Prof. Dr. Jürgen Ertelt
Beiträge in merz
- Jürgen Ertelt: www.Vorratsdatenspeicherung.de
Jürgen Ertelt: www.Vorratsdatenspeicherung.de
Alle Jahre wieder ist sie trotz richterlicher Platzverweise auf der Tapete koalierter Politik: die anlasslose Massenüberwachung aka Vorratsdatenspeicherung. Für das Lieblingsprojekt aller machtverliebten Innenpolitikerinnen und -politiker, ministerieller Wendehals-Justiziarinnen und -Justiziare und populistischer Stellvertreterinnen und -vertreter (Siggi Pop ist kein Künstlername) ist jede absurde Behauptung angeblicher Wirksamkeit zur Verbrechensbekämpfung willkommen. Dabei gibt es keine zurückhaltende Pietät, ebenso keinen empirisch haltbaren Nachweis, wohl aber eine Portion Neusprech: aus Vorratsspeicherung wird Mindestspeicherung – aus Raider wurde Twix. „Was soll´s“ fragt sich manch unbescholtene Bürgerin bzw. Bürger und spielt mit den schlichten Worten „ich habe ja nichts zu verbergen“ das Argumentations- Ass in die gezinkten Karten der beschwichtigenden Unsicherheitspolitikerinnen und -politiker.
Hier muss Aufklärung ansetzen, die Datenwege nachvollziehbar darstellt. Angesichts einer Visualisierung von Telekommunikationsverbindungen und deren Ortsdaten lässt sich eine Karte von Beziehungswegen und Interessen ableiten (z. B. www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten). Jeder Funkmastkontakt meiner Handyverbindung und jede IP einer aufgerufenen Webseite erzählt zum Bewegungsprofil, kombiniert mehr über mich als Facebook weiß. Metadaten geben in der Korrelation ihrer einzelnen Informationen inhaltliche Merkmale preis ohne inhaltliche Texte erfassen zu müssen. Es geht hier nicht um einzelne Profile in staatsanwaltlich angeordneter und richterlich bestätigter Verdachtsüberwachungen, nein, Vorratsdatenspeicherung ist nicht weniger als das Ansammeln aller Kommunikationsdaten aller. Uff, „du bist Terrorist“ – zumindest grundsätzlich in anlasslosem Verdacht. Da sollte es einem schon grausen, wenn Drohnen-Militärs gestehen „we kill people based on metadata“ (Andre Meisters von netzpolitik.org in seinem #rp15-Beitrag).
Gerade nach den Berichten von Edward Snowden und den jüngst bekannt gewordenen Verwicklungen der Nachrichtendienste muss man faktisch befürchten, dass eine aufgeschriebene Verfassung alleine nicht vor Macht- und Datenmissbrauch schützt. Klar, in Friedenszeiten einer Demokratie kann es ganz so schlimm nicht werden, aber was passiert in anderen Macht- und Konfliktsituationen? Und: Keine Datenbank ist unhackbar. Die Vorratsdatenspeicherung ist ein Werkzeug zur Totalüberwachung, nicht zur Straftatvereitelung. Das aufrichtig interpretierte Grundgesetz gebietet auf die technischen Möglichkeiten der Überwachung zum Erhalt der Freiheit zu verzichten. Die Unversehrtheit der Privatsphäre ist schon lange brüchig, das berechtigt aber nicht persönlich entschiedene Freigaben von Social Media-Einträgen mit einer staatlichen Erfassung meiner Netze zu deckeln. Hier ist der feine Unterschied im Kontrollverlust festzumachen und gleichwohl in der Medienpädagogik ergänzend zu Cryptopartys und Mahnwachen zur Datenarmut aufzugreifen: Die Macht der Daten in der Hand der Mächtigen ist ein Umstand der Geschichte umwirft. Ich schaue mir gleich nochmal fast unerfasst auf YouTube (www.youtube.com/watch? v=kSZ5sxDfVFY) ein vorgetragenes Gedicht des Kabarettisten Wilfried Schmickler an. Es endet mit der zusammenfassenden Zeile „wer wo mit wem warum und wann, das geht euch einen Scheißdreck an!“
Beitrag aus Heft »2015/03: Digitale Medienwelt: Werte und Verwertung«
Autor: Jürgen Ertelt
Beitrag als PDF - Jürgen Ertelt: Das Handy – Schweizer Messer in der Mediennutzung Jugendlicher
Jürgen Ertelt: Das Handy – Schweizer Messer in der Mediennutzung Jugendlicher
Das Handy hat sich in den letzten Jahren vom überall einsetzbaren Telefon hin zum multifunktionalen Medium entwickelt. Vor diesem Hintergrund wird ein Überblick über die vielfältigen technischen Möglichkeiten heutiger und zukünftiger Handys gegeben.
Sie bieten die Grundlage für verschiedene – und je nach Perspektive – mehr oder weniger sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten sowohl im Alltag der meist jugendlichen Nutzerinnen und Nutzer, aber auch in pädagogischen Kontexten.
(merz 2007-3, S. 14-19)
Beitrag aus Heft »2007/03: mobil kommunizieren, spielen und lernen«
Autor: Jürgen Ertelt
Beitrag als PDF - Jürgen Ertelt: netzcheckers.de
Jürgen Ertelt: netzcheckers.de
Das Projekt netzcheckers.de hat in gewisser Weise die Entwicklungen des Web 2.0 voraus genommen und entsprechende Prinzipien auf die Jugend(medien)arbeit übertragen. Ein durchschlagender Erfolg blieb dem Projekt jedoch bisher versagt. Es gibt jedoch Ideen, wie sich dies möglichst bald ändern könnte und gleichzeitig der medienpädagogische Anspruch aufrechterhalten bleibt.
Literatur:
Röll, Franz Josef (2003). Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen durch Neue Medien. München: kopaed-Verlag
(merz 2008-2, S. 41-45)
- Roland Bader/Jürgen Ertelt: Journalismus auf dem Prüfstand
Roland Bader/Jürgen Ertelt: Journalismus auf dem Prüfstand
Journalismus auf dem Prüfstand. Der Journalismus wie auch der Prüfstand, beide sind in Verruf geraten. Dem Journalismus wird vorgeworfen, dass er lügt oder manipuliert. Und dass Autos mancher Fabrikate auf den Prüfstand manipulierte Emissionswerte präsentiert haben, ist bekannt. Es soll hier in dieser Ausgabe allerdings nicht um Fälschungen und gezielte Desinformation zur Destabilisierung politischer Institutionen und Sicherheiten gehen, wie sie aktuell unter dem Schlagwort Fake News durch die öffentliche Debatte gehen. Die Idee für dieses Heft liegt länger zurück, und es ist unser Anliegen, den aktuellen Stand des Journalismus kritisch anzuschauen. Leidet er, und wenn ja, woran? Kann er Wirkung entfalten? Ist er noch notwendig und noch zeitgemäß? Den Journalismus, gibt es den überhaupt? Sind das die Lokaljournalistinnen und -journalisten, die für die wenigen noch existierenden Lokalzeitungen über die Skandale der kommunalen Abfallwirtschaft berichten? Oder ‚die Meute‘ – wie im gleichnamigen Film von Herlinde Koelbl –, die ein Foto oder Statement nach der Nachtsitzung des Kabinetts zu erhaschen versucht? Oder die ‚Alpha‘- Journalistinnen und -Journalisten, die mit Politikerinnen und Politikern am Kamin teuren Wein schlürfen? Die investigativen Datenjournalistinnen und -journalisten, die aus Millionen von Dokumenten einen Skandal namens Panama Papers herauspräparieren? Kann man aus der Tatsache, dass es Zeitungen, und vor allem Lokalzeitungen, wirtschaftlich schlecht geht, schließen, dass der Journalismus mittlerweile ins Internet abgewandert ist? Werden nur noch kostenfreie oder Light-Varianten von Information wahrgenommen und bevorzugt? Oder geht das Ergebnis journalistischer Kleinarbeit am Publikum vorbei, weil es die Zuspitzung auf 140 Zeichen einer differenzierten Analyse vorzieht?
