Sabine Bonewitz
Beiträge in merz
Sabine Bonewitz: Lesestart – bundesweit an allen Grundschulen
Rund um den Schulanfang 2016/2017 erhalten bundesweit alle Grundschulen Lesestart- Sets für alle Erstklässlerinnen und Erstklässler. Um frühkindliche Leseförderung von Anfang an im familiären Umfeld zu verankern und Eltern die wichtige Bedeutung von Vorlesen und Erzählen für die Bildungschancen ihrer Kinder zu verdeutlichen, führt die Stiftung Lesen seit 2011 das bundesweite Programm Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen im Auftrag des Bundesministerium für Bildung und Forschung durch.
Im Rahmen dieses Programms haben viele Eltern zunächst bei Kinder- und Jugendärzten, dann in Bibliotheken vor Ort Lesestart-Materialien erhalten, um zum Vorlesen ermutigt zu werden und so ihre Kinder von klein auf für das Lesen zu begeistern.Nun geht das Programm in seine dritte Phase: Mit den Sets, die bis einschließlich Schulanfang 2018/2019 über die Schulen und Lehrkräfte der ersten Klassen an die Kinder weitergegeben werden, soll die Vorleselust in den Familien auch mit Beginn der Grundschulzeit gestärkt werden. Neben einem Ratgeber für die Eltern gehört zu jedem Set ein altersgerechtes Buch, das sowohl zum Vorlesen als auch zum ersten eigenständigen Lesen anregt. Außerdem ist ein mehrsprachiger Ratgeber mit Tipps und Informationen zum Vorlesen und Erzählen im Familienalltag enthalten, um die Lesefreude, die Lesepraxis und die Kommunikation in den Familien zu stärken und zu festigen.
Um den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Lesestart-Programms zu überprüfen und seine Umsetzung fortlaufend zu optimieren, wird auch die dritte Phase in den Grundschulen wissenschaftlich begleitet.Neben den Grundschulen wird die Stiftung Lesen auch weiterhin die Netzwerkarbeit mit den Partnern der ersten beiden Programmphasen, den Bibliotheken und Kinder- und Jugendärzten fortführen, damit die Leseförderung weiterhin nachhaltig möglichst alle Kinder erreicht.
www.lesestart.de
Sabine Bonewitz: Corporate Social Responsibility (CSR)
Leseförderung für Kinder und Jugendliche ist ein relevanter Zweig der Medienpädagogik. Hier, wie in vielen anderen pädagogischen Feldern, ist das gesellschaftliche Engagement von Wirtschaftsunternehmen unverzichtbar, wenn es um die Realisierung von modernen Zielgruppenprojekten geht.
Sabine Bonewitz: "mec - der Medienpädagogische Erzieher/innenclub" - ein rheinland-pfälzisches Modellprojekt
„Computer, Fernsehen, Medienwelt,das ist es, was uns kids gefällt.Doch wichtig ist’s, das zu verstehenund RICHTIG damit umzugeh’n.Der mec erklärt uns WIE und WAS,er macht uns medienfit – und SPASS!!“Solche kreativen Ideen entwickeln Kinder, wenn sie spielerisch an medienpädagogische Themen herangeführt werden. Dieses Kurzgedicht haben Vorschulkinder vom „Haus des Kindes“ in Stadecken-Elsheim (Rheinhessen) verfasst und im Rahmen der mec-Auftaktveranstaltung im November 2008 in Mainz vorgetragen. In dieser Kita, einer von zehn sogenannten Konsultationskitas, die es verstreut in ganz Rheinland-Pfalz gibt, wird Medienarbeit großgeschrieben. Das ist nicht die Regel und es gibt immer noch Einrichtungen der Kindertagespflege, die einer aktiven Medienarbeit eher skeptisch gegenüber stehen.Der neu gegründete mec – Der medienpädgogische Erzieher/innenclub will hier Aufklärungsarbeit leisten und allen rheinlandpfälzischen Kitas Anleitungen für die praktische Medienarbeit mit Kindern im Vorschulalter zur Verfügung stellen.
