Prof. Dr. Roland Bader
Vita
Ich bin bei merz seit …
… 2012
Aktivitäten
Professor für Medienwirtschaft und Medienpädagogik an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim Holzminden Göttingen.
Schwerpunkte
Aktuell beschäftigt mich besonders die Digitalisierung als DER große Wandel, die uns als Gesellschaft schon im Moment voll erfasst hat und in den nächsten Jahren viele große gesellschaftliche Veränderungen bringen wird, die mich am meisten beschäftigt. Dieses Thema ist im Schnittpunkt meiner Interessen für Medien, Soziologie, Psychologie und neuerdings auch Wirtschaft. Ich fand schon die Medienrevolutionen der letzten 30 Jahre mit all ihren neuen Möglichkeiten immer spannend, doch die Umbrüche, denen wir heute entgegensehen, werden eine noch größere Dimension haben. Dabei mischen sich in freudige Erwartungen zunehmend auch Sorgen um die Geschwindigkeit, die Medienentwicklungen vorgeben, oft ohne uns die nötige Zeit zu geben, uns zu positionieren. Ich bin froh, diese Prozesse mit Kolleginnen und Kollegen reflektieren und diskutieren und mit medienpädagogischer Expertise begleiten zu können, wozu vor allem natürlich merz das geeignete Forum ist.
Beiträge in merz
- Weltverbesserer an der Tastatur
Weltverbesserer an der Tastatur
„Mit Code die Welt verbessern“ ist eines der Leitziele der Initiative Jugend hackt. Daniel Seitz berichtet im Interview mit Roland Bader über das Förderprogramm, das sich in Form von ‚Hackathons‘ an junge Programmierbegeisterte richtet. Die Teilnehmenden setzen mit der Unterstützung von Branchenexpertinnen und -experten kreative Projekte um, bearbeiten gesellschaftlich relevante Fragen und lernen etwas über Hacker-Ethik, staatliche Überwachung, Netzneutralität oder Themenkomplexe wie Big Data.
Daniel Seitz hat mediale pfade gegründet und brennt für eine freie, politisierte Gesellschaft, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Als Medienpädagoge ist er überzeugt, dass Medienbildung einen wichtigen gesellschaftlichen Anteil zu politischer Teilhabe, Selbstentfaltung und Kreativität leisten kann und muss.
- Roland Bader: Atole – ATtentif à lécOLE Die Rückgewinnung der Aufmerksamkeit
Roland Bader: Atole – ATtentif à lécOLE Die Rückgewinnung der Aufmerksamkeit
„Könnte ein Rennfahrer auch nur eine Minute überleben, wenn er seine Aufmerksamkeit nichtwährend der Fahrt völlig konzentriert halten würde? Wie machst du es, deine Aufmerksamkeit bei einer Tätigkeit aufrechtzuerhalten, die dir Spaß macht? Woran erkennst du, wenn deine Aufmerksamkeit bei einer langweiligen Geschichte abschweift?“ – „Wie im Gehirn entsteht überhaupt so etwas wie Aufmerksamkeit? Wofür brauchst du sie? Und wie schaffst du es, sie über längere Zeit aufrechtzuerhalten?“
Mit solchen Fragen und Übungen regt das französische Programm ATOLE (Attentif à l’école) Vorschul- und Grundschulkinder an, sich mit ihrer Aufmerksamkeit zu beschäftigen. Bei der Aufmerksamkeit handelt es sich um eine Art von komplexer Bewegung. Sie zu steuern kann man lernen, wenn man weiß, wie sie funktioniert.
Die leitende Metapher für die (Rück-)Gewinnung der Aufmerksamkeit des im Jahr 2014 gestarteten Projekts ATOLE ist der Schwebebalken: „Es ist nicht einfach, über einen Schwebebalken zu balancieren. Es ist aber auch nicht unmöglich. Du kannst es lernen, indem du es übst. Und genauso ist es mit der Aufmerksamkeit. Und wäre es nicht gut, wenn du deine Aufmerksamkeit selbst steuern könntest, auf all die Dinge, so wie du das willst? […] Es lauern Gefahren, die dich bei dem Balancieren auf dem Schwebebalken aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen. […] Es sind Verlockungen und Versuchungen, oder aber beängstigende Impulse, Gefühle oder Assoziationen, die dein Gleichgewicht bedrohen. Sei also wachsam! Werde aufmerksam dafür, schon kleine Anzeichen dafür zu erkennen, wenn der Verlust deines Gleichgewichts droht. Du kannst rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, um im Gleichgewicht zu bleiben. Und wenn du mal kippst, ist das auch nicht schlimm. Verlange nichts Unmögliches von dir. Mit Übung wirst du deine Aufmerksamkeit über eine längere Strecke stabilisieren“ (Jean-Philippe Lachaux, übersetzt aus dem Französischen).
So in etwa könnte die Herangehensweise und der Tonfall des Programms ATOLE übersetzt werden. Ein lockerer und freundlicher Plauderton, der voller Metaphern und Alltagsbeispiele für Grundschulkinder steckt. Ein Ton, wie ihn auch der Hauptverantwortliche für die Entwicklung und den Schuleinsatz des Programms, Jean-Philippe Lachaux, in seinen Vorträgen und Präsentationen an den Tag legt. Er betont dabei, dass Kinder ihre Fähigkeit zur Aufmerksamkeitserhaltung steigern können, wenn sie lernen, ihre Tätigkeiten einzuteilen. Denn oft versuchen sie – wie auch Erwachsene – alles auf einmal zu machen. Das ist einer der Gründe, weshalb sie leicht die Konzentration verlieren. Im ATOLE-Programm wird ihnen beigebracht, sich kleinere Ziele zu setzen, um sich ohne kognitive Überlastung über ihre oder seine Absichten klar zu werden und somit entscheiden zu können, was wichtig ist und was nicht.
Trotz des lockeren und kindgerechten Umgangs geht es um ein wichtiges Anliegen: Kindern die Steuerung ihrer Aufmerksamkeit zurück in die eigenen Hände zu legen. Im Unterricht arbeiten sie über ein ganzes Jahr daran, in zehn Lektionen. Diese bestehen jeweils aus Beispielfragen, die die Lehrkraft stellen kann, kurzen erklärenden Texten, Bildern und Aufgaben sowie Erwartungshorizonten. Zunächst lernen die Kinder die Rolle der Neuronen im Gehirn kennen, insoweit sie den Prozess der Aufmerksamkeit betreffen.
Im weiteren Verlauf des Programms wenden die Schülerinnen und Schüler dann ihre Aufmerksamkeit den eigenen Kognitionsprozessen zu: Sie werden aufmerksam dafür, wie sie denken, sich konzentrieren, ihre Wahrnehmung fokussieren, was sie ablenkt und wie sie trotzdem ihre Aufmerksamkeit, sprich Balance immer wieder neu ausrichten können. Das geschieht, indem dafür Neugier geweckt wird, wie die kognitiven Prozesse funktionieren. Sie arbeiten daran, Aufgaben zu planen, Ziele zu verfolgen und ihre begrenzte Ressource Aufmerksamkeit sinnvoll einzuteilen. Denn eine „Unterteilung in kleinere Aufgaben, die man nacheinander abhaken kann, um wieder vollständig für eine neue Aufgabe bereit zu sein“ ist sinnvoller, als sich zu viele Ziele gleichzeitig zu stecken, wie Lachaux erklärt.
Den erhobenen Zeigefinger („Jetzt konzentrier dich doch!“) sucht man vergebens bei ATOLE. Lachaux ist selbst Hirnforscher am Institut INSERM des CRNL (Lyon Neuroscience Research Center). Metakognition, also die Fokussierung auf die eigenen Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- und Denkprozesse, wird im Programm ATOLE als Königsweg des Lernens verstanden. Sich darüber klar zu werden, wie und warum man denkt und lernt, ist bei vielen kognitiven Aufgaben von großer Hilfe, wie die konstruktivistischen Lerntheorien schon immer betont haben. Darüber hinaus ist das Üben von Metakognition, also das Training der Art und Weise, wie man selbst
wahrnimmt, denkt und fühlt, die Grundlage von Achtsamkeit und Meditation.Gerade wenn man sich vor Augen führt, in welchem Ausmaß Werbung, das Smartphone und viele weitere Ablenkungen um die Aufmerksamkeit von Kindern buhlen, muss ATOLE zugestanden werden, dass es an einem zentralen Punkt ansetzt. Es kommt nicht nur ohne erhobenen Zeigefinger aus, sondern sogar ohne ein Ermahnen zum Stillsitzen, welches in der Meditation oft praktiziert wird, in der Schule aber auch nicht unumstritten ist.
Aufmerksamkeit fokussieren zu lernen funktioniert eben auch in Bewegung und ohne Vorhaltungen, wie krankmachend und schlecht Smartphone seien. Aber auch ohne die Verlockungen und Ablenkungen zu verharmlosen, die davon unzweifelhaft ausgehen.
LiteraturARTE-Beitrag über Jean-Philippe Lachaux und seine Arbeit mit Schülerinnen und Schülern von Laurence Serfaly (2016): „Immer vernetzt – wenn das Gehirn überfordert ist“ www.youtube.com/watch?v=bzC5x8NsC8c [Zugriff: 16.01.2019]
CRNL – Inserm (Centre de Recherche en Neuroscience de Lyon). crnl.univ-lyon1.fr/index.php/fr [Zugriff: 16.01.2019]
Die Materialien, Videos und Folien zur Arbeit mit ATOLE werden von den Autorinnen und Autoren kostenlos zur Verfügung gestellt unter https://drive.google.com/drive/folders/16QPycHDrgfOwdfU41w3joB3p6JJzwo6?usp=sharing [Zugriff: 16.01.2019]
Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Roland Bader
Beitrag als PDF - Karin Knop/Roland Bader/Andreas Lange: Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben
Karin Knop/Roland Bader/Andreas Lange: Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben
Der Wohlstand von Gesellschaften oder einzelner Individuen wurde und wird noch häufig (ausschließlich) anhand monetärer oder materieller Indikatoren bestimmt. Bezogen auf die ebenfalls mehrdimensionalen Konzepte subjektives Wohlbefinden, Lebensqualität und Lebenszufriedenheit werden neben dem Einkommen nunmehr unter anderem aber auch Gesundheit, Bildung, Arbeit, die sozialen Verbindungen und Beziehungen als Gradmesser herangezogen (u. a. Diener et al. 1997). Positive Emotionen, Kompetenz- und Autonomieerleben sowie gelingende soziale Beziehungen haben dabei einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Glückserleben und psychologisches Wohlbefinden oder well-being (Ryan/Deci 2000). Es geht also um die Summe an bereichsspezifischen Verwirklichungschancen von Menschen und die objektiven und subjektiven Freiheitsgrade und Potenziale im Bereich realisierbarer Lebensentwürfe, die das Individuum hat oder eben vermisst, um ein gelingendes, selbstbestimmtes Leben nach eigenen Plänen und Vorlieben zu führen. Der Einfluss der Medien auf die Lebensqualität ist dabei nicht zu unterschätzen. Wohlbefinden und Glück sind dann dezidiert das Resultat der Auseinandersetzung mit verschiedensten Medieninhalten von Buch, Radio, Fernsehen und Onlinemedien. Medien sind dann in vielen Bereichen des Lebens eine wertvolle Ressource, die beispielsweise durch Erholung, vielfältige Bedürfnisbefriedigungsoptionen, soziale Interaktionen und soziale Unterstützung das Wohlbefinden erhöhen (kann). Wenn – um einige anschauliche Beispiele zu nennen – durch eine spannende Serie Unterhaltungserleben und Abschalten ermöglicht wird, wenn durch einen Spielfilm oder eine Dokumentation eine Auseinandersetzung mit Werten oder Lebenszielen geschieht, wenn soziale Unterstützung erfahren oder Identitätsarbeit durch digitale soziale Medien praktiziert werden kann, wenn durch Produktion eines Videos, Radiobeitrags oder eines Blogs selbstständig und kreativ Medienprodukte erschaffen werden, wenn durch digitale Technologien Zeitersparnis und generelle Lebenserleichterung erfolgt, dann tragen Medien fraglos zur Verbesserung des individuellen Wohlbefindens und der Steigerung von Verwirklichungschancen bei. Voraussetzung für diese positiven Medienwirkungen auf das Wohlbefinden ist aber unter anderem ein selbstbestimmtes, kompetentes Medienhandeln. Vor diesem Hintergrund unternimmt merz 1/2019 eine vielfältige und facettenreiche Bearbeitung des komplexen Themas.
Zu diesem HeftAndreas Lange und Karin Knop geben einen Überblick zum Stand der allgemeinen, soziologischen und psychologischen Glücks- und Zufriedenheitsforschung. Lebenszufriedenheit, Wohlbefinden, Wohlstand und Glückserleben werden bezogen auf die Lebensphasen Kindheit, Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenalter beleuchtet. Aufgezeigt wird die zentrale Rolle von Selbstregulationsfähigkeiten deren Bedeutung für die Erfüllung von Grundbedürfnissen nach Autonomie, Kompetenzerleben und Zugehörigkeit. Dabei kann Mediengebrauch das Wohlbefinden situativ oder langfristig steigern. Es wird ausgelotet, wo Grenzen undChancen der Steigerung des Wohlbefindens qua Medien zu verorten sind.
Frank Schneider und Annabell Halfmann befassen sich mit den gesundheitsfördernden und vorbeugenden Aspekten der Salutogenese und zeigen auf, wie der achtsame, selbstkontrollierte und sinnstiftende Umgang mit Onlinemedien gelingen und zur Steigerung des Wohlbefindens beitragen kann.
