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Einblicke in den neuen jugendschutz.net-Report: Influencing und Verschwörungspropaganda

Mit Blick auf die kritische Auseinandersetzung mit Influencer*innen liegt die Aufmerksamkeit häufig auf der Werbung, die in Posts und Videos enthalten sein kann. Neben fragwürdigen Werbeversprechen gibt es jedoch noch weitere problematische Inhalte und Tendenzen, für die vor allem junge Nutzer*innen von Social-Media-Plattformen sensibilisiert werden sollten.  

Es ist längst bekannt, dass die Möglichkeit, ein Millionenpublikum zu erreichen, nicht nur zur Einflussnahme auf das Kaufverhalten der zumeist sehr jungen Zielgruppen genutzt wird, sondern auch Extremist*innen und Verschwörungstheoretiker*innen einen perfekten Nährboden bietet, um ihre Botschaften niedrigschwellig über das Netz verbreiten. Prominente Beispiele im deutschsprachigen Raum sind etwa der Journalist und Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen, Youtuber Heiko Schrang (alias Schrang TV) oder die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman. Wie perfide die Strategien dieser Kanäle sind und welche Zugänge genutzt werden, um gesellschaftliche oder politische Themen unter menschenverachtender, sexistischer und/oder diskriminierender Haltung propagandistisch umzudeuten, lässt sich jedoch nur durch eine tiefergehende Analyse erschließen.  

Genau an dieser Stelle setzt der neue Report Influencing und Verschwörungspropaganda von jugendschutz.net an, welcher im Rahmen einer explorativen Recherche über 20 Profile von reichweitenstarken Akteur*innen untersucht hat, von denen über neun Personen aufgrund ihrer Selbstdarstellung als „Verschwörungsinfluencer*innen“ eingestuft wurden. Im Fokus stand dabei die Frage, wie sich diese Akteur*innen Mechanismen der Sozialen Medien zu eigen machen und welche Risiken sich daraus für Kinder und Jugendliche ergeben. Für die Untersuchung wurden schließlich große und jugendaffine Plattformen (Youtube, TikTok, Twitch) sowie Dienste, die als Ausweichplattformen fungieren (Telegram, Gettr), in den Blick genommen und hinsichtlich des dort platzierten Content ausgewertet. Zusätzlich wurden auch Kommentare von Nutzer*innen gesichtet. 

Wie die Ergebnisse des Berichts zeigen, bedient sich ein Großteil der Verschwörungsinfluencer*innen gleich mehreren Formaten auf verschiedenen Plattformen. Demnach versorgen sie ihre Follower*innen dauerhaft mit Videos, Livestreams oder Podcasts, um dauerhaft im digitalen Alltag ihrer Community präsent zu sein und damit eine Art Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Dies ist jedoch nicht die einzige Strategie, auf die der Bericht aufmerksam macht. Insbesondere wenn es darum geht, Heranwachsende für ihre Community zu rekrutieren und verschwörungsideologische Inhalte an sie heranzutragen, nutzen jene Akteur*innen bestimmte sprachliche Stilmittel oder Narrative, etwa Andeutungen oder Anspielungen, welche Nutzer*innen die Beantwortung ihrer Fragen selbst überlassen. Somit ist es für sie kaum mehr möglich, eindeutig zu differenzieren, wo unbedenkliche Überlegungen aufhören und problematische oder gar gefährliche Spekulationen beginnen.  

Mit Blick auf die Verantwortung der Anbieter*innen und Plattformen hebt der Bericht positiv hervor, dass einige Dienste auf diese Herausforderungen mit Anpassungen oder Änderungen ihrer Nutzungsrichtlinien reagieren, so etwa YouTube oder Instagram, die ein Verbot von Desinformationen zur Covid-19-Pandemie verhängt haben. Jedoch stellt der Bericht auch heraus, dass es in der überwiegenden Zahl der Verstöße keine Verantwortlichen gibt, die entsprechend schnell und zuverlässig aktiv werden, um die Einhaltung von Bestimmungen des Kinder- und Jugendmedienschutzes zu überprüfen oder rechtswidrige Inhalte zu identifizieren und nachzuverfolgen. Gerade an dieser Stelle macht der Bericht noch einmal verstärkt auf die Notwendigkeit von Gegenstrategien aufmerksam, die Heranwachsende in ihren digitalen Kompetenzen fördern und sie dabei unterstützen, Falschinformationen oder Verschwörungstheorien leichter zu erkennen und sich diesen aktiv entgegenzustellen.  

Schließlich verweist der Bericht darauf, wie wichtig es ist, Verschwörungserzählungen und Falschmeldungen als Gefahren für ein sicheres Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen anzuerkennen. Im Vordergrund steht dabei die Dringlichkeit, bestehende Techniken und Hilfsmittel zur Bekämpfung digitaler Gewalt noch stärker auszuschöpfen und Anbieter*innen stärker in die Verantwortung zu ziehen, um eine sichere digitale Teilhabe für alle Nutzer*innen zu ermöglichen. 

 

Hier geht es zum kostenlosen Report von jugendschutz.net.

 

Lisa Melzer


Header- und Teaserbild: © jugendschutz.net (bearbeitet mit Canva)


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