Medien gehören zum Kinderalltag
Er unterscheidet sich in vielen Dingen von dem vergangener Zeiten – der Kinderalltag von heute. Es stehen weniger bzw. andere Spielräume zur Verfügung, in vielen Familien sind beide Elternteile berufstätig und eine Vielzahl von Medien übt eine große Anziehungskraft auf Kinder aus und beeinflusst ihren Tagesablauf: Computer, Fernsehen, Handy, Radio, i-Pod und auch Zeitschriften und Bücher. Mit großer Begeisterung wird gesurft, gespielt, gechattet, ferngesehen und auch gelesen – und am liebsten alles gleichzeitig. Diese Veränderungen spiegeln sich auch im Kita-Alltag wider und fordern von den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fachwissen im Umgang mit diesen Medien. Dabei spielt die Divergenz der unterschiedlichen Medien eine große Rolle. Entscheidend ist – und da sind sich alle Pädagoginnen und Pädagogen landauf und landab einig, dass Kinder den richtigen Umgang mit allen Medien lernen, je früher desto besser. Damit das gut gelingt, brauchen die Kinder medienkompetente Erwachsene.
Der mec und sein medienpädagogisches Angebot für die Praxis
Genau hier setzt der neu gegründete mec an, dessen offizieller Startschuss am 17. November 2008 in Mainz fiel. Gemeinsam mit medien+ bildung.com, einer Tochtergesellschaft der LMK (Rheinlandpfälzische Landeszentrale für Medien und Kommunikation), die den mec unterstützt, bietet die Stiftung Lesen diesen Service für Erzieherinnen und Erzieher an. Manfred Helmes, Direktor der LMK Rheinland-Pfalz meint zu dem neuen Projekt: „Angebote zur Orientierung in einem unübersichtlichen Mediendschungel für pädagogisches Fachpersonal und alle an der Erziehung von Kindern und Jugendlichen Beteiligten sind wichtige Bestandteile eines umfassend verstandenen Jugendmedienschutzes. Dieser gehört zu den Kernaufgaben der LMK. Darum unterstützen wir sehr gerne den mec, der genau hier ansetzt“.Dezentral und wohnortnah werden im Rahmen dieses einmaligen Netzwerkangebotes pädagogischen Fachkräften in Zusammenarbeit mit Fachberatungen und Weiterbildungsträgern Fortbildungsseminare angeboten. In mehr als 40 Kursen zu zehn verschiedenen Themenkomplexen können interessierte Erzieherinnen und Erzieher im kommenden Jahr ihr medienpädagogisches Know-how vertiefen und erweitern. Die Seminare sind vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium als zertifizierte Qualifizierungsmaßnahme anerkannt und gefördert.
Neben praktischen Anregungen zur Arbeit mit den Medien Fernsehen, Video und Computer, gibt es auch einen Schwerpunkt zur (Vor-)Leseförderung. Denn Bücher eignen sich besonders, um kleine Kinder auch in ihrer sprachlichen Entwicklung zu fördern. Ein Bilderbuch lädt zum Dialog ein, beim Vorlesen tauschen sich Vorlesende und Zuhörende aktiv aus, sprechen über das, was im Buch passiert. Dieser Aspekt liegt besonders der Stiftung Lesen am Herzen, die seit 20 Jahren Leseförderung für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen betreibt. Somit ergänzen sich die beiden mec-Kooperationspartner gut: Der eine deckt den kreativen Umgang mit den audiovisuellen Medien ab und der andere richtet sein Augenmerk auf die Literacy-Erziehung. Ein vierteljährlicher mec-Newsletter, der über aktuelle Themen der frühkindlichen Bildung informiert, und die Homepage www.mec-rlp.de, die viele Infos zu den Themen „Medienpädagogik“ und „Medienerziehung“ vorhält, runden das Angebot ab. Alle rheinland-pfälzischen Erzieherinnen und Erzieher können kostenfrei Mitglied im mec werden und Materialien zu Literacy und Medienpädagogik erhalten. Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet das Projekt.
Am mec interessierte Erzieherinnen und Erzieher aus Rheinland-Pfalz können sich gerne bei Birgid Dinges oder Sigrid Strecker melden. Kontakt: Birgid Dinges/Sigrid Strecker; mec – Der medienpädagogische Erzieher/innen Club; c/o Stiftung Lesen; Römerwall 40; 55131 Mainz; Dinges@medienundbildung.com; Sigrid.Strecker@stiftunglesen.de
Sabine Bonewitz: Frühkindliche Bildung beginnt mit dem Vorlesen und mit Lesestart
Für Goethe war es die Mutter des Lesens und für viele Entwicklungspsychologen ist es die beste Form der frühkindlichen Sprachförderung: Das VorlesenJe früher Menschen Zugang zu Büchern und zum Lesen finden, umso selbstverständlicher wird ihr Umgang damit sein. Das fängt schon bei Kleinkindern an. Seit den 90er Jahren haben Neurologen auf vielfältige Arten nachgewiesen, wie wichtig frühe Förderung ist, wie durch positive Anreize die Ausbildung des Gehirns aktiviert wird. So werden kontinuierlich neue Verzweigungen gebildet, die die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigern. Das Vorlesen und Bilderbuch-Betrachten ist dabei ein idealer Weg, um die kognitive und sprachliche Entwicklung von Kleinkindern ab circa zehn Monaten optimal zu begleiten.