Karin Knop, Sarah Lutz, Ines Vogel und Roland Gimmler veranschaulichen auf Basis des aktuellen Forschungsstandes die Potenziale und Herausforderungen der mobilen, digitalen Kommunikation via Smartphone für direkte interpersonale Kommunikation. Mit Bezug auf relevante Dimensionen von Medienkompetenz werden Gelingensbedingungen skizziert und medienpädagogische Implikationen abgeleitet.
Das Schulfach Glück trägt seit 2007 an der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg zur Steigerung des Wohlbefindens von Schülerinnen und Schülern bei. Welche Rolle die Medien innerhalb dieses innovativen Fachunterrichts spielen, erläutert die Lehrerin Andrea Gietzelt im Interview mit Karin Knop.
Roland Bader diskutiert in seinem Beitrag, inwieweit Alltagsunterstützende Assistenzlösungen, sogenanntes Ambient Assisted Living, das Potenzial haben, älteren Menschen durch eine medienunterstützte intelligente Lösung einen längeren Verbleib in ihrem eigenen häuslichen Wohnumfeld zu ermöglichen. Es werden Beispiele und Einblicke in die bisherigen Projekte und den aktuellen Stand der Entwicklung gegeben.
Überblicksorientierte Beiträge aus der Forschung werden ergänzt durch Einblicke in medienpädagogische Praxisprojekte und nützliche Tools. Das Projekt ATOLE (Attentif à l’école) des französischen Hirnforschers Jean-Philippe Lachaux arbeitet daran, Kindern Wege aufzuzeigen, wie sie auf der Grundlage aktueller Hirnforschung die Steuerung ihrer Aufmerksamkeit verbessern können. Elke Dillmann berichtet über das Webvideo-Projekt Here’s my story von der Arbeit mit geflüchteten Menschen, die ihre Geschichten erzählen und dabei Identitätsfragen und ihre eigenen Kompetenzen fokussieren. Nadja Jennewein beschreibt in ihrem Beitrag MoMimA – Moderne Medizintechnik im Altenheim, wie sich Pflegeschülerinnen und -schüler mediengestützt mit ethischen Fragen des Technikeinsatzes in der Pflege auseinandersetzen.
Aus der Fülle der Apps, die für die medienpädagogische Arbeit oder zum Eigengebrauch hilfreich sein können, hat die Redaktion einige ausgewählt und getestet, darunter Smiling Mind, Breathe, Think, Do with Sesame, Quality Time und Daylio – Tagebuch und Stimmungen. Weitere App-Rezensionen sind zudem auf der merz-Homepage unter www.merz-zeitschrift.de abrufbar.
Literatur
Diener, Ed/Suh, Eunkook/Oishi, Shigehiro (1997). Recent findings on subjective well-being. In: Indian Journal of Clinical Psychology, 24(1), pp. 25–41.
Reinecke, Leonard/Oliver, Mary Beth (2017). Handbook of media use and well-being. New York, NY: Routledge.
Ryan, Richard M./Deci, Edward L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development, and well-being. In: American Psychologist, 55(1), pp. 68–78.Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Karin Knop
Beitrag als PDF - Roland Bader: Qualität in der aktiven Medienarbeit
Roland Bader: Qualität in der aktiven Medienarbeit
Im Zuge der Professionalisierung der Medienpädagogik steht das Professionsverständnis zur Diskussion und damit auch die Frage nach der Qualität medienpädagogischer Praxis. Kriterien für Qualität können deduktiv aus der Zielstellung Medienkompetenz abgeleitet werden.
Neben diesem Weg wird mit Bezug auf aktuelle Qualitätsdiskussionen in der Sozialen Arbeit und der Bildung vorgeschlagen, die Qualitätsdiskussion der medienpädagogischen Praxis als Qualitätsmanagement-Prozess anzulegen, der als selbstorganisierte und zielorientierte Diskussion von ExpertInnen organisiert ist. Vorschläge für medienpädagogische Expertiseforschung und die Etablierung von Qualitätszirkeln werden gemacht ...
(merz 04/2003, S. 18-26)
Beitrag aus Heft »2003/04: Medienpraxis - Konzepte und Perspektiven«
Autor: Roland Bader
Beitrag als PDF - Roland Bader: Learning Communities im Internet
Roland Bader: Learning Communities im Internet
Roland Bader: Learning Communities im Internet. Aneignung von Netzkompetenz als gemeinschaftliche Praxis. Eine Fallstudie in der pädagogischen Weiterbildung, LIT, Münster 2001, 392 S., EUR 25,90Lernen in sozialer Gemeinschaft und das Internet – noch vor ein paar Jahren haben viele Pädagogen/innen den Kopf geschüttelt angesichts einer Kombination sozialer und technischer Momente dieser Art: Virtuelle Communities und ihre Vorläufer – die ersten Newsgroups – waren anfangs nicht sonderlich von Interesse für die Pädagogik. Mit dem Aufkommen konstruktivistischer Lehr-Lernansätze seit Ende der 80er Jahre hat sich das Blatt gewendet: Die neuen Medien, allen voran das Internet, werden mehr und mehr als Werkzeug für kooperatives Lernen sowie als neue Möglichkeit erkannt, auch auf elektronischem Wege soziale Lernarrangements zu gestalten und „verteiltes“ Lernen zu fördern. Vor diesem Hintergrund macht der Titel des Buches von Roland Bader neugierig: Learning Communities im Internet – das ist eine aktuelle Thematik und viele, vor allem diejenigen die kooperatives Lernen im Netz (als Lernende oder Lehrende) bereits versucht haben, fragen sich, wie man die theoretischen Potentiale auch praktisch umsetzen und Probleme der elektronischen Kommunikation in den Griff bekommen kann.
Roland Bader nimmt sich beider Fragen an: Das Buch spannt im ersten Teil einen theoretischen Rahmen für das kooperative Lernen in virtuellen Gruppen auf und schildert im zweiten Teil praktische Erfahrungen aus dem Bereich der Weiterbildung von Pädagogen/innen. Das Buch und sein Thema stehen – so Baders Worte – im Spannungsfeld zwischen ganzheitlichen (identitätsbildenden) Lernformen und dem Internet als Medium der Weiterbildung.Wer eine lerntheoretische Begründung des projektorientierten Lernens in virtuellen Gruppen sucht, der wird in diesem Buch fündig; allerdings muss man schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit mitbringen, um die aus dem Englischen zum Teil schwer übertragbaren Begrifflichkeiten und Zusammenhänge vollständig nachvollziehen zu können (für den schnellen und ausschließlich praktisch ausgerichteten Leser ist das also nichts!). Im Vordergrund stehen zwei theoretische Ansätze, die man als interaktionistische Lernmodelle bezeichnen kann und zum einen aus der kulturhistorischen Psychologie (die sog. Activity Theory) und aus der (in der Pädagogischen Psychologie inzwischen breit rezipierten) Situated Cognition-Bewegung stammen. Gemeinsam ist beiden Ansätze, dass Lernen und Handeln als werkzeug- und symbolvermittelte Auseinandersetzung mit der gegenständlichen Welt und als Interaktion mit Situationen interpretiert wird. Vor diesem Hintergrund geht es weniger um Fragen des kognitiven Wissenserwerbs als vielmehr darum, wie kognitive und soziale Prozesse interagieren, wie gemeinsames Lernen unter Gleichen möglich wird und wie sich die Identität der Lernenden innerhalb gemeinschaftlicher Praxis entwickelt.
Damit sind auch die Grundsteine für ein Verständnis von Communities gelegt, wie sie Lave und Wenger bereits in den 80er Jahren beschrieben haben. Soziales Lernen, Identitätsentwicklung sowie der Auf- und Ausbau höherer kognitiver und metakognitiver Fähigkeiten innerhalb einer Gemeinschaft, in der man respektvoll miteinander umgeht, die neuen Medien als Werkzeug für die Darstellung und Weiterentwicklung von Wissen sowie zur Kommunikation und Kooperation nutzt: Es ist kein Wunder, dass ein solches Konzept verlockend ist, beinhaltet es doch alles, was man sich als Lehrender so oft wünscht und so selten zu realisieren vermag. Dass es in der Praxis nach wie vor schwer ist, die genannten Ziele zu erreichen, verschweigt auch Bader in seinem Buch nicht: Mit dem zweiten Teil wird interessantes Anschauungsmaterial dafür geliefert, dass verteiltes Lernen mit neuen Medien Chancen wie Tücken hat. Beschrieben werden die Methoden und Ergebnisse einer Fallstudie im Rahmen der Weiterbildung: Drei Kleingruppen von vier bis fünf (außerschulisch tätige) Personen versuchen sich vier Monate lang mit verteiltem Lernen an Fallbeispielen aus der computermedienpädagogischen Praxis. Die Lernumgebung besteht aus einer CD-ROM mit Literatur und Softwarewerkzeugen, asynchronen und synchronen Kommunikationsdiensten sowie Anleitung und Unterstützung durch Tutoren und Experten.
Untersucht wird nun, wie sich die Lernenden in diesem Projekt Computer- und Internetkompetenzen aneignen, d.h. wie es ihnen gelingt, das Lernprojekt in den Alltag zu integrieren, Sicherheit im Umgang mit den neuen Medien zu erlangen, mit medienspezifischen Optionen und Restriktionen der computervermittelten Kommunikation umzugehen und gleichzeitig die vorgegebenen Fallbeispiele zu bearbeiten. Zudem wird der Frage nachgegangen, wie die Projektteilnehmer ein gemeinsames Verständnis von der Aufgabe herstellen, wie sie sich in der Gruppe koordinieren und wie sie die Inhalts- und Beziehungsebene der Kommunikation ausbalancieren. Was sind die zentralen Ergebnisse zu diesen Fragen? Es zeigte sich, dass der Gruppenzusammenhalt und eine erfolgreiche gemeinsame Aneignung der computervermittelten Kommunikation Voraussetzung dafür sind, dass auch der Einzelne Lernerfolge erlebt und eine inhaltlich sinnvolle Arbeit überhaupt möglich wird. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es für alle Beteiligten sehr schwer war, eine kohärente Kommunikation in der virtuellen Gruppe zu erzielen – mit entsprechend negativen Folgen für die inhaltliche Arbeit. In Baders Fallstudie haben die Schwierigkeiten beim Aufbau inhaltlicher Erkenntnisse den Erfolg des Projekts kaum geschmälert, denn es ging weniger um einen individuellen Wissenserwerb als vielmehr um die Entwicklung von Kompetenzen im Bereich der neuen Medien, der Kooperation und der Selbststeuerung.
Diejenigen, die mit dem verteilten Lernen in virtuellen Gruppen kognitive Lernziele verfolgen, müssen die Ergebnisse natürlich hellhörig machen: Kann das Learning Community-Konzept überhaupt halten, was es verspricht? Denn neben sozialen Lerngewinnen wird durchaus auch ein Ausbau individuellen und kollektiven Wissens propagiert! Sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil des Buches wird deutlich, dass es schwierig ist, das Community-Konzept durchzuhalten und an vielen Stellen verschwimmen Begrifflichkeiten, etwa wenn Ergebnisse aus virtuellen Seminaren mit Projekterfahrungen aus dem Community-Bereich in einen Topf geworfen werden. Eine Differenzierung ist in der Tat schwierig, weil es nach wie vor an einer konsensfähigen Definition von Communities mangelt: Sind Communities of Practice dasselbe wie Learning Communities? Sind „gemachte“ Lerngemeinschaften noch Communities im Sinne von Lave und Wenger, die von praktisch tätigen Gemeinschaften ausgegangen sind, die sich spontan und ohne Planung bilden? Es wird die Aufgabe künftiger Forschungsarbeiten sein, Fragen dieser Art zu klären und das Community-Konzept daraufhin abzuklopfen, was es für das Lehren und Lernen in Schule, Hochschule und Weiterbildung leisten kann, wo die weiterführende Idee der virtuellen Communities an den Kontaktbedürfnissen der Menschen scheitert, wo es aber auch einen echten Bedarf deckt und seine Potentiale entfalten kann.
Bader kommt der Verdienst zu, die Idee des verteilten und sozialen Lernens mit neuen Medien theoretisch aufgearbeitet sowie auf einen konkreten Kontext übertragen und dort qualitativ untersucht zu haben. Inwieweit die Erkenntnisse aus dieser Fallstudie auf andere Kontexte zu übertragen sind, versieht der Verfasser selbst mit einem Fragezeichen, was allerdings weder am Beispiel noch an der Methodik der Einzelfallstudie liegt: Medienprodukte und die Gestaltung von Lernangeboten lassen sich nicht per se als gut oder schlecht bewerten, denn es ist die Passung zwischen Lernkultur und didaktischer Gestaltung eines Online-Szenarios, die die Güte des Lernens und Lehrens letztlich bedingen – darin ist sich Bader mit vielen Autoren einig. Das macht die Forschung zum Lernen mit neuen Medien nicht einfacher, aber es macht sie dafür spannender und verlangt nach mehr methodischem Einfallsreichtum: Denn das klassische 2x2-Design hilft hier weder dem Wissenschaftler noch dem Praktiker weiter.
