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Digitale Gewalt gegen junge Erwachsene nimmt zu

In den letzten Jahren hat digitale Gewalt, insbesondere gegen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren, zugenommen. Das zeigt eine aktuelle Studie der gemeinnützigen Menschenrechtsorganisation HateAid in Zusammenarbeit mit der Universität Klagenfurt. Auf Grundlage von quantitativen Online-Befragungen von insgesamt 3.367 Personen ab 14 Jahren zeigt die Studie, welche Erfahrungen junge Menschen mit digitaler Gewalt machen und welche Auswirkungen das auf ihr Verhalten im Netz hat. Digitale Gewalt umfasst dabei verschiedene Formen von Belästigung, Herabwürdigung, Diskriminierung oder sozialer Isolation, die über das Internet oder elektronische Kommunikationsmittel ausgeübt werden. Sie kann in sozialen Netzwerken, Chat-Räumen, Gaming-Plattformen oder privaten Nachrichten auftreten, sich aber auch in den analogen Raum übertragen. 

Mit dem wachsenden Einfluss digitaler Medien in der Gesellschaft und der zunehmenden Nutzung Sozialer Plattformen nimmt allerdings auch die Ausübung digitaler Gewalt und die Verbreitung von Hass im Netz zu. Ein besonderer Fokus der Studie lag auf den 18- bis 24-Jährigen, eine Altersgruppe, die bereits in anderen Studien eine hohe Betroffenheit digitaler Gewalt aufwies. In der vorliegenden Studie sind 1.868 Personen aus dieser Altersgruppe repräsentiert. Laut der Studie haben 92 Prozent der befragten 18- bis 24-Jährigen Beleidigungen im Internet erlebt, während 83 Prozent mit Hassrede oder hasserfüllten Nachrichten konfrontiert wurden. Cybermobbing, Bedrohungen und Cyberstalking sind weitere häufige Formen digitaler Gewalt, die junge Erwachsene in ihrem Alltag im Netz erleben. 60 Prozent der betroffenen 18- bis 27-Jährigen geben an, mindestens einmal sexualisierte Übergriffe erlebt oder ungewollte Nacktbilder zugeschickt bekommen zu haben. Dabei sind weibliche Personen häufiger betroffen als männliche. 

Mit Blick auf die Bewältigungsstrategien digitaler Gewalt hebt die Studie besonders hervor, dass viele junge Erwachsene aus Angst vor dem (erneuten) Erleben digitaler Gewalt im Internet verstummen (Silencing). Sie trauen sich nicht mehr ihre Meinung zu äußern, sind insgesamt vorsichtiger in ihrem Online-Verhalten und zensieren sich selbst, wodurch sie schließlich nicht mehr in der öffentlichen Debatte repräsentiert sind. Diese Angst ist unabhängig davon, ob sie selbst bereits Opfer digitaler Gewalt geworden sind oder nicht. Gleichzeitig stellt der Verzicht auf die Sozialen Medien allerdings keine Option für die Befragten dar: Nur knapp ein Fünftel (21,7 %) der 18- bis 27-Jährigen ist der Meinung, dass sich Betroffene von digitaler Gewalt auch einfach von den Sozialen Medien abmelden könnten. 

Die jungen Erwachsenen wünschen sich ein sicheres Internet, in dem Gewalt, Hass und Mobbing keinen Platz haben. Sie fordern, dass die Rechte im digitalen Raum ebenso konsequent durchgesetzt werden wie im analogen Raum. Ein respektvoller und toleranter Umgang miteinander soll die Grundlage für eine offene Meinungsäußerung bilden. Konkret fordern die jungen Erwachsenen eine verstärkte Aufklärung über digitale Gewalt im schulischen Kontext sowie eine bessere Werbung für Hilfsangebote auf den Sozialen Plattformen. Sie wünschen sich, dass die Politik die Sozialen Netzwerke stärker reguliert und Sanktionen (z. B. Sperren oder Strafen) für Verstöße gegen Gemeinschaftsstandards einführt.  

Insgesamt zeigt die Studie, dass digitale Gewalt nicht nur individuelle Schicksale betrifft, sondern durch ihren Angriff gegen das Grundprinzip der Gleichwertigkeit und Freiheit aller Menschen auch tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft und Demokratie hat.  

https://hateaid.org/neue-studie-junge-erwachsene-von-sexualisierter-gewalt-im-netz-betroffen/ 

Monika Gesing


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