Vorlesen – eine der wichtigsten Lernmöglichkeiten
Das Vorlesen im Vorschulalter bzw. das gemeinsame Bilderbuch-Anschauen ist wohl eine der wichtigsten Lernmöglichkeiten für das Kind, stellt der Entwickungspsychologe Prof. Dr. Michael Charlton fest. Erstens sind sich das Kind und die vorlesende Person dabei meist sehr nahe, das Kind sitzt vielleicht auf dem Schoß der Mutter oder es schaut Kopf an Kopf zusammen mit einem Erwachsenen in ein Buch.
Körperliche und geistige Nähe werden so miteinander verbunden. Dann – zweitens – wird dabei gesprochen. Die Forschung zum Spracherwerb im Kindesalter belegt, dass das Sprechen-Lernen beim gemeinsamen ‚Lesen’ in einem Bilderbuch besonders intensiv gefördert wird. Drittens bildet das Vorlesen einen hervorragenden Anlass zum Erzählen: Das Kind lernt, wie man eine Geschichte so erzählen kann, dass andere sie verstehen können. Was man alles in welcher Reihenfolge erwähnen sollte (also wer was wann wie wo tut). Und schließlich – viertens – erkennt das Kind, dass es mit seinen Erfahrungen und Erlebnissen nicht allein ist. Wo gibt es Parallelen zwischen der vorgelesenen Situation oder Geschichte und den eigenen Erfahrungen des Kindes? Wünsche nach Selbständigkeit und Abenteuer, nach Geborgenheit und Schutz kennen die Figuren im Buch genauso wie das Kind selbst. Diese Erkenntnis hilft dem Kind, den eigenen Alltag aus der Distanz zu betrachten und schöne wie schlimme Erfahrungen einzuordnen und zu bewältigen.
Das Modell Lesestart
Sowohl dem literarischen, als auch dem pädagogischen Fachurteil kann sich die Stiftung Lesen nur aus vollstem Herzen anschließen. Seit mittlerweile 20 Jahren ist die Leseförderung in den verschiedensten Facetten die zentrale Aufgabe der Stiftung Lesen. Dabei haben Projekte für Kinder und Jugendliche oberste Priorität und sollen vor allen Dingen eines bewirken: die ‚Leselust’ bei Kindern steigern. Und das Vorlesen hat daran einen wichtigen Anteil.Wer mit Spaß die spannende Welt der Bücher entdeckt, wird davon nicht genug bekommen und meist viel leichter Zugang zum selber Lesen finden – einer unverzichtbaren Fertigkeit in unserer modernen Wissensgesellschaft. Ob im Internet, beim Prüfen der Sonderangebote im Supermarkt, beim Blättern in der morgendlichen Tageszeitung oder beim Schmökern auf dem Sofa – ohne Lesen geht das alles nicht.Vor diesem Hintergrund startet die Stiftung Lesen am 29. Mai 2008 gemeinsam mit vielen Unternehmen der Druck- und Papierbranchen, dem VDMA (Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau), mit Verlagen und Sozialinstitutionen die bundesweit größte Sprachförderungsmaßnahme für Kleinkinder: Lesestart – Die Lese-Initiative für Deutschland.Im Laufe von zwei Jahren können 500.000 Familien in ganz Deutschland mit einem kostenlosen Lesestart-Set ausgestattet werden. Das erhalten die Eltern von einjährigen Kindern bei Kinder- und Jugendärzten im Rahmen der U6-Vorsorgeuntersuchung. Im Freistaat Sachsen läuft seit November 2006 mit großem Erfolg das Pilotprojekt, das vom Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Schorb wissenschaftlich begleitet wird. Die ersten Ergebnisse bestärken die Initiatoren darin, dass in Lesestart eine echte Chance liegt, um Eltern, egal welcher Herkunft und Bildung, zu erklären, wie wertvoll das (Vor-)Lesen für die Förderung ihrer Kinder ist. Laut der Studie, die das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) in Auftrag gegeben hat, haben zehn Prozent der sächsischen Eltern angefangen, ein Bilderbuch mit ihren kleinen Kindern anzuschauen. Eine Sache, die sie zuvor nie gemacht haben, und 30 Prozent nehmen sich