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Performing Identity – Vortrag von Prof. Dr. Judith Ackermann

Im Rahmen des Treffens der Landesgruppe Bayern der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) hielt Prof. Dr. Judith Ackermann einen Vortrag zum Thema ‚Performing Identity. Jugendkulturelle Praktiken der Inszenierung auf Social Media Plattformen‘. Judith Ackermann ist Forschungsprofessorin für Digitale und vernetzte Medien in der Sozialen Arbeit an der FH Potsdam. Dort beschäftigt sie sich mit verschiedenen Forschungsschwerpunkten, unter anderem Digitale Medien, Medienbildung und Medienkommunikation. Judith Ackermann ist zudem Autorin für die merz.

Die Ausgangslage der Vortrags war die Feststellung, dass junge Menschen Social-Media-Plattformen nutzen, um ihre soziale Identität kennenzulernen, zu zeigen und zu verhandeln. Dabei unterscheiden sich Social-Media-Plattformen nicht nur in ihrer Funktion, sondern auch in der Nutzungsweise der jungen Menschen. Diese vorhandenen Erkenntnisse versucht Judith Ackermann durch ihren Vortrag zu verdeutlichen. Dabei fokussiert sie sich auf die Plattform TikTok, die vor allem über kreative humoristische Kurzvideos und Hashtags funktioniert. Viralität und Ausdruck von Identität, zum Beispiel durch die Äußerung zu einem bestimmten Thema durch ein Video, sind die Hauptmotivation der Jugendlichen sich selbst mit Kurzvideos auf der Plattform zu zeigen. Hierbei spielt die Nutzung von Hashtags eine entscheidende Rolle. Durch die Verschlagwortung der Videos mit Hashtags verdeutlicht der*die Produzent*in, wie das Video vom*von der Zuschauer*in verstanden werden soll. Eine weitere Besonderheit auf TikTok sind sogenannte Hashtag-Challenges, bei denen es darum geht, durch einen bestimmten Hashtag andere Nutzer*innen zu animieren, sich durch ein Kurzvideo zum Hashtag zu präsentieren oder zu positionieren. Junge Menschen haben Interesse daran, sich an den Challenges zu beteiligen, da die Wahrscheinlichkeit ‚gesehen zu werden‘ – also die Viralität der eigenen Videos – steigt. Ein Beispiel ist der Hashtag #NahtZiehsRaus. Dabei werden Nutzer*innen aufgefordert, sich gegen Fremdenhass und Rassismus stark zu machen und durch einen eigenen Beitrag die Botschaft zu verbreiten. Eine Problematik von Hashtag-Challenges ist die, dass Nutzer*innen der Plattform häufig die Trend-Hashtags unter eigenen Videos nutzen, obwohl kein Zusammenhang zwischen dem Hashtag und dem Inhalt des Videos besteht. Sie werden trotzdem verwendet, um die Verbreitung des Kurzvideos zu erhöhen. Ebenso wird deutlich, dass Hashtag-Challenges zunehmend von kommerziellen Unternehmen gestartet werden, um Werbung zum Produkt zu generieren.

Neben den Hashtag-Challenges erklärt Prof. Dr. Ackermann im Vortrag weitere TikTok-Phänomene, wie Lipsync oder Greenscreenfilter. Zudem zeigt sie spezifische Interaktionsmöglichkeiten, die auf der Plattform angewandt werden und die Bedeutung von Textinserts in den Kurzvideos, die die Funktion haben, dem*der Zuschauer*in zu verdeutlichen, worum es im Video geht. Die Videoproduktion wird von jungen Menschen auf TikTok nicht nur genutzt, um die eigene Identität zu zeigen und zu verhandeln, sondern auch um mit Themen, die sie beschäftigen umzugehen und die Welt kreativ zu verarbeiten. Ein Beispiel ist der Umgang mit der Coronavirus-Thematik. Hier wird versucht durch eine Externalisierung des Virus im Video oder durch ironische Überzeichnung, Distanz herzustellen.

Die Betreiber von TikTok versuchen durch Förderprogramme, Themenschwerpunkte, wie Aufklärungs- und Informationsformate oder Kunst und Kultur zu fördern. Als problematisch kann die Steuerung der angezeigten Inhalte durch den Algorithmus gesehen werden. Dementsprechend fehlt die Möglichkeit, dass dem*der Nutzer*in eine ungefilterte Ansicht von vorhandenen Videoformaten angezeigt wird.

Im letzten Teil des Vortrags erklärt Prof. Dr. Ackermann ihre Idee, TikTok mehr für Bildungsformate zu nutzen, damit gezielt Partizipation hervorzurufen und andere zu aktivieren sich zu Bildungsthemen zu äußern.

Der Vortrag von Judith Ackermann verdeutlicht, wie junge Menschen die Plattform TikTok nutzen, um ihre eigene soziale Identität zu verhandeln und zu zeigen, welches Bild sie von sich in der Öffentlichkeit verbreiten wollen. Die Plattform bietet hier vielfältige Möglichkeiten für die Jugendlichen sich kreativ auszudrücken und eigene Themen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Verständnis über die Nutzungsweise von TikTok kann für pädagogisches Fachpersonal in der eigenen Arbeit genutzt werden und dazu anregen, TikTok in der eigenen Praxis mit jungen Menschen zu thematisieren oder auch zu nutzen.

Mit ihrem Format auf TikTok erreicht Judith Ackermann über den Kanal ‚dieprofessorin‘ mittlerweile mehr als 13.000 Follower*innen. Dort veröffentlicht sie regelmäßig verschiedene Inhalte, die Themen aus dem Uni-Leben und der Wissenschaft aufgreifen. Zu ihrem Format auf TikTok geht es hier. Der Vortrag von Prof. Dr. Judith Ackermann, ist hier zu finden.

Irene Fenzl


Header- und Teaserbild erstellt mit Canva.


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