Vom langsamen Niedergang der Lokalpresse
Vor mittlerweile acht Jahren hat Jeff Jarvis (2009) die Wende von der Zeitungskultur zu den Blogs vorhergesagt und zugleich propagiert. Von Google zu lernen, so Jarvis (2009), hieße “Do what you do best and link to the rest“. Für den Journalismus habe das die Konsequenz, dass man nur noch wenige brauche, nur noch den oder die besten. Der oder die beste solle sich eben im Internet vermarkten und den Rest dem Markt, sprich Google, überlassen. ’The winner takes it all‘ – und die restlichen Journalistinnen und Journalisten sind seither wie vorhergesagt zu einem Leben am Existenzminimum verdammt. Was Jarvis weniger in den Blick nahm, war die gesellschaftliche Rolle und Bedeutung des Journalismus. Wenn nur das erfolgreiche Geschäftsmodell zählt, ist Google der Leitstern. Wer Berichterstattung aber als eine gesellschaftlich relevante Aufgabe ansieht, ist nicht unbedingt zu blöd dazu, sich diesem gnadenlosen Geschäftsmodell zu unterwerfen. Er setzt womöglich andere Prioritäten. Jarvis war der erste Prophet in einer Branche, die etwas rascher in den Sog der Zerstörung geraten ist als andere Branchen, die seither vom Silicon Valley ausgehend filetiert werden. Branchenübergreifend hat der Internet-Skeptiker Jaron Lanier diesen Zerstörungsprozess, der uns heute überrollt, an vielen Branchen beschrieben und systematisch analysiert. Für seine Analyse, vor allem in seinem Buch Wem gehört die Zukunft (2014), wurde er im gleichen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Dortmunder Zeitungsforscher Horst Röper – die Instanz, wenn es um die kritische Beobachtung der Presse geht – wurde in jahrelanger Mühe nicht müde, von der Monopolisierung der Lokalpresse zu berichten, die mittlerweile zu einer weitgehenden Monokultur in der Berichterstattung geführt hat. Auch die Auflage der gedruckten Zeitungen ist kontinuierlich über die Jahre gesunken: von 27,3 Millionen im Jahr 1991 auf 15,3 Millionen im Jahr 2016 (vgl. Statista 2017). Röper hat all die Probleme frühzeitig benannt, vor denen die Vielfalt und Lebendigkeit der Lokalberichterstattung mittlerweile kapituliert hat. Im Jahr 2013 resümierte er: „Journalismus ist nicht mehr erstrebenswert. Ich rate allen, tut euch diesen Beruf nicht an“ (Presseportal 2013). Die knappen historischen Schlaglichter lassen die jüngsten Vorwürfe der ‚Lügenpresse‘ in einem anderen, sprich wirtschaftlichen Licht erscheinen. Die Krise des Journalismus begann nicht erst mit dem Vorwurf der Lügenpresse, er ist auch nicht ihr einziges Problem. Die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten sind in den letzten Jahren kontinuierlich schlechter geworden. Die 318 Lokalzeitungen mit ihren 11,8 Millionen Lesenden haben immer noch eine weit größere Bedeutung als die sieben überregionalen Tageszeitungen mit ihren eine Millionen Lesenden (vgl. BDZV 2017). Die meisten Zeitungen sind mittlerweile online. Wer sein Augenmerk nur auf aufmerksamkeitsheischende Nachrichtenhypes in sozialen Netzwerken richtet, macht sich die Reichweite und Wichtigkeit dieser Berichterstattung nicht hinreichend klar. Laut des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) werden die Angebote der Tageszeitungen gedruckt und online von täglich 60 Millionen (!) Menschen in Deutschland (also drei von vier der Über-14-Jährigen) rezipiert. Mehrere Studien zeigen unabhängig voneinander, dass das Vertrauen auch der jungen Menschen in die Tageszeitungen gerade bei widersprüchlichen Informationen sehr hoch ist (vgl. ebd.; Feierabend et al. 2016). Der Lokaljournalismus hat dem großen Heer von Journalistinnen und Journalisten Arbeit und Brot gegeben. Für ihn gelten andere Regeln als für die überregionale Berichterstattung, etwa der Tagesschau, der Süddeutschen Zeitung oder in politischen Magazinen (siehe das Interview mit Goodwin 2017 in dieser Ausgabe).
Lügenpresse und Vertrauensverlust
Während die einen Lügenpresse skandieren und wachsendes Misstrauen und offenen Hass genießen, arbeiten die so geschmähten investigativen Journalistinnen und Journalisten, wie die Lux Leaks, unermüdlich daran, skandalöse Finanzverflechtungen oder Machtmissbrauch und die Steuerhinterziehung prominenter Fußballer ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Wie passt das zusammen? Wer sich für den Vorwurf der Lügenpresse interessiert, wird im Wikipedia-Eintrag ‚Kompositum aus der Gruppe der Determinativkomposita‘ fündig. Die Geschichte ist lesenswert. Es ist erstaunlich, in welchen Zusammenhängen diese Anschuldigung von politischen, auch antiklerikalen Gegnerinnen und Gegnern schon seit dem 17. Jahrhundert und später massiv mit dem Bedeutungsgewinn der Presse im 19. Jahrhundert benutzt wurde. Keineswegs hatten in der Geschichte rechte Kreise ein Monopol auf diesen Begriff, er wurde von allen Seiten benutzt. Hauptsache, es ging gegen ‚das System‘. Wohl aber reklamieren es rechte Kreise seit dem 21. Jahrhundert. Lügenpresse hat so gut wie nichts mit der Wahrhaftigkeit des Journalismus zu tun. Vielmehr geht es – und ging es in der Vergangenheit – darum, gezielt das Vertrauen in die Berichterstattung der Medien zu erschüttern. Das Ansinnen scheint auch teilweise gelungen. Mehrere Umfragen aus dem Jahr 2015 belegen, dass das Vertrauen in die Berichterstattung der Medien gesunken ist (siehe Krüger 2017 in dieser Ausgabe). Das schleichende Gift des Misstrauens und der Zersetzung zeigt also Wirkung, auch in Deutschland. Der Vertrauensverlust geht über die Medienberichterstattung hinaus und betrifft auch die Politik insgesamt, der viele Menschen nicht mehr zutrauen, Probleme lösen zu können.In den USA scheint dieser Prozess weiter fortgeschritten zu sein. Wenn Trump sich anschickt, große Politik mit Hilfe von Tweets zu machen und der freien Presse und der kritischen Öffentlichkeit den Kampf ansagt, bis hin zum Schritt, den Quellenschutz abschaffen zu wollen (vgl. z. B. Richter 2017), dann weist diese Missachtung in dieselbe Richtung wie die Lügenpresse-Vorwürfe: Die vierte Gewalt soll mundtot werden. Vertrauen ist die Währung, von der die Macht der Presse und die Pressefreiheit leben.
Wer ist die vierte Gewalt?
Die Presse schlägt zurück, die Auflage der New York Times ist seit Trump in die Höhe geschnellt, und neue Stellen für den Faktencheck und die Demaskierung von Desinformation sind eilig eingerichtet worden. In Deutschland ist das Verhältnis von Presse und Politik entspannt, aber deshalb noch lange nicht im grünen Bereich. Die Verbrüderung der Alpha-Journalistinnen und -Journalisten mit den Politikerinnen und Politikern führt schon allzu lange zu unguten Machtverschiebungen in den Säulen der Gewaltenteilung. Medienmenschen halten sich gelegentlich für die besseren Politiker. Die BILD-Zeitung gerierte sich als die wahre Hüterin der Demokratie, als sie – angeblich im Dienst einer schonungslosen Verpflichtung zur Wahrheit (und nichts als der Wahrheit) – den Bundespräsidenten Wulff zur Strecke brachte. Angesichts des unrühmlichen Endes kann man die Vorverurteilung als Angriff auf verfassungsmäßige Institutionen werten. Und das Publikum applaudierte der Treibjagd. Nicht alle Zeitungen gaben sich dem Zeitungssterben klaglos hin. Manche intensivieren gerade den journalistischen Anspruch, der teuer zu halten ist. Die New York Times ist in den ‚postfaktischen‘ Trump-Zeiten ein Beispiel für den Anspruch an Wahrhaftigkeit. Auch die Süddeutsche Zeitung hat sich – ähnlich wie andere renommierte internationale Tageszeitungen in der Krise sinkender Werbeeinnahmen und Abonnentenzahlen – entschlossen, nicht an der journalistischen Qualität zu sparen, sondern sich auf die Kernwerte des Journalismus zu besinnen: Seriöse und gelegentlich aufwändige Hintergrundberichterstattung, Einordnung der Fakten und Verdichtung zu aufwändigen Reportagen. Fällt es den verbitterten Lügenpresse-Rufern denn überhaupt noch auf, wenn internationale Kooperationsnetzwerke für investigative Recherchen die Skandale um die Panama Papers ans Licht bringen oder in der Hochzeit der Lügenpresse-Anschuldigungen Interviews mit PEGIDA-Anhängerinnen und -Anhängern führen, die vormals treue Süddeutsche Zeitung-Lesende waren und ihre differenzierte Sicht darstellen? Zwei von vielen Beispielen, die zeigen, dass sich meinungsrelevante Mainstream-Medien keineswegs immer nur mit dem System arrangieren. Den Lügenpresse-Vorwurf zu dekonstruieren bedeutet nicht, die Massenmedien vom Vorwurf gezielter systematischer Meinungsbeeinflussung freizusprechen. Eine ganze Reihe von Faktoren führen zu einseitiger Berichterstattung und müssen als Gründe für den Vertrauensverlust ernst genommen werden. Uwe Krüger hat diese unter dem Begriff der Mainstream-Medien – in der gleichnamigen Publikation (2015) – analysiert und detailliert beschrieben (mehr dazu und zu möglichen Konsequenzen für medienpädagogische Arbeit siehe Krüger 2017 in dieser Ausgabe).
Die Rolle sozialer Netzwerke bei der politischen Meinungsbildung
Es ist eine Aufgabe des guten Journalismus, Geschehnisse und Fakten in größere Zusammenhänge einzuordnen. Gerade in unsicheren Zeiten und angesichts wachsender Komplexität der Zusammenhänge sollte aktuell der Bedarf an Erklärung und Einordnung besonders groß sein. Kann dieser Anspruch von anderen Medien als den tradierten Massenmedien wahrgenommen werden? Es spricht einiges dafür, dass die verfassungsmäßige Wahrnehmung der Pressefreiheit und der vierten Gewalt nicht durch Twitter, Facebook, Apple und Google kompensiert werden kann. Wie sich immer wieder zeigt, haben diese Konzerne kein verfassungsrechtliches Verständnis von ihrer Rolle, und Bedeutung für ein demokratisches Staatswesen und für die Presse. In Konfliktfällen haben sie sich oft aus der Verantwortung gezogen und sich auf die Seite der herrschenden Politik gestellt, wie es gerade aktuell Apple mit der Sperrung der App der New York Times in China getan hat (vgl. Kreye 2017). Die mächtigen Kommunikations- und Informationsplattformen im Internet, bei denen die stärksten Nachrichten- und Kommentarflüsse und damit ein wesentlicher Teil der Meinungsbildung vonstatten gehen, verstehen sich nicht als verfassungsmäßige Gewalt, sondern als international agierende privatrechtliche Konzerne. Viele Hinweise der Vergangenheit zeigen diese Tendenzen im Selbstverständnis, wobei sich das allerdings auch ändern könnte, wie eine aktuelle Maßnahme von Facebook zeigt (vgl. z. B. Jannasch 2017). Fake News, über die sich genügend Nutzende beschwert haben, will Facebook demnächst durch einen Hinweis kenntlich machen, der auf den mangelnden Wahrheitsgehalt hinweist. Eine (in Zahlen: 1!) Stelle wird eingerichtet, die die Informationen nachrecherchiert und bereitstellt. Es bleibt abzuwarten, ob Facebook eher daran gelegen ist, die drohende Gefahr eines geschäftsschädigenden Schmuddel-Image abzuwehren oder ob es den Wandel zu einem seriösen journalistischen Unternehmen anstrebt. Hat Facebook verstanden, dass Vertrauen eine Basis fürs Geschäft ist?