- Roland Bader/Jürgen Ertelt: Journalismus auf dem Prüfstand
Roland Bader/Jürgen Ertelt: Journalismus auf dem Prüfstand
Journalismus auf dem Prüfstand. Der Journalismus wie auch der Prüfstand, beide sind in Verruf geraten. Dem Journalismus wird vorgeworfen, dass er lügt oder manipuliert. Und dass Autos mancher Fabrikate auf den Prüfstand manipulierte Emissionswerte präsentiert haben, ist bekannt. Es soll hier in dieser Ausgabe allerdings nicht um Fälschungen und gezielte Desinformation zur Destabilisierung politischer Institutionen und Sicherheiten gehen, wie sie aktuell unter dem Schlagwort Fake News durch die öffentliche Debatte gehen. Die Idee für dieses Heft liegt länger zurück, und es ist unser Anliegen, den aktuellen Stand des Journalismus kritisch anzuschauen. Leidet er, und wenn ja, woran? Kann er Wirkung entfalten? Ist er noch notwendig und noch zeitgemäß? Den Journalismus, gibt es den überhaupt? Sind das die Lokaljournalistinnen und -journalisten, die für die wenigen noch existierenden Lokalzeitungen über die Skandale der kommunalen Abfallwirtschaft berichten? Oder ‚die Meute‘ – wie im gleichnamigen Film von Herlinde Koelbl –, die ein Foto oder Statement nach der Nachtsitzung des Kabinetts zu erhaschen versucht? Oder die ‚Alpha‘- Journalistinnen und -Journalisten, die mit Politikerinnen und Politikern am Kamin teuren Wein schlürfen? Die investigativen Datenjournalistinnen und -journalisten, die aus Millionen von Dokumenten einen Skandal namens Panama Papers herauspräparieren? Kann man aus der Tatsache, dass es Zeitungen, und vor allem Lokalzeitungen, wirtschaftlich schlecht geht, schließen, dass der Journalismus mittlerweile ins Internet abgewandert ist? Werden nur noch kostenfreie oder Light-Varianten von Information wahrgenommen und bevorzugt? Oder geht das Ergebnis journalistischer Kleinarbeit am Publikum vorbei, weil es die Zuspitzung auf 140 Zeichen einer differenzierten Analyse vorzieht?
Vom langsamen Niedergang der Lokalpresse
Vor mittlerweile acht Jahren hat Jeff Jarvis (2009) die Wende von der Zeitungskultur zu den Blogs vorhergesagt und zugleich propagiert. Von Google zu lernen, so Jarvis (2009), hieße “Do what you do best and link to the rest“. Für den Journalismus habe das die Konsequenz, dass man nur noch wenige brauche, nur noch den oder die besten. Der oder die beste solle sich eben im Internet vermarkten und den Rest dem Markt, sprich Google, überlassen. ’The winner takes it all‘ – und die restlichen Journalistinnen und Journalisten sind seither wie vorhergesagt zu einem Leben am Existenzminimum verdammt. Was Jarvis weniger in den Blick nahm, war die gesellschaftliche Rolle und Bedeutung des Journalismus. Wenn nur das erfolgreiche Geschäftsmodell zählt, ist Google der Leitstern. Wer Berichterstattung aber als eine gesellschaftlich relevante Aufgabe ansieht, ist nicht unbedingt zu blöd dazu, sich diesem gnadenlosen Geschäftsmodell zu unterwerfen. Er setzt womöglich andere Prioritäten. Jarvis war der erste Prophet in einer Branche, die etwas rascher in den Sog der Zerstörung geraten ist als andere Branchen, die seither vom Silicon Valley ausgehend filetiert werden. Branchenübergreifend hat der Internet-Skeptiker Jaron Lanier diesen Zerstörungsprozess, der uns heute überrollt, an vielen Branchen beschrieben und systematisch analysiert. Für seine Analyse, vor allem in seinem Buch Wem gehört die Zukunft (2014), wurde er im gleichen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Dortmunder Zeitungsforscher Horst Röper – die Instanz, wenn es um die kritische Beobachtung der Presse geht – wurde in jahrelanger Mühe nicht müde, von der Monopolisierung der Lokalpresse zu berichten, die mittlerweile zu einer weitgehenden Monokultur in der Berichterstattung geführt hat. Auch die Auflage der gedruckten Zeitungen ist kontinuierlich über die Jahre gesunken: von 27,3 Millionen im Jahr 1991 auf 15,3 Millionen im Jahr 2016 (vgl. Statista 2017). Röper hat all die Probleme frühzeitig benannt, vor denen die Vielfalt und Lebendigkeit der Lokalberichterstattung mittlerweile kapituliert hat. Im Jahr 2013 resümierte er: „Journalismus ist nicht mehr erstrebenswert. Ich rate allen, tut euch diesen Beruf nicht an“ (Presseportal 2013). Die knappen historischen Schlaglichter lassen die jüngsten Vorwürfe der ‚Lügenpresse‘ in einem anderen, sprich wirtschaftlichen Licht erscheinen. Die Krise des Journalismus begann nicht erst mit dem Vorwurf der Lügenpresse, er ist auch nicht ihr einziges Problem. Die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten sind in den letzten Jahren kontinuierlich schlechter geworden. Die 318 Lokalzeitungen mit ihren 11,8 Millionen Lesenden haben immer noch eine weit größere Bedeutung als die sieben überregionalen Tageszeitungen mit ihren eine Millionen Lesenden (vgl. BDZV 2017). Die meisten Zeitungen sind mittlerweile online. Wer sein Augenmerk nur auf aufmerksamkeitsheischende Nachrichtenhypes in sozialen Netzwerken richtet, macht sich die Reichweite und Wichtigkeit dieser Berichterstattung nicht hinreichend klar. Laut des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) werden die Angebote der Tageszeitungen gedruckt und online von täglich 60 Millionen (!) Menschen in Deutschland (also drei von vier der Über-14-Jährigen) rezipiert. Mehrere Studien zeigen unabhängig voneinander, dass das Vertrauen auch der jungen Menschen in die Tageszeitungen gerade bei widersprüchlichen Informationen sehr hoch ist (vgl. ebd.; Feierabend et al. 2016). Der Lokaljournalismus hat dem großen Heer von Journalistinnen und Journalisten Arbeit und Brot gegeben. Für ihn gelten andere Regeln als für die überregionale Berichterstattung, etwa der Tagesschau, der Süddeutschen Zeitung oder in politischen Magazinen (siehe das Interview mit Goodwin 2017 in dieser Ausgabe).
Lügenpresse und Vertrauensverlust
Während die einen Lügenpresse skandieren und wachsendes Misstrauen und offenen Hass genießen, arbeiten die so geschmähten investigativen Journalistinnen und Journalisten, wie die Lux Leaks, unermüdlich daran, skandalöse Finanzverflechtungen oder Machtmissbrauch und die Steuerhinterziehung prominenter Fußballer ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Wie passt das zusammen? Wer sich für den Vorwurf der Lügenpresse interessiert, wird im Wikipedia-Eintrag ‚Kompositum aus der Gruppe der Determinativkomposita‘ fündig. Die Geschichte ist lesenswert. Es ist erstaunlich, in welchen Zusammenhängen diese Anschuldigung von politischen, auch antiklerikalen Gegnerinnen und Gegnern schon seit dem 17. Jahrhundert und später massiv mit dem Bedeutungsgewinn der Presse im 19. Jahrhundert benutzt wurde. Keineswegs hatten in der Geschichte rechte Kreise ein Monopol auf diesen Begriff, er wurde von allen Seiten benutzt. Hauptsache, es ging gegen ‚das System‘. Wohl aber reklamieren es rechte Kreise seit dem 21. Jahrhundert. Lügenpresse hat so gut wie nichts mit der Wahrhaftigkeit des Journalismus zu tun. Vielmehr geht es – und ging es in der Vergangenheit – darum, gezielt das Vertrauen in die Berichterstattung der Medien zu erschüttern. Das Ansinnen scheint auch teilweise gelungen. Mehrere Umfragen aus dem Jahr 2015 belegen, dass das Vertrauen in die Berichterstattung der Medien gesunken ist (siehe Krüger 2017 in dieser Ausgabe). Das schleichende Gift des Misstrauens und der Zersetzung zeigt also Wirkung, auch in Deutschland. Der Vertrauensverlust geht über die Medienberichterstattung hinaus und betrifft auch die Politik insgesamt, der viele Menschen nicht mehr zutrauen, Probleme lösen zu können.In den USA scheint dieser Prozess weiter fortgeschritten zu sein. Wenn Trump sich anschickt, große Politik mit Hilfe von Tweets zu machen und der freien Presse und der kritischen Öffentlichkeit den Kampf ansagt, bis hin zum Schritt, den Quellenschutz abschaffen zu wollen (vgl. z. B. Richter 2017), dann weist diese Missachtung in dieselbe Richtung wie die Lügenpresse-Vorwürfe: Die vierte Gewalt soll mundtot werden. Vertrauen ist die Währung, von der die Macht der Presse und die Pressefreiheit leben.
Wer ist die vierte Gewalt?
Die Presse schlägt zurück, die Auflage der New York Times ist seit Trump in die Höhe geschnellt, und neue Stellen für den Faktencheck und die Demaskierung von Desinformation sind eilig eingerichtet worden. In Deutschland ist das Verhältnis von Presse und Politik entspannt, aber deshalb noch lange nicht im grünen Bereich. Die Verbrüderung der Alpha-Journalistinnen und -Journalisten mit den Politikerinnen und Politikern führt schon allzu lange zu unguten Machtverschiebungen in den Säulen der Gewaltenteilung. Medienmenschen halten sich gelegentlich für die besseren Politiker. Die BILD-Zeitung gerierte sich als die wahre Hüterin der Demokratie, als sie – angeblich im Dienst einer schonungslosen Verpflichtung zur Wahrheit (und nichts als der Wahrheit) – den Bundespräsidenten Wulff zur Strecke brachte. Angesichts des unrühmlichen Endes kann man die Vorverurteilung als Angriff auf verfassungsmäßige Institutionen werten. Und das Publikum applaudierte der Treibjagd. Nicht alle Zeitungen gaben sich dem Zeitungssterben klaglos hin. Manche intensivieren gerade den journalistischen Anspruch, der teuer zu halten ist. Die New York Times ist in den ‚postfaktischen‘ Trump-Zeiten ein Beispiel für den Anspruch an Wahrhaftigkeit. Auch die Süddeutsche Zeitung hat sich – ähnlich wie andere renommierte internationale Tageszeitungen in der Krise sinkender Werbeeinnahmen und Abonnentenzahlen – entschlossen, nicht an der journalistischen Qualität zu sparen, sondern sich auf die Kernwerte des Journalismus zu besinnen: Seriöse und gelegentlich aufwändige Hintergrundberichterstattung, Einordnung der Fakten und Verdichtung zu aufwändigen Reportagen. Fällt es den verbitterten Lügenpresse-Rufern denn überhaupt noch auf, wenn internationale Kooperationsnetzwerke für investigative Recherchen die Skandale um die Panama Papers ans Licht bringen oder in der Hochzeit der Lügenpresse-Anschuldigungen Interviews mit PEGIDA-Anhängerinnen und -Anhängern führen, die vormals treue Süddeutsche Zeitung-Lesende waren und ihre differenzierte Sicht darstellen? Zwei von vielen Beispielen, die zeigen, dass sich meinungsrelevante Mainstream-Medien keineswegs immer nur mit dem System arrangieren. Den Lügenpresse-Vorwurf zu dekonstruieren bedeutet nicht, die Massenmedien vom Vorwurf gezielter systematischer Meinungsbeeinflussung freizusprechen. Eine ganze Reihe von Faktoren führen zu einseitiger Berichterstattung und müssen als Gründe für den Vertrauensverlust ernst genommen werden. Uwe Krüger hat diese unter dem Begriff der Mainstream-Medien – in der gleichnamigen Publikation (2015) – analysiert und detailliert beschrieben (mehr dazu und zu möglichen Konsequenzen für medienpädagogische Arbeit siehe Krüger 2017 in dieser Ausgabe).
Die Rolle sozialer Netzwerke bei der politischen Meinungsbildung
Es ist eine Aufgabe des guten Journalismus, Geschehnisse und Fakten in größere Zusammenhänge einzuordnen. Gerade in unsicheren Zeiten und angesichts wachsender Komplexität der Zusammenhänge sollte aktuell der Bedarf an Erklärung und Einordnung besonders groß sein. Kann dieser Anspruch von anderen Medien als den tradierten Massenmedien wahrgenommen werden? Es spricht einiges dafür, dass die verfassungsmäßige Wahrnehmung der Pressefreiheit und der vierten Gewalt nicht durch Twitter, Facebook, Apple und Google kompensiert werden kann. Wie sich immer wieder zeigt, haben diese Konzerne kein verfassungsrechtliches Verständnis von ihrer Rolle, und Bedeutung für ein demokratisches Staatswesen und für die Presse. In Konfliktfällen haben sie sich oft aus der Verantwortung gezogen und sich auf die Seite der herrschenden Politik gestellt, wie es gerade aktuell Apple mit der Sperrung der App der New York Times in China getan hat (vgl. Kreye 2017). Die mächtigen Kommunikations- und Informationsplattformen im Internet, bei denen die stärksten Nachrichten- und Kommentarflüsse und damit ein wesentlicher Teil der Meinungsbildung vonstatten gehen, verstehen sich nicht als verfassungsmäßige Gewalt, sondern als international agierende privatrechtliche Konzerne. Viele Hinweise der Vergangenheit zeigen diese Tendenzen im Selbstverständnis, wobei sich das allerdings auch ändern könnte, wie eine aktuelle Maßnahme von Facebook zeigt (vgl. z. B. Jannasch 2017). Fake News, über die sich genügend Nutzende beschwert haben, will Facebook demnächst durch einen Hinweis kenntlich machen, der auf den mangelnden Wahrheitsgehalt hinweist. Eine (in Zahlen: 1!) Stelle wird eingerichtet, die die Informationen nachrecherchiert und bereitstellt. Es bleibt abzuwarten, ob Facebook eher daran gelegen ist, die drohende Gefahr eines geschäftsschädigenden Schmuddel-Image abzuwehren oder ob es den Wandel zu einem seriösen journalistischen Unternehmen anstrebt. Hat Facebook verstanden, dass Vertrauen eine Basis fürs Geschäft ist?
