Dr. Michael Jäckel
Zur Person
Professor für Soziologie an der Universität Trier, Schwerpunkt Konsum- und Kommunikationsforschung. Forschungsschwerpunkte: Mediensoziologie, Konsum- und Wirtschaftssoziologie, neue IuK-Technologien und Arbeitsorganisation.Beiträge in merz
- Michael Jäckel: „Die Zukunft hat einen Namen: Vielleicht!“
Michael Jäckel: „Die Zukunft hat einen Namen: Vielleicht!“
Tennessee Williams‘ Bonmot „Die Zukunft hat einen Namen: Vielleicht!“ dient als Ausgangspunkt für Überlegungen zur Medienentwicklung, zur Beteiligung an ‚Vorhersage-Spielen’, Prognosen und dergleichen. Dabei soll gezeigt werden, dass beim Griff in die ‚Lostrommel der Zukunft’ immer auch einmal Volltreffer dabei waren, aber auch viele Überraschungen beobachtet wurden, die, weil vorhandene Strukturen gestört wurden, so gar nicht antizipiert werden konnten.
Dr. Michael Jäckel ist Präsident und Professor für Soziologie an der Universität Trier. Er ist Inhaber der Professur für Konsum- und Kommunikationsforschung. Neben der Allgemeinen Soziologie gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten die Bereiche der Medien- und Konsumsoziologie, Neue Kommunikationstechnologien, Arbeitsorganisation und die Soziologie der Zeit.
Literatur:
Adorján, Johanna (2011). „Wir sind noch nicht am Ziel“. Interview mit Jill Abramson. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 45, S. 31.
Baecker, Dirk (2007). Studien zur nächsten Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Beck, Ulrich (1996). „Wissen oder Nicht-Wissen? Zwei Perspektiven „reflexiver Modernisierung““. In: Ulrich Beck/Anthony Giddens/Scott Lash (Hrsg.), Reflexive Modernisierung. Eine Kontroverse, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 289-315.
Bell, Daniel (1976). Die nachindustrielle Gesellschaft, 2. Auflage, [Aus d. Amerik.]. Frankfurt am Main: Campus.
Benz, Lore (2010). Medienwandel als Wandel von Interaktionsformen in frühen europäischen Medienkulturen. In: Sutter, Tilmann/Mehler, Alexander (Hrsg.): Medienwandel als Wandel von Interaktionsformen. Wiesbaden: VS Verlag, S. 17-26.
Bolz, Norbert (2010). „Niklas Luhmann und Jürgen Habermas. Eine Phantomdebatte“. In: Burckhardt, Wolfgang (Hrsg.), Luhmann Lektüren, Berlin: Kadmos, S. 34-52.
Ellrich, Lutz (2006). „Die „Digitale Elite“ als Impulsgeber für sozialen Wandel“. In: Andreas Ziemann (Hrsg.), Medien der Gesellschaft – Gesellschaft der Medien, Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S. 141-160.
Habermas, Jürgen (1984). „Wahrheitstheorien“. In: Ders: Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des Kommunikativen Handelns, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Hachmeister, Lutz (1999). Was ist modernes Fernsehen? In: Die Woche, 10. September, S. 44.
Hartley, John (1999). Uses of Television. London, New York: Routledge.
Hirsch, Fred (1980). Die sozialen Grenzen des Wachstums. Eine ökonomische Analyse der Wachstumskrise. [Aus d. Engl.]. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Hirschman, Albert (1974). Abwanderung und Widerspruch. Reaktionen auf Leistungsabfall bei Unternehmungen, Organisationen und Staaten. [Aus d. Amerik.]. Tübingen: Mohr Siebeck.
Honneth, Axel (1992). Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Jäckel, Michael (2008). Macht und Ohnmacht des Publikums. In: Jäckel, Michael/Mai, Manfred (Hrsg.): Medienmacht und Gesellschaft. Zum Wandel öffentlicher Kommunikation. Frankfurt, New York: Campus, S. 171-195.
Jäckel, Michael (2011). Medienwirkungen. Ein Studienbuch zur Einführung. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: Springer.J
ohnson, Steven (2006). Neue Intelligenz. Warum wir durch Computerspiele und TV klüger werden. [Aus d. Amerik.]. Köln: Kiepenheuer & Witsch.Krotz, Friedrich/Hepp, Andreas (Hrsg.). Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze. Wiesbaden: Springer.
Linder, Staffan B. (1970). Das Linder-Axiom oder Warum wir keine Zeit mehr haben. [Aus d. Engl.]. New York, London: Columbia University Press.
Link, Jürgen (1999). Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Opladen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Luhmann, Niklas (1996). Die Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Popper, Karl (1965). Prognose und Prophetie in den Sozialwissenschaften. In: Topitsch, Ernst (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften. Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 113-125.