Algorithmen statt Redaktion
Zur Verschärfung des Problems im Umgang mit der Komplexität und Problematik des Einordnens trägt der schiere Umfang an Nachrichten und Kommentaren im Internet bei. Algorithmen bei den Internetanbietern sortieren die Informationen, die Nutzenden vor Augen kommen, und zwar nicht nach journalistischen Kriterien der Relevanz. Algorithmengesteuert kommt Rezipierenden immer mehr von dem unter die Augen, was sie in der Vergangenheit angeklickt haben. Wenn Nutzerverhalten und alles, was der eigenen vorgängigen Meinung entspricht, zum Maßstab der Selektion wird, läuft die beste journalistische Arbeit, und sei sie noch so sorgfältig und wahrheitsgemäß, ins Leere (siehe Rohde 2017 in dieser Ausgabe). Den eigenen Voreinstellungen Widersprechendes wird ausgeblendet, bevor Rezipierende es überhaupt zur Kenntnis nehmen können. Wo zuvor irritierende Informationen kognitive Dissonanzen und damit Denk- und Suchprozesse auslösen konnten, bekäme nun Bildung nicht einmal mehr eine Chance. Sozialpsychologisch wäre dies der Weg des geringsten kognitiven Aufwands und begünstige Denkfaulheit. Ein solches Nachrichtenuniversum, bestehend aus Vorurteilen und ihrem medialen Pendant, den Filterbubbles, wäre eine zutiefst besorgniserregende Dystopie (siehe Wörz 2017 in dieser Ausgabe). Zugleich wird mit dem Vertrauensverlust in die Massen-, System- oder Mainstream-Medien das Manipulationspotenzial insbesondere sozialer Netzwerke an den Beispielen der Brexit-Entscheidung und der Trump-Wahl deutlich. Die Politikberatungs- und Wahlmanagement-Agentur Strategic Communications Laboratories soll beide Entscheidungen mit Hilfe von Big Data und gezielter Meinungserforschung in den sozialen Netzwerken mit herbeigeführt haben (vgl. Grassegger/Krogerus 2016). Aktuell ist häufig die Rede vom Einfluss durch massenhafte, gezielte und strategisch platzierte Lügen und Desinformation innerhalb der Berichterstattung zur Bildung der öffentlichen Meinung, unter anderem in den Wahlkämpfen der USA, in Frankreich und womöglich auch in Deutschland, etwa durch den russischen Propaganda- Kanal RT (März 2017). Noch fehlen belastbare Beweise, aber Hinweise sind vorhanden und besorgniserregend. Wie anfällig ist die öffentliche Meinung für eine Manipulation in großem Stil? Vermitteln Facebook und Co. politische Informationen, verstärken sie oder verzerren sie diese? Werden soziale Netzwerke als einzige, als wichtige oder als ergänzende Quellen für Informationen genutzt und vielleicht sogar als glaubwürdiger eingestuft als die Mainstream-Medien? Das ist insbesondere für jüngere Mediennutzende eine Frage von eminenter Wichtigkeit. Nur auf der Grundlage empirischer Daten zur Rezeption lässt sich abschätzen, ob die Rolle sozialer Netzwerke für die Meinungsbildung so bedeutsam ist, wie sie oft dargestellt wird, oder ob das möglicherweise einem verzerrten Abbild der Wirklichkeit entspricht, das durch die Resonanz in den Massenmedien verstärkt oder gar erzeugt wird (siehe Hasebrink et al. 2017 in dieser Ausgabe).
Hoffnungsschimmer? –Alternative Informationsportale
„Es waren einmal ein paar Mutige, die sich trotz aller Widrigkeiten unbeirrbar auf den steinigen Weg machten ...", so in etwa könnte die Geschichte der alternativen Informationsportale beginnen, wenn sie denn ein Märchen wäre. Wer sich die Zeit nimmt, nach Alternativen zum Mainstream zu suchen, wird fündig.
Beitrag aus Heft »2017/02 Postfaktisch: Journalismus im medialen Wandel«
Autor: Roland Bader
Beitrag als PDF - Jürgen Ertelt, Bernd Fachinger, Manuela Schauerhammer, Thomas Stadler und Henning Tillmann: Ein Ungetüm stolpert über die Internet-Evolution
Jürgen Ertelt, Bernd Fachinger, Manuela Schauerhammer, Thomas Stadler und Henning Tillmann: Ein Ungetüm stolpert über die Internet-Evolution
Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) sollte zum 1. Januar 2011 novelliert werden. Die entsprechende Entwurfsfassung wurde durch die Ministerpräsidentenkonferenz ausgehandelt und lag als intraföderaler Staatsvertrag den einzelnen Länderparlamenten im Laufe des Jahres 2010 zur Abstimmung vor. Solche Verträge müssen vor Inkrafttreten von jedem Länderparlament verabschiedet werden.
Links
Schaubild Alterskennzeichnung (nicht mehr gültig, zeigt aber die Komplexität des Entwurfs)
www.spreerecht.de/wp-content/uploads/2010/12/jmstv_anleitung_1_flowchart.png [Zugriff: 17.01.2011]AK-Zensur
www.ak-zensur.de/mt/mt-search.cgi?search=jmstv&IncludeBlogs=14&limit=20 [Zugriff: 17.01.2011]Netzpolitik-Blog
www.netzpolitik.org/?s=jmstv [Zugriff: 17.01.2011]Internet-Law-Blog
www.internet-law.de/index.php?s=jmstv [Zugriff: 17.01.2011]Pottblog
www.pottblog.de/category/politik/jmstv [Zugriff: 17.01.2011] - Jürgen Ertelt: stichwort barcamp
Jürgen Ertelt: stichwort barcamp
Barcamps verstehen sich als Gegenentwurf zu klassischen Konferenzen, werden auch als ‚Unkonferenzen‘ bezeichnet. Barcamps nutzen Social Media-Vernetzungen in einer physikalischen Interpretation des Zusammenwirkens. Grundlegende Annahme des selbstorganisierten, in der Regel nicht kommerziellen Angebotes ist es, dass jeder etwas weiß und zur Erschließung von Themen beitragen kann. Jeder Teilnehmende ist auch potenzielle Referentin bzw. Referent und kann einen Beitrag vorschlagen. Es soll eine Öffentlichkeit für vielfältige Positionen eröffnet und das Perspektivenspektrum erweitert werden. Im Mittelpunkt stehen Diskussionen zu (kurzen) Inputs und aufgeworfenen Fragen in parallel stattfindenden ‚Sessions‘ (maximal eine Stunde), die vor Ort auf die verfügbaren Räume und Zeiten je nach Interessenlage flexibel verteilt werden.
Die Vorbereitungen zu einem Barcamp bestehen fast ausschließlich aus Rahmen stellenden organisatorischen Leistungen: Ort, Räume, Ausstattung, Catering, Sponsoring und Netzkommunikation müssen vorbereitet sein. Es wird erwartet, dass vor, während und nach einem Barcamp Blog-Einträge, Tweets, Podcasts, Fotos und Videos veröffentlicht werden, um Inhalte zu multiplizieren und weitere Aspekte durch Kommentare einzufangen, um den Diskurs dokumentiert fortzusetzen. Die Verfügbarkeit von Internetzugängen auf einem Barcamp ist eine zwingende Voraussetzung. Barcamps brauchen einen herausfordernden thematischen Grund, sonst funktioniert das Format nicht.
Sie sind keine methodische Variante, sondern die Einlösung beanspruchter Partizipation. Erfolgreiche Beispiele von Barcamps finden Sie auf www.merz-zeitschrift.de verlinkt. Youthpart.de erarbeitet derzeit ein Online-Tool zur leichten Realisierung von Veranstaltungen nach Barcamp-Prinzipien.
- Jürgern Ertelt: www.Ideen-Jugendmedienschutz.de
Jürgern Ertelt: www.Ideen-Jugendmedienschutz.de
„Totgesagte leben länger“ oder „Ein Zombie hing am Glockenseil“ waren die alternativen Überschriften für diesen Beitrag zur im Titel adressierten Beteiligungsplattform zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, der mit seinem holprigen Namen und Inhalt schon Gegenstand eines Abgesangs in merz 2011/01 war [Disclaimer: Mit geschriebenen Buchstaben darf man auch ohne zu berücksichtigende Altersfreigaben mediale Titel abbilden]. Im Dezember 2010 stolperte bereits das wortgewaltige Ungetüm über die Internet-Evolution ins Koma, wurde aber jetzt nach einem mehrjährigen Tiefschlaf geweckt, ohne dass in dieser Zeit etwas Neues bewirkt worden wäre. Das Internet und die digitale Gesellschaft haben sich rasant weiterentwickelt, der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag – kurz JMStV – nicht.