Algorithmen statt Redaktion
Zur Verschärfung des Problems im Umgang mit der Komplexität und Problematik des Einordnens trägt der schiere Umfang an Nachrichten und Kommentaren im Internet bei. Algorithmen bei den Internetanbietern sortieren die Informationen, die Nutzenden vor Augen kommen, und zwar nicht nach journalistischen Kriterien der Relevanz. Algorithmengesteuert kommt Rezipierenden immer mehr von dem unter die Augen, was sie in der Vergangenheit angeklickt haben. Wenn Nutzerverhalten und alles, was der eigenen vorgängigen Meinung entspricht, zum Maßstab der Selektion wird, läuft die beste journalistische Arbeit, und sei sie noch so sorgfältig und wahrheitsgemäß, ins Leere (siehe Rohde 2017 in dieser Ausgabe). Den eigenen Voreinstellungen Widersprechendes wird ausgeblendet, bevor Rezipierende es überhaupt zur Kenntnis nehmen können. Wo zuvor irritierende Informationen kognitive Dissonanzen und damit Denk- und Suchprozesse auslösen konnten, bekäme nun Bildung nicht einmal mehr eine Chance. Sozialpsychologisch wäre dies der Weg des geringsten kognitiven Aufwands und begünstige Denkfaulheit. Ein solches Nachrichtenuniversum, bestehend aus Vorurteilen und ihrem medialen Pendant, den Filterbubbles, wäre eine zutiefst besorgniserregende Dystopie (siehe Wörz 2017 in dieser Ausgabe). Zugleich wird mit dem Vertrauensverlust in die Massen-, System- oder Mainstream-Medien das Manipulationspotenzial insbesondere sozialer Netzwerke an den Beispielen der Brexit-Entscheidung und der Trump-Wahl deutlich. Die Politikberatungs- und Wahlmanagement-Agentur Strategic Communications Laboratories soll beide Entscheidungen mit Hilfe von Big Data und gezielter Meinungserforschung in den sozialen Netzwerken mit herbeigeführt haben (vgl. Grassegger/Krogerus 2016). Aktuell ist häufig die Rede vom Einfluss durch massenhafte, gezielte und strategisch platzierte Lügen und Desinformation innerhalb der Berichterstattung zur Bildung der öffentlichen Meinung, unter anderem in den Wahlkämpfen der USA, in Frankreich und womöglich auch in Deutschland, etwa durch den russischen Propaganda- Kanal RT (März 2017). Noch fehlen belastbare Beweise, aber Hinweise sind vorhanden und besorgniserregend. Wie anfällig ist die öffentliche Meinung für eine Manipulation in großem Stil? Vermitteln Facebook und Co. politische Informationen, verstärken sie oder verzerren sie diese? Werden soziale Netzwerke als einzige, als wichtige oder als ergänzende Quellen für Informationen genutzt und vielleicht sogar als glaubwürdiger eingestuft als die Mainstream-Medien? Das ist insbesondere für jüngere Mediennutzende eine Frage von eminenter Wichtigkeit. Nur auf der Grundlage empirischer Daten zur Rezeption lässt sich abschätzen, ob die Rolle sozialer Netzwerke für die Meinungsbildung so bedeutsam ist, wie sie oft dargestellt wird, oder ob das möglicherweise einem verzerrten Abbild der Wirklichkeit entspricht, das durch die Resonanz in den Massenmedien verstärkt oder gar erzeugt wird (siehe Hasebrink et al. 2017 in dieser Ausgabe).
Hoffnungsschimmer? –Alternative Informationsportale
„Es waren einmal ein paar Mutige, die sich trotz aller Widrigkeiten unbeirrbar auf den steinigen Weg machten ...", so in etwa könnte die Geschichte der alternativen Informationsportale beginnen, wenn sie denn ein Märchen wäre. Wer sich die Zeit nimmt, nach Alternativen zum Mainstream zu suchen, wird fündig.
Beitrag aus Heft »2017/02 Postfaktisch: Journalismus im medialen Wandel«
Autor: Roland Bader
Beitrag als PDF - Roland Bader, Klaus Lutz: Editorial
Roland Bader, Klaus Lutz: Editorial
In der alltäglichen Lebensbewältigung könnte vieles für uns einfacher sein, wäre da nicht diese unselige Tendenz zum Exzess. So ziemlich jede Verhaltensweise kann exzessiv betrieben werden und zur Sucht ausarten: das Einkaufen, das Schokolade essen, das Arbeiten, das Geld anhäufen, der Sex. Und natürlich auch die Mediennutzung. Bedauerlicherweise fehlt dem Menschen offensichtlich ein Gen, das für das Maßhalten und die Balance zuständig ist. Gelegentlich essen wir mehr als für uns gut ist, trinken zu viel Alkohol, arbeiten mehr als unserer Gesundheit zuträglich ist. Und wir halten uns länger in Facebook oder mit einem Computerspiel auf als gut für uns ist. Scham, Schuldgefühle, Selbstzweifel und Katzenjammer sind die emotionalen Indizien nach dem Exzess, die uns warnen, dass es zu viel geworden ist. Maßlosigkeit ist ein gesellschaftlich relevantes Thema, und das nicht erst, seit in den modernen Erziehungsratgebern den Eltern mehr Grenzen gegenüber ihren Sprösslingen empfohlen werden. Maßlosigkeit ist auch dasjenige menschliche Streben, das – neben einem Mangel an effizienter Regulierung – in der öffentlichen Darstellung für die Finanzkrise verantwortlich gemacht wurde und wird. Die Tendenz zur Maßlosigkeit ist weder ein historisch neues Phänomen, noch ist sie auf Mediennutzung beschränkt. In der christlichen Tradition, als die conditio humana noch vom Mangel geprägt war, galten Gier und Maßlosigkeit als Todsünde. Historisch-ökonomisch neu ist der Überfluss, der uns Vieles im Übermaß bereitstellt und uns selbst Genügsamkeit und Mäßigung als Pflicht zur Selbstdisziplinierung auferlegt. Die Grenzen sind von außen nach innen gewandert, wie schon Norbert Elias in seiner Geschichte der Zivilisation (Elais 1976) dargestellt hat. Kein Weg führt in der Postmoderne daran vorbei, dass wir zu Managern unserer selbst werden, unser Verhalten ständig überwachen, kontrollieren, an Maßstäben ausrichten, regulieren und korrigieren (Foucault 2009).
Peter Sloterdijk (2009) hat den Trend zur (manchmal übersteigerten) Selbstreflexion und Selbstoptimierung zum Thema eines Buchs gemacht. Doch bevor wir Maßlosigkeit in Bausch und Bogen verurteilen, sollten wir noch festhalten, dass sie eng verwandt ist mit dem Leistungsmotiv, einer durch und durch positiv konnotierten Verhaltenstendenz: eine Sache um ihrer selbst willen so gut zu machen, wie es einem möglich ist. Die Leistungsmotivation ist dafür verantwortlich, dass ein Skifahrer an der Eleganz seiner Schwünge und eine Wissenschaftlerin an der Fortführung ihrer Forschungsfragen arbeitet und ein Künstler das nächste Bild in Angriff nimmt, obwohl er gerade eines fertiggestellt hat. Kaum zu übersehen sind hier die Parallelen zu Computerspielen mit ihren Anregungspotenzialen, die nach einer ständigen Verbesserung der Performace-Werte schreien.Wenn es in diesem Heft um Mediensucht und medienbezogenes exzessives Verhalten geht, können wir die gesellschaftliche Rahmung, in der exzessives Verhalten seine Bedeutung und Wertigkeit erhält, nicht außer Acht lassen. Diese Rahmung ist selbst durch Extrempole bestimmt: einerseits die ökonomischen Rahmenbedingungen einer völlig aus dem Ruder gelaufenen grenzenlosen Wachstumsideologie. Ihre Begleitmusik aus der Werbung trichtert uns Konsum als dominantes Lebensmodell ein und suggeriert, dass es keine Grenzen gibt, nicht einmal Grenzen für den unmäßigen Konsum von Chips, Süßigkeiten und Smartphones. Auf der anderen Seite steht die Ideologie der Individualisierung, die uns für die Mühen beständiger Selbstoptimierung und Leistungssteigerung Erfolg im Leben in Aussicht stellt, aber nicht verspricht. Dafür belastet sie uns aber individuell mit dem Risiko, dass unsere Lebensentwürfe scheitern. Dazu gehört der basso continuo des Selbstmanagements und der Selbstoptimierung: „Mach etwas aus dir! Nutze deine Ressourcen optimal!“ Kinder und Jugendliche nehmen gesellschaftliche Werte in ihrer Sozialisation auf und eigenen sie sich für ihre eigene Werthaltung an. Die widersprüchlichen Ideologien lassen sich nicht einfach übernehmen, sie fordern, dass man sich dazu positioniert und sie lebt. Dazu gehört, sich in dieser gesellschaftlichen Rahmung für exzessives Verhalten zwischen den unvereinbar widersprüchlichen Polen eine eigene Position zu erarbeiten. Nehmen wir als Beispiel Facebook: Einerseits ist das ein für Jugendliche unverzichtbar gewordenes Tool, um ihre Identität und ihre sozialen Beziehungen zu managen (Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009), anderseits ist es das Suchtmittel par excellence, wenn es habwüchsigen Mädchen nicht mehr gelingt, im immerwährenden Rauschen der Nachrichten von Freunden den Logout-Button zu finden, ohne das Gefühl zu haben, sich selbst von den wesentlichen Nachrichten des Lebens auszuschließen (Rumpf/Meyer/Kreuzer/John 2011).
So eng können Nutzen und Schaden, notwendige funktionale Mediennutzung und übermäßiger dysfunktionaler Konsum beieinander liegen. Wenn in diesem Heft die exzessive Mediennutzung Thema ist, so wollen wir, die Fachredaktion, dieses Thema nicht allein in dem defizitär orientierten Diskurs verstanden wissen, der sich damit zufrieden gibt, Maßstäbe zu benennen, diesseits derer Verhaltensweisen noch akzeptabel, jenseits derer sie als abweichend zu gelten haben und die Betroffenen in die Zuständigkeit der Klinik übergeben werden. Eine solche Grenze, wie sie von besorgten Eltern und pädagogischen Fachkräften oft gefordert wird, bemisst sich in der Regel an der Zeit der täglichen Mediennutzung. Doch eine solche Grenzlinie greift zu kurz, sie ist selbst das Problem und nicht die Lösung. Denn sie ist Indiz eines scheinheiligen Umgangs einer Gesellschaft mit ihrer Suchtproblematik, ähnlich wie wenn Alkohol schamhaft in Papiertüten versteckt wird und für ein Glas zu viel Rechtfertigungsdruck aufgebaut wird, es andererseits aber als abweichend gebrandmarkt wird, wenn jemand beim Drink nach der Arbeit Alkohol verweigert. Ziel dieses Hefts ist es nicht, die gefühlten 1.053sten medienpädagogischen Ratschläge zur täglichen Mediennutzungszeit empirisch fundiert zu formulieren, sondern das Augenmerk auf die Lebensbewältigung der Betroffenen zu richten, die eine Sisyphusarbeit war und ist, um in ihr Leben Struktur, Ordnung und Balance zu bringen, die immer wieder auseinanderzubrechen drohen. Hierfür spielt der lebensweltliche Kontext der Betroffenen eine entscheidende Rolle: Bindungen und wichtige persönliche Beziehungen, Anregungen und Impulse von außen wie zum Beispiel Unterstützung und Druck durch die Eltern oder Partner und die Peergruppe, Maßstäbe für das eigene Leben, die einem persönlich wichtig sind, wie persönliche Ziele und Zukunftsperspektiven, das Ringen um Bewältigung und Selbstbestimmung, persönliche Ressourcen wie Geld und Bildung, aber auch individuelle Eigenschaften wie zum Beispiel Hang zu Depressionen oder andere körperliche und psychische Störungen. Biografische Brüche finden in Kindheit und Jugend vielfach statt, wie etwa durch den Wechsel des Wohnorts, des Freundeskreises, das Ende der Schulzeit und die Aufnahme eines Studiums oder einer Berufsausbildung, neue Partnerschaften. Dazu bemühen wir uns darum, eine Vielfalt möglicher Perspektiven auf das Phänomen „exzessive Mediennutzung“ einzuholen, um möglichst viel von der Rahmung dieses Phänomens deutlich werden zu lassen.