Rehfeld, Nina (2006). Rettet Google die „New York Times“? In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 45, S. 33.
Rosen, Jay (2006): The People Formerly Known as the Audience. archive.pressthink.org/2006/06/27/ppl_frmr.html [Zugriff:02.10.2012].
Rötzer, Florian (1996). „Wir stehen am Anfang einer Epoche, vor der mir graut.“ Stanislaw Lem über den Ausstieg aus der Science Fiction, das Internet und die Technologie. www .heise.de/tp/artikel/2/2048/1.html. [Zugriff: 07.08.2012].
Ruppelt, Georg (2010). Zukunft von gestern. In: Brehmer, Arthur (Hrsg.), Die Welt in 100 Jahren. Hildesheim: Olms, S. I-XX.
Schulze, Gerhard (1995). Das Medienspiel. In: Müller-Doohm, Stefan/Neumann-Braun, Klaus (Hrsg.), Kulturinszenierungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 363-378.
Schwartz, Barry (2004). Anleitung zur Unzufriedenheit. Warum weniger glücklicher macht. Berlin: Econ.
Sloss, Robert (2010 [1910]). „Das drahtlose Jahrhundert“. In: Brehmer, Arthur (Hrsg.), Die Welt in 100 Jahren, Hildesheim: Olms, S. 27-48.
Watts, Duncan J. (2011). Everything is obvious. Once you know the answer. How common sense fails us. New York: Crown Business.
Weinberger, David (2007). Everything is miscellaneous. The Power of the new digital Disorder. New York: Times Books.
- Jäckel, Michael / Haase, Frank: In medias res: Herausforderung Informationsgesellschaft
Jäckel, Michael / Haase, Frank: In medias res: Herausforderung Informationsgesellschaft
Sondierungen in der "Informationsgesellschaft"„Mitten in die Dinge hinein“ wollen die ausgearbeiteten Beiträge einer Ringvorlesung führen, die im Wintersemester 2004/2005 an der Universität Trier durchgeführt wurde. Denn in der Tat: Über das Konstrukt „Informationsgesellschaft“ kursieren unzählige, meist optimistische Spekulationen und Versprechungen, seit es Anfang der 80er-Jahre aufgekommen ist. Und obwohl sich nur wenige bislang verwirklicht haben, wiederholen sie hier die mutmaßlichen Sponsoren der Veranstaltung, Politiker und Unternehmer, in ihrem kurzen „Gleitwort“, unverdrossen. Ferner verlangt die Analyse dieses Phänomens interdisziplinäre Zugänge, wenn die prognostizierten Veränderungen in ihrer Gänze erfasst werden sollen, ebenso wie entsprechende Akribie und Sorgfalt. Doch nicht alle Beiträge dieses Sammelbands erfüllen diesen Anspruch, vielmehr bleiben einige an der Oberfläche hängen oder traktieren die immer schon gepflegte Perspektive und lassen sich auch nicht durch inzwischen vielfältig vorliegende Erkenntnisse und breit geführte Diskussionen beirren: So etwa, wenn der Direktor der Landeszentrale für private Rundfunkanstalten Rheinland-Pfalz, M. Helmes, zwar fragt, wer die „Medienzukunft“ in politischer und rechtlicher Hinsicht gestaltet, aber in seiner Antwort vornehmlich dafür plädiert, den privaten Rundfunk-Anbietern mehr Finanzressourcen über die Werbung zu ermöglichen und zugleich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in seinen digitalen Entwicklungen zu begrenzen. Das ist konventionelle, ja provinzielle Rundfunkpolitik und einseitige Klientelpolitik zumal. Aber die „global players“ brauchen den Beistand aus Rheinland-Pfalz eben so wenig wie Microsoft oder Google; und auch Springer kauft die Sat1ProSieben-Kette, übrigens zum dreifach höheren Einstandspreis, doch wohl nur, weil er – auch ohne Medienpolitik aus Mainz – alsbald daraus Gewinne ziehen möchte. Verantwortung und Wahrheit fordert R. Marx, Bischof von Trier, pauschal als medienethische Maxime für die „Informationsgesellschaft“ ein, ohne näher auf die inzwischen ebenso lebendige und vielstimmige medien- und informationsethische Debatte einzugehen.
