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Online-Audio-Nutzung in Deutschland

Die Online-Audio-Nutzung in Deutschland erreicht einen neuen Höchstwert, Podcasts nehmen an Beliebtheit zu und KI in der Online-Audio-Welt wird mit gemischten Gefühlen betrachtet. Das sind drei zentrale Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2024 (OAM), der Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Nutzungsmotive der Bevölkerung und ihre Sicht auf KI in der Online-Audiowelt bietet. Der OAM ist eine jährlich stattfindende Online-Umfrage, die ab 14-Jährige in Deutschland mit Blick auf Online-Audio-Angebote und ihre Nutzung befragt. In diesem Jahr wurden darüber hinaus die Nutzungsmotive sowie die Einstellung zu Künstlicher Intelligenz im Audiobereich erfragt.  

Aktuelle Entwicklungen in der Nutzung von Online-Audio-Angeboten 

Die Online-Audionutzung ist in diesem Jahr so hoch wie noch nie: 52 Millionen Personen ab 14 Jahren hören zumindest gelegentlich Webradio oder Audio-Inhalte auf Abruf. Das ist eine Steigung von 5 Prozent zum Vorjahr. Mit Blick auf Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss lässt sich dieser Zuwachs in allen Personengruppen verzeichnen, insbesondere aber bei Frauen, unter 50-Jährigen und Personen mit formal niedrigem Bildungsabschluss. 

Hinsichtlich der Formate bleibt Musikstreaming weiterhin an erster Stelle mit etwa 66 Prozent, gefolgt vom Webradio mit etwa 56 Prozent. Beide erleben einen Zuwachs. Mit größtem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr kommen Podcasts an dritter Stelle der genutzten Online-Audio-Formate. Auch Hörbücher und -spiele im Internet konnten an Bedeutung zulegen, kommen aber insgesamt an letzter Stelle im Ranking. 

Mit Blick auf die Frage, welche Geräte Nutzende verwenden, um sich Zugang zu Online-Audio-Angeboten zu verschaffen, verzeichnet sich weiterhin ein Smartphone-Trend, gefolgt vom Smart TV, der nur knapp vor dem Laptop kommt. Weiter folgen Tablet, Smart Speaker - mit leichtem Verlust - und PC. Hinsichtlich der Zugangs-Plattformen lässt sich auch hier ein Zuwachs zum Vorjahr verzeichnen. Google ist dabei ganz vorne zu platzieren, darin enthalten YouTube, Google Podcasts und Google Play. An zweiter Stelle steht Spotify mit etwa 50 Prozent, worauf Audiotheken, Apps und Webseiten von Radiosendern folgen. 

Die Ergebnisse des OAM zeigen, dass vor allem Social Media über Podcasts informiert, darunter Influencer*innen, Prominente oder aber auch kurze Videosequenzen auf TikTok, Instagram und YouTube. An zweiter Stelle informieren sich Nutzende über Podcasts vor allem durch persönliche Empfehlungen, gefolgt von den Plattformen selbst, Empfehlungen in anderen Podcasts oder im Radio.   

Dass Online-Audio-Angebote vor allem als ‚Nebenbei-Medien‘ genutzt werden, zeigen die Ergebnisse zu den Top Five Situationen der regelmäßig Online-Audio-Nutzenden. Die Mehrheit hört die Angebote im Auto oder bei der Hausarbeit. Im Auto wird dabei von neun von zehn Personen das Infotainmentsystem des Autos genutzt, entweder direkt oder gekoppelt mit dem Smartphone oder Tablet. Eher selten werden Online-Audio-Angebote zuhause genutzt, ohne etwas anderes zu tun oder beim Essen und Arbeiten. Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch Gaming abgefragt, als Situation, in der Online-Audio-Angebote konsumiert werden. Die Daten zeigen, dass ein Anteil von etwa 17 Prozent Online-Audio beim Gaming hört.  

