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SWIPE DES MONATS: Die Kunst, Feuer zu machen

Einer der Helden meiner Jugend war Robinson Crusoe. Als einziger Überlebender eines Schiffbruches war er auf einer unbewohnten Insel gelandet und schaffte es, dort zu überleben. Eines seiner größten Probleme war es, Feuer zu machen, um es warm zu haben und kochen zu können. Als ein Baum nach einem Blitzschlag Feuer gefangen hatte, holte er sich das Feuer in seine Höhle. Da er aber nicht in der Lage war, selbst Feuer zu entfachen, musste er dafür sorgen, dass das Feuer nicht mehr erlischt. Was Robinson immer wieder vor Probleme stellte, die ich in meinem diesjährigen Sommerurlaub nachempfinden konnte.

Das erste Mal hatte ich unseren Urlaub komplett über das Handy geplant. Es ging – über einen kurzen Aufenthalt in Südtirol – nach Venedig zur Biennale. Auf dem Handy waren die Übernachtungen in Südtirol gespeichert, die bezahlten Buchungen für das Hotel und das Parkhaus in Venedig, die Autobahngebühren, der Eintritt für die Biennale usw. Zu Beginn lief alles super. Übernachtung in Südtirol: Einfach die Buchung auf dem Handy vorzeigen, einchecken, fertig. Am zweiten Tag machten wir eine Wanderung zu einem Naturgarten und navigierten natürlich mit dem Handy durch die wunderschöne Natur. Am Ziel angekommen zeigte mein Handy nur noch 10 % Akkuleistung an. Kein Problem, dachte ich zuerst, wir werden auch ohne Handy zurückfinden und im Hotel kann ich das Handy ja wieder laden. Und wenn der Akku ganz leer wird und sich das Handy ausschaltet, gebe ich einfach die PIN ein … Und da wurde mir heiß, noch heißer als es ohnehin schon war: ich hatte vergessen, meine PIN zum Entsperren des Handys mitzunehmen. Also galt es dafür zu sorgen, dass auf dem Rückweg das ‚Feuer‘ nicht ausgeht. Daher: Rückweg antreten, Ehefrau vom Trödeln abhalten und nochmal kurz nachdenken – googlen ging ja leider nicht –, welche Möglichkeiten es gibt, die Laufzeit eines Akkus zu verlängern: Das Telefon warmhalten, das Display nur einschalten, um den Ladezustand zu überprüfen, und so schnell wie möglich zurück in das Land der Steckdosen. Beim Ladezustand von 3 %, mit einer genervten Ehefrau im Schlepptau und dem Handy an der wärmsten Stelle am Körper tauchte am Horizont ein Elektrogeschäft auf. Meine Rettung! Beim Betreten des Geschäfts erspähte ich gleich eine Powerbank. Leider telefonierte der Verkäufer mit einem Kunden. Leider durchaus kundenorientiert und deshalb ausführlich. Ich konnte förmlich spüren, wie sich der Akkuzustand gegen Null bewegte und versuchte über meine Körpersprache dem Verkäufer die Dringlichkeit meines Anliegens zu verdeutlichen, um ihn zur Unterbrechung seines Telefonates zu bewegen. Als dazu aber keine Bereitschaft zu erkennen war, schnappte ich mir die Powerbank, riss die Packung auf und schloss mein Handy an (zum Glück sind die Powerbanks immer vorgeladen!). Der Blick aufs Display zeigte, wie knapp es war: 1 %. Aber nun brannte das Feuer weiter. Nachdem ich den Verkäufer beruhigt und die überteuerte Powerbank bezahlt hatte, konnte ich mich wieder etwas entspannen. Aber bis zum Ende unseres Urlaubs galt es immer, den Akkuzustand des Handys im Blick zu behalten. Denn ausgehen sollte das Feuer auf keinen Fall.

Die Powerbank liegt jetzt zuhause in der Schublade neben den vielen anderen Powerbanks. Und vielleicht kommt im nächsten Urlaub wieder eine neue dazu.

 

P.S.: Wer meine Facebook-Einträge gesehen hat, weiß jetzt, warum es von dem traumhaft schönen Garten in Südtirol keine Fotos gibt.

 

Klaus Lutz

 


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