Der Philosoph F. Haase will an Platons These von der medialen Verfasstheit des Denkens und ihrer zufälligen Wiederaufnahme in Turings „Universal Discrete Machine“ (1937) aufzeigen, dass Medienwirklichkeit bereits durch die materiale Codierung von „Zahl, Maß und Schrift“ konstituiert wird. Der Tübinger Rhetoriker J. Knape reformuliert viele medienkritischen Überlegungen aus der Sicht seiner Disziplin: Der Kommunikator wird dann zum Orator, die Medien mutieren zu „Tragflächen“, denn Text ist Kommunikation allemal. Schließlich rekapituliert der Soziologe R. Stichweh Luhmanns Topoi von der „Weltgesellschaft“ und „Weltkommunikation“ und fügt ihnen einige neue Komponenten hinzu, ohne sie freilich einer Konfrontation mit der empirischen, ungleich widerborstigen Wirklichkeit auszuliefern. Konkreter und aufschlussreicher sind hingegen die vier anderen Beiträge: Der Trierer Soziologe M. Jäckel nähert sich der „Informationsgesellschaft“ nach einer kurzen Retrospektive auf Marksteine der Medienentwicklung in seinem einführenden Beitrag erklärtermaßen beispielhaft, nämlich auf dreierlei Weise: Zunächst diskutiert er die Begriffe „Information“ und „Informationsgesellschaft“ anhand einiger Indikatoren, verschweigt aber auch nicht deren Beliebigkeit; sodann beschäftigt er sich mit den „Wechselwirkungsprozessen zwischen Mensch und Maschine“ und identifiziert die zunehmende „Selbstorganisation“ als relevanter werdende Kategorie. Schließlich erörtert er Zugangs- und Nutzungsfragen in einigen Kontexten (z.B. E-Learning) und weist auch auf Verwerfungen (z.B. „digital divide“) hin. Der Volkswirtschaftler R. Weiber fragt sich, ob sich mit (der inzwischen wieder verabschiedeten) „New Economy“ eine neue Form des Wirtschaftens durchsetzt, und plädiert nach einer systematischen und anschaulichen Argumentation für realistische Differenzierungen sowohl in zeitlicher Dimensionierung, da es keine zwangsläufige Entwicklung gebe, als auch in branchenspezifischer Hinsicht.
Ein Konzept für die Verknüpfung von interaktionistischer Rezeptions- und Usabilityforschung bei der Analyse von Websites (vor allem E-Papers) legt der Trierer Medienwissenschaftler H.-J. Bucher vor und exemplifiziert einige empirische Befunde anhand durchgeführter Studien. Damit zeichnet sich ein viel versprechender Ansatz zur Befruchtung bislang disparater Forschungsstränge ab, die nicht zuletzt das viel bemühte Prädikat der Kommunikationsqualität der analytischen Evaluation zuführen könnten. Schließlich fragt sich der Eichstätter Kommunikationswissenschaftler W. Hömberg wohl ein wenig rhetorisch, ob in der „Informationsgesellschaft“ noch Journalisten erforderlich sind. Denn natürlich kommt er zu einer bejahenden Antwort, weil Informationsfülle und -diffusion Lotsen bedürfen und das Publikum in wachsendem Maße nach Orientierung verlangt. Das gilt wohl für alle gesellschaftlichen Bereiche und ganz besonders für die „Informationsgesellschaft“ insgesamt. Denn wie kennzeichnete schon Luhmann die Moderne? Ihre Neuheit bestünde darin, das Alte zu bestempeln und damit zugleich die Verlegenheit darüber zu verdecken, „nicht zu wissen, was eigentlich geschieht“ (zit. hier S. 18). Mithin bedarf es noch vieler Anläufe und Studien, um den anhaltenden gesellschaftlichen Wandel angemessen und plausibel zu beschreiben.
Michael Jäckel und Frank Haase (Hrsg.) In medias res: Herausforderung Informationsgesellschaft. München: kopaed 2005, 207 S., 16,80 €
- Michael Jäckel/Thomas Lenz/Nicole Zillien: Stadt-Land-Unterschiede in der Mediennutzung
Michael Jäckel/Thomas Lenz/Nicole Zillien: Stadt-Land-Unterschiede in der Mediennutzung
Eine digitale Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern existiert. In amerikanischen Untersuchungen wird diese nicht nur mit den sozioökonomischen Unterschieden zwischen erklärt – auch die Stadt-Land-Zugehörigkeit als solche hat Einfluss auf Art und Ausmaß der Internetnutzung. Unsere Auswertungen des ALLBUS 2004 zeigen, dass sich auch in Deutschland die Tatsache, ob eine Person auf dem Land oder in der Stadt lebt, auf die Art der Internetnutzung auswirkt.
A digital gap between urban and rural areas does exist. Several American studies demonstrate that this gap cannot be explained completely by socio-economic differences between urban and rural residents. Whether people are living in a city or in a rural area has some influence of its own on the way people use the Internet. Our own research – based on the ALLBUS 2004 – confirms that this assumption is also evident for Germany.
Beitrag aus Heft »2012/05: Medienkonjunkturen - Medienzukunft«
Autor: Michael Jäckel
Beitrag als PDF