Eigentlich wurde schon alles zum Thema gesagt, aber weil niemand richtig zuhörte, geschweige denn etwas zur Weiterentwicklung aufgriff, werden wir wie Zeitreisende ins Jahr 2010 zurückgeholt. Frustrierend und langweilig. Sollte dies etwa die Strategie für einen erneuten Durchsetzungsversuch eines fragwürdig geänderten JMStV der Staatskanzleien der Länder gewesen sein, – abwarten und nicht bewegen – ermüden und durchwinken lassen? Doch, es gibt etwas Neues! Es wurde eine Mitmachfalle aufgestellt, die scheinbar zum Einbringen von Ideen und Vorschlägen zum Jugendmedienschutz – eigentlich geht es nur um den JMStV – einlädt. „Hier geht es zu Ihren Beteiligungsmöglichkeiten“ heißt es, ein Klick weiter wird eingegrenzt auf zehn Fragen in einer Online-Konsultation, wobei die Frage Nr. 10 die einzige offene Fragestellung ist: „Welche Änderungen am Jugendmedienschutz-Staatsvertrag erscheinen Ihnen darüber hinaus sinnvoll?“ Es handelt sich um ein instrumentalisiertes Partizipationsverfahren zur Durchsetzung von bereits vorbereiteten Entscheidungen.
Das Beteiligungsangebot, welches auf hohem juristischen Niveau auch noch die Kommentierung von fünf ausgewählten Absätzen des ‚neuen‘ JMStV-Entwurfs vorsieht, missachtet alle Regeln der Beteiligung: Es gibt keine Transparenz über die Interessen und Bearbeitungen im Beteiligungsverfahren, eine Wirksamkeit des Eingebrachten ist nicht verbrieft, was nach welchen Kriterien in der weiteren Diskussion berücksichtigt wird, ist nicht nachvollziehbar, die Sprache ist nicht barrierefrei im Sinne von Verständlichkeit, die Auswahl der Themen tendenziös durch Weglassen anderer gewichtiger Aspekte, die angebotenen Informationen zum Jugendmedienschutz und seiner Ausdifferenzierung in Deutschland sind zur Meinungsbildung einseitig (Kritik wird nicht verlinkt) und unzulänglich. Es wird also mit potemkinschen Interessen am Glockenseil gezogen, um Untote zu reanimieren und dabei auch noch Nebenschauplätze wie die Extremismus-Debatte zu bedienen. Die kritische Auseinandersetzung mit dem JMStV in 2010 brachte unter anderem die Forderung nach mehr Beteiligung von Eltern und Jugendlichen (was jetzt wenigstens wieder vom Bundesjugendministerium herausgestellt wird) und die stärkere Einbeziehung der Parlamente zu Beginn des Novellierungsprozesses hervor. Auch von diesen wichtigen Positionen wurde nichts aufgenommen und lässt damit umso mehr an den hehren Absichten einer Online-Beteiligung zweifeln, die offline starten muss.
Meine Empfehlung lautet, sich an nichts zu beteiligen, wo keine ernsthafte Beteiligung stattfindet! Angesichts von derzeit nur 111 Teilnehmenden (02. Mai 2014) fühle ich mich verstanden.
- Jürgen Ertelt: Ferien auf Neuland
Jürgen Ertelt: Ferien auf Neuland
Ein Hausaufgaben-Heft soll sie also sein, die Digitale Agenda. Scheinbar haben die federführenden Innen-, Wirtschafts-, Infrastruktur-Ministerien danach erstmal mautfrei die Ferien angetreten. Man hört so wenig von angegangenen Lösungen, noch weniger vernimmt man, was mit den guten Vorschlägen aus der (Ältere werden sich noch erinnern) Enquete Internet und Digitale Gesellschaft der Bundesregierung passierte. „OK Google“, es gibt jetzt einen Ausschuss zur Digitalen Agenda. Das ist übrigens nicht der, der sich mit der dank Snowden bekannten Überwachung befasst, sondern mit persönlich zu verantwortendem Datenschutz gegen selbige. Das nennt sich jetzt „Digitale Medienkompetenz“ in Abgrenzung zur old fashioned Medienkompetenz oder zur „Digitalen Bildung“, die sich allerdings nicht auf die Initiative Keine Bildung ohne Medien bezieht. Eigentlich sollte es reichen, von Medienpädagogik zu sprechen: keine Medien ohne Bildung.
Nun, das kämpferisch angetretene GMK-Forum im Herbst 2014 doing politics – politisch agieren in der digitalen Gesellschaft hat die Digitale Agenda vorsorglich erst gar nicht kritisiert, um nicht zu sehr politisch zu agieren. Leider ist die Medienpädagogik immer noch zu unpolitisch, trotz Absichtserklärungen. Einzig die vogelfreien Krüger, Röll und Schorb nehmen kein Tablet vor den Mund. Jetzt haben wir das Theater und es lässt sich schon etwas hintern Vorhang luken: Der Jugendmedienschutzstaatsvertrag wird zum Auslaufmodell. Der Bund wird das Jugendschutzgesetz novellieren und dafür im Tausch die versammelte Medienkompetenz an die Länder abliefern. Nein! Doch! Ooh! Egal, es bleiben noch reichlich Themen der Digitalen Agenda, wo sich Medienpädagogik mit unausweichlicher Betroffenheit positionieren muss: Netzneutralität, Breitband-Zugang, WLAN-Störerhaftung, Urheberrecht, Digitale Teilhabe und Inklusion. Da ist noch richtig viel Agenda-Luft, zumal die randständigen aber zuständigen, weichen Ministerien der Justiz und des Verbraucherschutzes, der Bildung und der Forschung, der Familien und der Jugend noch nichts Substanzielles beitragen durften oder es vielleicht auch ohne professionelle Zuarbeit der Medienpädagogik bisher nicht konnten.
Das in der Agenda aufgeführte Freiwillige Soziale Jahr Digital plätschert durch die Verwaltungsflure des BMFSFJ, eine Beteiligung am Diskurs der eigentlich zukünftig Betroffenen durch mediale Partizipation in einer Jungen Digitalen Agenda ist in der Teilhabe-Sektion der Kladde nicht vorgesehen. Es gibt aber auch Freudiges zu berichten: MdB Saskia Esken, Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda, sucht weiterhin den Kontakt zur Medienpädagogik, auch wenn ihre freiwillige, nicht eingeladene Anwesenheit beim letzten GMK-Forum fast nicht zur Kenntnis genommen wurde.
- Jürgen Ertelt: Werkzeuge für mehr Beteiligung – eine Toolbox für die Praxis
Jürgen Ertelt: Werkzeuge für mehr Beteiligung – eine Toolbox für die Praxis
Mit der Entwicklung des Social Web hat sich auch Online-Software im Sinne des vernetzten Agierens weiterentwickelt. Software, die für mehr Beteiligung geeignet ist, muss in ihrer Anwendung auf die Situation des Partizipationsprozesses angelegt werden – nicht umgekehrt. Diese Sammlung von Werkzeugen erleichtert es, für verschiedene Einsatzlagen das richtige Besteck zu finden.
Kampagnen
Campact! (www.campact.de)Avaaz (www.avaaz.org)Change (www.change.org)PetitionenopenPetition (www.openpetition.de)Deutscher Bundestag (epetitionen.bundestag.de)CrowdfundingBetterplace.org (betterplace.org)Startnext (www.startnext.com)Kickstarter (www.kickstarter.com)GamesMinecraft (minecraft.net)Kahoot! (create.kahoot.it)kollaborativEtherPad (yourpart.eu)Padlet (www.padlet.com)MindMeister (www.mindmeister.com)Popplet (popplet.com)Wortschlucker (wortschlucker.de)Basecamp (basecamp.com)konsultativopendoors (opendoors.zebralog.de)ePartool (tool.ichmache-politik.de)Brigade (www.brigade.com)diskursivbrabbl (www.brabbl.com)ypart / Adhocracy / Liquid Democracy (liqd.net)tricider (www.tricider.com)Discuto (www.discuto.io)DemocracyOS (democracyos.org)abstimmendFlashpoll (www.flashpoll.eu)Twtpoll (twtpoll.com)Argufactum (argufactum.de)feedback (www.feedbackr.io)LimeSurvey (www.limesurvey.org)QuestionPro (www.questionpro.com)informativUshahidi (www.ushahidi.com)Mark-a-Spot (www.markaspot.de)Open Knowledge Foundation (okfn.de)Data Mining (www.big-data-europe.eu)Wordle (www.wordle.net)real lifeCamper (www.barcamptools.eu)
- Roland Bader & Jürgen Ertelt: ePartizipation - Medien für mehr Demokratie
Roland Bader & Jürgen Ertelt: ePartizipation - Medien für mehr Demokratie
Das Internet ändert die Spielregeln politischer Kommunikation
Aktuell erleben wir hautnah, wie neue internetbasierte Medien eine gewachsene Bedeutung in der politischen Kommunikation demonstrieren. Ob es das Foto eines dreijährigen Flüchtlingsjungen ist, das durch die sozialen Netzwerke geht und den britischen Premierminister Cameron zur Aufgabe seiner harten Haltung in der Flüchtlingspolitik bewegt, ob es die Initiative des Justizministers Maas gegen rechtspopulistische Hetze auf Facebook ist oder die gescheiterte Initiative des Generalbundesanwalts, ein Landesverratsverfahren gegen das Blog netzpolitik.org in Gang zu setzen – die Liste lässt sich beliebig verlängern. In allen Fällen geht es um politische Kommunikation, um politischen Druck und Entscheidungen, um Macht, um Grundrechte, um Agenda Setting auf vermintem Terrain und um den Kampf um die öffentliche Meinung. Und in allen Fällen spielen Internetmedien und Internetakteurinnen und -akteure eine entscheidende Rolle.
