gleich welcher Herkunft oder Hautfarbe, ein Lebensbegleiter sein und Vielfalt als Selbstverständlichkeit ins Kinderzimmer bringen. „Mir ist schnell klar geworden, dass es nicht möglich ist, Rassismus zu reflektieren, ohne jegliche andere Formen von Diskriminierungen mit einzubeziehen“, schreibt Alex Tetteyfio Bergfeld.
Es gibt zum Buch auch Bilder zum Ausmalen unter:
Heinrike Paulus