Zum Hauptinhalt springen

TINCON-Themenwoche ‚Let’s talk – MENTAL HEALTH & SOCIAL MEDIA‘ – Ein Rückblick - Teil 1

Entstigmatisierung von Therapie: Talk von Yasmin Celin Gannouchi (Montag, 9. August) & How to Therapie: Interview mit Pia Kabitzsch von psychologeek (Dienstag, 10. August)

 

Der nachfolgende Bericht ist eine Zusammenfassung von zwei Beiträgen der TINCON-Themenwoche ‚Let’s talk – MENTAL HEALTH & SOCIAL MEDIA‘. Die TINCON ist die Konferenz für digitale Jugendkultur für junge Leute von 13 bis 25 Jahren. Vom 9. bis 13. August wurde eine Woche lang auf verschiedenen online-Plattformen in verschiedenen Videoformaten über mentale Gesundheit gesprochen. Eine Zusammenfassung des Beitrags mit Psychologe Hannes-Vincent Krause zum Thema ,Social Media und mental health‘ befindet sich hier. Der ,Flokati Beach‘-Talk mit der Gen Z ist hier nachzulesen. Der Beitrag zum Thema Männlichkeit und mentale Gesundheit und Musiker*innen auf Social Media findet man hier.

„Wir alle haben mal schlechte Tage“. Das ist ein Satz, den Yasmin Celin Gannouchi schon häufig hören musste, wenn sie von ihren Gedanken spricht. Geholfen hat das nicht. Im Gegenteil. Dabei ist es so wichtig über mentale Gesundheit zu sprechen.

Im ersten Video der Talk-Reihe von TINCON im Rahmen der Themenwoche leitet Yasmin in das Thema mentale Gesundheit ein, indem sie offen von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema Therapie und Therapieplatzsuche spricht. Sie möchte anderen Personen auf Therapieplatzsuche Mut machen, denn sie hatte am Anfang einige Fragen: ,Wie bekomme ich eine Therapie? Kann ich mir das leisten? Bezahlt das die Krankenkasse? Muss ich vorher zum Hausarzt? Bin ich komisch?‘.

Auch das zweite Video der Themenwoche behandelte diese Fragen. Die Psychologin mit der Kaffeetasse ist wahrscheinlich vielen bereits über den (virtuellen) Weg gelaufen, denn Pia Kabitzsch vom YouTube-Kanal psychologeek ist die Ansprechpartnerin für Pyschologiefragen aus dem funk-Netzwerk. Die 29-Jährige hat in Osnabrück und Schweden Psychologie studiert und war am Dienstag die Interviewpartnerin von Moderatorin Anne aus dem U21-Team der TINCON.

Wann ist eine Therapie sinnvoll?

Sowohl Kabitzsch als auch Yasmin raten dazu, sich lieber einmal zu viel um einen Therapieplatz zu bemühen als einmal zu wenig. Vor allem, wenn man wiederholt depressive Phasen hat, die mentalen Probleme den Alltag beeinflussen und sich der Leidensdruck über einen langen Zeitraum hält könnte es hilfreich sein, zur Psychotherapie zu gehen.

Nachdem Yasmin sich entschlossen hatte sich um therapeutische Hilfe zu bemühen, hat sie sich in einem ersten Schritt einige YouTube-Videos zu dem Thema angeschaut und auf eigene Faust Therapeut*innen angerufen – jedoch erfolglos.

Wie bekommt man einen Therapieplatz?

Es kann durchaus hilfreich sein, sich zuerst an die Hausarztpraxis zu wenden, damit von dort aus überwiesen wird. Yasmin wählte einen anderen Weg und empfahl die Nummer 116117, da Suchende auch von dort Psychotherapeut*innen vermittelt bekommen. Auf eigene Faust auch z.B. über Plattformen wie therapie.de gesucht werden. Ein Tipp von Kabitzsch ist außerdem, sich an Ausbildungsinstitute zu wenden, in denen angehende Psychotherapeut*innen meist ,Proband*innen‘ suchen. Dies wird immer von einer lehrenden Person überwacht und weist daher keine weniger wirksame Qualität der Therapie auf. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die kassenärztliche Vereinigung allen Suchenden ein Erstgespräch garantieren muss. Wenn Patient*innen also direkt bei Praxen anrufen ist es möglich, explizit nach einem Erstgespräch zu fragen.