Der Fragestellung „Machen Medien süchtig?“ nähert sich Rudolf Kammerl mit einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu diesem Phänomen. Er macht deutlich, dass Computerspiel- und Internetabhängigkeit – entgegen häufig anderslautender Berichte – noch nicht als eigenständige Störung anerkannt ist. In seinem Überblick über den internationalen Forschungsstand zeigt er auf, wie stark die Zahlen über suchtartiges Verhalten bezüglich der Mediennutzung divergieren und wirft einen differenzierten Blick auf das Phänomen „Medien machen süchtig“, indem er die Medienangebote, die Nutzenden sowie das soziale Umfeld in die Beurteilung mit einbezieht. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass der Übergang zwischen exzessiver und pathologischer Mediennutzung fließend ist und die Bedingungen zur Überwindung exzessiver Phasen noch weitgehend unerforscht sind. Hier sieht Kammerl vor allem auch unter dem Blickwinkel der Familie dringenden Forschungsbedarf. Aus der Sicht der jungen Mediennutzerinnen und -nutzer nähert sich Klaus Lutz dem Phänomen der starken Anziehung, die Medien auf Kinder und Jugendliche ausüben. Insbesondere versucht er aufzuzeigen, dass die Medien für die heranwachsende Generation weit mehr als nur Unterhaltung sind: Medien sind für sie ein zentrales Element ihrer Sozialisation und unverzichtbar für die Organisation ihres Alltags; erzieherische Maßnahmen in Bezug auf „zu viel Medien“ müssen diesen Aspekt deshalb stets berücksichtigen, um ein erfolgreiches erzieherisches Handel möglich zu machen.
Einen Einblick in die diagnostische und therapeutische Praxis des pathologischen Medienkonsums bei Kindern und Jugendlichen geben Maximilian Maywald und Sylvia Dettmering, die am Josefinum Augsburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie arbeiten. Sie sind der Auffassung, dass es sich beim pathologischen Medienkonsum um eine ernsthafte Erkrankung handelt, die aber jeweils eine Einzelfallbetrachtung erfordert, um einerseits eine generelle Stigmatisierung von jungen Mediennutzenden zu vermeiden, andererseits jedoch vor einer Verharmlosung dieses Phänomens zu schützen. Christa Gebel und Susanne Eggert zeigen das Konfliktpotenzial der Computerspielnutzung im familiären Alltag auf. Das Ergebnis einer aktuellen Studie zeigt, dass das negative Potenzial von Computerspielen höher eingeschätzt wird als das positive. Deutlich wird auch, dass Konflikte hinsichtlich der Computerspielnutzung zum familiären Alltag gehören. Wie diese Konflikte verlaufen und wie zu einer konstruktiven Lösung beigetragen werden kann, hängt ganz von den Erziehungsmustern ab, die von den Eltern genutzt werden. Aber auch der häufig unterschiedliche Gebrauch von Medien beider Erziehungspartner trägt zu Konflikten im Erziehungsalltag bei. Dabei sehen die Autorinnen in einer konfliktfreien Medienerziehung eher ein Zeichen mangelnder Auseinandersetzung mit dem Medienumgang der Kinder. Für sie ist ein konstruktiver Umgang mit den auftretenden Konflikten der Schlüssel zu einer gelingenden Medienerziehung. Dass die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen eines der zentralen Themen im Erziehungsalltag darstellt, geht aus dem Artikel von Cordula Dernbach deutlich hervor, die aus dem Alltag einer Erziehungsberatungsstelle berichtet. Hier wird auch noch einmal deutlich, dass es auch von Seiten der Eltern der Bereitschaft bedarf, sich mit den Motiven der jungen Mediennutzerinnen und -nutzer auseinanderzusetzen und ihr Erziehungsverhalten in einem größeren Rahmen als nur bezogen auf die Mediennutzung der Kinder zu reflektieren. Aus der Sicht der Autorin erfordert eine erfolgreiche Medienerziehung vor allem gegenseitiges Verständnis bezüglich der Mediennutzung und eine Festigung der Beziehungsebene.
Zwischen die Artikel sind Interviews eingestreut, die Roland Bader, Michaela Hauenschild und Klaus Lutz geführt haben. Dabei kommen exzessive Computerspieler zu Wort, eine Pädagogin berichtet über den Umgang mit Computerspielen in der Offenen Jugendarbeit und eine überdurchschnittlich medienaffine Medienpädagogin beschreibt den Stellenwert der Medien in ihrer eigenen Sozialisation. Was sind hier Aufgaben und Möglichkeiten der Medienpädagogik? Neben der Forschung, die hier aufbereitet wird, stellt sich die Frage, ob Medienpädagogik als erzieherische Praxis ein wirksames Mittel sein kann, um Kinder, Jugendliche und Familien bei der Lebensbewältigung zu unterstützen. Bei den ersten Ideenskizzen für dieses Heft hatten wir die Intention verfolgt, den Handlungsrahmen der Medienpädagogik in dem oben skizzierten Spannungsfeld zwischen der ‚Lust am Exzess‘ und der Notwendigkeit zum ‚Selbstmanagement, der Selbstoptimierung und -disziplinierung‘ auszuloten. Kann Medienpädagogik, im Sinn des Suchtpräventionsgedankens, das Ziel verfolgen, ‚starke Kinder‘ zu fördern, Jugendliche und Familien zu stärken in ihrer Lebensbewältigung? Es wäre vermessen, das pauschal zu behaupten. Doch dies hat sich als zu großes Projekt erwiesen, es wäre Gegenstand eines eigenen notwendigen Forschungsprojekts.Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Exzessive Mediennutzung‘ wird deutlich, dass Medienabstinenz, anders als die radikalen Vertreter populistischer Lösungen uns gern glauben machen wollen, in aller Regel keine Option für die Betroffenen ist (Mücken/Teske/Rehbein/te Wildt 2010). Denn ein Leben ohne Medien ist für die meisten von uns nicht vorstellbar. Dies gilt auch für Heranwachsende. Auch scheinbar plausible Erziehungsratschläge haben in ihrer Wirksamkeit oft sehr eng gesteckte Grenzen und dienen gelegentlich eher der Selbstberuhigung der Ratschlagenden. Je rigider allerdings eine Gesellschaft die Grenze zwischen Normalität und Abweichung festschreibt, desto stärker gerät eine Medienpädagogik argumentativ in die Defensive, die einerseits medienoptimistisch für mehr Medienkompetenzförderung plädiert, andererseits aber auch in Legitimationsnöte gerät, indem man ihr vorwirft, die negativen Seiten der Mediennutzung schön zu reden oder gar zu ignorieren. Hier kommen sich gelegentlich Medienpädagoginnen und -pädagogen missverstanden vor, ähnlich wie Ernährungsberater, denen man vorwerfen würde, sie wollten Kinder zum unmäßigen Konsum von Schokolade verführen. Zu zeigen, dass es zwischen der Schwarz- und der Weißmalerei eine ganze Menge Grauschattierungen gibt, dies ist ein Anliegen dieses Hefts.
Literatur:
Elias, Norbert (1976). Über den Prozess der Zivilisation. 26. Auflage. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Foucault, Michel (2009). Die Regierung des Selbst und der anderen. Vorlesungen am Collège de France 1982/83. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Mücken, Dorothee/Teske, Annette/Rehbein, Florian/ te Wildt, Bert (Hrsg.) (2010). Prävention, Diagnostik und Therapie von Computerspielabhängigkeit. Lengerich: Pabst.
Rumpf, Hans-Jürgen/Meyer, Christian/Kreuzer, Anja/John, Ulrich (2011). Prävalenz der Internetabhängigjeit (PIN¬TA). Online: www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/datei¬en-dba/DrogenundSucht/Computerspiele_Internetsucht/ Downloads/PINTA-Bericht-Endfassung_280611.pdf [Zugriff: 22.07.2013]
Schmidt, Jan-Hinrik/Paus-Hasebrink, Ingrid/Hasebrink, Uwe (Hrsg.) (2009). Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Schriftenreihe Medienforschung der LfM. Bd. 62. Düsseldorf: Vistas.
Sloterdijk, Peter (2009). Du musst dein Leben ändern. Über Anthropotechnik. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
- Roland Bader: Junk-Information oder Information Overload – mehr Mündigkeit durch mehr Information?
Roland Bader: Junk-Information oder Information Overload – mehr Mündigkeit durch mehr Information?
Das Internet hat unsere Informationsbasis in politischen Angelegenheiten erheblich verbreitert. Verbesserte Zugänge zu aktuelleren Nachrichten und mehr Meinungen führen offensichtlich nicht automatisch zu größerem Vertrauen in Staat und Politik und zu mehr Beteiligung an politischen Entscheidungen. Akteurinnen und Akteure interagieren im Internet auf vielfältige Weise mit herkömmlichen Printmedien und dem Fernsehen – und haben sich einen festen Platz in der Medienlandschaft erobert. Wie verändert sich dadurch die Medienlandschaft und beeinflusst Meinungsbildung, Information und Partizipation? Wie integrieren Menschen politische Informationen in ihre Mediengewohnheiten und wie nutzen sie Partizipationschancen? Welche Chancen bieten Online-Medien für Demokratie und Zivilgesellschaft?
Literatur:
Baringhorst, Sigrid (2014). Internet und Protest. Zum Wandel von Organisationsformen und Handlungsrepertoires – Ein Überblick. In: Voss, Kathrin (Hrsg.), Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet. Wiesbaden: Springer VS, S. 91–114.
Bidder, Benjamin (2014). Programmbeirat wirft ARD „antirussische Tendenzen" vor. www.spiegel.de/kultur/tv/ard-streit-um-ukraine-berichterstattung-a-993304-druck.html [Zugriff: 05.08.2015].
Bunz, Mercedes (2012). Die stille Revolution. Berlin: Suhrkamp.Carothers, Thomas (2015). Why Technology Hasn’t Delivered More Democracy. www.foreignpolicy.com/2015/06/03/why-technology-hasnt-delivered-more-democracy-democratic-transition [Zugriff 28.07.2015].
Hägler, Max/Frank, Benedikt (2015). Für ein paar Euro mehr. www.sueddeutsche.de/medien/digitale-kultur-fuer-ein-paar-euro-mehr-1.2573197?reduced=true [Zugriff: 05.08.2015].
Hanfeld, Michael (2015). Streichelnde Kanzlerin landet im Shitstorm. www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/shitstorm-gegen-angela-merkel-keine-empathie-fuer-reem-13706472.html [Zugriff: 05.08.2015].
Kersting, Norbert (2014). Online Beteiligung – Elektronische Partizipation – Qualitätskriterien aus Sicht der Politik In: Voss, Kathrin (Hrsg.), Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet. Wiesbaden: Springer VS, S. 53–87.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2014). JIM-Studie 2014. Jugend, Information, (Multi-) Media. www.mpfs.de/?id=631 [Zugriff: 28.07.2015].
Merkel, Wolfgang (2015). Nur schöner Schein? Demokratische Innovationen in Theorie und Praxis. www.wzb.eu/sites/default/files/u6/ah80_demokratie_web.pdf [Zugriff: 28.07.2015].
Pimpl, Roland (2015). Sparprogramm, Umbau und neue Produkte gegen rote Zahlen. www.horizont.net/medien/nachrichten/Spiegel-Verlag-Sparprogramm-Umbau-und-neue-Produkte-gegen-rote-Zahlen-134906 [Zugriff: 05.08.2015].
Scheer, Ursula (2014). Fehlschüsse der ARD. www.faz.net/aktuell/feuilleton/ukraine-berichterstattung-fehlschuesse-der-ard-1318800.html [Zugriff: 05.08.2015].
Voss, Kathrin (2014). Internet & Partizipation – Einleitung. In: Voss, Kathrin (Hrsg.), Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet. Wiesbaden: Springer VS, S. 9–24.
Vowe, Gerhard (2014). Digital Citizens und Schweigende Mehrheit: Wie verändert sich die politische Beteiligung der Bürger durch das Internet? – Ergebnisse einer kommunikationswissenschaftlichen Langzeitstudie. In: Voss, Kathrin (Hrsg.), Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet. Wiesbaden: Springer VS, S. 25–52.
Wagner, Ulrike/Gebel, Christa (2014). Jugendliche und die Aneignung politischer Information in Online-Medien. Wiesbaden: Springer VS.
Weichert, Stephan (2014). Zur Lage stiftungs- und crowdfinanzierter Medien in Deutschland. www.vocer.org/zur-lage-stiftungsfinanzierter-medien-in-deutschland [Zugriff: 28.07.2015].
- Roland Bader & Jürgen Ertelt: ePartizipation - Medien für mehr Demokratie
Roland Bader & Jürgen Ertelt: ePartizipation - Medien für mehr Demokratie
Das Internet ändert die Spielregeln politischer Kommunikation
Aktuell erleben wir hautnah, wie neue internetbasierte Medien eine gewachsene Bedeutung in der politischen Kommunikation demonstrieren. Ob es das Foto eines dreijährigen Flüchtlingsjungen ist, das durch die sozialen Netzwerke geht und den britischen Premierminister Cameron zur Aufgabe seiner harten Haltung in der Flüchtlingspolitik bewegt, ob es die Initiative des Justizministers Maas gegen rechtspopulistische Hetze auf Facebook ist oder die gescheiterte Initiative des Generalbundesanwalts, ein Landesverratsverfahren gegen das Blog netzpolitik.org in Gang zu setzen – die Liste lässt sich beliebig verlängern. In allen Fällen geht es um politische Kommunikation, um politischen Druck und Entscheidungen, um Macht, um Grundrechte, um Agenda Setting auf vermintem Terrain und um den Kampf um die öffentliche Meinung. Und in allen Fällen spielen Internetmedien und Internetakteurinnen und -akteure eine entscheidende Rolle.
