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Umfrage der Vodafonestiftung zum Umgang mit Homeschooling erschienen

Für die Mehrheit (56 %) der Eltern schulpflichtiger Kinder stellt die Sorge, diese könnten während des SARS-CoV-2-Epedemie-bedingten Homeschoolings den Anschluss an den Schulstoff verlieren eine zusätzliche Belastung dar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Elternbefragung (n = 1067) von Infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung (zur Repräsentativität liegt keine Angabe vor). Eltern mit formal niedrigem Bildungsniveau und solche mit einem geringen Haushaltseinkommen sind besonders stark belastet: 63 Prozent der Eltern mit formal niedriger Bildung und 68 Prozent derer mit niedrigem Haushaltseinkommen äußern die Befürchtung, dass ihre Kinder den Anschluss an den Schulstoff verlieren. Bei Eltern mit formal hoher Bildung trifft dies nur auf 45 Prozent und bei Eltern mit hohem Haushaltseinkommen auf 46 Prozent zu. 

Die für Schularbeiten aufgewendete Zeit der Schüler*innen variiert je nach Schulform (jeweils in Stunden: Grundschule: 2,4; weiterführende Schule 2,8; Gymnasium: 3,2) und Altersgruppe (jeweils in Stunden: 5 – 10 Jahre: 2,4; 11 – 13: 2,9; 14 – 18: 3,1). Der Zeitaufwand der Eltern schwankt über diesen Kategorien kaum und liegt jeweils zwischen 2,8 und 3 Stunden. Je nach Bildungshintergrund der Eltern, schwankt der Zeitaufwand der Schüler*innen kaum (2,7 – 2,8 Stunden), wohl aber jener der Eltern: Während Eltern mit hohem Bildungshintergrund im Schnitt 2,6 Stunden täglich zur Unterstützung ihrer Kinder aufwenden, müssen Eltern mit mittlerem Bildungshintergrund 2,9 Stunden und Eltern mit niedrigem Bildungshintergrund 3,3 Stunden investieren. 

71 Prozent der befragten Eltern geben an, mit der Organisation des Lernens für ihre Kinder aktuell gut zurecht zu kommen. Die Situation wird dabei nicht nur als Belastung wahrgenommen. Eine überwiegende Mehrheit (84 %) etwa findet es schön, mit den Kindern nun mehr Zeit verbringen zu können. Entscheidend für die Belastung der Eltern ist die zeitliche Perspektive. Obwohl die meisten Eltern im Befragungszeitraum (in der ersten Aprilhälfte) gut zurechtkamen, sahen fast drei Viertel (73 %) Schwierigkeiten darin, die Lernunterstützung zu Hause über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Gut ein Drittel (35 %) der Eltern gibt zudem an, ihnen fehlten Kenntnisse und Wissen, um ihre Kinder beim Lernen zu Hause gut zu unterstützen. Gerade unter Eltern mit niedriger formaler Bildung trifft dies nach eigenen Angaben auf fast die Hälfte (46 %; „voll und ganz“: 19 %, „eher“: 27 %, „überhaupt nicht“: 22 %) der Befragten zu, bei Eltern mit hoher formaler Bildung dagegen auf weniger als ein Viertel (22 %; „voll und ganz“: 4 %, „eher“: 18 %, „überhaupt nicht“: 44 %). 

Bei der Gestaltung der Lernmöglichkeiten zeigt sich, wie schon bei der JIMplus-Corona-Sonderumfrage, dass Möglichkeiten der digitalen Interaktion der Schüler*innen mit den Lehrkräften nur selten genutzt werden. Vier Fünftel der Schüler*innen erhalten Aufgaben per Mail („täglich“: 49 %, „mehrmals pro Woche“: 25 %, „einmal pro Woche“: 6 %); etwas über die Hälfte (52 %) über die Schulhomepage („täglich“: 30 %, „mehrmals pro Woche“: 16 %, „einmal pro Woche“: 6 %). Die Mehrheit der Lehrkräfte bietet ihren Schüler*innen kaum oder keine Hilfe über Messenger-Dienste („täglich“: 18 %, „mehrmals pro Woche“: 16 %, „einmal pro Woche“: 8 %, „selten“: 12 %, „nie“: 43 %) oder Videotools („täglich“: 7%, „mehrmals pro Woche“: 8 %, „einmal pro Woche“: 11 %, „selten“: 11 %, „nie“: 67 %) an. Auch Möglichkeiten, digitale Räume zur Klasseninteraktion zu öffnen, bleiben häufig ungenutzt: Nur knapp über die Hälfte der Schüler*innen (52 %) nutzen mindestens einmal pro Woche eine digitale Lernplattform. Etwa ebenso häufig (54 %) bedienen sie sich mindestens einmal pro Woche privater Kommunikationskanäle über Messenger-Dienste. Entsprechend gibt die große Mehrheit (88 %; „voll und ganz“: 52 %, „eher“: 36 %) der Eltern an, ihren Kindern fehle der Austausch mit Klassenkamerad*innen. 

Alle digitalen Lernangebote werden von Gymnasien häufiger angeboten als von anderen weiterführenden Schulen. So erhält über ein Viertel (26 %) der Gymnasial-Schüler*innen mehrmals pro Woche oder täglich Unterricht über Videotools. An anderen weiterführenden Schulen trifft dies nur für 16 Prozent zu. 60 Prozent der Schüler*innen an Gymnasien erhalten mehrmals in der Woche oder täglich Aufgaben über eine Lernplattform. Bei Schüler*innen und Schülern an anderen weiterführenden Schulen ist dies nur bei zwei Fünfteln der Fall. Über Messenger-Dienste kommunizieren etwas über die Hälfte (52 %) der Gymnasial-Schüler*innen und etwa zwei Fünftel (42 %) der Schüler*innen anderer weiterführender Schulen mehrmals in der Woche oder täglich mit ihren Lehrer*innen. 

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Eltern (57 %) sind mit der Art und Weise, wie die Schule ihrer Kinder das schulische Arbeiten zu Hause organisiert, grundsätzlich zufrieden oder sehr zufrieden. Fast zwei Drittel (62 %) sind mit der Kommunikation der Schule in der aktuellen Situation zufrieden. 39 Prozent der befragten Eltern wünschen sich eine bessere Organisation und Unterstützung durch Schule und Lehrkräfte und 29 Prozent eine größere zeitliche Entlastung. 

„Unsere Befragung zeigt, dass viele Eltern die akute Phase des Homeschoolings – teils souverän, häufig pragmatisch – gemeistert haben. Einen langfristigen Unterricht von zu Hause unterstützen sie aber deswegen noch lange nicht.“, erklärt Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung. „Denn sie fühlen sich alleine gelassen: Noch fehlen gezielte Beratungsangebote für Eltern, Unterstützung der Lehrkräfte, um interaktive Lernformate umzusetzen, und ein verbindlicher Fahrplan für die Schulen – kurzum ein Gesamtkonzept, das alle, unabhängig von Bildungsstand oder Einkommen, abholt.“ 

Die Erhebung wurde vom 03. April bis 13. April 2020 mit Eltern schulpflichtiger Kinder von 5 bis 18 Jahren durchgeführt. 

Die Pressemeldung und die Studie finden Sie hier

 

Maurice Pflug

 


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