Sichere Accounts und altersgerechte Voreinstellungen sind elementar, wenn es um die Nutzung von Apps durch Kinder und Jugendliche geht. Zu selten sorgen Anbieter dafür, dass die jüngsten Userinnen und User vor potenziellen Gefahren geschützt werden. Der Jahresbericht 2018 von jugendschutz.net, ein gemeinsames Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, zeigt, wie die getesteten Applikationen abschneiden.
Von den rund 83.954 geprüften Angeboten fielen 71.551 unter die Kategorie Social Media und 12.403 unter Webseites. Insgesamt wurden 6.575 Verstoßfälle gegen den Jugendmedienschutz festgestellt. Davon belief sich die Hälfte (53 %) auf sexuelle Ausbeutung von Kindern, weitaus weniger häufiger kamen politischer Extremismus (16 %), Pornografie (8 %) sowie Gewalt (2%) vor. Die meisten Verstöße ereigneten sich in Angeboten der USA (49 %) sowie Russland (20%). Der Großteil der Fälle auf Social Media (82 %) beziehen sich nur auf fünf Plattformen: Spitzenreiter ist YouTube mit 19 Prozent, gefolgt von Instagram (17 %), Tumblr (15 %) und Twitter (10 %).
Darstellungen aus dem Bereich des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen sind von 2.982 auf 3.441 Fällen angestiegen. Die meisten Angebote (3.000) stammen aus dem Ausland, 34 Prozent davon aus Russland, 26 Prozent aus den Niederlanden und 22 Prozent aus den USA. Nach dem Melden der Fälle durch jugendschutz.net wurden 100 Prozent der Beiträge auf deutschen Angeboten entfernt, im Ausland 92 Prozent.
Die Analyse von Persönlichkeitsrechten auf YouTube ergab, dass von den 17 untersuchten Kanälen alle Indizien auf einen Verstoß dieser Rechte hinweisen. In über der Hälfte aller Fälle (53 %) verraten Videos oder Beschreibungen sensible Daten der Kinder. Fast alle Kinder (94 %) wurden in sehr privaten Situationen gefilmt, zum Beispiel im Bad, im Schlafanzug oder wenn sie krank waren. Häufig (47 %) waren sie in knapper Bekleidung zu sehen, teils in kokettierender Weise.
Meldungen von Belästigung, Mobbing und Gewalt in Sozialen Medien durch Userinnen und User haben zumeist einen geringen Effekt. Ein Test mit 950 Fällen zeigte schlechte Löschquoten – nur etwa ein Drittel wurde entfernt. Erst nach Meldung durch jugendschutz.net als Institution wurden weitere 39 Prozent gelöscht oder gesperrt. Über altersgerechte Voreinstellungen verfügt nur Snapchat. Keiner der Dienste führte eine verlässliche Altersprüfung durch.
Der Studie zufolge müssen die Anbieter der jeweiligen Dienste dazu gebracht werden, verlässliche Alterskontrollen durchzuführen sowie Techniken zur automatisierten Erkennung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einzusetzen.
Nähere Informationen finden Sie unter www.jugendschutz.net/jahresberichte
Monika Himmelsbach