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Rezension: Fernsehserien im medienkulturellen Wandel

Zündel, Jana (2022). Fernsehserien im medienkulturellen Wandel. Köln: Halem. 377 S., 34,00 €. 

Jana Zündel untersucht in ihrer Dissertation Fernsehserien im medienkulturellen Wandel die Transformation des Fernsehens und seiner Inhalte bedingt durch technische, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen. Dabei erläutert sie, wie sich das Fernsehen zum Hybridmedium entwickelt hat und stellt die Frage, ob Streaming-TV überhaupt noch Fernsehen ist. In ihrer Argumentation geht sie darauf ein, wie sich Rezeptionsbedingungen durch das Webfernsehen verändert haben. Dabei nennt Zündel wichtige Faktoren wie die Ortsunabhängigkeit und Mobilität des neuen Fernsehens, die non-lineare und somit selbstbestimmte Rezeptionsart, sowie den Wandel vom Gemeinschaftsmedium hin zum personalisierten Individualmedium. Außerdem geht sie auf das Phänomen Bingewatching ein, welches sich durch die Möglichkeit, fast unbegrenzt Inhalte zu konsumieren, etabliert hat.  

Die Autorin diskutiert Serien als Marken, Artefakte und Daten. Serien als Marken zeichnen sich durch Alleinstellungmerkmale des jeweiligen Senders aus, der mit einer Serie für sich wirbt. Hierbei merkt Zündel an, wie kommerzielle Bedingungen die kreativen Aspekte einer Serie bedingen können. Serien als Artefakte meint vor allem materielle Waren wie DVDs, welche neue Freiheiten im Medienkonsum mit sich brachten und erstmals eine „Heimmedienkultur“ (S. 50) aufkommen ließen. Schließlich betrachtet die Autorin Serien als Daten im Hinblick auf ihre immaterielle Form auf Streaming-Plattformen und die damit einhergehende größere kreative Freiheit, die weder an Werbung, noch an zeitliche Programmrahmen gebunden ist. Jana Zündel kommt zu dem Schluss, dass Serien im Online-Format ein Hybrid aus Marken, Artefakten und Daten geworden sind. 

Neben diesen Aspekten untersucht die Autorin den Konkurrenzgedanken hinter Streaming-Diensten. Anbieter wie Netflix und Amazon Prime werben mit ihren Originals, also exklusiven Inhalten, die Zuschauer*innen langfristig an einen Anbieter binden sollen. Paratexte wie Trailer, Vorschauen und Intros verstärken diesen Prozess. 

Fernsehen sei nun hypermedial; damit sind die zahlreichen parallelen Medienangebote gemeint, auf denen man Serien anschauen kann. Das Fernsehen habe sich von einem passiven Apparat zum interaktiven und mobilen Medium weiterentwickelt, das individueller, komplexer und omnipräsent geworden ist. Aus all diesen Faktoren sei ein neues Hybridmedium entstanden, welches eine Neubewertung erfordere. 

Die Publikation bietet einen ausführlichen Diskurs zur medienkulturellen Entwicklung von Fernsehserien, gibt einige Denkanstöße und zeigt Perspektiven auf, die inspirierend für die eigene akademische Arbeit sein können. Dabei wird die Fernsehgeschichte selbst nicht ausgedehnt, was ausreichend Raum für den Diskurs der gegenwärtigen Serienentwicklung schafft. Diese wird unter Einbezug verschiedener wissenschaftlicher Modelle von bekannten Wissenschaftler*innen, wie Marshall McLuhan oder Knut Hickethier untersucht. Dadurch werden vor allem Forschende, Lehrende und Studierende im Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaften angesprochen. Doch auch jede*r andere Serienliebhaber*:in mit Interesse am medienwissenschaftlichen Kontext wird sich in diesem Buch wiederfinden: Die dort beschriebenen Rezeptionsarten, vom Switching, Zapping, bis hin zum Bingewatching, kennen wir alle von uns selbst oder von den Menschen um uns herum. Damit ist das Buch sowohl eine gute Grundlage für den wissenschaftlichen Diskurs, als auch Quelle der Selbstreflexion zum eigenen Rezeptionsverhalten von Serien. 

Luisa Giebler 


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