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Schule 2.0 – Digitalisierung des Lernens?

Eine Studie zum personalisierten Lernen mit digitalen Medien

 

In Deutschland ist der Bildungserfolg eines Lernenden in hohem Maße von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, wie zum Beispiel von dessen sozialer Herkunft. Um der daraus entstehenden Diversität bzw. Vielfalt gerecht zu werden und eine höhere Chancengleichheit vor allem in Schulen zu schaffen, ist es im deutschen Bildungssystem deswegen notwendig den Ansatz des sogenannten personalisierten Lernens zu verfolgen, also die individuelle Förderung des Lernenden anzustreben.

Lernen und Lehren mit digitalen Medien

In Zeiten eines digitalisierten Alltags gelten digitale Medien in vielerlei Hinsicht als vielversprechendes Rüstzeug. Auch im Bereich des personalisierten Lernens bieten sie scheinbar zahlreiche Möglichkeiten für ein individuelles und eigenständigeres Lernen an. Es stellt sich allerdings die Frage, welche Unterstützung digitale Lernwerkzeuge geben können und welche potenziellen Chancen sich daraus für die Lernenden und Lehrenden konstituieren. Genau diese Thematik versucht die Studie Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien, die im Auftrag der Robert Bosch Stiftung erstellt wurde, zu ergründen. In den 120 Seiten wird der Begriff des personalisierten Lernens genauer beleuchtet und schließlich in den Kontext der Unterrichtspraxis gestellt. Dazu wurden 30 internationale und bereits angewendete digitale Lernwerkzeuge zum personalisierten Lernen herangezogen, wie beispielsweise Mathematik- oder Sprach- Programme für während und nach dem Unterricht. Anschließend wurde zu einer Vielzahl derer die Einsatzmöglichkeit in Schulen im Hinblick auf die individuelle Förderung des Lernenden und die Unterstützung des Lehrenden analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass es weltweit bereits eine Vielzahl an digitalen Lernwerkzeugen gibt und diese auch genutzt werden. Allerdings ist in Deutschland das personalisierte Lernen mit digitalen Medien bisher kaum verbreitet und gewährleistet. Grund dafür sind grundsätzlich fehlende allgemeine Voraussetzungen wie die noch ungenügenden technischen Infrastrukturen in Schulen, das geringe Angebot an deutschsprachigen Lernwerkzeugen und die selten vorhandenen Konzepte für zum Beispiel Fortbildungen und Unterstützungsmaßnahmen. Entsprechend wenige Erfahrungen gibt es bisher diesbezüglich. Daneben sind die Datenschutzbestimmungen zu den jeweiligen Programmen nicht ausreichend geklärt. Aber auch die bislang kaum bekannte Wirksamkeit der digitalen Lernwerkzeuge angesichts mangelnder und empirisch nicht belastbarer Evaluationen ist hier zu nennen. 

Ein Ansatz mit Zukunfts- und Erfolgscharakter?

Es ist offensichtlich, dass die Digitalisierung im schulischen Kontext in Deutschland vermehrt anvisiert wird. Ob digitale Medien zukünftig aber für die Personalisierung des Lernens in Schulen einen wesentlichen Beitrag leisten können und diese dadurch nachhaltig geprägt wird, kann mit dieser Untersuchung allerdings nicht geklärt werden. Vielmehr wird aufgezeigt, in welchen verschiedenen Formen personalisiertes Lernen mit digitalen Medien denkbar wäre und was in Deutschland seitens der Schulen und der Politik getan werden müsste, um dieses zum Beispiel im Schulunterricht für alle Beteiligten gewinnbringend einführen zu können. Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien beschreibt damit vor allem einen Ist-Zustand im Bereich des personalisierten Lernens mit digitalen Medien und prüft den Ansatz auf seine Übertragbarkeit auf das deutsche Schul- und Bildungssystem. Dieser Versuch mündet in einem von den Forscherinnen und Forschern erstellten – wenn auch offenen und wenig konkreten – Leitfaden für Lehrende und Politik. Hiermit sollen vor allem Schulen selbst entscheiden und hinterfragen können, ob ein digitales Lernprogramm für die eigene Unterrichtspraxis und die individuellen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler geeignet wäre und damit als lohnenswert erscheint. 

Neben anderen kleineren Untersuchungen (z.B. Herzig, 2014) ist die der Robert Bosch Stiftung einer der wenigen Studien, die sich vertieft mit dem personalisierten Lernen mit digitalen Medien in Deutschland auseinandersetzt. Auch wenn mit der Studie keine bahnbrechenden Erkenntnisse generiert werden, stellt die Studie vor allem einen wesentlichen Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen dar, mittels derer Erkenntnisse allemal die Digitalisierung in Schulen im deutschsprachigen Raum überdacht und vorbereitet sowie beispielsweise digitale Lernwerkezuge entwickelt werden könnten. Zweifellos besteht sowohl in der Erfassung und Konzeption von digitalen Lernwerkzeugen als auch in der Evaluation derartiger Angebote weiterer Forschungsbedarf.

Sophia Kiehlmann ist Praktikantin bei FLIMMO. Sie absolvierte den Masterstudiengang Erziehungs- und Bildungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Elementar- und Familienpädagogik an der Universität Bamberg. Außerdem ist sie Theater-/ Medienwissenschaftlerin (BA).


Literatur: 

Börner Tobias (2018). Neue Studie. Mit digitalen Medien personalisiert Lernen. excitingedu.de/personalisiert-lernen-digitale-medien [Zugriff: 24-07.2018].

Herzig Bardo (2014). Wie wirksam sind digitalen Medien im Unterricht?. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Holmes, Wayne/ Anastopoulou, Stamatina/ Schaumburg, Heike/ Mavrikis, Manolis (2018). Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien. Ein roter Faden. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.


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