Das Internet hat die Bedingungen der politischen Kommunikation verändert. Wir wechseln hier in die Vergangenheitsform, denn wenn Twitter-Stürme und Facebook-Gruppen es fast täglich sogar in die Berichterstattung der Tagesschau (z. B. #thisisacoup oder #merkelstreichelt) schaffen, haben sie es schon zu relevanten Bezugsgrößen politischer Meinungsbildung gebracht. Soziale Netzwerke und weitere partizipationsorientierte Softwaretools haben den Rahmen für politische Information und politisches Handeln verändert, die Bedingungen für Themensetzungen, für Organisation und Artikulation. Sie bieten Akteurinnen und Akteuren neue, unter Umständen lautstarke Werkzeuge, um sich in politischen Auseinandersetzungen Gehör zu verschaffen, Protest zu formulieren und Druck auszuüben. Wir erleben das in Twitter-Stürmen und Facebook-Kampagnen: Sie verbreiten nicht nur Informationen, sondern lancieren Meinungen, werben für ihre Anliegen, oft wenig zimperlich und auf diffamierende Weise. Neue politische Akteurinnen und Akteure zur Koordination zivilgesellschaftlicher Protestbewegungen wie die Kampagnenplattformen Change.org oder Campact! sind erfolgreich auf den Plan getreten und haben die Rahmenbedingungen für die Organisation von Protest und Kampagnen verändert.
Die Piratenpartei hat mit der Software LiquidFeedback angestrebt, neue Verfahren für Diskussionen und demokratische Abstimmungen zu etablieren. Andere Parteien haben die Verfahren übernommen, variiert und bieten eigene Beteiligungsprojekte einer Liquid Democracy, um Meinungsbildung und -artikulation zu ermöglichen und Wege hin zur Entscheidungsbeteiligung zu eröffnen. Neue Kommunikationskanäle sind zu einem festen Bestandteil der politischen Information und Kommunikation mit großer Reichweite geworden oder, wie Pörksen (2015) es formuliert, zu einer ‚fünften Gewalt‘ neben der grundgesetzlich verankerten ‚vierten Gewalt‘ der Massenmedien. Welche neuen Chancen bietet diese ‚fünfte Gewalt‘ für wirksame ePartizipation?
Mit-reden, sich einbringen, mit-bestimmen?!
In zunehmend mehr Ländern der Welt ist es mit der Demokratie nicht zum Besten bestellt, und obwohl das Internet unseren Zugang zu Information verbessert hat, hat dies seit der Jahrtausendwende nicht unbedingt zu mehr Demokratien, mehr Freiheit, respektvollerer Kommunikation und weniger Gewalt geführt. Auch in Deutschland, das derzeit weltweit als Wunsch-Einwanderungsland gilt, sinkt die Zustimmung zum Staat und zur Politik in bedenklichem Ausmaß, erkennbar etwa an stetig sinkenden Wahlbeteiligungen und einer zunehmenden Entfremdung der Abgeordneten vom Leben. Und so ist das Bestreben von Politikerinnen und Politikern, die Zustimmung der Bevölkerung nicht nur zu einzelnen politischen Vorhaben, sondern zu Politik, Staat, repräsentativer Demokratie und Zivilgesellschaft durch das Angebot von Beteiligungsmöglichkeiten ganz allgemein zu verbessern, nur zu verständlich. Beteiligung von unten, initiiert und organisiert von oben, steht derzeit ganz oben im Trend. In deliberativen Verfahren soll im demokratischen Diskurs auf Augenhöhe die beste Lösung für ein Problem gefunden werden, meist auf kommunaler Ebene. Ob es darum geht, eine Wohnstraße mit Bäumen zu bepflanzen oder lieber den Parkraum auszuweiten, wie Neuntklässler im Zuge der Renaturierung eines Bachs am liebsten die Auen neu gestalten würden oder wofür Bürgerinnen und Bürger die letzten Euro ihrerkommunalen Kasse ausgeben würden, wenn sie zu entscheiden hätten – Bürgerinnen und Bürger engagieren sich und bringen sich partizipativ in ihre Kommune ein. Verwaltungsorganisatorisch gesprochen sind solche Bürgerbeteiligungen ‚Konsultationsverfahren‘, denn Bürgerinnen und Bürger haben die Expertise in Angelegenheiten, die sie selbst betreffen. Bürgerbeteiligung soll richten, was der Verwaltung und der kommunalen Politik allein nicht gelingen kann.
Weil jeder Vorschlag Gegnerinnen und Gegner auf den Plan ruft, vermeiden es Politikerinnen und Politiker gern, zu früh durch zu eindeutige Positionierung Gräben aufzureißen oder sich Feinde zu machen. Solche komplexen Prozesse bürgerschaftlicher Beteiligung verlangen Geduld, Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft – und verlaufen oft konflikthaft, weil verschiedene Akteurinnen und Akteure sowie Gruppen mit den unterschiedlichsten Interessen beteiligt sind. Macht, Informationen und Aufgaben sind ungleich verteilt, Ziele nicht konkret, Rahmenbedingungen unklar definiert und Akteurinnen und Akteure gelegentlich starrsinnig. Doch wer hat hier die Kontrolle? Können Bürgerinnen und Bürger in aufwendig inszenierten Beteiligungsverfahren wirklich mitentscheiden und Einfluss ausüben? Oft dienen engagierte Diskussionen nur dazu, bereits entschiedene Positionen zu rahmen. Solche Angebote – im Sinne einer vermeintlichen Förderung demokratischer Prozesse – replizieren oft bestehende Machtstrukturen, die aber erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Die Qualität von Partizipationsverfahren muss sich nach Stufen und Kriterien transparent messen lassen, nicht jede Online-Befragung ist bereits eine Bürgerbeteiligung. Wiederholt wird Beteiligung mit Marktforschung verwechselt und repräsentative Beantwortung von Anliegen (ohne deren Problematik zu lösen) als erfüllte Beteiligung missverstanden. Interessenslagen der Einladenden und die Möglichkeiten des Zugangs zu Hintergrundinformationen zum Beteiligungsgegenstand sind oft nicht erkennbar. Noch zu entwickelnde Standards für gelingende und wirksame Partizipation sind eine Herausforderung, der sich auch die Medienpädagogik stellen sollte und ihre validen Erfahrungen einbringen kann.
Internet + Demokratie + Engagement = ePartizipation
Welche Rolle spielen aktuell netzbasierte Medien für die politische Kommunikation, für Meinungsbildung, Engagement, Information und Partizipation? Welche Beteiligungsmöglichkeiten bietet das Netz, und wie werden sie genutzt? Entfalten sie eine Wirkung auf politische Entscheidungen? Wie können Partizipationsprozesse – ob von oben oder von unten − konkret initiiert und gestaltet werden? Und welche Bedeutung kommt dabei neuen, internetgestützten Formen der Beteiligung zu? Ergänzt oder erweitert ePartizipation die Faceto- Face-Partizipation? Oder handelt es sich umganz neue Formen von Protest, Bürgerbeteiligung oder Konsultation? Welche Werkzeuge gibt es – ganz praktisch – für die Gestaltung von ePartizipation? Dieses Fragenspektrum rund um ePartizipation umreißt den Kern der Beiträge im Themenschwerpunkt dieses Hefts. Dabei geht es weder allein um die medienwissenschaftliche Einordnung, wie sich mit dem Internet politische Artikulation und Organisation ändern, noch allein um das praktische Know-how, wie Partizipationsprozesse erfolgreich gestaltet werden können. Beide Aspekte sind allerdings Voraussetzung, um zu verstehen, wie die Zielgruppen der Medienpädagogik mit politischen Partizipationschancen umgehen und welche neuen Chancen für pädagogisch-politisches Handeln, für Initiative und Aktivierung sich hier besonders durch netzgestützte Medien auftun. Bei ePartizipation – wie wir sie verstehen – geht es nicht um ein instrumentelles Verständnis von Medien, also sie so einzusetzen, dass vorab definierte Ziele erreicht werden. Medien verändern vielmehr auch immer die Bedingungen des Handelns, und darum strebt ePartizipation an, über die Möglichkeiten moderierter Gemeinwesensprozesse und bürgerschaftlichen Engagements auf kommunaler Ebene hinauszugreifen. ePartizipation strebt nach mehr Selbstbestimmung, mehr Selbstwirksamkeit, mehr Demokratie bei allen Beteiligten. Medienpädagogik gewinnt durch die Auseinandersetzung mit ePartizipation neben der Gruppenarbeit eine neue, sozialraumorientierte Handlungsform hinzu. Sie stärkt eine ihrer traditionellen Leitorientierungen, die in der Geschwindigkeit der immer neuen medialen Techniken gelegentlich verloren zu gehen droht: sich selbst als gesellschaftskritische politische Bildung zu begreifen.
Die vorliegende Ausgabe von merz akzentuiert daher ein klares Statement: Demokratie stärken durch mediale Partizipation. Einen Überblick über die internationale Forschung zum Thema ePartizipation gibt Ulrike Wagner in ihrem Beitrag. Der Fokus liegt auf Studien zur Mediennutzung mit dem Schwerpunkt politische Partizipation. Wagner arbeitet heraus, wie soziale Netzwerke durch ihr Potenzial zu Interaktion (Likes, Kommentare etc.) zu einer Verweisstruktur für Politikthemen geworden sind. Sie zeigt auf, dass Information und das Weiterleiten von Nachrichten jedoch nicht zwingend politische Partizipation bedeuten, vielmehr ist eine Differenzierung verschiedener Stufen und Formen partizipativen Medienhandelns zielführend. Internetmedien sind keine macht- und kontrollfreien Räume, auch wenn sie das gern suggerieren, deshalb sei die Betrachtung von Macht- und Kontrollgesichtspunkten notwendig. Ob die übers Internet besser zugängliche politische Information zu mehr Mündigkeit und mehr aktiver Beteiligung oder eher einem Anstieg an informationellem Junkfood und Überdruss der Nutzenden führt, ist Thema im Beitrag von Roland Bader. Er vereint dabei eine medienpädagogische Perspektive auf die Nutzenden und einen analytischen Blick auf die Veränderung der Medienlandschaft. Der Beitrag zeichnet die Veränderungen in der Informationslandschaft und den wachsenden Einfluss von Netzmedien auf die Meinungsbildung nach und geht auf die Medienaneignung besonders junger Menschen ein. Sechzehn Expertinnen und Experten diskutieren Chancen und Grenzen von ePartizipation für Demokratie und Zivilgesellschaft. Dabei steht der Austausch und Abgleich der in den jeweiligen Projekten gemachten Erfahrungen in der Gestaltung von ePartizipationsprozessen im Zentrum. Wo sind einzigartige Chancen der ePartizipation, wo sind Fallstricke und Risiken? Wie steht Offline- im Verhältnis zu Online-Beteiligung? Worauf kommt es bei der Gestaltung von ePartizipationsprozessen an? Und wie könnte ePartizipation in zehn Jahren aussehen? Die Diskussionsergebnisse werden zu zehn Thesen verdichtet.
