Zum Hauptinhalt springen

Plötzlich alles anders: Ukrainische Kinder berichten in neuer Dokuserie von ihrem Alltag im Krieg

Seit am 24. Februar russische Truppen in die Ukraine einmarschiert sind und die ersten Angriffe auf Wohnhäuser und Stadtzentren gemeldet wurden, befindet sich das ganze Land im Ausnahmezustand. Auf der Suche nach Schutz suchen Menschen Zuflucht in ihren eigenen vier Wänden, verschanzen sich in U-Bahn-Stationen, Bunkern oder Kellern oder fliehen ins Ausland. Diese gewaltige Belastungsprobe stellt die Welt der ukrainischen Bevölkerung auf eine unvorstellbare Art und Weise auf den Kopf. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die sich nun täglich mit Leid und Zerstörung konfrontiert sehen, von ihren Familien und Freunden getrennt werden oder ihr Zuhause in eine ungewisse Zukunft verlassen müssen.  

Was es genau für Kinder bedeutet, wenn im eigenen Land plötzlich Krieg herrscht und das eigene Dorf oder die eigene Stadt beschossen wird, beleuchtet die neue Doku-Serie ‚#Ukraine – mein Land im Krieg‘, produziert von der BlindCat Documentary im Auftrag von Radio Bremen, hr und SWR für KiKA, den Kinderkanal von ARD und ZDF. In den vorerst fünf Folgen gewähren Kinder aus der Ukraine Einblicke in ihren Alltag im Krisenzustand und geben Auskunft darüber, was der Krieg für ihr Leben bedeutet und wie sie mit Belastungen, Ängsten und Sorgen umgehen.  

So berichtet die fünfzehnjährige Jana aus Kiew von ihrer Flucht aus der Großstadt aufs Land, wo sie und ihre Geschwister nach langer Zeit zum ersten Mal wieder im Freien spielen können. Doch auch dort erinnert der dröhnende Sirenenlärm sie daran, dass ein Ende der russischen Angriffe und damit eine Rückkehr zur Normalität noch nicht abzusehen sind. 

Ähnlich geht es auch der neunjährigen Arina, deren Heimatstadt Cherson von der russischen Armee belagert wird. Sie schildert eindrücklich, was es mit ihr macht, wenn sie und ihr Bruder im kalten Kellerflur auf selbstgebauten Matratzenlagern übernachten müssen oder wie sie sich die Zeit vertreibt, die sie nicht in der Schule oder mit Freunden verbringen kann. Wenn sie nicht gerade eigene Spiele erfindet, vertieft sie sich gern in Bücher oder schaut sich Märchen an, um sich abzulenken und von den belastenden politischen Ereignissen nicht total einfangen und niederdrücken zu lassen.  

Diese offenen und ehrlichen Einblicke zeichnen dabei ein eindrückliches Bild von den Lebensrealitäten und vor allem von der unglaublichen Widerstandsfähigkeit dieser Kinder, die ihre Energien mobilisieren und kreativ werden, um Stabilität und Trost in diesem Zustand der Ungewissheit zu finden. Dabei ist nach Auffassung von Produzentin Dr. Michaela Herold gerade dieses Aufzeigen von Bewältigungsstrategien so wertvoll, um „Kinder zu stärken und sie als Handelnde wahrzunehmen“. Gerade die Aussagen der Kinder in den Videoclips machen dabei Mut und vermitteln vor allem den jüngeren Zuschauer*innen das Gefühl, mit der eigenen Trauer, Hoffnungslosigkeit oder Einsamkeit nicht allein zu sein.  

Dass die Produktion der Serie für die beteiligten Kinder einen erheblichen Kraftaufwand bedeutet, darüber ist sich Filmemacherin Alexandra Hardorf bewusst: „Unser Projekt, ukrainische Kinder zu bitten, uns Videos zu schicken, ist in diesen Zeiten auch eine Zumutung. Umso wertvoller sind die Aussagen von denen, die sich darauf eingelassen haben. Wir haben viele Kinder gefunden, die das Bedürfnis haben zu zeigen, was der Krieg mit ihnen und ihrem Leben macht“.  

Dass hier nicht Erwachsene über die Situation der Kinder berichten, sondern diese selbst zu Wort kommen, verleiht der Serie nicht nur Authentizität und Lebensnähe, sondern bietet darüber hinaus sowohl Eltern als auch Pädagog*innen vielfältige Anlässe, um mit Kindern über das Gesehene ins Gespräch zu kommen, ihre Fragen oder Ängste aufzugreifen und sie damit bei der Verarbeitung der belastenden Nachrichten und Informationen zu unterstützen. Insgesamt vermitteln die Videobotschaften der Kinder vor allem eins: Hoffnung. Eine der wohl wichtigsten Kraftquellen, um Zeiten wie diese überstehen und bewältigen zu können. 

 

Abrufbar ist die Dokureihe auf kika.de, im KiKA-Player und in der ARD-Mediathek

 

Lisa Melzer


Teaser-/Headerbild: ©krstdt.photo (Pexels, bearbeitet mit Canva)


Zurück

Kontakt

merz | medien + erziehung ist die unabhängige medienpädagogische Fachzeitschrift in Deutschland, in der Themen der Medienpädagogik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Beschäftigen auch Sie sich mit diesem Themenbereich und möchten gerne selbst in merz veröffentlichen? Wir freuen uns immer über Einsendungen über Projekte aus Forschung und Praxis, über Rezensionen, Veranstaltungshinweise und natürlich Anregungen. 

 

Redaktion

merz | medien + erziehung
Kati Struckmeyer und Swenja Wütscher
Arnulfstraße 205
80634 München

+49 89 689 89 120
+49 89 689 89 111
merz@jff.de

Verlag

kopaed verlagsgmbh
Arnulfstr. 205
D-80634 München

+49 89 688 900 98
+49  89 689 19 12
www.kopaed.de
info@kopaed.de

Herausgeber*in

Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Rechtsträger

JFF – Jugend Film Fernsehen e. V.
Arnulfstraße 205
80634 München

+49 68 989 0
+49 68 989 111
www.jff.de
jff@jff.de

Kontaktformular

Kontaktformular


Anmeldung zum merz-Newsletter

Hier können Sie sich zum merz-Newsletter anmelden.  Datenschutzerklärung.

Ich willige in die Verarbeitung meiner Daten zum Newsletter-Versand ein und habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen.