Nadine Jünger
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- Christa Gebel, Nadine Jünger, Ulrike Wagner: Online-Mediengebrauch Jugendlicher
Christa Gebel, Nadine Jünger, Ulrike Wagner: Online-Mediengebrauch Jugendlicher
Wie sich Jugendliche Onlinemedien aneignen, um sich und andere über Themen von gesellschaftlicher Relevanz zu informieren, bildet die zentrale Frage eines DFG-geförderten Forschungsprojekts des JFF und der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig.1 Ergebnisse aus der standardisierten Teilstudie zeigen, dass jugendliche Onliner – einschließlich der an gesellschaftlich bedeutsamen Themen Interessierten – die Potenziale des Internet für den aktiven Umgang mit Information bei Weitem nicht ausschöpfen. Werden sie aktiv, so geschieht dies häufig vermittels Sozialer Netzwerkdienste: Über die Hälfte der Befragten hat in einer solchen Struktur schon einmal andere zu einem gesellschaftlich relevanten Thema informiert.1 Das Projekt wurde im Rahmen des DFG-Forschungsschwerpunkts Mediatisierte Welten unter dem Geschäftszeichen TH 1575/1-1 gefördert.
Literatur:
Albert, Mathias/Hurrelmann, Klaus/Quenzel, Gudrun(2010). Jugend 2010: Selbstbehauptung trotz Verunsicherung? In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. 16. Shell Jugendstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 37-51.
BITKOM (Hrsg.) (2011). Jugend 2.0. Eine repräsentative Untersuchung zum Internetverhalten von 10- bis 18-Jährigen. Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. Online verfügbar unter www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Studie_Jugend_2.0.pdf [Zugriff: 15.05.2013].
Gaiser, Wolfgang/Rijke, Johann de (2007). Eurobarometer und DJI Jugendsurvey. Europa im Blick der Jugend. In: DJI Impulse, H. 2, S. 5-7.
Jarren, Otfried/Donges, Patrick (2011). Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Eine Einführung. 3. grundlegend überarbeitete und aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2009). JIM-Studie 2009. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Online verfügbar unter www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf09/JIM-Studie2009.pdf [Zugriff: 15.05.2013].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2011). JIM-Studie 2011. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Online verfügbar unter www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf11/JIM2011.pdf [Zugriff: 15.05.2013].
Gille,Martina/Gaiser Wolfgang/Sabine Sardei-Biermann/de Rijke, Johann (2006). Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland: Lebensverhältnisse, Werte und gesellschaftliche Beteiligung 12- bis 29-Jähriger. Wiesbaden: VS Verlag.
Schmid, Christine (2004). Politisches Interesse von Jugendlichen. Wiesbaden: DVU/GWV.
Schmidt, Jan-Hinrik/Paus-Hasebrink, Ingrid/Hasebrink, Uwe (2009). Entwicklungsaufgaben im Social Web. In: dies. (Hrsg.), Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin: Vistas , S. 265-274.
Schneekloth, Ulrich (2010). Jugend und Politik: Aktuelle Entwicklungstrends und Perspektiven. In: Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. 16. Shell Jugendstudie. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, S. 129-164.
Schulz, Winfried (2011). Politische Kommunikation. Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung. 3., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.
Siri, Jasmin/Melchner, Miriam/Wolff, Anna (2012). The Political Network. Parteien und politische Kommunikation auf Facebook. In: Zurawski, Nils/Schmidt, Jan-Hinrik/Stegbauer, Christian (Hrsg.), Phänomen „Facebook“. kommunikation@gesellschaft, Sonderheft Nr. Beitrag 6, S. Beitrag 6.
Spaiser, Viktoria (2011). Das politische Potenzial des Internets. In: Heitmeyer, Wilhelm/Mansel, Jürgen/Olk, Thomas (Hrsg.), Individualisierung von Jugend. Zwischen kreativer Innovation, Gerechtigkeitssuche und gesellschaftlichen Reaktionen. Weinheim: Juventa, S. 147–164.