im Familienalltag nun viel öfters Zeit fürs Vorlesen. Kleine Kinder nehmen Bilderbücher mit all ihren Sinnen wahr, sie begreifen sie im wahrsten Sinn des Wortes. Denn das ‚Ding’ mit den bunten Seiten kann man in die Hand nehmen, dran knabbern, in die Luft werfen, Türme bauen, Seiten umblättern und vor allem, man kann darin die Sachen wiedererkennen, die einem Tag für Tag begegnen. Dabei ist besonders wichtig, dass die oder der Vorlesende – ob Eltern, Großeltern oder ältere Geschwister – das, was auf den Bilderbuchseiten zu sehen ist, sprachlich begleitet, erzählt, was da zu sehen ist, die Geschichte langsam und packend vorliest. Über dieses dialogische Kommunizieren lernt das kleine Kind die Melodie und den Rhythmus der Sprache kennen. Ohne dass sich die Eltern darüber bewusst sind, setzen sie auf diese Weise das um, was Fachleute „Literacy-Erziehung“ nennen. Diese spielerische Heranführung von Kleinkindern an Sprache und Bücher lässt sich anschaulich in fünf Bausteine aufgliedern: „Fühl mal“, „Schau mal“, „Hör mal“, „Mach mit“ und „Das kann ich auch“.
Vorlesen ist ein ganzheitliches Erleben, bei dem jeder Baustein einen anderen Sinn anspricht: „Fühl mal“ zielt auf den Tastsinn ab, der besonders durch „Fühlbücher“ angeregt wird, und „Schau mal“ berücksichtigt, was die Kinder wahrnehmen und erkennen. „Hör mal“ umreißt die phonologische Entwicklung, die Lautmalerei durch Reime, Lieder oder Singspiele, „Mach mit“ geht auf die aktive Beteiligung des Kindes ein, die besonders durch so genannte Wimmelbilderbücher und Pop-up-Bilderbücher mit beweglichen Elementen angeregt wird. Mit „Das kann ich auch“ wird dem Nachahmungstrieb Rechnung getragen, der Kindern naturgemäß in die Wiege gelegt ist. Wenn Eltern selbst lesen, in der Zeitung blättern und Bücher einen festen Platz im Alltag haben, werden Kinder das ganz automatisch übernehmen und nachmachen. Diese Elemente verdeutlichen, wie einfach, selbsterklärend und wirkungsvoll Vorlesen für Kleinkinder ist. Und der große Spaß, den das Vorlesen allen Beteiligten bringt, stellt sich ganz von alleine ein.
Aufs Vorlesen kommt es an
Für Prof. Dr. Stefan Aufenanger, Leiter der Arbeitsgruppe Medienpädagogik an der Universität Mainz und wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Lesen, ist das Vorlesen der erste Schritt, um Kinder auf einen selbstbewussten und bereichernden Umgang mit anderen Medien vorzubereiten. Allerdings ist auch das ‚Wie?’ nicht ohne Bedeutung. Denn im frühen Alter spielen nicht Texte und Bilder eines Buches eine besondere Bedeutung, sondern das Vorlesen selbst. Es handelt sich ja um eine Kommunikationssitua-tion und gibt damit auch Anregungen für das beteiligte Kind, wie Kommunikation organisiert werden kann. Jedoch hängt genau dies von der Art und Weise des Vorlesens ab. Es lassen sich zwei Formen unterscheiden: die geschlossene und die offenen Form beim Vorlesen. Die geschlossene Form ist durch eine sehr einseitige Kommunikation der Vorlesenden gekennzeichnet, die sich rein an dem Buch orientiert und dem Kind wenig Raum für Fantasie und Dialog lässt. Die offene Form eröffnet dagegen einen Dialog mit dem Kind über die Geschichte des Buches und sieht eher das Gespräch darüber als wichtig an. Lesestart möchte mit seinen Materialien den Eltern genau diese Perspektive aufzeigen und sie dazu anregen, sich dieser Form des Vorlesens anzunehmen. So lernt das Kind, dass Bücher nicht nur zum Lesen da sind, sondern Kommunikation ermöglichen. Damit bekommen Medien den Status als Kommunikationsmittel und das Kind kann lernen, Medien angemessen in Kommunikationssituationen einzubeziehen.