Das Internet hat die Bedingungen der politischen Kommunikation verändert. Wir wechseln hier in die Vergangenheitsform, denn wenn Twitter-Stürme und Facebook-Gruppen es fast täglich sogar in die Berichterstattung der Tagesschau (z. B. #thisisacoup oder #merkelstreichelt) schaffen, haben sie es schon zu relevanten Bezugsgrößen politischer Meinungsbildung gebracht. Soziale Netzwerke und weitere partizipationsorientierte Softwaretools haben den Rahmen für politische Information und politisches Handeln verändert, die Bedingungen für Themensetzungen, für Organisation und Artikulation. Sie bieten Akteurinnen und Akteuren neue, unter Umständen lautstarke Werkzeuge, um sich in politischen Auseinandersetzungen Gehör zu verschaffen, Protest zu formulieren und Druck auszuüben. Wir erleben das in Twitter-Stürmen und Facebook-Kampagnen: Sie verbreiten nicht nur Informationen, sondern lancieren Meinungen, werben für ihre Anliegen, oft wenig zimperlich und auf diffamierende Weise. Neue politische Akteurinnen und Akteure zur Koordination zivilgesellschaftlicher Protestbewegungen wie die Kampagnenplattformen Change.org oder Campact! sind erfolgreich auf den Plan getreten und haben die Rahmenbedingungen für die Organisation von Protest und Kampagnen verändert.
Die Piratenpartei hat mit der Software LiquidFeedback angestrebt, neue Verfahren für Diskussionen und demokratische Abstimmungen zu etablieren. Andere Parteien haben die Verfahren übernommen, variiert und bieten eigene Beteiligungsprojekte einer Liquid Democracy, um Meinungsbildung und -artikulation zu ermöglichen und Wege hin zur Entscheidungsbeteiligung zu eröffnen. Neue Kommunikationskanäle sind zu einem festen Bestandteil der politischen Information und Kommunikation mit großer Reichweite geworden oder, wie Pörksen (2015) es formuliert, zu einer ‚fünften Gewalt‘ neben der grundgesetzlich verankerten ‚vierten Gewalt‘ der Massenmedien. Welche neuen Chancen bietet diese ‚fünfte Gewalt‘ für wirksame ePartizipation?
Mit-reden, sich einbringen, mit-bestimmen?!
In zunehmend mehr Ländern der Welt ist es mit der Demokratie nicht zum Besten bestellt, und obwohl das Internet unseren Zugang zu Information verbessert hat, hat dies seit der Jahrtausendwende nicht unbedingt zu mehr Demokratien, mehr Freiheit, respektvollerer Kommunikation und weniger Gewalt geführt. Auch in Deutschland, das derzeit weltweit als Wunsch-Einwanderungsland gilt, sinkt die Zustimmung zum Staat und zur Politik in bedenklichem Ausmaß, erkennbar etwa an stetig sinkenden Wahlbeteiligungen und einer zunehmenden Entfremdung der Abgeordneten vom Leben. Und so ist das Bestreben von Politikerinnen und Politikern, die Zustimmung der Bevölkerung nicht nur zu einzelnen politischen Vorhaben, sondern zu Politik, Staat, repräsentativer Demokratie und Zivilgesellschaft durch das Angebot von Beteiligungsmöglichkeiten ganz allgemein zu verbessern, nur zu verständlich. Beteiligung von unten, initiiert und organisiert von oben, steht derzeit ganz oben im Trend. In deliberativen Verfahren soll im demokratischen Diskurs auf Augenhöhe die beste Lösung für ein Problem gefunden werden, meist auf kommunaler Ebene. Ob es darum geht, eine Wohnstraße mit Bäumen zu bepflanzen oder lieber den Parkraum auszuweiten, wie Neuntklässler im Zuge der Renaturierung eines Bachs am liebsten die Auen neu gestalten würden oder wofür Bürgerinnen und Bürger die letzten Euro ihrerkommunalen Kasse ausgeben würden, wenn sie zu entscheiden hätten – Bürgerinnen und Bürger engagieren sich und bringen sich partizipativ in ihre Kommune ein. Verwaltungsorganisatorisch gesprochen sind solche Bürgerbeteiligungen ‚Konsultationsverfahren‘, denn Bürgerinnen und Bürger haben die Expertise in Angelegenheiten, die sie selbst betreffen. Bürgerbeteiligung soll richten, was der Verwaltung und der kommunalen Politik allein nicht gelingen kann.
Weil jeder Vorschlag Gegnerinnen und Gegner auf den Plan ruft, vermeiden es Politikerinnen und Politiker gern, zu früh durch zu eindeutige Positionierung Gräben aufzureißen oder sich Feinde zu machen. Solche komplexen Prozesse bürgerschaftlicher Beteiligung verlangen Geduld, Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft – und verlaufen oft konflikthaft, weil verschiedene Akteurinnen und Akteure sowie Gruppen mit den unterschiedlichsten Interessen beteiligt sind. Macht, Informationen und Aufgaben sind ungleich verteilt, Ziele nicht konkret, Rahmenbedingungen unklar definiert und Akteurinnen und Akteure gelegentlich starrsinnig. Doch wer hat hier die Kontrolle? Können Bürgerinnen und Bürger in aufwendig inszenierten Beteiligungsverfahren wirklich mitentscheiden und Einfluss ausüben? Oft dienen engagierte Diskussionen nur dazu, bereits entschiedene Positionen zu rahmen. Solche Angebote – im Sinne einer vermeintlichen Förderung demokratischer Prozesse – replizieren oft bestehende Machtstrukturen, die aber erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Die Qualität von Partizipationsverfahren muss sich nach Stufen und Kriterien transparent messen lassen, nicht jede Online-Befragung ist bereits eine Bürgerbeteiligung. Wiederholt wird Beteiligung mit Marktforschung verwechselt und repräsentative Beantwortung von Anliegen (ohne deren Problematik zu lösen) als erfüllte Beteiligung missverstanden. Interessenslagen der Einladenden und die Möglichkeiten des Zugangs zu Hintergrundinformationen zum Beteiligungsgegenstand sind oft nicht erkennbar. Noch zu entwickelnde Standards für gelingende und wirksame Partizipation sind eine Herausforderung, der sich auch die Medienpädagogik stellen sollte und ihre validen Erfahrungen einbringen kann.
Internet + Demokratie + Engagement = ePartizipation
Welche Rolle spielen aktuell netzbasierte Medien für die politische Kommunikation, für Meinungsbildung, Engagement, Information und Partizipation? Welche Beteiligungsmöglichkeiten bietet das Netz, und wie werden sie genutzt? Entfalten sie eine Wirkung auf politische Entscheidungen? Wie können Partizipationsprozesse – ob von oben oder von unten − konkret initiiert und gestaltet werden? Und welche Bedeutung kommt dabei neuen, internetgestützten Formen der Beteiligung zu? Ergänzt oder erweitert ePartizipation die Faceto- Face-Partizipation? Oder handelt es sich umganz neue Formen von Protest, Bürgerbeteiligung oder Konsultation? Welche Werkzeuge gibt es – ganz praktisch – für die Gestaltung von ePartizipation? Dieses Fragenspektrum rund um ePartizipation umreißt den Kern der Beiträge im Themenschwerpunkt dieses Hefts. Dabei geht es weder allein um die medienwissenschaftliche Einordnung, wie sich mit dem Internet politische Artikulation und Organisation ändern, noch allein um das praktische Know-how, wie Partizipationsprozesse erfolgreich gestaltet werden können. Beide Aspekte sind allerdings Voraussetzung, um zu verstehen, wie die Zielgruppen der Medienpädagogik mit politischen Partizipationschancen umgehen und welche neuen Chancen für pädagogisch-politisches Handeln, für Initiative und Aktivierung sich hier besonders durch netzgestützte Medien auftun. Bei ePartizipation – wie wir sie verstehen – geht es nicht um ein instrumentelles Verständnis von Medien, also sie so einzusetzen, dass vorab definierte Ziele erreicht werden. Medien verändern vielmehr auch immer die Bedingungen des Handelns, und darum strebt ePartizipation an, über die Möglichkeiten moderierter Gemeinwesensprozesse und bürgerschaftlichen Engagements auf kommunaler Ebene hinauszugreifen. ePartizipation strebt nach mehr Selbstbestimmung, mehr Selbstwirksamkeit, mehr Demokratie bei allen Beteiligten. Medienpädagogik gewinnt durch die Auseinandersetzung mit ePartizipation neben der Gruppenarbeit eine neue, sozialraumorientierte Handlungsform hinzu. Sie stärkt eine ihrer traditionellen Leitorientierungen, die in der Geschwindigkeit der immer neuen medialen Techniken gelegentlich verloren zu gehen droht: sich selbst als gesellschaftskritische politische Bildung zu begreifen.
Die vorliegende Ausgabe von merz akzentuiert daher ein klares Statement: Demokratie stärken durch mediale Partizipation. Einen Überblick über die internationale Forschung zum Thema ePartizipation gibt Ulrike Wagner in ihrem Beitrag. Der Fokus liegt auf Studien zur Mediennutzung mit dem Schwerpunkt politische Partizipation. Wagner arbeitet heraus, wie soziale Netzwerke durch ihr Potenzial zu Interaktion (Likes, Kommentare etc.) zu einer Verweisstruktur für Politikthemen geworden sind. Sie zeigt auf, dass Information und das Weiterleiten von Nachrichten jedoch nicht zwingend politische Partizipation bedeuten, vielmehr ist eine Differenzierung verschiedener Stufen und Formen partizipativen Medienhandelns zielführend. Internetmedien sind keine macht- und kontrollfreien Räume, auch wenn sie das gern suggerieren, deshalb sei die Betrachtung von Macht- und Kontrollgesichtspunkten notwendig. Ob die übers Internet besser zugängliche politische Information zu mehr Mündigkeit und mehr aktiver Beteiligung oder eher einem Anstieg an informationellem Junkfood und Überdruss der Nutzenden führt, ist Thema im Beitrag von Roland Bader. Er vereint dabei eine medienpädagogische Perspektive auf die Nutzenden und einen analytischen Blick auf die Veränderung der Medienlandschaft. Der Beitrag zeichnet die Veränderungen in der Informationslandschaft und den wachsenden Einfluss von Netzmedien auf die Meinungsbildung nach und geht auf die Medienaneignung besonders junger Menschen ein. Sechzehn Expertinnen und Experten diskutieren Chancen und Grenzen von ePartizipation für Demokratie und Zivilgesellschaft. Dabei steht der Austausch und Abgleich der in den jeweiligen Projekten gemachten Erfahrungen in der Gestaltung von ePartizipationsprozessen im Zentrum. Wo sind einzigartige Chancen der ePartizipation, wo sind Fallstricke und Risiken? Wie steht Offline- im Verhältnis zu Online-Beteiligung? Worauf kommt es bei der Gestaltung von ePartizipationsprozessen an? Und wie könnte ePartizipation in zehn Jahren aussehen? Die Diskussionsergebnisse werden zu zehn Thesen verdichtet.
Für die Diskussion wurden zwei Softwaretools genutzt. Über den Diskussionsprozess, die Vorgehensweise und die Erfahrungen berichtet und reflektiert Roland Bader. Jürgen Ertelt stellt Softwarewerkzeuge für unterschiedliche Anlässe der Zusammenarbeit und der Beteiligung vor und thematisiert den Kontext zu Open Data und Open Government. Er hebt dabei hervor, dass Zugänge, Medien und Software immer vom angelegten Verfahren und dessen fortschreitenden Prozess gedacht werden sollen – nicht andersrum. Kirsten Wohlfahrt, Christoph Bieber und Oliver Märker äußern sich im Gespräch mit Jürgen Ertelt zu der Frage, inwiefern ePartizipation demokratiefördernd sein kann. Rahmenbedingungen für erfolgversprechende ePartizipation werden herausgestellt, um echte Beteiligung von bloßem Schein unterscheiden zu können. In zehn Steckbriefen stellen ePartizipationsprojekte ihre Ansätze und Erfahrungen aus der Praxis vor. Sonja Breitwieser und Klaus Lutz beschreiben laut! dar – ein Nürnberger Projekt, um Jugendliche in ihrem politischen Engagement zu stärken und politikferne Jugendliche anzuregen, sich für ihre Interessen einzusetzen. Linnea Riensberg präsentiert Publixphere.net, das jungen Erwachsenen einen fairen öffentlichen Austausch über politische Ideen und Meinungen ermöglichen will. Jasmin-Marei Christen von Ichmache> Politik beteiligt junge Menschen an bundespolitischen Diskussionen und Prozessen und sorgt dafür, ihre Positionen und Ansichten wirksam einzubringen. Birger Hartnuß vom jugendforum rlp hat das Ziel, in einem landesweiten Beteiligungsprozess junge Menschen zu Zukunftsthemen der Landespolitik Rheinland-Pfalz einzubinden. Ganz Berlin ist eingeladen, sich mit Rouven Brües von Liquid Democracy e. V. an der Erstellung eines Entwicklung und Pflege-Plans (EPP) für das Tempelhofer Feld zu beteiligen.
