Studie: Wie reagieren junge Menschen auf die gegenwärtige gesellschaftliche Lage? Und: Welche Rolle nimmt dabei die Mediennutzung ein?
Die Trendstudie Jugend in Deutschland (JID) wurde dieses Jahr unter das Motto „Verantwortung für die Zukunft? Ja, aber“ gestellt, da sich gezeigt hat, dass junge Menschen – anders als es manchmal behauptet wird – nicht faul sind, jedoch andere Anforderungen an ihren Arbeitsplatz stellen und diese selbstbewusst einfordern. In der Studie wurden Menschen zwischen 14 und 29 Jahren befragt, um zu untersuchen, wie diese auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen reagieren. Dabei finden sich interessante Befunde hinsichtlich der Rolle der Mediennutzung im Leben der jungen Generation. Es wurden insgesamt rund 2.000 Menschen befragt. Um eine Trendentwicklung nachzuzeichnen, hat das Forscherteam im aktuellen Bericht die Vorjahre 2022 und 2023 zu 2024 im Vergleich dargestellt.
Hinsichtlich der psychischen Reaktion der jungen Menschen macht das Forscherteam eine Art Krisenmodus aus und benennt als die größten Sorgen der jungen Generation die Inflation, den Krieg in Europa und Nahost und den teuren und knappen Wohnraum. Die empfundene psychische Belastung nimmt dabei in fast allen gemessenen Bereichen im Vergleich zu 2023 zu. Hinsichtlich der Informierungskanäle über die gesellschaftliche und politische Lage zeigt sich eine starke Prägung durch Soziale Medien, welche 57 Prozent der Befragten als den wichtigsten Informationskanal angeben. Auf Platz 2 ist mit Nachrichten-Websites, News-Portalen und Nachrichten (38 %) ebenfalls ein digitaler Nachrichtenkanal. Gleich aufliegend sind Fernsehsendungen, die ebenfalls von 38 Prozent als wichtige Informationsquelle angegeben werden. Hierbei ist eine Korrelation zu den politischen Präferenzen zu beobachten: Von den 14- bis 29-Jährigen, welche die AfD favorisieren, nutzen über 58 Prozent TikTok regelmäßig, während dies beispielsweise bei Sympathisant*innen der SPD (47 %) oder der Grünen (39 %) deutlich weniger sind.
Die reale Lebenswelt wird in der Studie als „Real Life“ bezeichnet, um deutlich zu machen, dass es um die analoge Welt geht. Gleichzeitig wird deutlich, dass eine Trennung der digitalen und analogen Welten aus der Perspektive der „Generation Z“ kaum möglich ist. Die drei meistbenutzten Sozialen Medien bleiben wie schon im Vorjahr 2023 WhatsApp, Instagram und YouTube. Immer bedeutender wird TikTok, das 51 Prozent aller jungen Menschen nutzen. Die Mehrheit nutzt das Smartphone zwischen zwei und vier Stunden am Tag (42 %) und fast ein Drittel geben eine Bildschirmzeit von vier bis sechs Stunden an. 16 Prozent geben an, sieben Stunden oder mehr am Smartphone zu verbringen. Weiterhin gaben etwas mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie ihr Smartphone mehr nutzen als es ihnen eigentlich lieb ist, und geben zu 42 Prozent an, dass ihr Leben ohne Smartphone nicht funktionieren würde. Zugleich geben junge Menschen mehrheitlich zu, dass sie trotz des Smartphones zur Ruhe finden können, wenn sie das Smartphone abschalten. Die Trendstudie hat nicht untersucht, ob Gesundheit und Nutzungszeit des Smartphones zusammenhängen. Allerdings fand sich ein signifikanter korrelativer Zusammenhang zwischen einer Nutzungszeit über vier Stunden pro Tag und erhöhte Häufigkeit von Symptomen wie Angstzuständen, Antriebslosigkeit oder Gereiztheit. Zudem weisen „21 Prozent der jungen Menschen mit einer Bildschirmzeit von mehr als vier Stunden mindestens 15 Krankheitstage im letzten Jahr auf, während dies bei denen mit einer Bildschirmzeit von weniger als vier Stunden nur 13 Prozent sind.“ Hierbei ist zu beachten, dass diese Ergebnisse lediglich einen Hinweis darauf bieten, dass ein ursächliches Verhältnis zwischen den beiden Faktoren bestehen könnte. Unklar ist, was dabei „Henne und Ei“ ist, und welche möglichen weiteren Faktoren eventuell bei diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
Wie eingangs bereits angedeutet, wurden die jungen Menschen auch zu ihrem Berufsleben befragt, konkret die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen. Vor allem die soziale Anerkennung und die beruflichen Chancen werden von dieser Gruppe positiv eingeschätzt. Unzufrieden sind sie eher mit der finanziellen Lage und ihrer physischen Gesundheit. Besondere Priorität bei der Wahl des Arbeitgebers hat das Gehalt, die Nähe zum Wohnort und das Team bei der Arbeit. Wenn ein gutes Gehalt sowie eine Arbeitsatmosphäre geboten wird, fühlen sich junge Menschen am Arbeitsplatz wohl. Anders als früher streben viele weniger eine Führungsposition an, sondern wollen sich eher weiterentwickeln, um einen Expertenstatus zu erhalten, sich also weiterentwickeln, um sich mit einer Sache besonders gut auszukennen.
Weitere Informationen:
https://simon-schnetzer.com/blog/jugend-in-deutschland-2024-veroeffentlichung-der-trendstudie/
Marcus Müller
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