Ausführliche Informationen:
Sabine Bonewitz: Happy Birthday FLIMMO!
Ich glaube nicht an Zufälle. Viele Dinge passieren genau dann, wenn die Zeit dafür reif ist. Für FLIMMO, den medienpädagogischen TV-Ratgeber, trifft das gleich in mehrfacher Hinsicht zu! Vor zehn Jahren ist 1997 die erste FLIMMO Ausgabe erschienen. In dieser Zeit schossen neue Sender und Programme, die Kinder als neue Zielgruppe ausmachten, wie Pilze aus dem Boden, zum Beispiel SuperRTL, der Kinderkanal oder Nickelodeon. Da waren meine Kinder gerade vier und fünf Jahre alt und fingen an, selbständig das Kinder TV-Programm zu entdecken. Das tägliche Fernsehangebot schien zu einem undurchdringlichen Dschungel anzuwachsen. Doch Hilfe war in Sicht: In unserer Kita lag ein Exemplar des FLIMMOs aus! Obwohl ich Dank meiner beruflichen Vorbildung in Sachen Sozial- und Medienpädagogik gegenüber vielen anderen Eltern einiges an Vorwissen aufweisen konnte, hat der ‚Fernsehguide’ auch mir seit dieser Zeit regelmäßig geholfen, den Überblick zu bewahren – und das ganz ohne pädagogischen Zeigefinger! ‚Auswahl’ heißt das Zauberwort!Wie zu erwarten, hat sich das mit der Medienflut bis heute nicht geändert und mit Aussicht auf die Digitalisierung des Fernsehens ist das Ende noch lange nicht in Sicht. Damit Eltern im unübersichtlichen ‚Mediendickicht’ nicht völlig planlos umherirren, heißt das Zauberwort nach wie vor: Auswahl! Doch um die richtige Wahl treffen zu können, müssen Eltern und Kinder die breite Angebotspalette erst einmal beurteilen können. Welches Fernsehprogramm ist für mein Kind geeignet, welches Computerspiel entspricht seinen Bedürfnissen, was macht einen guten Kinderfilm aus? Da die wenigsten Eltern in punkto Medien Experten sind, brauchen sie Orientierungshilfen, um entsprechende Entscheidungen zu treffen
. Genau das ist das Ansinnen von FLIMMO.Wirtschaftsunternehmen, die vor ähnlichen Problemen im Umgang mit neuen und alten Medien stehen, beschäftigen Kommunikationsexperten, die den Firmen Inhalte für und von alten und neuen Medien aufbereiten, analysieren und dosieren. Im privaten Alltag muss das jede Familie für sich alleine umsetzen, sie muss ihr eigener Kommunikationsexperte werden. In Bezug auf das Fernsehen hilft ihnen dabei FLIMMO, vom Verein Programmberatung für Eltern e. V. herausgegeben und vertrieben und vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis redaktionell und konzeptionell aufbereitet.Die AnfängeBereits Anfang der 80er Jahre, als die Medienpädagogik sich als eigenständiger wissenschaftlicher Zweig der Pädagogik etablierte, gab es Angebote, die in diese Richtung gingen. Bei der Stiftung Lesen erschien kurz danach der Flyer Lesen-Fernsehen-Spielen – ein TV-Ratgeber für Kinder, der anhand ausgewählter Fernsehprogramme, Freizeit- und Buchtipps für Kinder von sechs bis zehn Jahren enthielt. Damals beschränkte sich die Fernsehauswahl allerdings auf die öffentlich-rechtlichen Kinderprogramme, Privatsender waren noch nicht auf dem Markt. Später dann gab es Die besten Medien für Ihr Kind, eine Broschüre, die der Berufsverband Audiovisuelle Medien in Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen 2001 zum ersten Mal veröffentlichte. In diesem Service-Angebot stand nicht das Fernsehprogramm im Mittelpunkt, es bot ein breites Spektrum mit Tipps zur Mediennutzung für alle Medien, die den modernen Alltag prägten.Zehn Jahre, so lange wie FLIMMO, hat sich allerdings keines der anfänglichen Medien-Begleitangebote gehalten. Bis heute erscheint der Ratgeber alle vier Monate als Broschüre und vierzehntägig als FLIMMO-online-Ausgabe im Internet. Neben einem umfassenden Überblick zum aktuellen TV-Programm, werden jede Menge alltagstaugliche Tipps zum Medienumgang geboten.Und die Unterzeile „Fernsehen mit Kinderaugen“, ist gleichzeitig Programm, denn FLIMMO nimmt das aktuelle Fernsehangebot aus der Sicht der Kinder unter die Lupe – auch ein Qualitätsmerkmal, das den Fernsehratgeber von anderen Publikationen unterscheidet. Die Grundlagen dafür liefern Forschungsergebnisse und regelmäßige Befragungen, bei denen aktuelle Trends berücksichtige werden können, zum Beispiel Befragungen zu Castingshows.
