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Katzen, Krieg und Creators – TikTok als (Des-)Informationsraum für Jugendliche

Die Amadeu Antonio Stiftung arbeitet in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung an dem Projekt Visualising Democracy – für eine demokratische Debattenkultur. Das Ziel des Projekts ist es, demokratiegefährdenden Desinformationen in digitalen Räumen entgegenzuwirken und jungen Menschen Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, um Soziale Medien als Chance für soziale und politische Teilhabe sowie für demokratisches Empowerment zu nutzen. In der neu erschienenen Handreichung Katzen, Krieg und Creators – TikTok als (Des-)Informationsraum für Jugendliche geht es um die Plattform TikTok, ihre grundlegenden Funktionen, positiven Nutzungsmöglichkeiten sowie Risikoaspekte. 

TikTok ist als einer der zentralen Kommunikationsräume von Jugendlichen nicht zu unterschätzen. Die App ist mittlerweile eine der meistgenutzten audiovisuellen Plattformen im Netz. Sie besteht ausschließlich aus Videos im Kurzformat und bietet Nutzer*innen die Möglichkeit, schnell und einfach eigene Inhalte zu erstellen und zu teilen. Dabei können sie auf Filterfunktionen und Augmented Reality-Technik zugreifen. Der Erfolg von TikTok ist vor allem seinem Algorithmus zu verdanken, der Videos bevorzugt, die eine hohe Aufmerksamkeit erzeugen und mit denen am meisten interagiert wird. Durch Likes, Kommentare, Teilen, Stitches und Duette können Inhalte –auch von unbekannten Nutzer*innen – schnell viral gehen und Millionen von Menschen erreichen.

TikTok ist eine Plattform, auf der eine breite Palette von Themen angesprochen wird, darunter immer mehr politische Inhalte. Dies ermöglicht jungen Menschen einerseits, sich zu informieren und an politisch-gesellschaftlichen Debatten zu partizipieren, andererseits birgt dies aber auch die Gefahr, dass Desinformation, Hasspropaganda und Verschwörungstheorien schnell weiterverbreitet werden können. TikTok bietet aufgrund seiner plattformspezifischen Logik nämlich die idealen Bedingungen für antidemokratische Akteur*innen. Die Plattform bevorzugt Videos, die bei den Zuschauer*innen Emotionen auslösen, da diese die meiste Aufmerksamkeit erhalten und die höchste Interaktionsrate aufweisen. Bei politischen Inhalten ist es daher wahrscheinlicher, dass skandalöse und provokante Videos – die Emotionen wie Wut, Empörung und Angst auslösen – häufiger verbreitet werden als solche, die schlichte und nüchterne Information verbreiten. Zudem führt die Logik der Plattform dazu, dass Nutzer*innen nur noch personalisierte Inhalte auf der Startseite angezeigt bekommen und in sogenannte Filterblasen geraten können. Dadurch werden Meinungen und Positionen kontinuierlich bestätigt und dies kann zu einer Radikalisierung der eigenen Weltanschauung führen, was aus politisch-gesellschaftlicher Sicht sehr gefährlich ist. Auf der persönlichen Ebene kann dies Hass und Gewalt auslösen, die sich auch offline gezielt und direkt gegen Menschen richten können. Auf gesellschaftlicher Ebene kann dies zu einem verzerrten Abbild der eigentlichen Meinungsvielfalt und ihrer Verteilung führen. Besonders junge Menschen, die teilweise noch ein geschlossenes Weltbild haben, sind hierbei gefährdet. 

Was können wir, als einzelne Bürger*innen, Hass und Desinformation auf TikTok entgegensetzen? Die Amadeu Antonio Stiftung empfiehlt einige Handlungsoptionen: 

  • Die eigene abweichende Meinung in einem Kommentar schreiben, um auf die kritische Meinungsvielfalt der Gesellschaft hinzuweisen sowie ähnliche Kommentare mit einem Like versehen oder kommentieren, um diese hervorzuheben; 

  • Grenzen des Sagbaren in Kommentaren aufzeigen; 

  • Kritische Fragen in den Kommentaren stellen oder Inhalte satirisch kommentieren; 

  • Debunking, d. h. falsche Behauptungen mit Hilfe eigener, geprüfter Informationen richtigstellen; 

  • Deplatforming, d. h. Accounts melden, die Desinformation und Hass verbreiten. 

Was können Politik und Verwaltung tun? 

  • Optimierung der bisher langwierigen und uneinheitlichen Meldeverfahren zu Desinformation und Hassrede in Deutschland; 

  • Maßnahmen gegen die fehlende digitale Kompetenz und Ausstattung der Sicherheitsbehörden und politisch Verantwortlichen; 

  • Eine gezielte Förderung von Bildungsarbeit mit Blick auf Medienkompetenz. 

Was können Medienpädagog*innen tun, um Jugendliche im Umgang mit Hass und Desinformation online zu unterstützen? 

  • Thematisierung Sozialer Medien und ihrer Chancen und Risiken, beispielsweise anhand des sogenannten Dagstuhl-Dreiecks (Wie funktioniert das?, Wie wirkt das?, Wie wird das genutzt?); 

  • Förderung der Kompetenzen von Jugendlichen im Bereich der Informationsbewertung und Recherche, um Desinformation erkennen und richtigstellen zu können; 

  • Prebunking, d. h. präventiv Desinformationen zusammen mit Jugendlichen entwerten. 

 

Die Stiftung bietet Projekte und Beratung zu diesen Themen an. Weitere Informationen gibt es hier.

 

Chaymaa Zimame


©  Amadeu Antonio Stiftung (bearbeitet mit Canva)


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