Wagner, Ulrike (2008). Medienhandeln in Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. München: kopaed.
Wagner, Ulrike/Theunert, Helga/Gebel, Christa/Schorb, Bernd (2012). Jugend und Information im Kontext gesellschaftlicher Mediatisierung. In: Krotz, Friedrich/Hepp, Andreas (Hrsg.), Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze. Wiesbaden: VS Verlag, S. 307-329.
Westle, Bettina. (2006). Politisches Interesse, subjektive politische Kompetenz und politisches Wissen – eine Fallstudie mit Jugendlichen im Raum Nürnberg. In: Brettschneider, Frank/van Deth, Jan/Roller, Edeltraud, Jugend und Politik: „Voll normal!“. Der Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung. Wiesbaden: VS Verlag.
Beitrag aus Heft »2013/03: Jugend und Information in der mediatisierten Gesellschaft«
Autor: Christa Gebel
Beitrag als PDF - Thomas Rakebrand, Nadine Jünger: Das Internet als Informationsmedium Heranwachsender
Thomas Rakebrand, Nadine Jünger: Das Internet als Informationsmedium Heranwachsender
Dass das Internet mit Blick auf Information eine der zentralen Anlaufstellen Jugendlicher geworden ist, belegen zahlreiche Untersuchungen. Dieser Beitrag sucht Antworten auf die Frage, welche Rolle informationsbezogene Online-Tätigkeiten in den Alltags- und Lebenszusammenhängen Heranwachsender spielen. Grundlage hierfür bilden ausgewählte Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Leipzig zum Informationshandeln Zwölf- bis 19-Jähriger.
Literatur:
BITKOM [Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.] (2011). Jugend 2.0. Eine repräsentative Untersuchung zum Internetverhalten von 10- bis 18-Jährigen. Online: www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Studie_Jugend_2.0.pdf [Zugriff: 18.01.2012].
Jünger, Nadine (2012). Der Stellenwert des Internets als Musik- und Hörmedium Heranwachsender. In: Schorb, Bernd (Hrsg.), Klangraum Internet. Report des Forschungsprojektes Medienkonvergenz Monitoring zur Aneignung konvergenter Hörmedien und hörmedialer Online-Angebote durch Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren. Universität Leipzig. S. 15-37. Online: www.unileipzig.de/mepaed/sites/default/files/dok/Report_Klangraum%20Internet_0.pdf [Zugriff: 19.11.2012].
Lauber, Achim/Hajok, Daniel (2000). Freizeit und Politisches: Interessen Jugendlicher. In: Schorb, Bernd/Theunert, Helga (Hrsg.), „Ein bisschen wählen dürfen…“. Jugend – Politik – Fernsehen. Eine Untersuchung zur Rezeption von Fernsehinformation durch 12- bis 17-Jährige. München: Kopäd. S. 37-59.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2012). JIM-Studie 2012. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: mpfs.
Rakebrand, Thomas/Jünger, Nadine/Ratthei, Marika(2012). Der produktiv-gestalterische Umgang Jugendlicher mit Musik. In: Schorb, Bernd (Hrsg.), Klangraum Internet. Report des Forschungsprojektes Medienkonvergenz Monitoring zur Aneignung konvergenter Hörmedien und hörmedialer Online-Angebote durch Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren. Universität Leipzig. S. 38-63. Online: www.uni-leipzig.de/mepaed/sites/default/files/dok/Report_Klangraum%20Internet_0.pdf [Zugriff: 19.11.2012].
Schiefele, Ulrich/Winteler, Adolf (1988). Interesse – Lernen– Leistung. Eine Übersicht über theoretische Konzepte, Erfassungsmethoden und Ergebnisse der Forschung. In: Schiefele, Ulrich/Krapp, Andreas (Hrsg.), Gelbe Reihe. Arbeiten zur Empirischen Pädagogik und Pädagogischen Psychologie, 14, München.
