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Sammelrezension: Hörspiele für Kinder

Freundschaft, Zusammenhalt und gemeinsames Problemlösen – dies sind die wichtigsten Themen der fünf Kinderhörspiele, um die es in dieser Rezension gehen soll. Die Erzählungen haben fast alle eines gemeinsam: Sie behandeln Themen, die Kindern wichtig sind, und für die gemeinsam Lösungen gesucht werden. Sei es die Rettung eines Spielplatzes, der Erhalt einer Freundschaft oder die erste Liebe – die Hörspiele bieten vielfältige Abenteuer und Geschichten zum Eintauchen in spannende Hörerlebnisse.

Das Hörspiel Die Schule der magischen Tiere – Bravo, Bravissimo von Margit Auer bietet ein amüsantes und abwechslungsreiches Hörerlebnis für Kinder ab acht Jahren. Die Geschichte handelt von Oliver, Schüler einer Schule, in der viele Kinder ein magisches Tier besitzen – er jedoch noch nicht. Oliver hat viel um die Ohren – neben den täglichen Besuchen seiner Oma im Heim ist er an den Vorbereitungen für das Schulkonzert beteiligt, an dem seine Klasse teilnimmt, um für die beliebte Band Tausendsassa Tickets zu gewinnen. Doch Olli hat Glück: Gerade in dieser stressigen Phase bekommt er sein magisches Tier aus der magischen Zoohandlung – Kid Early, der singende Hahn. Olli und sein magisches Tier verstehen sich super, und Olli fühlt sich für seine Aufgaben gewappnet. Doch als der Schulauftritt immer näher rückt, merkt Olli, dass er sich doch etwas zu viel zugemutet hat, und letztendlich nicht alles auf einmal schaffen kann. Also erscheint er kurzfristig nicht zum Konzert seiner Klasse – und entscheidet sich stattdessen dafür, seiner Oma einen Gefallen zu tun. Doch als seine Freund*innen erfahren, wo Olli ist, und weshalb er den Auftritt verpasst, beschließen sie, ihm zu helfen, und verlegen das Konzert ins Altenheim. Letztendlich gewinnen Olli und seine Freund*innen sogar die Tickets für Tausendsassa.
Die Schule der magischen Tiere – Bravo, Bravissimo ist eine zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Familie und Zusammenhalt. Das Hörspiel macht deutlich, dass es ok ist, auch einmal Nein zu sagen und Prioritäten zu setzen. Kommunikation kann in vielen Fällen Probleme lösen – und ein magisches Tier manchmal auch.

Rico, Oskar und das Mistvertändnis von Andreas Steinhöfel richtet sich an Kinder im Alter von neun bis dreizehn Jahren und erzählt die Geschichte von Rico und Oskar, die gemeinsam mit ihren Freund*innen um den Erhalt ihres geliebten Spielplatzes kämpfen. Doch etwas steht zwischen ihrer Freundschaft – Sarah, Ricos Freundin, scheint nun wichtiger zu sein als sein bester Freund. Also gehen die beiden zerstrittenen Jungen getrennte Wege, um den Spielplatz zu retten. Dabei haben sie Hilfe von ihren Freund*innen und Erwachsenen in ihrem Umfeld, die ihnen wichtige Hinweise geben. Letztendlich schaffen es Rico und Oskar gemeinsam, sowohl den Spielplatz als auch ihre Freundschaft zu retten.
Das Hörspiel erzählt eine schöne Geschichte von Freundschaft und Abenteuern. Die überwiegenden Dialoge zwischen vielen verschiedenen Sprecher*innen und der Einsatz von Hintergrundgeräuschen verleihen dem Hörspiel einen dynamischen und atmosphärischen Charakter. Außerdem bieten gelegentliche Einspielungen von Gedankenströmen der Protagonist*innen, die von Kindern gesprochen werden, Identifikationspotenzial für junge Hörer*innen und machen das Hörerlebnis so noch besonderer.

Im Hörspiel Ponyhof Apfelblüte – Paulinas geheimer Wunsch von Pippa Young geht es ähnlich wie im vorherig genannten Hörspiel um den Erhalt einer zerbrechenden Freundschaft. Es richtet sich an Kinder ab acht Jahren. Die Freundinnen auf dem Ponyhof Apfelblüte lieben es, gemeinsam Zeit mit ihren Ponys zu verbringen. Doch Paulina erscheint immer seltener auf dem Reiterhof und wendet sich von ihren Freundinnen ab. Besonders Lena macht sich Sorgen und versucht herauszufinden, was der Grund für Paulinas häufiges Fehlen ist. Da bemerkt sie, dass Paulina eine neue Freundin hat, mit der sie für einen Tanzkurs übt. Die Mädchen sind verletzt über Paulinas Verhalten, doch vor allem Lena begreift schnell, dass Paulina es nicht böse meint. Als Paulina nach längerer Pause auf den Ponyhof zurückkehrt merkt sie, wie sehr ihr das Reiten und ihr Pony Lancelot gefehlt haben. Das Hörspiel endet mit einer gemeinsam einstudierten Reiter-Choreografie, bei der sogar Paulinas neue Freundin Sarah hilft. Durch den Zuspruch ihrer Freundinnen erkennt Paulina, dass sie beides tun kann – tanzen und reiten.
Das Hörspiel ist besonders für junge Pferdefans zu empfehlen und spricht vor allem Mädchen an. Die weiblichen Protagonistinnen bieten Identifikationspotenzial für junge Hörerinnen, die ebenfalls freundschaftliche Probleme durchleben. Die junge Erzählerin Jule Hupfeld lässt die Geschichte mit ihrer aufgeweckten Stimme besonders lebendig wirken. Themen wie Freundschaft, Hobbys, Eifersucht, und Akzeptanz spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte. Es ist in Ordnung, auch andere Freund*innen zu haben und anderen Hobbys nachzugehen. So wird auch hier vermittelt, dass Kommunikation häufig die Lösung für Probleme ist.

