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SWIPE DES MONATS: Geschichte der Kommunikation

Vermutlich haben die Menschen von Beginn ihres Daseins an darüber nachgedacht, wie man sich Nachrichten zukommen lassen kann, wenn man nicht gerade gemeinsam am gemütlichen Lagerfeuer sitzt. Aus Dokumentationen und Spielfilmen sind uns viele dieser Methoden zur Nachrichtenübermittlung bekannt. Schon die alten Römer*innen haben ihre Wachtürme mit Leuchtfeuern ausgestattet, um entlang des Limes Nachrichten über Überfälle auf ihre Befestigungsanlagen zu kommunizieren. Zu großer Berühmtheit gelangte der Botenläufer von Sparta nach Marathon, der nebenbei den Marathonlauf begründet hat, sich aber als Überbringer der schlechten Nachricht nicht wirklich erfreuen konnte. Aus den vielen Western und Westernserien wie Bonanza oder Die Leute von der Shiloh Ranch wissen wir – oder glauben zu wissen –, dass sich die amerikanischen Ureinwohner*innen mit Rauchzeichen oder Trommelsignalen über weite Strecken (verschlüsselte) Botschaften zukommen ließen. Ein erster Einstieg in die technische Kommunikation war dann die Telegrafenleitung, der sogenannte singende Draht, der mit Hilfe des Morsealphabets die Verschickung von Nachrichten über weite Strecken möglich machte. Diese Art der Kommunikation war aber eine sehr anfällige – wie man heute sagen würde kritische – Infrastruktur: An einer Stelle mit einer Zange durchtrennt – was auch nicht gefährlich war, da kein nennenswerter Strom in der Leitung fließt, was mir als Kind immer unverständlich war – und schwupps, war die Kommunikation unterbrochen. 

In vielen Western war das Kappen der Telegrafenleitung ein fester Bestandteil der Dramaturgie der Geschichte. So unterbrachen Bankräuber*innen meist erst einmal die Kommunikation, um nach ihrem Überfall genügend Zeit zu haben,  sich einen Vorsprung bei ihrer Flucht zu verschaffen. Wer das nicht machte, war ein echter Dilettant, und musste sich nicht wundern geschnappt zu werden. Eine weitere Spielart der Nachrichtenübermittlung, die mich als fanatischer Pferdefan in meiner Kindheit begeistert hat, war der Pony-Express: Er war für kurze Zeit der schnellste Postbeförderungsdienst in Nordamerika. Ich selbst habe auf meinem hölzernen Schaukelpferd mindestens 10.000 Meilen als Reiter des Pony-Express zurückgelegt und kann mich noch gut an viele Abenteuer erinnern, die ich dabei erlebt habe. 

Nach einigen weiteren Spielarten der Kommunikation – wie Rohrpost, Brieftauben oder Jodelbotschaften in den Alpen – hat schließlich das Internet die Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung explodieren lassen. SMS (immer noch der einzige Draht zur besten Ehefrau von allen), E-Mail, WhatsApp, Teams usw. Diese Kommunikationsmöglichkeiten sind aber auch verwundbar und stoßen stetig an ihre Grenzen. Die Verwundbarkeit ist weiterhin ein dramaturgisches Mittel moderner Actionfilme. So habe ich mir beispielsweise über die Weihnachtstage zusammen mit unserem zwölfjährigen Nachbarsjungen einen Film angesehen, in dem eine U-Boot-Besatzung versucht, den dritten Weltkrieg zu verhindern; meist geht es ja nicht kleiner. Das U-Boot geriet unter Beschuss und verlor dabei jede Kommunikationsmöglichkeit mit seinen Verbündeten. So völlig auf sich alleingestellt schien die Rettung der Welt doch ein bisschen heikel zu werten. Emil, der kleine Nachbarsjunge, hatte einen erstaunlichen Lösungsvorschlag. “Können die nicht einfach einen Brief-Fisch losschicken, um Hilfe zu holen?” Ja, das fand ich auch. Auf der langen Liste der Kommunikationserfindungen fehlt also noch: der Brief-Fisch! Irgendwie gelang es der U-Boot-Besatzung, die Kommunikation wiederherzustellen und Hilfe zu holen. Und so ging schließlich alles gut aus, so wie es sich bei einem Film gehört, den man mit einem Zwölfjährigen anschauen darf. Aber seit unserem Fernsehabend geht mir der Brief-Fisch nicht mehr aus dem Kopf. Der wäre doch eine großartige Idee! 

 

Klaus Lutz


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