Schorb, Bernd/Keilhauer, Jan/Würfel, Maren/Kießling, Matthias (2008). Medienkonvergenz Monitoring Report 2008. Jugendliche in konvergierenden Medienwelten. Universität Leipzig. Online:
Beitrag aus Heft »2013/03: Jugend und Information in der mediatisierten Gesellschaft«
Autor: Nadine Jünger
Beitrag als PDF - Claudia Kuttner und Nadine Jünger: Privatsphären- und Datenschutz aus der Perspektive Jugendlicher
Claudia Kuttner und Nadine Jünger: Privatsphären- und Datenschutz aus der Perspektive Jugendlicher
Soziale Online-Netzwerke geraten nicht zuletzt durch Datenschutzverstöße und unübersichtliche Menüs zur Verwaltung der Privatsphäreeinstellungen immer wieder in die Kritik. Dennoch erfreut sich insbesondere die Plattform Facebook zunehmender Beliebtheit – auch unter jüngeren Onlinerinnen und Onlinern. Die Untersuchungen des Forschungsprojekts Medienkonvergenz Monitoring geben Aufschluss darüber, welchen Stellenwert Datenschutz für Heranwachsende hat und wie sich dies im konkreten Handeln niederschlägt.
Literatur:
Brüggen, Niels (2009). Auf den Online-Spuren von Jugendlichen und ihren Vorstellungen von Privatsphäre. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), (K)Ein Ende der Privatheit. Strategien zur Sensibilisierung junger Menschen beim Umgang mit persönlichen Daten im Internet. Berlin: RabenStück Verlag. S. 117-126.
Kuttner, Claudia (2011). „Nicht sichtbar zu sein, finde ich aber auch sinnlos“ – Heranwachsende in Online-Communitys: Chancen und Herausforderungen. In: ajs-info. Zeitschrift für Kinder- und Jugendschutz des Vereins Aktion Jugendschutz Sachsen e. V. (ajs), 12, S. 19-24.
Meister, Dorothée M./Meise, Bianca (2009). Sozial medienkompetent – Jugendliche in virtuellen sozialen Netzwerken. In: Gapski, Harald/Gräßler, Lars (Hrsg.), Medienkompetent in Communitys. Sensibilisierungs-, Beratungs- und Lernangebote. Schriftenreihe Medienkompetenz des Landes Nordrhein-Westfalen, Band 8. Düsseldorf/München: kopaed. S. 21-32.
Paus-Hasebrink, Ingrid /Hasebrink, Uwe (2011). Der Umgang von Heranwachsenden mit dem Social Web. Handlungstypen, Chancen und Risiken. In: Hoffmann, Dagmar /Neuß, Norbert/Thiele, Günter (Hrsg.), Stream your life!? Kommunikation und Medienbildung im Web 2.0., Schriften zur Medienpädagogik, Band 44. München: kopaed. S. 33-44.
Schmidts, Simone/Mucundorfeanu, Meda (2010). Online Soziale Network Seiten und deren Anwendungen. Journal of Media Research, 6, S. 75-85.
Schorb, Bernd/Würfel, Maren/ Kießling, Matthias/ Keilhauer, Jan (2010). MeMo_SON10. Medienkonvergenz Monitoring Soziale Online-Netzwerke-Report 2010. Online: www.uni-leipzig.de/mepaed/medienkonvergenzmonitoring/publikationen/ [Zugriff: 10.04.2012].
Schorb, Bernd (2005). Medienkompetenz. In: Hüther, Jürgen/Schorb, Bernd (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. 4., vollständig neu konzipierte Auflage. München: kopaed. S. 257-262.
Schorb, Bernd/Würfel, Maren (2011). Social Networks, Real-Time-Web, Medienkonvergenz. Was heißt Medienkompetenz heute? In: Hoffmann, Dagmar/Neuß, Norbert/Thiele, Günter (Hrsg.), Stream your life!? Kommunikation und Medienbildung im Web 2.0., Schriften zur Medienpädagogik, Band 44. München: kopaed. S. 57-69.
Welling, Stefan (2008). Computerpraxis Jugendlicher und medienpädagogisches Handeln. Medienpädagogische Praxisforschung, Band 4. München: kopaed.
