Sybille Neth
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Sybille Neth: Medienpädagogik vernetzt
Fernsehen, Radio, CDs, PC, Videospiele, DVDs. Medien gehören heute selbstverständlich zum Kinderalltag. Doch der kritische und selbstbewusste Umgang mit dem unüberschaubar großen Angebot will gelernt sein. Deshalb installierte das Stuttgarter Landesmedienzentrum (lmz) im vergangenen Frühjahr in Zusammenhang mit der Medienoffensive für die Schule, die von der Landesregierung von Baden-Württemberg angestoßen wurde, ein viel versprechendes Internet-Portal für Lehrkräfte, ErzieherInnen, Eltern und SchülerInnen: www.mediaculture-online.de.
Dahinter verbirgt sich ein beachtlicher Fundus an Informationen rund um die Themen Medienbildung, Medienpraxis und Medienkultur für den schulischen und außerschulischen Bereich. Sie wollen beispielsweise Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen dokumentieren, Anregungen für den sinnvollen und kreativen Umgang mit dem PC oder mit AV-Medien geben und Nachahmer in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen finden. Im Angebot des Portals sind auch die entsprechenden Anleitungen enthalten sowie die Literatur für eigene Produktionen, für die Medienanalyse im Unterricht oder Hinweise auf die zielgerichtete Mediennutzung. Darüber hinaus werden stets Ansprechpartner genannt, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn das entsprechende Projekt für die eigene Einrichtung übernommen werden soll.
Das Portal ist übersichtlich in fünf große Teilbereiche gegliedert: Der erste erscheint gleich mit der Startseite und bietet unter „Aktuell“ Berichte über Wettbewerbe, Tagungen, Kongresse oder neueste Entwicklungen im Medienbereich. Zum Beispiel, dass jetzt auch 3sat mit seiner Sendung nano eine Container-Soap hatte - natürlich eine der etwas anderen Art, denn im Stuttgarter Hauptbahnhof hausten im vergangenen Sommer 16 Schüler in Containern, dem „nano-Camp“, um so konzentriert am Modell einer „Stadt der Zukunft“ zu bauen. In der virtuellen „Bibliothek“ wartet eine umfangreiche Volltextsammlung zu medienrelevanten Themen wie Werbung, Gewalt, Computer, Sprechen und Schreiben, Internet, Medienpädagogik, Medienkultur und Journalismus. Im Bereich „Know-how“ gibt es zum Beispiel eine Anleitung dafür, wie Jugendliche ihre eigene Radiosendung oder Website produzieren können. Und damit das Ganze nicht so theoretisch wird, sondern richtig Appetit zum Nachmachen macht, gibt es vorhandene Beispiele auch zum Ansehen oder Anhören. Davon gibt es im Unterpunkt „Medienprojekte“ jede Menge: Hier stellen sich bereits abgeschlossene Projekte von Schulen, Jugendhäusern oder Behinderteneinrichtungen vor. Etwa Arbeiten mit der Trickfilmkiste, mit deren Hilfe schon Zehnjährige ihre eigenen Trickfilme drehen können.
Dies ist ein Projekt aus dem Teilbereich „Medi@Culture-Praxis“. Im Rahmen dieses Konzepts bieten insgesamt 20 Lehrerinnen und Lehrer aus Baden Württemberg mit Unterstützung des Landesmedienzentrums Projekte aus Themengebieten wie Text, Foto, Musik, Video, Computer an den Schulen des Landes an. Dann gibt es noch als theoretischen Hintergrund die „Specials“ mit den Themenkomplexen Dokumentarfilm, Medienpädagogik oder Politik im Internet. Und wer immer auf dem Laufenden bleiben will über die Entwicklungen im medienpädagogischen Bereich, kann den Newsletter abonnieren. Medi@Culture-Online ist ein Teil des Gesamtprojektes Medi@Culture, das aus den Bausteinen Medi@Culture-Praxis, Medi@Culture-Netzwerk und Medi@Culture-Online besteht. Der erste Bereich unterstützt medienpädagogische und medienkulturelle Projekte und Vorhaben in Schulen und erarbeitet daraus übertragbare pädagogische Handlungsmodelle und Handreichungen für die aktiv-kreative Medienarbeit.
Dr. Susanne Pacher, die Direktorin des Landesmedienzentrums, hält die Vermittlung von Medienkompetenz angesichts Gewalt verherrlichender Medieninhalte für dringend geboten: „Die Jugendlichen ahmen die Gewalt aus den Medien nicht mehr nach, sie produzieren selbst Gewalt für die Medien.“ Das zeigten, so Pacher, die erschreckenden Dokumente aus jener Hildesheimer Berufschule, in der Jugendliche Monate lang die Folterungen von Mitschülern auf Video festhielten. Wertvorstellungen und Styling – alles wird von den Medien beeinflusst. Kinder und Jugendlichen richten sich komplett nach deren Vorbild. Die Schule als Ort der Bildung und Erziehung steht hier in der Pflicht.
Das Mediaculture-Portal kann hier ein wichtiger Markstein auf dem Weg sein, Kindern und Jugendlichen neben Medienkompetenz auch Medienbildung zu vermitteln. Letztere geht über den Kompetenzbegriff hinaus und beschreibt den ganzen Kanon dessen, was der Mensch in der Informationsgesellschaft beherrschen muss: Erkennen, wann er Informationen benötigt; wissen, wie die Informationen ausgewertet werden können; sicher stellen, dass die verwendeten Informationen seriös sind und mit ihrer Hilfe schlussendlich die gestellte Aufgabe selbstständig lösen.
Das Medi@Culture-Netzwerk hat sich zur Aufgabe gesetzt, schulische und außerschulische Aktivitäten in diesem Sinne zu verbinden. Darüber hinaus fördert es den regionalen und überregionalen Austausch zwischen medienpädagogischen Einrichtungen und Trägern.
Sybille Neth