Was ist ein Erstgespräch?

Im Erstgespräch wird erstmal die Lage der Person eingeschätzt. Es werden Fragen zur Person gestellt, z.B. zur Familie und seit wann sie die negativen Gefühle und Gedanken hat. Kabitzsch und Yasmin betonen beide, wie wichtig es ist, bei diesem Erstgespräch darauf zu achten, ob die Chemie stimmt und ansonsten weiterzusuchen. Das Wohlfühlen in der Situation ist für einen Therapieerfolg essentiell. Außerdem schlägt die therapierende Person bereits eine Therapiemethode vor.

Welche Therapiemethoden werden von der Krankenkasse bezahlt?

Neben dem Erstgespräch werden von der Krankenkasse vier Therapieformen übernommen. Dazu gehört die Verhaltenstherapie, bei der Verhaltensmuster analysiert und gezielt verändert werden, die Psychoanalyse nach Freud, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, die mehr in die Tiefen der Psyche einsteigt und die das System um die Person analysierende systemische Therapie. Die Länge und Art ist von Patient*in zu Patient*in unterschiedlich.

Was passiert nach dem Erstgespräch?

Sollte das Erstgespräch gut verlaufen sein und eine Therapie erwünscht, muss die entsprechende Praxis auch Kapazitäten haben. Yasmin gab hier den Tipp, bei Absagen explizit nach einer Warteliste zu fragen, auf die man sich setzen lassen kann. Während dieser Wartezeit empfahl Kabitzsch auch andere Beratungen, wie z.B. die psychologische Betreuung der Universität oder die Telefonseelsorge in Anspruch zu nehmen. Sollte eine suchende Person trotz allem nur Absagen erhalten, ist es laut der Psychologin wichtig, das zu protokollieren, damit vom Kostenerstattungsgesetz für eine private Therapie Gebrauch gemacht werden kann. Beginnt dann die Therapie folgen probatorische Sitzung, in denen sich Patient*in und Therapeut*in besser kennenlernen.

Kabitzsch und Yasmin ist in ihren Videos wichtig, zu betonen, dass alle Menschen ernst genommen werden müssen. Schmerz ist nicht vergleichbar und eine suchende Person nimmt niemandem den Platz weg. Sollte es ihr schlecht gehen, ist es wichtig darüber zu sprechen, deshalb ist eine Entstigmatisierung des Themas so wichtig.

Die meisten Videos der TINCON-Themenwoche sind auf Instagram oder YouTube nachzuschauen.

VIDEO MIT YASMIN NACHSCHAUEN

VIDEO MIT KABITZSCH NACHSCHAUEN

HIER GEHT’S ZUR ÜBERSICHT

 

Luisa Baier


Zurück

Kontakt

merz | medien + erziehung ist die unabhängige medienpädagogische Fachzeitschrift in Deutschland, in der Themen der Medienpädagogik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Beschäftigen auch Sie sich mit diesem Themenbereich und möchten gerne selbst in merz veröffentlichen? Wir freuen uns immer über Einsendungen über Projekte aus Forschung und Praxis, über Rezensionen, Veranstaltungshinweise und natürlich Anregungen. 

 

Redaktion

merz | medien + erziehung
Kati Struckmeyer und Swenja Wütscher
Arnulfstraße 205
80634 München

+49 89 689 89 120
+49 89 689 89 111
merz@jff.de

Verlag

kopaed verlagsgmbh
Arnulfstr. 205
D-80634 München

+49 89 688 900 98
+49  89 689 19 12
www.kopaed.de
info@kopaed.de

Herausgeber*in

Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Rechtsträger

JFF – Jugend Film Fernsehen e. V.
Arnulfstraße 205
80634 München

+49 68 989 0
+49 68 989 111
www.jff.de
jff@jff.de

Kontaktformular

Kontaktformular


Anmeldung zum merz-Newsletter

Hier können Sie sich zum merz-Newsletter anmelden.  Datenschutzerklärung.

Ich willige in die Verarbeitung meiner Daten zum Newsletter-Versand ein und habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen.