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Buchrezension: 'Wenn die Dinge mit uns reden'

Von Sprachassistenten, dichtenden Computern und Social Bots

In seinem Buch ‚Wenn die Dinge mit uns reden. Von Sprachassistenten, dichtenden Computern und Social Bots‘ geht der Wissenschaftsjournalist und ZEIT-Kolumnist Christoph Drösser in insgesamt acht verschiedenen Kapiteln auf die Chancen und Gefahren von intelligenten Sprachsystemen ein.

Im ersten Kapitel ‚Die Dinge lernen sprechen‘ stellt der Autor fest, dass bereits 12 Prozent aller Deutschen in ihrem Alltag mit technischen Geräten kommunizieren. Allerdings entsteht hierbei kein Gespräch, sondern eher eine Art Kommando, gefolgt von der Ausführung einer bestimmten Handlung. Er geht davon aus, dass diese Geräte jedoch in Zukunft vermehrt Antworten formulieren werden und damit zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Dialog zwischen Mensch und Maschine entsteht. Die Tatsache, dass sich die Sprachfähigkeit der Geräte um uns herum in den letzten Jahren so stark verbessert hat, führt Drösser vor allem auf die Techniken zurück, die seit 2010 das gesamte Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) revolutioniert haben: neuronale Netze und Deep Learning. Im zweiten Kapitel geht der Autor auf die Geschichte der Sprachtechnologie und den Traum von der sprechenden Maschine ein. Dabei beginnt er bei den Erfindungen des ungarischen Ingenieurs Wolfgang von Kempelen im Jahr 1769. Im dritten Kapitel berichtet Drösser von den sogenannten Chatbots, die heute bereits in einigen Bereichen des menschlichen Alltags zum Einsatz kommen. Dabei bezieht er sich neben ihren Funktionen auch auf die Gefahren, die diese Technik mit sich bringt. Im vierten Kapitel geht der Autor der Frage nach, wie Maschinen zum Sprechen bewegt werden können. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich intensiver mit verschiedenen Sprachassistenten und konkreten Beispielen: Siri und Alexa. Dabei macht sich Drösser auch Gedanken über die Frage danach, wer bei der Nutzung eines Sprachassistenten ‚mithört‘ und ob Alternativen existieren. Im sechsten Kapitel werden die Möglichkeiten und Grenzen statistischer Sprachanalyse aufgezeigt. Darüber hinaus berichtet das Buch von Journalist*innen, die zunehmend durch Roboter ersetzt werden und von der Entstehung von Fake-News. Durch automatisierte Methoden verändert sich die Arbeit von Journalist*innen erheblich. Sie verlieren zwar nicht ihren Job, aber durch den Technikeinsatz gerät das Berufsbild in einen Wandel. Es entstehen neue Tätigkeiten, beispielsweise die Qualitätsüberprüfung der Roboterartikel. Abschließend geht der Autor auf die Erwartungen und Wünsche der Menschen gegenüber den neuen Sprachassistenten ein. Damit diese Wünsche in Erfüllung gehen, arbeiten Forscher*innen an der Perfektionierung des Dialogs mit den Maschinen. Drösser stellt in seinem Buch fest, dass die Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen noch immer nicht lückenlos ist.

Ein Kritikpunkt ist die Aufbereitung der Kapitelstellen, die einen Gesprächsverlauf zwischen Bediener*in und Gerät aufzeigen. Diese dienen zwar als sinnvolle Beispiele, werden aber nicht in den Text integriert, sondern vielmehr optisch hervorgehoben. Hiermit wurde auf eine besondere Herangehensweise zurückgegriffen. Da eine geringe Anzahl von Informationen in einem zu langen Textabschnitt etabliert wurde, hätte sich der Autor hier etwas kürzer fassen können. Besonders gelungen sind hingegen die Interviews mit verschiedenen Vertreter*innen aus Theorie und Praxis, die tiefere Einblicke in die einzelnen Themenfelder bieten. Das Buch verzichtet auf ein hohes theoretisches Niveau und ist daher relativ leicht zu verstehen. Es eignet sich insbesondere für technikaffine Leser*innen, aber auch für alle anderen Interessierten, da das Thema bereits heute im Alltag der Menschen tief verwurzelt ist. Das Buch ist im Handel und online beim Duden Verlag für circa 16 Euro erhältlich.

Drösser, Christoph (2020). Wenn die Dinge mit uns reden. Von Sprachassistenten, dichtenden Computern und Social Bots. Berlin: Duden Verlag. 158 S., 16,50 Euro.

Isabelle Schlecht

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Headerbild: geralt I pixabay

Teaserbild: hamburgfinn I pixabay


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