Nutzungsmotive der Online-Audio-Angebote 

Der Online-Audio-Monitor gibt in diesem Jahr auch zum ersten Mal Einblicke in die Gründe für die Nutzung der Online-Audio-Angebote und unterscheidet fünf Nutzungsdimensionen.  

  1. Emotionaler Benefit: Die Nutzung des Online-Audio-Angebots hebt die Stimmung und hilft dabei, abzuschalten und bestimmte Situationen schöner zu machen. 
  2. Alltagsbindung: Das Online-Audio-Angebot gehört bereits zum festen Alltag dazu. 
  3. Informiert bleiben: Online-Audio-Angebote werden genutzt, um sich über das Geschehen in der Welt und in Deutschland sowie über Hintergründe spezifischer Themen zu informieren.
  4. Tipps und Inspiration: Online-Audio-Angebote werden genutzt, um Neues zu entdecken – etwa Musik und Themen – und sich Tipps und Ratschläge einzuholen. 
  5. Sozialer Benefit: Online-Audio-Angebote werden genutzt, um mitreden zu können, sich nicht allein zu fühlen und das Gefühl zu haben, dazuzugehören. 

Je nach Online-Audio-Format lassen sich diese Dimensionen differenziert gewichten. So ist beim Musikstreaming vor allem der emotionale Benefit sehr groß: Das Angebot hebe die Stimmung, helfe beim Abschalten und Entspannen und dabei, Situationen schöner zu machen. Das Webradio erweist sich als zentrales Informationsmedium, hat aber auch Anteile des emotionalen Nutzens. Podcasts bieten einen ‚deep dive‘ in spezifische Themen und helfen den Nutzenden vor allem dabei, sich Hintergründe einer Vielfalt an Themen zu erarbeiten. Sie werden aber auch zunehmend für Tipps und Inspiration sowie als Informationsmedium genutzt. Hörbücher und -spiele dienen vor allem emotionalen und sozialen Benefit. 

Online-Audio und Künstliche Intelligenz (KI) 

Aus gegebenem Anlass erfragte der Online-Audio-Monitor in diesem Jahr zum ersten Mal die Einstellungen der Online-Audio-Nutzenden zu Künstlicher Intelligenz. Dabei erwies sich, dass KI bei vielen Befragten mit Sorge und Angst behaftet ist, für die unter 30-Jährigen aber auch bereits zum Alltag gehört. Eine zentrale Variable, welche die Einstellung zu KI in der Online-Audio-Nutzung beeinflusst, ist die Frage nach Transparenz: Solange KI als solche gekennzeichnet ist, sei sie für 55 Prozent der Befragten in der Online-Audio-Welt in Ordnung. Die Mehrheit der Befragten behauptet allerdings von sich, noch nicht mit KI im Kontext von Online-Audio-Angeboten in Kontakt gekommen zu sein. Mit Blick auf die einzelnen Formate und Inhalte der Online-Audio-Angebote ergibt sich ein differenzierteres Bild der Einstellung zu KI im Kontext von Online-Audio-Angeboten. So wären am Ende nur KI generierte Wettervorhersagen und Verkehrsmeldungen für eine Mehrheit von etwa 42 Prozent in Ordnung. Die Akzeptanz von KI sinkt kontinuierlich bei KI generierter Werbung, Musik, Berichterstattung, aber auch mit Blick auf moderierte Shows und vollständige Radioprogramme. Die größte Ablehnung mit knapp 50 Prozent erhält die Verwendung von KI-generierten Audio-Inhalten mit Blick auf die Stimmen bekannter Personen und Moderator*innen. 

In diesem Jahr wurden 5.759 Menschen im Zeitraum vom 29. April bis 28. Mai 2024 befragt. Durchgeführt wird die Studie von mindline media. Auftraggeber des Online-Audio-Monitors sind neben der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Medienanstalt für Baden-Württemberg (LFK) und die Landesanstalt für Medien NRW sowie der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), der Verband Privater Medien (VAUNET) und die Radio Marketing Service (RMS).  

www.online-audio-monitor.de/wp-content/uploads/Bericht-OAM_2024.pdf  

Monika Gesing 


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