Giesela Schubert schildert das Forschungs-Praxis-Projekt peer³ – fördern_vernetzen_qualifizieren des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, welches bundesweit modellhafte medienpädagogische Peer-to-Peer-Projekte unterstützt. Aus Platzgründen konnten leider nicht alle Steckbriefe der Praxisprojekte in dieser Ausgabe abgedruckt werden. Weitere Beiträge, die das Spektrum an Projektbeispielen beträchtlich erweitern, finden Sie online unter merz-zeitschrift.de: Mike Bourquin stellt den Beteiligungsprozess in der Verbandsgemeinde Offenbach an der Queich vor. Erik Flügge erörtert den Prozess der Beteiligung Jugendlicher bei Planung und Bau eines Jugendhauses in Biberach. Ann-Kathrin Fischer und Tim Schrock beschreiben Strukturierter Dialog des Deutschen Bundesjugendring, ein Projekt, um Jugendliche als eigenständige Akteurinnen und Akteure systematisch in politische Entscheidungen zu ausgewählten europäischen Themen einzubeziehen. Ulrich Tausend schildert Erfahrungen aus einem Minecraft-Workshop für Zwölf- und 13-Jährige zum Thema Stadtentwicklung.
Literatur:
Pörksen, Bernhard (2015). Die fünfte Gewalt. Die Macht der vernetzten Vielen. Vortrag auf der re:publica 2015. www.youtube.com/watch?v=EnM8TmIFTVc [Zugriff: 07.09.2015]
- Roland Bader: Sorgenpüppchen
Roland Bader: Sorgenpüppchen
Medienpädagogik begleitet die Reaktionen der Gesellschaft auf Medien(-entwicklungen) und widmet sich der Bearbeitung gesellschaftlicher Sorgen. Sie vervielfachten sich besonders mit dem Aufkommen ‚Neuer Medien‘ in den 1980er-Jahren: Computerspiele, Privatfernsehen, Homevideo. Die potenziellen Risiken unkontrollierbarer Medientechnologien, eine intensive Gewaltdiskussion in den 1990er-Jahren, eine optimistische Kompetenzdiskussion und schließlich die Angst vor der Spaltung der Gesellschaft und die Abhängigkeit sind die Themen, in denen die Medienpädagogik gesellschaftliche Diskurse aufgriff, die (nicht nur) mit Medienentwicklungen in Verbindung standen und stehen.
Literatur:
Brüggen, Niels (2014). Wer ist hier der Souverän? Kritische Anmerkungen zur Medienkompetenzförderung in der digitalen Gesellschaft. In: merz | medien + erziehung, 58 (1), S. 28–35.
Hugger, Kai-Uwe (2008). Medienkompetenz. In: Sander, Uwe/von Gross, Friederike/Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 93–99.
Hüther, Jürgen/Podehl, Bernd (2005). Geschichte der Medienpädagogik. In: Hüther, Jürgen/Schorb, Bernd (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. 4. neu konzipierte Aufl. München: kopaed, S. 116–127.
Kunzcik, Michael/Zipfel, Astrid (2006). Gewalt und Medien.Ein Studienhandbuch. Köln: Böhlau.
Meyer, Peter (1978). Medienpädagogik. Entwicklung und Perspektiven. Königstein im Taunus: Hain.
Mößle, Thomas/Wölfling, Klaus/Rumpf, Hans-Jürgen/ Rehbein, Florian/Müller, K. W./Arnaud, Nicolas/Thomasius, Rainer/te Wildt, Bernd T. (2014). Internet- und Computerspielsucht. In: Mann, Karl (Hrsg.), Verhaltenssüchte. Grundlagen, Diagnostik, Therapie, Prävention. Heidelberg/Berlin: Springer, S. 33–58.
Palfrey, John/Gasser, Urs (2008). Generation Internet. Die Digital Natives: Wie sie leben – Was sie denken – Wie sie arbeiten. München: Carl Hanser Verlag.
Postman, Neil (1983). Das Verschwinden der Kindheit. Frankfurt am Main: Fischer. Schorb, Bernd (1995). Medienalltag und Handeln. Medienpädagogik im Spiegel von Geschichte, Forschung und Praxis. Opladen: Leske + Budrich.
Schorb, Bernd/Wagner, Ulrike (2013). Medienkompetenz – Befähigung zur souveränen Lebensführung in einer mediatisierten Gesellschaft. In: Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend (Hrsg.), Medienkompetenzförderung für Kinder und Jugendliche. Eine Bestandsaufnahme. Berlin, S. 18–23.
Statista (2016). Anzahl der Smartphone-Nutzer in Deutschland in den Jahren 2009 bis 2015 (in Millionen). de.statista.com/statistik/daten/studie/198959/ umfrage/anzahl-der-smartphonenutzer-in-deutschland-seit-2010 [Zugriff 26.01.2016].
Wilkens, Andreas (2007). Einführung. Seit fünf Jahren wird in Deutschland lebhaft über „Killerspiele“ diskutiert. www.bpb.de/gesellschaft/medien/verbotene-spiele/6349/einfuehrung?p=all [Zugriff: 20.01.2016].
Beitrag aus Heft »2016/02: 60 Jahre merz – 60 Jahre Medienpädagogik«
Autor: Roland Bader
Beitrag als PDF - Roland Bader: Algorithmisierte Lebenswelten
Roland Bader: Algorithmisierte Lebenswelten
Wohnungen, Städte und unsere Körper werden ‚smart‘, digital vermessen, überwacht, gesteuert und zugerichtet. Häufig unbemerkt hat sich das Internet der Dinge über unsere Lebenswelt gelegt und verdoppelt unsere Existenz in der Cloud. An Beispielen aus drei Lebensbereichen werden technische Möglichkeiten aufgezeigt und die Frage aufgeworfen, was der Mensch in allzu naher Zukunft ist: Sensor, Konsument oder Bürger?
Literatur:
Bostrom, Nick (2014). Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution. Berlin: Suhrkamp Verlag.
Donath, Andreas (2015). Marc Newson: „Apple Watch wird in 5 Jahren so wichtig sein wie das iPhone“. www.golem.de/news/marc-newson-apple-watch-wird-in-5-jahren-so-wichtig-sein-wie-das-iphone-1511-117299.html [Zugriff: 19.05.2016].
Dr. Grieger & Cie Marktforschung (2016). Studie: Smart Home Monitor 2016. Repräsentative Befragung zu Status Quo, Marktpotenzial und Konsumenteneinstellungen im Markt für Smart Home. www.grieger-cie.de/smarthome [Zugriff: 19.05.2016].
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Grünwald, Clemens (2015). Die Vermessung der Gesundheit – wie positionieren sich Krankenkasse zu Wearables? www.datenschutz-notizen.de/die-vermessung-der-gesundheit-wie-positionieren-sich-krankenkassen-zu-wearables-1112189 [Zugriff: 19.05.2016].
Heimnetzen.de (2014). Intelligentes Wohnen mit Heimvernetzung. Benötigen wir eigentlich vernetztes Wohnen? www.heimnetzen.de [Zugriff: 19.05.2016].
Herberhold, Lennart (2015). Fitness-Apps für den Selbstoptimierungswahn. ARD-Doku vom 09.05.2015, W wie Wissen. www.ardmediathek.de/tv/W-wie-Wissen/Fitness-Apps-f%C3%BCr-den-Selbstoptimierungsw/Das-Erste/Video?bcastId=427262&documentId=28231606 [Zugriff: 19.05.2016].
Homann, Ralf (2015). Smart City – die intelligente Stadt. Ich bin mehr als ein Sensor. Bayerischer Rundfunk, Zündfunk Generator. Beitrag vom 18.10.2015. cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtChb6OHu7ODifWH_-bP/_AES/5yNy52Fy/151018_2205_Zuendfunk_Smart-City---Ich-bin-mehr-als-ein-Sensor.mp3 [Zugriff: 25.05.2016].
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Ribot, Jean C. (2014). Städte der Zukunft Teil 2. Arte Doku. www.youtube.com/watch?v=C10ZZYCl7CA [Zugriff: 19.05.2016].
Selke, Stefan. (2014). Lifelogging: Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert. Berlin: Econ Verlag.
Smart-Home-Blog.de (2015). digitalSTROM System erklärt – CeBIT 2015. www.youtube.com/watch?v=vMqJvR2pOjs [Zugriff: 13.05.2016].
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Weber, Katja, (2013). Das Internet der Dinge, Komfort kontra Kontrolle. Diskussion mit Rena Tangens, Johannes Kleske und Paul Lukowicz. Deutschlandradio. Beitrag vom 05.12.2013. www.ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/12/05/dradiowissen_das_internet_der_dinge_20131205_9db30d9b.mp3 [Zugriff: 19.05.2016].
Wikipedia.org (n. d). Smart City. www.wikipedia.org/wiki/Smart_City [Zugriff: 19.05.2016].
Wikipedia.org (n. d.). Smart Home. www.wikipedia.org/wiki/Smart_Home [Zugriff: 19.05.2016].
- Roland Bader, Klaus Lutz: Viel Science, wenig Fiction – willkommen in der Zukunft
Roland Bader, Klaus Lutz: Viel Science, wenig Fiction – willkommen in der Zukunft
Die Zukunft hat begonnen. So könnte man die Entwicklung der Produkte, die unter dem Sammelbegriff ‚Internet der Dinge‘ (‚Internet of things‘) mit Hochdruck erfunden werden, beschreiben. Es ist eine technische Revolution der eher leisen Töne. Sie vollzieht sich überwiegend im Verborgenen, wird aber unser Leben nachhaltig verändern. Das Internet der Dinge löst einen schleichenden, aber umso graviererenden Umwälzungsprozess unserer menschlichen Daseinsform aus. Die Ausmaße dieses Prozesses werden dann in ihrer Tragweite sichtbar, wenn der Alltag ohne diese Technologie nicht mehr organisierbar ist. Dabei handelt sich nicht um eine einzelne neue technische Errungenschaft wie bei der Erfindung der Elektrizität oder der Dampfmaschine. Viele kleine und allerkleinste Dinge beginnen, unseren Alltag zu steuern.
Im Internet der Dinge schicken alle möglichen Geräte jeder Art beständig Daten ins Netz, die dort gespeichert und ausgewertet werden. Nicht mehr nur Handys tun dies, sondern auch Smart Watches, smarte Stromzähler oder DHL-Pakete, die fröhlich ihre Ankunft ankündigen. Der Alltag wird dadurch bequemer. ‚Smart‘ bezieht sich dabei auf Potenziale, die nun erschlossen werden können; beispielsweise Energieeffizienz, Logistik und Gesundheitsvorsorge. Wenn Autos ‚kommunizieren‘, lassen sich im Sinne ‚kluger Lösungen‘ in Echtzeit Staus vermeiden, Unfälle verhindern und der Energieverbrauch optimieren. Der Rohstoff, aus dem all diese Anwendungen generiert werden, sind die gigantischen Datenmengen, die täglich anfallen und gespeichert werden. Big Data Analytics ist die Voraussetzung für diese Revolution, die Verwertung eines riesigen Datenschatzes, der aus unseren täglichen Kommunikationen, Aktivitäten und Bewegungen gespeist wird. Algorithmen generieren daraus immer neue smarte Lösungen für unseren Alltag. Die schrittweise Ersetzung vormals dummer Geräte durch smarte Techniken und ihre Vernetzung lässt die Digitalisierung unserer Lebenswelt zum Internet der Dinge verschmelzen.
Tagtäglich erscheinen neue Anwendungen auf dem Markt, wie etwa die Smart Sole der Firma Way4net, eine Lösung zur Betreuung von dementen und orientierungslosen Menschen im Alter. Mit dieser Einlegesohle für den Schuh soll eine Notfallortung immer möglich sein – auch ohne dass die Person, die sie trägt, aktiv werden muss. Andere smarte Lösungen, etwa im Bereich der medizinischen Therapie, basieren auf der Auswertung im Idealfall kontinuierlich erhobener persönlicher Körper- und Gesundheitswerte. Lösungen können deshalb individuell auf den Einzelnen zugeschnitten werden und müssen nicht mehr nur – wie bisher – auf den Daten standardisierter Durchschnittspatientinnen und -patienten beruhen, wie Kucklick in seiner Publikation Die granulare Gesellschaft (2015) aufzeigt. Dies geschieht um den Preis immer größerer Transparenz und Abhängigkeit. Wir werden es zulassen müssen, dass in immer größerem Ausmaß Daten von uns erfasst und zu aussagekräftigen Profilen verdichtet werden. Durch die flächendeckende Internetabdeckung können diese Daten in hoher Geschwindigkeit miteinander abgeglichen, gefiltert und zielgenau geleitet werden. Was genau ist aber das ‚Internet der Dinge‘? Wie lässt es sich fassen und beschreiben? Harald Gapskinennt vier grundlegende Dimensionen oder Treiber, die allen Techniken zugrunde liegen: Digitalisierung, Vernetzung, Sensorisierung und Algorithmisierung (siehe Gapski in dieser Ausgabe). Am eindrücklichsten jedoch lässt sich das Internet der Dinge an Beispielen aus unserem Alltag beschreiben, denn die Welt des Internet der Dinge trifft unsere Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten, mithin unseren Alltag im Kern.
Eine scharfe Abgrenzung des Internet der Dinge von anderen technischen Trends wie Big Data Analytics oder die Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz fällt schwer und ist auch nur bedingt sinnvoll. Nicht nur wegen der abertausenden Gadgets und Apps, die täglich neu den Markt überfluten, sondern auch deshalb, weil die parallel stattfindenden Entwicklungen – von denen jede einzelne revolutionäre Potenziale hat – Hand in Hand gehen und eine wiederum die Voraussetzung für die andere ist. Angela Merkel und Horst Seehofer haben wiederholt die Digitalisierung als „Mega-Herausforderung“ für die aktuelle Politik bezeichnet. Und sie erhält als die fundamentale Revolution derzeit einen prominenten Platz in den Parteiprogrammen aller Parteien. Die SPD misst der „Industrie 4.0“ herausragende Bedeutung bei und richtet das Augenmerk damit auf die anstehenden Umstrukturierungsprozesse in der Produktion, mit massiven Auswirkungen – nicht nur – auf Arbeitsplätze.