Für die Diskussion wurden zwei Softwaretools genutzt. Über den Diskussionsprozess, die Vorgehensweise und die Erfahrungen berichtet und reflektiert Roland Bader. Jürgen Ertelt stellt Softwarewerkzeuge für unterschiedliche Anlässe der Zusammenarbeit und der Beteiligung vor und thematisiert den Kontext zu Open Data und Open Government. Er hebt dabei hervor, dass Zugänge, Medien und Software immer vom angelegten Verfahren und dessen fortschreitenden Prozess gedacht werden sollen – nicht andersrum. Kirsten Wohlfahrt, Christoph Bieber und Oliver Märker äußern sich im Gespräch mit Jürgen Ertelt zu der Frage, inwiefern ePartizipation demokratiefördernd sein kann. Rahmenbedingungen für erfolgversprechende ePartizipation werden herausgestellt, um echte Beteiligung von bloßem Schein unterscheiden zu können. In zehn Steckbriefen stellen ePartizipationsprojekte ihre Ansätze und Erfahrungen aus der Praxis vor. Sonja Breitwieser und Klaus Lutz beschreiben laut! dar – ein Nürnberger Projekt, um Jugendliche in ihrem politischen Engagement zu stärken und politikferne Jugendliche anzuregen, sich für ihre Interessen einzusetzen. Linnea Riensberg präsentiert Publixphere.net, das jungen Erwachsenen einen fairen öffentlichen Austausch über politische Ideen und Meinungen ermöglichen will. Jasmin-Marei Christen von Ichmache> Politik beteiligt junge Menschen an bundespolitischen Diskussionen und Prozessen und sorgt dafür, ihre Positionen und Ansichten wirksam einzubringen. Birger Hartnuß vom jugendforum rlp hat das Ziel, in einem landesweiten Beteiligungsprozess junge Menschen zu Zukunftsthemen der Landespolitik Rheinland-Pfalz einzubinden. Ganz Berlin ist eingeladen, sich mit Rouven Brües von Liquid Democracy e. V. an der Erstellung eines Entwicklung und Pflege-Plans (EPP) für das Tempelhofer Feld zu beteiligen.
Giesela Schubert schildert das Forschungs-Praxis-Projekt peer³ – fördern_vernetzen_qualifizieren des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, welches bundesweit modellhafte medienpädagogische Peer-to-Peer-Projekte unterstützt. Aus Platzgründen konnten leider nicht alle Steckbriefe der Praxisprojekte in dieser Ausgabe abgedruckt werden. Weitere Beiträge, die das Spektrum an Projektbeispielen beträchtlich erweitern, finden Sie online unter merz-zeitschrift.de: Mike Bourquin stellt den Beteiligungsprozess in der Verbandsgemeinde Offenbach an der Queich vor. Erik Flügge erörtert den Prozess der Beteiligung Jugendlicher bei Planung und Bau eines Jugendhauses in Biberach. Ann-Kathrin Fischer und Tim Schrock beschreiben Strukturierter Dialog des Deutschen Bundesjugendring, ein Projekt, um Jugendliche als eigenständige Akteurinnen und Akteure systematisch in politische Entscheidungen zu ausgewählten europäischen Themen einzubeziehen. Ulrich Tausend schildert Erfahrungen aus einem Minecraft-Workshop für Zwölf- und 13-Jährige zum Thema Stadtentwicklung.
Literatur:
Pörksen, Bernhard (2015). Die fünfte Gewalt. Die Macht der vernetzten Vielen. Vortrag auf der re:publica 2015. www.youtube.com/watch?v=EnM8TmIFTVc [Zugriff: 07.09.2015]
- Jürgen Ertelt: #witzefrei
Jürgen Ertelt: #witzefrei
Spaß beiseite, Ernst komm' her. Es geht um Medienkunst. Und um Medienkompetenz. Der schmale blasse Junge mit seiner kleinen Looser-Show Neo Magazin Royale (bisher nur etwa 300.000 Zuschauerinnen und Zuschauer je Erstausstrahlung im TV) soll hier mit einem verdienten Lob- und Dank- ‚Gedicht‘ bedacht werden. Jan Böhmermann heißt die in einem fast 50-köpfigen Produktionsteam eingebettete Figur des gleichnamigen Schauspielers, Sängers, Entertainers und Moderators Jan Böhmermann und er spielt sie virtuos und gut, auf der vollständigen Klaviatur der Medien, online und offline. Er schafft in seiner Sendung mit der Maus für Erwachsene den Spagat von belustigender Unterhaltung und ernsthafter Aufklärung mit dem schärfsten Besteck des Narren – der Satire. Nein, er ist weder egomaner Clown noch arroganter Spießbürger, wie ihn viele Kritikerinnen und Kritiker unverstanden darstellen. Die lauten Rufer, die ihm spätpubertierendes Verhalten vorwerfen, verwechseln Rolle und Person, verstehen den Witz schlicht nicht und gehen ihm so dennoch auf den Leim – wie auch Kanzlerin Merkel, Staatspräsident Erdogan sowieso, BILD-Springer-Döpfner mit falscher Solidarität, und irgendein Hinterbänkler im Bundestag, der das umstrittene Erdogan-Schmähgedicht ohne Kontext in der Debatte um den Majestätsbeleidi-gungsparagrafen rezitierte. Jan Böhmermann, dessen satirischer Beitrag zur Kunstfreiheit innerhalb weniger Tage zur Staatsaffäre wuchs und in den Google-Suchtrends die zeitgleichen Panama Papers weit hinter sich ließ, ist nicht der Staatsfeind Nummer Eins – wohl aber die, die Gegenstand seiner medialen Attacken sind. Jan Böhmermann ist Peter Pan und Robin Hood, Hacker und Aufklärer, Zauberlehrling und Dadaist, Wallraff und Ego-Shooter der Medienkritik, und ein bisschen ‚Au Weiwei‘ :-) – Baacke würde es gefallen. Wir verdanken dem Grimme-Preisträger in der Medienpädagogik den Stinkefinger-Hack #Varoufake und die Entlarvung der geskripten Schwieger-Freakshow #Verafake. Und er macht uns deutlich, dass Journalismus den Medienumbruch noch immer nicht durchdrungen hat. Während Jan Böhmermann mit millionenfacher Reichweite in den Social Media am Beispiel eines bewusst verletzenden Gedichtes vielschichtig ungeklärte Fragen des europäischen Wertegebildes, den Preis der Flüchtlingskrise, der durch einen Autokraten annektierten Demokratie und nicht zuletzt der Presse- und Kunstfreiheit thematisiert, befassen sich die alten Medien mit dem Boten statt mit der überbrachten Nachricht. Der Narr hält den Spiegel bereit und die Hineinschauenden erkennen sich dennoch nicht. Das ist witzig. Wir müssen uns ernsthaft Sorgen machen, dass das Geschäft der anprangernden Analyse und mutigen Bewertung heute mehr von Kabarettisten des Formats wie Schmickler, Pispers, Wagner, Priol, Kalkofe, Kebekus, [nein, Nuhr macht nur Unterhaltung] Böhmermann in Sendungen wie Die Anstalt, extra 3, heute-show oder Mitternachtsspitzen geleistet wird und nicht von gelernten Medienwerkerinnen und -werkern in Politmagazinen und Tageszeitungen. Besonders steil ist das Gefälle in den Weiten des Internets: Dort ist die klassische Berichterstattung fast gar nicht mehr sichtbar und die Stars des politischen Theaters feiern dort Reichweiten, die das Fernsehenund die Zeitung nicht mehr aufholen kann. Was bleibt: Letztlich entscheiden die Gerichte über #freeboehmi und #freecumhuriyet.
[Service: Der Autor stellt gerne den wegen vorgeschobener Qualitätsmängel zensierten Auftritt (nicht nur das alberne Gedicht!) zum Download für lehrende Zwecke zur Verfügung. Den Link zur Sicherungskopie gibt es nach Mail an merz@ertelt.info]
Beitrag aus Heft »2016/03: Empowerment und inklusive Medienpraxis«
Autor: Jürgen Ertelt
Beitrag als PDF - Niels Brüggen und Jürgen Ertelt: Jugendarbeit ohne social media?
Niels Brüggen und Jürgen Ertelt: Jugendarbeit ohne social media?
‚Jugendarbeit mit social media‘ ist keine Selbstverständlichkeit. Für Jugendliche sind aber Soziale Netzwerkdienste integraler Bestandteil ihrer Lebenswelt. Der Beitrag beleuchtet dieses Spannungsfeld und die Veränderungen, die als Chancen und Herausforderungen aus der zunehmenden Durchdringung nahezu aller Lebensbereiche mit Medien und insbesondere social media für Jugendarbeit folgen.
Literatur:
Fuhs, Burkhard/Lampert, Claudia/Rosenstock, Roland (Hrsg.) (2010). Mit der Welt vernetzt. Kinder und Jugendliche in virtuellen Erfahrungsräumen. München: kopaed.