Das Schloss der Smartphone-Waisen ist ein Hörspiel von Salah Naoura, der gleichzeitig Autor und Sprecher der Geschichte ist. Zu Beginn der Erzählung werden die Hörer*innen mit Marla vertraut gemacht, die als Kind ihre Eltern aufgrund eines Unfalls mit dem Smartphone verlor. Es macht anfangs den Eindruck, als würde die Geschichte von ihr handeln, doch der Fokus liegt bald auf den Geschehnissen viele Jahre nach dem Unfall: Marla gründet in Berlin ein Waisenhaus für Kinder, denen dasselbe Schicksal wie ihr widerfahren ist. Schnell wird klar, dass die Geschichte von den Waisenkindern handelt. Und es gibt ein Problem: Das Waisenhaus soll abgerissen werden. Marla ist verzweifelt und weiß nicht, wie sie so schnell eine neue Bleibe für die Waisenkinder finden soll. Doch die Kinder nehmen das Problem selbst in die Hand: Als sie Hermine kennenlernen, eine alte Dame, die in einem riesigen Schloss wohnt, sind sie sofort Feuer und Flamme, dieses Schloss zu ihrem neuen Zuhause zu machen. Hermine wäre sofort einverstanden – wäre da nicht ihr fieser Sohn Henri, der das Schloss in ein Luxushotel umbauen will. Das nehmen die Kinder nicht so einfach hin – und beschließen kurzerhand, Henris Neffen Archie zu entführen, um ihn zu erpressen. Als sie bemerken, dass das nicht so ganz funktioniert, versuchen sie es mit anderen Methoden – und Archie hilft ihnen sogar dabei. Dass sie damit sogar eine Straftat begehen, scheint für sie kein Problem zu sein. Mit Hilfe eines gut durchdachten Plans schaffen es die Waisenkinder und Archie , der selbst ein Smartphone-Waise ist, letztendlich, Henri hinters Licht zu führen und ein neues Zuhause für sich zu finden.
Ebenso wie die beiden vorangegangenen Hörspiele, erzählt dieser Kinderkrimi die Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt, um gemeinsam ein Problem zu lösen. Die Handlungen der Protagonist*innen werden dabei sehr ausführlich beschrieben und können daher an einigen Stellen etwas zu lang wirken. Jedoch schafft es das Hörspiel, die Vorstellungskraft junger Hörer*innen anzuregen, indem sie direkt angesprochen werden. Dabei verwendet der Erzähler Aufforderungen wie „Stell dir vor…“ oder Sätze wie „Dir ist das bestimmt auch schon passiert.“. Die Geschichte wird aus Sicht der Kinder erzählt, daher ist es für junge Hörer*innen leicht, sich mit den Protagonist*innen zu identifizieren und deren Sichtweisen nachzuempfinden. Das Hörspiel ist mit über vier Stunden das längste der hier vogestellten Hörspiele und verlangt daher ein gewisses Maß an Ausdauer von Kindern. Insgesamt bietet es jedoch ein einzigartiges Hörerlebnis für alle Kinder, die aufregende Geschichten mögen und gedanklich in ein Abenteuer eintauchen wollen.

Das Hörspiel Sonne, Mond und Sterne / Wieso? Weshalb? Warum? richtet sich an eine andere Zielgruppe als die vorher genannten Geschichten. Es spricht besonders Kleinkinder im Alter von zwei bis vier Jahren an und ist mit nur fast 40 Minuten Länge das kürzeste der hier aufgeführten Hörspiele. Die Erzählung wird als Dialog zwischen einem Kind und einer erwachsenen Frauenstimme dargeboten, wobei die Frauenstimme dem Kind etwas über das Weltall erklärt. Die jungen Hörer*innen lernen etwas über Satelliten, Planeten und Sternenbilder, aber auch über die Bedeutung der Sonne und des Mondes. Nach jedem Thema folgt ein Lied, welches das zuvor Gelernte noch einmal aufgreift. Außerdem wird der Dialog von Geräuschen untermalt.
Insgesamt ist dieses Hörspiel ein schönes Hörerlebnis für kleine Kinder, welches durch die recht kurze Spiellänge und die Einspielung von Liedern weder überfordernd noch langweilig für Kinder wird. Die Inhalte sind kindgerecht aufbereitet und motivieren so, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen und zuzuhören. Das Hörspiel ist besonders vor dem Zubettgehen eine schöne Möglichkeit für Kleinkinder, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen.

Jedes der fünf Hörspiele ist auf seine Art besonders – sei es in der Erzählstruktur, im Spannungsaufbau oder in den Themen, um die es im Hörspiel geht. Die Hörspiele sprechen Kinder mit jeweils unterschiedlichen Interessensschwerpunkten an – von Pferdefans, über Fantasyliebhaber*innen, bis hin zu Abenteuerlustigen. So bietet jedes der Hörspiele die Möglichkeit, in unterschiedliche Geschichten einzutauchen und vom Alltag abzuschalten.

 

Luisa Giebler


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