Ein weiterer, damit zusammenhängender Aspekt liegt in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Sie macht gerade revolutionäre Sprünge, so dass erstmals in der Menschheitsgeschichte die Vorstellung einer „Superintelligenz“ nicht mehr nur eine gänsehauterzeugende U- oder Dystopie ist, sondern ein handfest empirisch erforschbares Zukunftsszenario, wie Nick Bostom (2014) in seinem gleichnamigen Buch gezeigt hat.Noch nicht einmal ansatzweise hat unsere Gesellschaft die Enthüllungen Edward Snowdens vom Sommer 2013 verarbeitet, dass all unsere Kommunikation ausgespäht wird. Sascha Lobo hat das als die „vierte große Kränkung der Menschheit“ bezeichnet, nach Kopernikus, Darwin und Freud. Konsequenzen aus dem Wissen um den Kontrollverlust haben wir als Gesellschaft noch nicht ansatzweise gezogen.
Augenfällig werden die Zusammenhänge zwischen Big Data Analytics, Internet der Dinge und Künstlicher Intelligenz an der Zukunft unseres Lieblingsspielzeugs – dem Automobil. Fast wöchentlich vermelden die Nachrichten Spektakuläres oder Skurriles, Empörendes, Fragwürdiges, Technisches oder Rechtliches von der Front der neuen Auto- Mobilität, die von BMW und Tesla, aber auch von Google, Apple und anderen unerbittlich vorangetrieben wird. Von den aktuellen Automodellen mit mehr als 70 smarten Bauteilen und vielfältigen Assistenzsystemen hin zum selbstfahrenden Auto ist es nur ein Schritt. Im Unterschied zu vergleichsweise schlichten Internet der Dinge-Anwendungen wie einer intelligenten Energiesteuerung im Haus werden mit dem selbstfahrenden Auto eine Vielzahl komplexer Vorgänge automatisiert, die lange Zeit nur von Menschen beherrschbar erschienen. Selbstfahrende Autos benötigen Rundumsensoren und höchst präzise Echtzeitinformationen aus Geodaten über ihre aktuelle sich ständig bewegende Umgebung. Sie müssen auch intelligent zwischen Hindernissen und anderen Verkehrsteilnehmenden unterscheiden können, autonome Entscheidungen in mehrdeutigen Verkehrssituationen treffen und sogar vorhersehen können, wann das vorherfahrende Fahrzeug die Spur zu wechseln gedenkt. Hier gehen die Entwicklungen des Internet der Dinge und der Künstlichen Intelligenz, speziell der Musterkennung und des Autonomen Lernens, Hand in Hand und werfen neue Fragen über Haftung und Verantwortung auf.
Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine steht an einer neuen Schwelle, die viele verunsichert. Denkt man weiter in die Zukunft, so scheint die Symbiose von Mensch und Maschine vor einer weiteren evolutionären Stufe zu stehen. Optimiert und automatisiert das Internet der Dinge derzeit noch überwiegend alltägliche Abläufe, so ist durchaus denkbar, dass neue Technologien die menschlichen Fähigkeiten optimieren und uns schneller laufen, länger ohne Sauerstoff unter Wasser oder mit weniger Schlaf auskommen lassen. Der Mensch könnte sich mithilfe von Biotechnologie und Robotik zu einem intelligenteren und robusteren Wesen weiterentwickeln. Diese Entwicklung wird unter dem Begriff des Transhumanismus gebündelt.
Mit diesen kurz angerissenen Prozessen – in ihren Einzelheiten, Zusammenhängen, aber auch mit ihrer möglichen Bedeutung für unser zukünftiges Leben – setzen sich die Beiträge dieser Ausgabe auseinander. Dabei werden einerseits die Einzelheiten des Phänomens herausgestellt, andererseits aber auch die Entwicklungen in ihrem größeren Zusammenhang beleuchtet, wodurch eine gesellschaftliche und medienpädagogische Einordnung möglich wird. Bei der Größe und Relevanz des gesamten Themenfelds bleiben viele Aspekte unbearbeitet, die auch ihren Platz hätten finden können oder – vielleicht sogar – müssen. Sicherlich werden uns als Gesellschaft, aber auch die Medienpädagogik und merz viele Entwicklungen in naher Zukunft noch intensiv beschäftigen und Gelegenheit bieten, weitere Facetten zu beleuchten.
Zu diesem Heft
Roland Bader zeigt die Veränderungen, die das Internet der Dinge mit sich bringt, an drei zentralen Lebensbereichen auf: Wohnen, Körper/Gesundheit sowie Mobilität/Städtisches Leben. Die von ihm in den Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellten Bereiche sind zentraler Ankerpunkt unserer Lebenswelt. Was in der Zukunft noch alles möglich scheint, liest sich wie ein Science-Fiction-Roman. Was wird der Mensch der Zukunft sein? Konsument, Sensor oder autonom handelnder Bürger? Welchen Einfluss hat diese revolutionäre Veränderung unserer Lebenswelt auf die Medienpädagogik und die Definition eines ihrer zentralen Begriffe, der Medienkompetenz? Stößt mit dem Internet der Dinge die enge Verzahnung von Medienkompetenz und kommunikativer Kompetenz an ihre Grenzen? Diese Fragestellung greift Harald Gapski in seinem Artikel auf. An den im medienpädagogischen Diskurs entwickelten Zielvorstellungen wie dem kritisch-reflektierten und sozialverantwortlichen Umgang mit Medien hält er in seinen Ausführungen weiterhin fest. Mit den Entwicklungen der digitalen Gesellschaft scheint der kompetente individuelle Umgang mit den Medien als zentrale Voraussetzung für eine souveräne Mediennutzung zumindest in Teilbereichen an seine Grenzen zu stoßen. Es gilt daher, sich der Grenzen der informationellen Selbstbestimmung bewusst zu werden und damit umzugehen. Klaus Lutz stellt im Gespräch mit Benjamin Jörissendie grundsätzlichen Fragen der revolutionären Umwälzung, die das Internet der Dinge mit sich bringt und die gleichzeitig über die bisher absehbare Entwicklung hinausreicht, ins Zentrum: Ist Datenschutz überhaupt noch umsetzbar? Wie gehen wir mit den Zukunftsängsten um, die diese technische Revolution mit sich bringt? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine?
An diesen Überlegungen knüpft der Aufsatz von Roland Poellinger an. Er stellt die Frage, ob bei moralischen Problemstellungen immer der Mensch als Letztverantwortlicher miteinbezogen werden muss. Dabei nutzt er den Turing-Test und deutet ihn für die Qualifizierung moralischer Fragestellungen in einer Mensch-Maschine-Kommunikation um. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass die Nutzung künstlicher moralischer Systeme sogar moralisch geboten ist und formuliert drei Bedingungen, die diese Nutzung begleiten sollten. Wie wirken sich diese technischen Innovationen nun auf die Arbeitswelt und die unzähligen Rechtsvorschriften aus, die unseren Alltag regeln? Muss unser sehr ausdifferenziertes Rechtssystem neu geschrieben und unser Verständnis von Datenschutz auf ein neues Fundament gestellt werden? Kai Hofmann, Thomas Knieper, Katrin Tonndorf und Julian Windscheid gehen auf diese Fragen ein und formulieren Bedingungen, wie diese Veränderungen erfolgreich gemeistert werden können.
Daniel Seitz stellt im Gespräch mit Roland Bader das Projekt Jugend hackt vor. Unter dem Slogan „mit dem Code die Welt verbessern“ setzen sich junge Menschen mit Problemen unserer Zeit auseinander und versuchen, mit dem Programmieren von kleinen Programmen, Lösungsansätze zu finden. Wichtig dabei ist nicht das perfekte Ergebnis, sondern die Erfahrung, mit technischen Mitteln zu Lösungen für die Probleme der Zukunft beitragen zu können. Ein Projektansatz, der über die bisherigen Methoden der aktiven Medienarbeit hinausgeht und die gesellschaftlichen Veränderungen durch die technische Entwicklung stärker mit einbezieht.
Grundlegende gesellschaftliche Veränderungen stellen – vor allem wenn sie durch technische Innovationen hervorgerufen sind – auch immer das Selbstverständnis medienpädagogischen Handelns in Frage. So rufen auch die Entwicklungen des Internet der Dinge Verunsicherungen in der Medienpädagogik hervor. Wie diesen Irritationen zu begegnen ist und welche neuen methodischen Ansätze hieraus erwachsen können, stellen Gerda Sieben und Henrike Boy in ihrem Artikel dar. Nicht nur die Gesellschaft wandelt sich laufend durch medientechnische Innovationen, auch die Medienpädagogik muss zukunftsfähig bleiben. Überlegungen zu diesen Entwicklungen enden meisten mit dem Postulat: ‚Es gibt Chancen und Gefahren – wir müssen diese Entwicklung gestalten‘. Ja, wir müssen diese Entwicklung gestalten, wie man Zukunft immer gestalten muss. Wir haben die Chance dazu. Die Zukunft hat begonnen.
Literatur:
Bostrom, Nick (2014). Superintelligenz. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Kucklick, Christoph (2015). Die granulare Gesellschaft. Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst. Berlin: Ullstein.
Dr. Roland Bader ist Professor für Medienpädagogik und Medienwissenschaft an der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen der HAWK Hochschule Hildesheim Holzminden Göttingen. Neben seinem Engagement in vielen Forschungsprojekten der Medienpädagogik war er über viele Jahre in der Forschung zu und im Aufbau von E-Learning-Angeboten und in der geschlechtersensiblen Jungenarbeit engagiert. Klaus Lutz ist pädagogischer Leiter des Medienzentrums PARABOL e. V. in Nürnberg, Fachberater für Medienpädagogik im Bezirk Mittelfranken sowie Dozent an der Simon-Georg-Ohm Hochschule in Nürnberg.
- Roland Bader: Lebensqualität und Wohlbefinden durch alltagsunterstützende Assistenz- Lösungen für Senioren?
Roland Bader: Lebensqualität und Wohlbefinden durch alltagsunterstützende Assistenz- Lösungen für Senioren?
Die Mehrzahl älterer Menschen wünscht sich den Erhalt ihrer Selbstbestimmung, damit sie so lange wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung wohnen bleiben können. Im Rahmen des Internets der Dinge und den sich rasch ausbreitenden Technologien des Smart Homes sind Assistenz- und Unterstützungstechniken vielfältiger Art verfügbar, um die zunehmenden körperlichen und kognitiven Defizite zu kompensieren. Im Fokus des folgenden Beitrags steht die Frage, ob und
inwiefern Medien in Form von alltagsunterstützenden Assistenzlösungen oder Ambient Assisted Living (AAL) einen Beitrag zum Erhalt von Selbstbestimmung, Wohlbefinden und Lebensqualität älterer Menschen leisten können.Literatur
Auhagen, Ann Elisabeth (Hrsg.) (2008). Positive Psychologie. 2. Auflage. Beltz PVU: Weinheim und Basel.
Braun, Andreas/Kirchbuchner, Florian/Wichert, Reiner (2016). Ambient Assisted Living. In: Fischer, Florian/Krämer, Alexander (Hrsg.), eHealth in Deutschland. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 203–222. DOI: 10.1007/978-3-662-49504-9_10.
Georgieff, Peter (2008). Ambient Assisted Living. Marktpotenziale IT unterstützter Pflege für ein selbstbestimmtes Altern. MFG Stiftung Baden-Württemberg (Hrsg.). www.fazitforschung.de [Zugriff: 24.11.2018]
Grünendahl, Martin/Leonhardt, Sven/Teich, Tobias (2017). Mehrwert in der häuslichen Pflege durch vernetzte Ambient-Assisted-Living-Systeme. In: Pfannstiel, Mario A./Krammer, Sandra/Swoboda, Walter (Hrsg.), Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen – Impulse für die Pflegepraxis. Wiesbaden: Springer, S. 55–69. DOI: 10.1007/978-3-658-13642-0.
Hauer, Katharina (2017). Brauche ich das überhaupt?! – Qualität assistiver Technologien aus Sicht von älteren Personen in häuslicher Pflege. In: Pfannstiel, Mario A./Krammer, Sandra/ Swoboda, Walter (Hrsg.), Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen – Impulse für die Pflegepraxis. Wiesbaden: Springer, S. 307–325. DOI: 10.1007/978-3-658-13642-0.
Mielitz, Stefanie (2017). Intelligente Lösungen für den AALTag! In: Müller-Mielitz, Stefan/ Lux, Thomas (Hrsg.). E-Health-Ökonomie. Wiesbaden: Springer. S. 479–500. DOI: 10.1007/9783658107888_25.
Norgall, Thomas (2009). Fit und selbstständig im Alter durch Technik. Von der Vision zur Wirklichkeit? In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 52, S. 297–305. DOI: 10.1007/s0010300907895.
Popp, Reinhold (2017). Zukunft – Alter(n) – Lebensqualität. In: Rudolf Likar/Günther Bernatzky/ Georg Pinter/Wolfgang Pipam/Herbert Janig/Anton Sadjak (Hrsg.), Lebensqualität im Alter. Therapie und Prophylaxe von Altersleiden (2. Auflage). Springer-Verlag GmbH Deutschland, S. 27-36. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53101-3
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Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Roland Bader
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