Gräßer, Lars (2011). Neue Formate für die Medienbildung? In: mekonet – dossier zur medienbildung. www.bit.ly/e25GFz; www.piratepad.net/OIhidAJaUg [Zugriff: 06.05.2011]
JFF (2010). webhelm. die werkstatt-community für daten, rechte und persönlichkeit. Materialien für pädagogische Fachkräfte. Herausgegeben von JFF – Institut für Medienpädagogik und Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. www.webhelm.netzcheckers.net///assets/webhelm/dateibox/1292269402_webhelm_Broschuere. pdf [Zugriff: 06.05.2011]
Krotz, Friedrich (2009). Mediatization: A Concept With Which to Grasp Media and Societal Change. In: Lundby, Knut. (Hrsg.), Mediatization. Concept, changes, consequences. New York: Peter Lang Publishing, S. 21-40.
Lundby, Knut (2009). Introduction: ‘Mediatization’ as Key. In: ders. (Hrsg.), Mediatization. Concept, changes, consequences. New York: Peter Lang Publishing, S. 1-18.
Poli, Daniel (2010). Digitale Jugendbildung am Beispiel der Kampagne „watch your web“, Online-Dokument unter www.jugendhilfeportal.de/wai1/showcontent. asp?ThemaID=6159 [Zugriff: 06.05.2011]
Rheingold, Howard (2008). Using Participatory Media and Public Voice to Encourage Civic Engagement. In: Bennett, W. Lance (Hrsg.), Civic Life Online. Learning How Digital Media Can Engage Youth. The John D. and Catherine T. MacArthur Foundation Series on Digital Media and Learning. Cambridge, MA: MIT Press, S. 97-118. www.mitpressjournals.org/doi/pdf/10.1162/dmal.9780262524827.097 [Zugriff: 06.05.2011]
Schorb, Bernd/Würfel, Maren/Kießling, Matthias/Keilhauer, Jan (2010). MeMo_SON10 – Medienkonvergenz Monitoring Soziale Online-Netzwerke-Report. www.unileipzig.de/~mepaed/sites/default/files/MeMo_SON10.pdf [Zugriff: 06.05.2011]
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels/Gebel, Christa (2010). Persönliche Informationen in aller Öffentlichkeit? Jugendliche und ihre Perspektive auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in Sozialen Netzwerkdiensten. Teilstudie im Projekt „Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplattform für Jugendliche“ im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). München: JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. www.jff.de/dateien/JFF-Bericht_Datenschutz_Persoenlichkeitsrechte. pdf [Zugriff: 06.05.2011]
- Niels Brüggen und Jürgen Ertelt: Editorial
Niels Brüggen und Jürgen Ertelt: Editorial
Weit über 300 Kolleginnen und Kollegen der Medienpädagogik haben sich selbstorganisiert in einer offenen Gruppe auf Facebook zusammen geklickt und sind mit täglich neuen Beiträgen, Links, Fragestellungen und hilfreichen Antworten aktive Nutzerinnen und Nutzer einer bis dato nicht möglichen Form des fachlichen Austauschs. In nur wenigen Monaten ist dieser offene, unverbindliche, freiwillige und doch effiziente Zusammenschluss zu einem Anlaufpunkt für unterschiedliche Inhalte aus Schule, Jugendarbeit und Politik gewachsen. Interdisziplinär und auf kurzen Wegen werden hier Ideen und Meinungen kommuniziert.
Aus diesem Pool des informellen und informativen Austauschs gab es (beispielhaft für eine weitere Facette von social media in der Jugendarbeit) auch den Hinweis auf ein Videoprojekt an einer Schule in Baden-Württemberg: Der Energiekonzern EnBW hatte Anfang des Jahres einen Videowettbewerb zum Thema Kernenergie ausgeschrieben. Der Anti-Atomkraft-Clip, der mit medienpädagogischer Begleitung in einer Hauptschule entstand, wurde zwar aufgrund urheberrechtlicher Einwände nicht zum Wettbewerb zugelassen, aber dennoch auf youtube.com veröffentlicht. Angestoßen durch Medienpädagoginnen und -pädagogen startete eine virale Verbreitung des Videos als Beispiel für Jugendpartizipation mit Medien zu dem wieder aktuell gewordenen Thema „Atomausstieg“. Das Video wie auch die Hintergrundgeschichte kursierte zunächst in den Netzmedien, fand dann aber auch Einzug in die klassische Berichterstattung in Zeitung und TV (dokumentarisch erzählt auf www.storify.com/bjoernfr/kritischeenergiereporter). Das Ergebnis des Videoprojekts stand Wochen nach Abschluss plötzlich im medialen Fokus.
Die Selbstorganisation von medienpädagogisch Tätigen auf Facebook und die Geschichte um die ‚Anti-AKW-Kids‘ sind zwei Phänomene, die Schlaglichter auf die Bedeutung von social media für Jugendarbeit werfen. Selfempowerment ohne zu fragen und abseits bestehender Strukturen zeigen das Potenzial der Nutzung von frei zugänglichen Online-Vernetzungshilfen auf. Die Möglichkeit, eigene kritische Standpunkte vermeintlich mächtigen Meinungslobbyisten entgegenzustellen, ist ein weiterer Aspekt, der auf der schnellen Verbreitung und vielfachen Bewertung und Unterstützung medialer Produkte und der dabei entstehenden, aber unkontrollierbaren Resonanz aufsetzt.Die Assoziation zu den Umwälzungen in Nordafrika hier ‚im Kleinen‘ scheint nahezuliegen: Sind dies Facebook-Revolutionen oder ist Facebook ein revolutionäres Werkzeug? Via Kurznachrichtendienst Twitter haben wir von Christoph Kappes und seiner Analyse der Leistungsfähigkeit von social media in Umbruchzeiten erfahren. Seine Betrachtung beschreibt für uns auch das Potenzial für soziale Arbeit mit Jugendlichen und social media. Zu berücksichtigen sind aber auch die Problembereiche von social media und die Herausforderungen für pädagogische Arbeit, die daraus entstehen.Wir, die betreuende Fachredaktion dieser merz-Ausgabe, haben uns schon einige Zeit mit den Fragen einer möglichen online-Jugend(medien) arbeit befasst. Dabei stellten wir fest, dass eine Übersicht zu den bereits bestehenden Aktivitäten von Jugendarbeit mit und im Netz noch nicht erfasst wurde.
merz startete daraufhin einen call for projects, natürlich in social networks. Die Resonanz war überraschend eindrucksvoll: Über 1.000 Aufrufe aber nur 21 Beiträge stehen vielleicht symbolisch für das große Interesse am Thema, aber zugleich die noch nicht systematisierten Erfahrungen der Arbeit. Jugendarbeit mit social media ist keineswegs selbstverständliche Praxis. Die in diesem Heft versammelten Projekte und Initiativen geben aber Anregungen für mögliche Zugänge zum erweiterten digitalen Lebensraum Jugendlicher mit (medien-)pädagogischen Angeboten – und dies in unterschiedlichen pädagogischen Arbeitsfeldern. Dabei zeigen sich Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in den Erfahrungen in der Gemeinwesen-, Streetwork- und Jugendverbandsarbeit wie auch in der offenen Jugendarbeit, aus schulischen Kontexten oder der Jugendmedienarbeit. Mit einer Palette von Beiträgen wollen wir ein Spektrum der Ideen und Möglichkeiten sowie beispielhafte Ansätze vorstellen. Dazu haben wir theoretisch-fundierende Betrachtungen und Beiträge aus der Praxis, die konkrete Erfahrungen reflektieren, im Themenschwerpunkt zusammengestellt.Das Spektrum der angebotenen Projekte und Beispiele sowie ergänzend angebotene Beiträge haben uns veranlasst, eine online-Erweiterung des vorliegenden Heftes zu realisieren. Alle Beiträge zur Momentaufnahme Jugendarbeit und social media und weitere nicht gedruckte Beiträge finden Sie auf www.merz-zeitschrift.de/jugendarbeit.Für die Arbeiten an diesem Heft haben wir selbst die kooperativen und kollaborativen Möglichkeiten von social media-Angeboten genutzt. Die Kommunikation mit einigen Autorinnen und Autoren lief nicht nur über die klassische E-Mail, sondern auch via (geschlossenen) Facebook-Gruppen, Mindmaps, sowie Etherpads und GoogleDocs zum zeitgleichen Editieren und Kommentieren von Textentwürfen.
Wir hoffen, dass dies einen Beitrag zur Qualität dieses Heftes leisten konnte und freuen uns über ihr Feedback im merz-Forum, auf dem Facebook-Profil der merz oder auf Twitter mit dem Hashtag #merz.
- Jürgen Ertelt: „StaSi reloaded“
Jürgen Ertelt: „StaSi reloaded“
Die Verfilmung des Romans 1984 trifft nur annähernd die Tragweite des Welt-Überwachungsskandals, den der Whistleblower Edward Snowden in Teilen öffentlich gemacht hat – mit Daten aus 2008. Stecken wir in 2014 bereits in einer Matrix-Interpretation des Terminator 4-Films mit einem Held namens Snowden oder ist es die potenzierte Daten-Apokalypse mit dem falschen Endzeitdatum 2012? Die Komplexität der Überwachungsmaschinerie überfordert den Einzelnen in seiner Vorstellungskraft, man glaubt im falschen Film zu sein – lebt aber in einer alltagskontrollierten Welt. Die Überforderung lähmt den Widerstand und die politische Handlungsunfähigkeit der betroffenen Regierungen gefährdet das hohe Gut der Demokratie. Die Überwachung wirkt tief nach ihrer Offenkundigkeit: Nur wenige Journalistinnen und Journalisten thematisieren sie in gebotener Vehemenz und Kontinuität der Anklage, Anonymous-Aktivistinnen und -Aktivisten fürchten um ihre Anonymität und werden zahm. Die belächelten Aluhut-Trägerinnen und -Träger der Verschwörungstheoretiker-Fraktion haben Recht behalten – aber hilft es, einen Aluhut zum Schutz zu bauen? Es besteht die Gefahr, dass wir wie ein Kind im Glashaus reagieren und uns durch artiges Verhalten nicht mehr der offensichtlichen Beobachtung ausgesetzt fühlen.
