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Historisches Lernen digital

Gedenkstätten, Museen und Universitätsprojekte stellen sich vermehrt digital auf. Und sie ergänzen ihre Angebote zusehends mit digital verfügbarem pädagogischem Material. Drei Beispiele aktueller historisch-politischer Bildungsangebote im Netz.

Das virtuelle Migrationsmuseum - DOMiD

Das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DoMiD) in Köln verfügt über eine große Sammlung von Zeugnissen der Migrationsgeschichte in Deutschland und setzt sich seit über 30 Jahren für den Bau eines zentralen Migrationsmuseums ein. Auch wenn es diesen zentralen Ort bisher nicht gibt – ein Virtuelles Migrationsmuseum existiert bereits.

Mit Hilfe einer Anwendung, die mit Desktop-Computer, einer eigenen Virtual-Reality-Brille oder dem Smartphone oder Tablet (iOS und Android) genutzt werden kann, bewegen sich die Besucherinnen und Besucher durch eine virtuelle Stadt. An neun Gebäuden werden neun Themenschwerpunkte erzählt – an einer Schule beispielsweise das Thema Migration und Bildung, an einem Bahnhof Fragen der Mobilität. Außerdem können sich die Nutzerinnen und Nutzer in drei unterschiedlichen Zeitebenen bewegen: vom Kriegsende 1945 bis zum Anwerbestopp 1973, von 1973 bis zum Mauerfall 1989 sowie von 1989 bis heute.

Neben dem Virtuellen Migrationsmuseum bietet das DoMiD auch kostenlose Unterrichtsmaterialien zum Download an, die in vergangenen Projekten erstellt wurden – beispielsweise die Materialien zu DOMiD macht SCHULE, einem Projekt des DoMiD gemeinsam mit einer Gesamtschule aus Leverkusen rund um lokale Migrationsgeschichte oder das Angebot für Lehrkräfte "Mit Objekten lernen – Rassismus begreifen", das sich für Schülerinnen und Schüler von der Mittelstufe über die Berufsschule bis hin zum Gymnasium eignet. Die Materialien stehen laut Aussage des DoMiD unter Creative-Commons-Lizenz.
 


Bedrohte Ordnungen

Die digitale Ausstellung "Bedrohte Ordnungen" geht auf den gleichnamigen Forschungsbereich der Universität Tübingen zurück. Ausgangspunkt der dortigen Forschung ist die Frage, wie Menschen und Gesellschaften mit Krisen, Katastrophen und anderen Extremsituationen umgehen. Der untersuchte Zeithorizont erstreckt sich von der Antike bis heute. Ziel des Ansatzes ist es, die Fähigkeit zum historischen Denken zu stärken, wie im gleichnamigen Podcast von Bernd-Stefan Grewe, Professor am Fachbereich Geschichtswissenschaft an der Universität Tübingen, erklärt wird.

Auf Grundlage dieses Ansatzes wurde die Plattform "Offene-Geschichte.eu" aufgebaut. Aktuell stehen Module zu den Themen "Der Erste Kreuzzug" (Klasse 7/8), "Die Pest" (Klasse 7/8), "Die Belagerung von Wien" (Klasse 7/8), "Kriegsende 1945" (Klasse 9/10) und die "Katastrophe von Tschernobyl" (Klasse 9/10) zur Verfügung.

Alle Module sind für etwa 90 Minuten, also eine Doppelstunde, konzipiert. Zahlreiche weitere Module sind in Planung. Es ist an jeder Stelle möglich, die Aufgaben sowie die eingetragenen Arbeitsergebnisse im PDF-Format herunterzuladen. Auch eine Anleitung steht zum Download bereit. Die Lernplattform ist optimiert für Google Chrome. Bei dem aktuellen Angebot handelt es sich um eine Beta-Version. Die vollständige Plattform inklusiver aller Funktionalitäten wird 2023 online gehen und als OER-Plattform unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 veröffentlicht.



Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf hat gemeinsam mit dem Schulverwaltungsamt, dem Kulturdezernat der Stadt Düsseldorf und dem Medienunternehmen "Werft 6" ein Pilotprojekt digitaler Lehrvermittlung für Schulen entwickelt: Es startet nun mit einem online abrufbaren Bildungsangebot auf Grundlage eines virtuellen Museumsrundganges in der Mahn- und Gedenkstätte.

Der Lernort folgt einem biografischen Bildungsansatz. Und auch im digitalen Workshop lernen Teilnehmende die Geschichte der Zeit des Nationalsozialismus über Biografien von Düsseldorfer Kindern und Jugendlichen kennen. Die Lehrinhalte sind kostenlos zum Download bereitgestellt und richten sich an Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 8. Die Rechte am Material liegen bei der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.

Im Virtuellen Rundgang können sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig durch die Museumsräume navigieren. Anhand von Symbolen können sie Aufgaben und Impulse zu Lebensgeschichten von Jugendlichen aus der NS-Zeit, Informationen, Fotos und Videos zur selbstständigen Bearbeitung der Aufgaben und zusätzliche Informationen zu Räumen und Objekten entdecken. Für Lehrende steht eine tabellarische Übersicht über Stationen, Lehrinhalte, Medien und Quellen zur Verfügung. Außerdem wurden zu jeder der aufbereiteten Biografien Lebenslauf, Fotos, Audios, Videos, Hintergrundinformationen sowie dazugehörige Arbeitsblätter zusammengestellt.

 


Theresa Kühnert


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