Würfel, Maren (2009). Jugendliche in Sozialen Online-Netzwerken und ihr Umgang mit Privatheit. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), (K)Ein Ende der Privatheit. Strategien zur Sensibilisierung junger Menschen beim Umgang mit persönlichen Daten im Internet. Berlin: RabenStück Verlag. S. 84-105.
Beitrag aus Heft »2012/03: Privatsphäre und Datenschutz im Netz«
Autor: Nadine Jünger
Beitrag als PDF - Nadine Jünger: „Also ich gucke da nichts ab“
Nadine Jünger: „Also ich gucke da nichts ab“
In der Pornografisierungsdebatte wurde ein Teil der Schuld an der vermeintlichen sexuellen Verwahrlosung der Jugend dem Porno-Rap gegeben. Aber tragen Frauenarzt und Co. tatsächlich zur ‚Pornofizierung‘ von Jugendsexualität bei? Welche Bedeutung hat Porno-Rap für die sexuelle Sozialisation seiner Hörerschaft? Erste Antworten liefern die Ergebnisse einer explorativen, qualitativen Studie.
Literatur
Arnett, Jeffrey J. (2002). The Sounds of Sex: Sex in Teens' Music and Music Videos. In: D. Brown, Jane/Steele, Jeanne R./ Walsh-Childers, Kim (Hrsg.), Sexual Teens, Sexual Media. Investigating Media's Influence on Adolescent Sexuality. Mahwah/New Jersey: Lawrence Erlbaum Associates. S. 253-264.
Herschelmann, Michael (2009a). Jungen und deutscher (Gangsta)Rap – Sinnrealisation in (stereotypen) Bedeutungen. In: Pech, Detlef (Hrsg.), Jungen und Jungenarbeit. Eine Bestandsaufnahme des Forschungs- und Diskussionsstandes. Baltmannsweiler: Schneider Verlag. S. 172-187.
Herschelmann, Michael (2009b). Sexistischer deutscher Gangsta-Rap: Provokation oder Gefährdung? In: Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e. V. (Hrsg.), Die Jugend(hilfe) von heute – Helfen mit Risiko. Köln: Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren. S. 75-89.
Klein, Alexandra/Sager, Christin (2010). Wandel der Jugendsexualität in der Bundesrepublik. In: Schetsche, Michael/ Schmidt, Renate-Berenike (Hrsg.), Sexuelle Verwahrlosung. Empirische Befunde – Gesellschaftliche Diskurse – Sozialethische Reflexionen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 95-117.
Siggelkow, Bernd/Büscher, Wolfgang (Hrsg.) (2008). Deutschlands sexuelle Tragödie. Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist. Asslar: Gerth-Medien-Verlag.Weller, Konrad (2010). Explizite Lyrik – „Porno-Rap“ aus jugendsexuologischer Perspektive. In: Schetsche, Michael/ Schmidt, Renate-Berenike (Hrsg.), Sexuelle Verwahrlosung. Empirische Befunde – Gesellschaftliche Diskurse – Sozialethische Reflexionen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 207-230.
Beitrag aus Heft »2011/04: Migration und Medien: Vernetzung und Partizipation«
Autor: Nadine Jünger
Beitrag als PDF - Nadine Jünger: Pornogesellschaft?!
Nadine Jünger: Pornogesellschaft?!
Die Frage, ob wir in einer ‚Pornogesellschaft‘ leben stellte sich kaum jemand zum Ende der interdisziplinären Fachtagung Pornografisierung von Gesellschaft?! vom 28. bis 30. Oktober 2010, ausgerichtet von der Fachhochschule Köln, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationskultur (DGPuK). Zwar ist Pornografie schon immer gegenwärtig gewesen, die Vorträge und Workshops im Ganzen deuten jedoch auf eine neue Quantität und ‚Qualität‘ der Verbreitung von pornografischen Inhalten und zugleich auch auf eine neue Qualität der wissenschaftlichen Diskussion. So verließ das Symposium erfreulicherweise die eingetretenen Pfade der erhitzten öffentlichen und häufig medial bestimmten Debatte um die verwahrlosende Wirkung von Hardcorepornografie und öffnete den Blick ebenso für die Bedeutung medialer Phänomene, die nicht der klassischen Definition von Pornografie zuzurechnen sind.
