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Medienbildung zwischen Fakt und Fake: Rückblick auf den Safer Internet Day 2021

Unter dem Thema ‚Medienbildung zwischen Fakt und Fake‘ stand in diesem Jahr der Safer Internet Day (SID). Zu diesem internationalen Aktionstag für mehr Sicherheit im Internet fanden zahlreiche Online-Veranstaltungen und -Aktionen statt. Hier drehte sich alles und um die Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalisierten Lebenswelt und der Frage, wie das Internet für alle ein Stück besser gemacht werden kann.  

Ein Kind, welches ins tiefe Wasser möchte, muss erst schwimmen können, denn sonst würde es untergehen. Dabei wird das Schwimmen Schritt für Schritt erlernt. Am Anfang ist die Begleitung besonders wichtig, aber mit der Zeit kann das Kind immer weiter allein schwimmen.

Mit diesem Bild begann die Veranstaltung des Projekts MAZE – Medien aktiv zusammen erleben des Landesfilmdiensts Thüringen unter dem Titel ‚Möglichkeiten aktiver Medienbildung für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen‘. Wie deutlich wird, müssen die Kinder und Jugendlichen den Umgang mit Medien zunächst erlernen und begleitend an sie herangeführt werden. Dafür müssen Gelegenheiten und Situationen ermöglicht bzw. geschaffen werden, in denen sich Heranwachsende aktiv mit Medien auseinandersetzen können. Für diese aktive Medienbildung wurden in der Veranstaltung verschiedene Tools vorgestellt. Darunter Comic Life, eine App mit der ganz einfach eigene Comics zu einem bestimmten Thema erstellt werden können und Actionbound, ein Programm und eine App für eine digitale Schnitzeljagd. Weitere Tools finden sich auf der Projektseite von MAZE.

Unter dem Titel ‚Verschwörungserzählungen in der medienpädagogischen Praxis‘ fand die Veranstaltung der Initiative Gutes Aufwachsen mit Medien statt. Bei Verschwörungserzählungen ist der ‚Confirmation Bias‘ ein wichtiger Faktor, da meist nur Informationen aufgenommen werden, die der eigenen Überzeugung entsprechen. Jede*r konstruiert sich seine eigene Wahrheit. Bei Verschwörungen geht es darum, gegen den Mainstream zu kämpfen und ein Feindbild aufzubauen. Sie liefern eine vermeintlich einfache Erklärung für komplexe Sachverhalte. Quellen sowie Fakten spielen dabei selten eine Rolle.

Wie Verschwörungserzählungen mit jungen Menschen thematisiert werden können, wird mit der Vorstellung zweier Projekte gezeigt. Das Projekt TruthTellers möchte Jugendliche in drei Modulen (‘Wahrheit’, ‘Erzählungen’ und ‘Ideologien’) für das Thema sensibilisieren. Dabei setzen sie sich mit der Rolle von Erzählungen, Glauben und Gefühlen für die Überzeugung für bestimmte Wahrheiten auseinander. Zum Einsatz kommen dafür verschiedene digitale Tools und unterschiedliche Formen des Storytellings.

Das Projekt #Denk_Net sowie das Folgeprojekt #futurefabric verbinden Medienpädagogik mit Rechtsextremismusprävention bzw. Demokratiebildung. Im ersten Projekt wurden zehn Workshopmodule geplant, etwa zu den Themen Online Hate Speech, Verschwörungsideologien oder Desinformation. Die Module setzen sich aus informierenden Teilen und aktiver Medienarbeit zusammen. Zum Beispiel werden beim Thema Desinformation Erklärvideos gezeigt, Apps und Tools zum Erkennen von Desinformationen vorgestellt und es werden selbst eigene Desinformationen entworfen. Für das Folgeprojekt sind ein Escape Game, eine Fortbildungsreihe, eine Wanderausstellung und digitale Beteiligungsformate geplant. Dieses Projekt richtet sich vor allem an Jugendliche ab einem Alter von 14 bis 15 Jahren.  

Eine weitere Veranstaltung zum SID 2021 wurde von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein in Kooperation mit den Bücherhallen Hamburg organisiert. Zum Thema ‚Was können wir glauben? Surfen im Netz – zwischen Fakt und Fake‘ gab Prof. Dr. Stöcker, Studiengangsleiter Digitale Kommunikation an der HAW Hamburg, einen kurzen Impulsvortrag. Danach konnten die Teilnehmenden zwischen sechs Workshops mit verschiedenen Schwerpunkten wählen.

Beispielsweise wurde im Workshop ‚Wissen, wer der Babo ist‘ hervorgehoben, wie wichtig es ist, die Held*innen der Kinder und Jugendlichen zu kennen. Diese dienen den Heranwachsenden als Vorbilder und geben ihnen Orientierung. Die ‚wichtigsten‘ Medienakteur*innen, wie Gronkh, BibisBeautyPalace oder Freshtorge, wurden auch vorgestellt.

In einem zweiten Workshop wurde das Projekt #dubisthier präsentiert. Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bücherhallen Hamburg und des Vereins #ichbinhier, welches zur Zivilcourage im Netz ermutigen will. Hate Speech findet heutzutage in Sozialen Netzwerken, Kommentarspalten, Chatgruppen und Online Games, aber auch offline statt. Deswegen wird es umso wichtiger etwas dagegen zu tun. Nutzer*innen können sich etwa an Diskussionen beteiligen, eine Meldung bei der Plattform schalten oder eine Anzeige (bei Gewaltverherrlichungen) aufgeben. Ein wichtiger Schritt ist vor allem die Gegenrede, wofür das Projekt in Veranstaltungen, Bootcamps und anhand eines digitalen Leitfadens sensibilisieren möchte.

Der diesjährige Safer Internet Day setzte sich aus einem umfassenden Angebot von Veranstaltungen, Workshops und Vorträgen zusammen. Allein in Deutschland fanden insgesamt mehr als 200 Aktionen statt. Das Thema ‘Medienbildung zwischen Fakt und Fake’ ist sehr wichtig, da Jugendliche immer öfter mit Desinformationen konfrontiert sind. Dabei zeigt sich eine Verunsicherung von Seiten der Jugendlichen, dass sie Desinformationen nicht sicher erkennen können. Die hier kurz vorgestellten Beiträge waren sehr spannend und informativ. Sie konnten gute Anknüpfungspunkte an das Thema liefern. Dabei wurden Einblicke in sehr interessante Projekte geboten und Anregungen für die eigene Medienarbeit aufgezeigt.

Der SID findet seit 2004 weltweit (circa in 170 Ländern) immer am Dienstag der zweiten Februarwoche statt. In Deutschland wird der Safer Internet Day von der EU-Initiative klicksafe koordiniert. 

 

Joana Baumgarten

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Teaserbild: klicksafe

Headerbild: unitednations I unsplash

 


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