Das nahm auch der Frosch an, der im langsam erhitzen Wasser doch noch den brühenden Tod fand. Wir dürfen uns nicht mit einer staatlichen Totalüberwachung arrangieren! Und nein, es geht nicht um Datenarmut in Social Media, sondern um die Freiheit, meine persönliche Öffentlichkeit selbst zu bestimmen, ohne gefährdet zu sein oder als Gefahr sortiert zu werden. Die geschätzten Kolleginnen und Kollegen vom Chaos Computer Club und andere Netzaktive fordern in Konferenzen als Reaktion mehr und neue Verschlüsselung im Wettrüsten gegen den Überwachungsstaat; man möge in die Geheimdienste eintreten und diese unterwandern, die Schwarmintelligenz soll ein neues Netz bauen. Also doch Matrix-Revolution? Dem gegenüber stehen die immer wieder zu hörenden absurden Argumente der Fatalistinnen und Fatalisten sowie anderer politischer Opfer, die leider die überwachte Mehrheit stellen: Die leichte Beute spricht von ‚Terrorismus verhindern‘ und ‚selber nichts zu verbergen‘. Der nächste richtige Schritt in Deutschland wäre, die sich eigentlich selbst verbietende Vorratsdatenspeicherung zu streichen. Daran könnte die ‚GroKo‘ gewinnen. Unterm Strich müssen wir dennoch mit Überwachung leben, zumindest bis zum Weltfrieden.
Dies ist auch eine Herausforderung für die Medienpädagogik. Sie muss politischer agieren und mediale Überwachungstechnologien und deren Sabotage erklären und in Praxis-Workshops einen neuen Code gestalten und hacken trainieren. Das Internet wird nie wieder so sein wie es war. Wer das nicht glaubt, möge bitte jetzt deutlicher sprechen, die Webcam in einen 90 Grad-Winkel stellen und vor Verlassen des Hauses bitte die Akkus seines Mobiles aufladen.
Beitrag aus Heft »2014/01: Machtmittel Medien – Pädagogik ohne Macht«
Autor: Jürgen Ertelt
Beitrag als PDF - Jürgen Ertelt: Einchecken und einsteigen: netzcheckers.de
Jürgen Ertelt: Einchecken und einsteigen: netzcheckers.de
Das Jugendportal netzcheckers.de tritt an, um bevorzugt Jugendliche, die bisher nicht online waren, ans Netz zu bringen. Information, Online-Lernen, Online-Beratung, aktive Kommunikation, Unterhaltung und Emotionalität sind die tragenden Säulen dieses Jugendportals der Bundesinitiative Jugend ans Netz. Das Konzept des Portals beinhaltet das Ineinandergreifen von Information, Kommunikation und Aktion, welches eine Anbindung und ein wiederkehrendes Interesse der Jugendlichen an dem Jugendportal zum Ziel hat. Communitytreffs und real-virtuelle Aktionen realisieren die Annahme und Vermittlung von Informationen und befähigen über mediale Mitmach-Aktivitäten von Chat bis Online-Radio zum kompetenteren Umgang mit Multimedia und Internet. netzcheckers.de berücksichtigt hierbei die rezeptiven Mediengewohnheiten der bisher noch offline stehenden Jugendlichen und lädt mit einem frischen gängigen Design und aktuellen Inhalten zum Mitmachen ein.Partizipation ist auf dem Jugendportal Prinzip: Zur Stärkung kommunikativer und sozialer Kompetenzen werden die jugendlichen NutzerInnen durch konsequentes Anbieten und Auffordern zu eigenen Beiträgen ermutigt. Sie sollen sich in jeglicher medialer Form und in vollem Umfang beteiligen können. Ein selbstproduzierter Radiobeitrag, ein geschriebener Kurz-Kommentar zu einem Artikel oder ein geknipstes Bild zum „Thema der Woche“ sind Beispiele für das Mitwirken im Portal. Die Themenbereiche von netzcheckers.de verzweigen in verschiedene Inhalte, zu denen einzelne redaktionelle Beiträge angelegt werden.
Den einzelnen Artikeln sind Aktionsmodule zugeordnet, wie z.B. Weblog1, Chat, Tauschbörse, Forum etc. Das Themenfeld Liebe verzweigt so z.B. zum inhaltlichen Bereich Sexualität und dieser wiederum zum Thema Verhütung. An dem Beitrag Verhütung lassen sich die Angebote von Beratungschats bis Fotostory „andocken“. Über diese thematischen Verzweigungen finden auch Angebote der Jugendhilfe ihre Darstellung auf dem Jugendportal. Ein Feedback der jugendlichen User ist hier jederzeit und überall möglich. Alle redaktionellen Anbieter erhalten damit die Möglichkeit, ihre Beiträge von der jugendlichen Zielgruppe kommentieren und weiterentwickeln zu lassen.Eine Vielzahl an aktiven Modulen von Fotoalbum, Diskussionsforum, Weblog bis hin zum Wikiwiki2 stehen dazu als kombinierbare Werkzeuge zur Verfügung. Den jugendlichen NutzerInnen wird u.a. über Weblogs ein eigener persönlicher Gestaltungsraum angeboten, der leicht eingerichtet und genutzt werden kann. netzcheckers.de bietet zur Gestaltung der Tagebücher vorbereitete Layouts an. Die UserInnen können dort eigene Texte und Bilder ohne HTML-Kenntnisse einstellen. Über die angebotenen vielfältigen Möglichkeiten erschließen sich die jugendlichen NutzerInnen auch im virtuellen Raum ihre Lebenswelt, indem sie aufgefordert sind, aktiv und verantwortlich eigene Standpunkte einzubringen. Sie sind gleichberechtigte Partner in der Ausgestaltung des Jugendportals und in ihren Interessen und Meinungen ernstgenommene Einwohner – nicht nur des Webangebotes.Damit eine Community-Bildung greifen kann, leistet das Portal folgenden Mehrwert:- Navigation für “Einsteiger”- Contentsharing und Infopool. Import und Export von Datenbank-gestützten Inhalten anderer kooperierender Internetangebote werden optional angeboten (RSS-Feeds und Verfügbarmachen einer SOAP-Schnittstelle). So erhalten die Partner die Möglichkeit, unkompliziert und automatisiert Inhalte ins Portal einzubringen.- Niederschwelliges Redaktionssystem. Zur niederschwelligen Nutzung des Redaktionssystems wird ein step by step geführter Ablauf zur Eingabe von Titel, Text, Bild etc. angeboten. Das Redaktionssystem / Contentmangementsystem mit einem fein verzweigten Rechtesystem unterscheidet nicht mehr zwischen Frontend und Backend. Redaktionelle Eingaben werden sofort in die dargestellte Webseite editiert.- Forschung. Unter Zustimmung der jugendlichen Besucher werden die Nutzungsqualitäten befragt und evaluiert. Die Ergebnisse werden zur Optimierung des Portalangebotes im Interesse der Zielgruppe berücksichtigt.- Barrierefreiheit.
Der barrierefreie Zugang wird ständig optimiert.Die Bereiche Information, Online-Lernen, Online-Beratung und Community stellen strukturell auf netzcheckers.de keine voneinander abgetrennten Bereiche dar. Die gesamte Struktur auf dem Portal ist themenorientiert, d.h. zu verschiedenen inhaltlichen Themen (z.B. Musik) werden verschiedene Aktivitäten (z.B. Voting „Popsong der Woche“), Beteiligungsformen (z.B. Anlegen eines Weblogs zur Popsängerin Pink) und Weiterverzweigungen / Links (z.B. zu dem Onlinelernangebot „Digitale Songproduktion“) zugeordnet. Die Gliederung der Themenbereiche wurde unter der Berücksichtigung eines Thesaurus der Jugendinformation vorgenommen. Erfolgreiche Webangebote haben eine Entsprechung im physischen Leben: Kommunikation und Freundschaften im Web entstehen über angebotene Erlebnisräume, die Brücken von „real life“ zu „digital life“ sind. Events und niederschwellige Aktionen schaffen daher Anlässe zum Besuch des Jugendportals. Medien sollen selber (mit-)gestaltet werden. So wird z.B. nicht nur über das Machen einer Zeitung informiert, Schülerzeitungen nicht nur vorgestellt, sondern konkrete Projekte zum Mitmachen empfohlen und angeboten. Die netzcheckers.de-Redaktion begleitet zu diesem Zweck Events vor Ort und schafft die dafür nötigen Voraussetzungen. Die Ideen zu diesen netzcheckers.de-Aktionen sollen gleichwohl Anregung und Beispiel für Einrichtungen und Träger der Jugend- und Kulturarbeit für eigene Angebote sein. Eine Nachahmung ist erwünscht.Lebensbejahende Freude und Spaß, Glaubwürdigkeit, Echtheit und Personenbezüge sind Zutaten, die das Jugendportal zur erfolgreichen Jugend-Startpage machen kann. Die kooperativen Partner-Aktivitäten stärken hierbei die Vernetzung der Jugendhilfe und der Bundesinitiative Jugend ans Netz.
Anmerkungen
1 Weblogs sind Homepages, die wie Tagebücher geführt werden, die privat bleiben, aber auch öffentlich gemacht werden können.
2 Wikiwiki ist eine Form des online Webseiten-Schreibens: Jeder darf den Beitrag des anderen direkt überschreiben / ergänzen. Nach diesem Prinzip funktioniert u.a. auch www.wikipedia.org .