Aus dieser Perspektive lassen sich pornografische Inhalte und Darstellungsformen eben nicht nur in separaten Abteilen der Videotheken oder in den Tiefen des World Wide Web finden, sondern in nahezu jedem medialen Produkt, ob in der Werbung oder in Ratgeberliteratur (Anusch Köppert), im Sport (Daniela Schaaf, Jörg-Uwe Nieland), in Castingshows und Reality Soaps wie Deutschland sucht den Superstar oder Big Brother (Claudia Töpper), auf Mobiltelefonen und in Social Networks wie SchülerVZ (Iren Schulz, Wolfgang Reißmann) oder in Musik(-clips) (Andres Wagenknecht, Julia Jäckel). Insofern verwies die Themenvielfalt der Tagungsbeiträge darauf, dass sich ein zunehmend breites Medienspektrum pornografischer Elemente bedient. Darüber hinaus zeigten insbesondere die Präsentationen von Doris Allhutter und Kristina Pia Hofer, dass sich sowohl Produktions- und Darstellungs-, als auch Rezeptionsmodalitäten von ‚klassischer‘ Pornografie verändert haben. So stünde den Nutzerinnen und Nutzern neben professionellen Produktionen seit einiger Zeit auch ein breites Angebot an Online-Amateurpornografie als – wie Hofer es beschreibt – „fiction of the real“ zur Verfügung. Darüber hinaus wären die Konsumenten von Pornografie nicht länger bloße Rezipienten, sondern könnten über die Bedienung von computergenerierten Sexsimulatoren Pornografie interaktiv mitgestalten. Solange Medien im Alltag allgegenwärtig sind, sind auch pornografische Bezüge in der Gesellschaft allgegenwärtig und scheinen gleichermaßen gesellschaftliche Vorstellungen von Sexualität normierend zu durchdringen.
Wenngleich sich klassische Pornografie neuer Gestaltungs- und Produktionsformen bedient und pornografische Elemente in diverse mediale Unterhaltungsformate Einzug halten, bietet sich aus Sicht der Vortragenden inhaltlich nicht viel Neues. Die Tagungsbeiträge standen zumeist unter dem Stern der Gender-Studies und stellten die mediale Inszenierung von geschlechterhierarchischer und insbesondere heteronormativer Sexualität in das Zentrum der Auseinandersetzung.Die durchweg heteronormativitätskritische Perspektive machte sogar vor vermeintlich feministischen oder gar queeren Darstellungen nicht Halt. So unterzog etwa Julia Bader die TV-Serie The L-Word einer kritischen Analyse und zeigte, wie trotz aller Bemühungen um ‚lesbische Normalität‘ anhand spezifischer Inszenierungsstrategien auch hier heteronormative Strukturen reproduziert werden. Unter dem Schlagwort ‚Pornofeminismus‘ erörterte Paula-Irene Villa wiederum, welche Bedeutung, Chancen und Risiken jenem neuen ‚lustbetonten‘ feministischen Selbstverständnis zuzurechnen sind, wie es beispielsweise Lady Bitch Ray oder Charlotte Roche propagieren. So wurde aus der Diskussion um die ‚Pornogesellschaft‘ schnell eine Diskussion darüber, wie Feminismus in einer sexualisierten (Medien-)Gesellschaft auszusehen hat, was er leisten kann und soll. Einerseits wehrte man sich gegen das Bild der „humorlosen Feministin mit Achselhaaren“ (Myrthe Hilkens) und erkannte im populärkulturellen Feminismus durchaus ‚empowerment‘-Potenziale im Sinne eines selbstbestimmten Umgangs mit dem eigenen Körper. Andererseits sah man in seinem ebenso heteronormativen und pornografisierten Gewand eine Gefahr für Geschlechterdemokratie und sexuelle Vielfalt.