Die Programmpalette
Von Anfang an stand in FLIMMO nicht nur das klassische Kinderfernsehen im Fokus, sondern auch das, was Kinder sonst noch schauen: Daily Soaps, Nachmittags-Talkshows, Comedy-Programme, Serien, Spiel- und Unterhaltungsshows und vieles mehr. Da hat sich die Fernsehlandschaft gerade in den letzten zehn Jahren stark verändert: Mit Reality-Angeboten wie Big Brother oder Dschungelcamp sind immer mehr Formate aufgekommen, die es Kindern schwer machen, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Das erklärt FLIMMO verständlich und liefert Eltern und anderen Medienerziehenden das entsprechende Know-how.Ein wichtiges Sendungsauswahlkriterium der Redaktion sind dabei zum einen die Sehzeiten von Kindern – in FLIMMO werden Formate besprochen, die Kinder von drei bis 13 Jahren tatsächlich schauen: Montag bis Donnerstag von 13.00 bis 21.00 Uhr, freitags bis 22.00 Uhr und am Wochenende von 8.00 bis 22.00 Uhr. Zum anderen legt FLIMMO besonders viel Wert darauf, Programme einzubeziehen, die sich explizit an Kinder richten. Somit ist es selbstverständlich, dass neben den Programmen von ARD, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben, RTL 2 und Kabel 1 seit dem Jahr 1998 das Angebot von KI.KA und von SuperRTL mit ausgewertet werden. FLIMMO am Puls der ZeitEbenso wie sich die Senderauswahl am jeweils aktuellen Stand orientiert, wandeln sich beständig auch die Inhalte und die Aufbereitung von FLIMMO: 1999, zwei Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe, sind die „Titelthemen“ entstanden, die dem Wunsch vieler Leserinnen und Leser nach umfassenderen Informationen Rechnung tragen.
Seit 2004 gibt es, passend zum ausgeweiteten Kinderfernsehprogamm in der Weihnachtszeit, eine FLIMMO-Sonderausgabe, mit pädagogischen Einschätzungen zu allen Spielfilmen, die zwischen Heiligabend und Neujahr gezeigt werden. Wie generell bei FLIMMO sind das keine TV-Kritiken im journalistischen Sinn, sondern Programmbeurteilungen aus der Perspektive der Kinder. Mittlerweile sind meine Kinder 14 und 15 Jahre alt und dem Kinderfernsehen entwachsen. Sie entscheiden selbst, was sie schauen und was nicht. Dass sie dazu in der Lage sind, hat sicher auch etwas mit FLIMMO zu tun. Denn für alle Medien, ob Fernsehen, Computer oder Internet gilt: Eine aktive Auseinandersetzung mit den Medien ist der beste Weg für einen ‚gesunden’ Umgang mit ihnen. Wer die Möglichkeiten der einzelnen Angebote kennt und gelernt hat, sie anhand von Qualitätskriterien zu messen, kann sie mit Spaß und Freude nutzen. In diesem Sinne hoffe und wünsche ich, dass die FLIMMO-Redaktion noch lange weitermacht und künftige Elterngenerationen und andere Erziehende von ihren Ratschlägen und Tipps profitieren.
Sabine Bonewitz
online-exklusiv: Lukas Heymann/Sabine Bonewitz: Sprach- und Leseförderung von Anfang an. Vom Fingerspiel zur App
Vielfalt beim Vorlesen – analog und digital. Im Familienalltag werden die Grundlagen für eine erfolgreiche Lesesozialisation gelegt. Die Eltern spielen dabei als Lese-Vorbilder für ihre Kinder eine ganz zentrale Rolle.
Den vollständigen Beitrag finden Sie hier