Diesem Trend entgegenzuwirken, hat sich die PorYes-Bewegung als Gegenoffensive zur PorNo-Kampagne verschrieben. Initiatorin Laura Méritt zeigte anhand von Filmausschnitten, wie sich PorYes um sexpositive Darstellungen und um einen Reichtum an sexuellen Ausdrucksweisen bemüht. Ob nun queere oder feministische Pornofilme besser sind als ie des Mainstreams und ob es unbedingt eines Feministischen Pornofilmpreises bedarf, ist fraglich, insofern dies eine Pornografisierung der Gesellschaft womöglich weiter vorantreibt. Nichtsdestotrotz gibt die Philosophie der Bewegung einen Anstoß zu neuen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen (Gegen-)Diskursen, indem sie Pornografie nicht per se als potenzielle Gefahr für die Gesellschaft begreift, sondern indem auch danach gefragt wird, inwiefern sie zur Akzeptanz sexueller Vielfalt beitragen kann. Zwar war von Seiten der geladenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selten die Rede von generell negativen Auswüchsen des Pornografiekonsums, umso mehr wurde aber mahnend auf die mediale Öffentlichkeit gezeigt, deren Moralpaniken um die sexuelle Verwahrlosung der Jugend laut dem Sexualpädagogen Uwe Sielert jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren. Die „Generation Porno“ gebe es im eigentlichen Sinne nicht und zeichne ein unzutreffendes Bild von den Heranwachsenden unserer Zeit, denn gerade heute sei für die Mädchen und Jungen Liebe der zentrale Beweggrund für sexuelles Handeln. Wenn man überhaupt von einer „Generation Porno“ sprechen möchte, dann nur in der Weise, dass diese Generation wie kaum eine andere zuvor mit expliziter Pornografie und pornografisch assoziierten Medieninhalten aufwächst. Schließlich hätten laut einer Studie der Jugendzeitschrift BRAVO zwei Drittel der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren bereits pornografische Bilder gesehen.
In den Vorträgen und Workshops deutet sich unterdessen an, dass pornografische Elemente oftmals nicht mehr als ein Ausdruck von Jugendkultur seien und damit ebenso Bestandteil alltäglicher Kommunikationskultur. Gleichwohl vermittelte der Filmvortrag zum Wuppertaler Medienprojekt von Andreas von Hören den Eindruck, dass die Jugendlichen selbst durchaus kompetent und reflektiert mit pornografischen Darstellungen umgehen können und diese nur selten als handlungsleitend für ihre eigene Sexualität wahrnehmen. Dies enthebe die Pädagoginnen und Pädagogen laut Sielert jedoch nicht von der Pflicht, ihren Beitrag zur Sexualerziehung zu leisten und die Heranwachsenden ‚pornokompetent‘ zu machen. Als Reaktion auf jugendschutzrechtliche Defizite wurde in den Diskussionen immer wieder der Ruf nach Sexual- und Medienkompetenzerziehung laut. An welchen Stellen konkret Handlungsbedarf besteht und wie der pädagogische Beitrag in der Praxis genau auszusehen habe und überhaupt umgesetzt werden kann – im Falle von Pornografie rechtlich gesehen keine leichte Aufgabe –, darauf konnte das auf einen wissenschaftlichen Diskurs angelegte Symposium nur schwer Antworten geben. Zurück blieben einige fragende Gesichter auf Seiten der pädagogischen Fachkräfte. Auf diese Weise zeigte die Tagung, dass sich Schlagworte wie „sexuelle Verrohung“ längst in den Gedächtnissen eingebrannt haben und sich diese nur schwer durch vorsichtige Entwarnungsbekundungen der empirisch Forschenden entkräften lassen. Das Symposium vermochte es dennoch zu vermitteln, dass eine Pornografisierung von Gesellschaft bzw. von Medien nicht zwingend mit einer Pornografisierung von individuell gelebter Sexualität einhergeht und es weiterer wissenschaftlicher Forschung bedarf, diesen Zusammenhang zu ergründen.