Christian Swertz
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- Christian Swertz: Beruf Medienpädagog*in: Österreich/Austria
Christian Swertz: Beruf Medienpädagog*in: Österreich/Austria
Christian Swertz, Universität Wien
Kreative Vielfalt
Die Tätigkeit von Medienpädagog*innen (Mpäds) in Österreich wird hier aus einer universitären Position heraus beschrieben. In Österreich ist die Tätigkeit als Mpäd kein formeller Beruf. Es gibt gelegentlich Weiterbildungsangebote und die Möglichkeit, Medienpädagogik als Schwerpunkt in pädagogischen Hochschulstudiengängen zu studieren. Standards spielen dabei aber keine Rolle. Entsprechend hoch ist die Heterogenität der Berufsbiografien. Der Quereinstieg ist die Regel.
Das Interesse an einer formellen Definition eines Berufsbildes ist entsprechend gering. Dennoch ist die Orientierung an der handlungsorientierten Medienkompetenzvermittlung weitgehender Konsens. Die darin zum Ausdruck kommenden Werte der Freiheit und der Demokratie werden mit Begriffen wie Emanzipation, Mündigkeit, Selbstbestimmung, Partizipation und Inklusion markiert.
Viele Mpäds in Österreich sind in der Initiative Medienbildung Jetzt! organisiert. In diesem informellen Zusammenschluss werden für die praktische Arbeit relevante Konzepte ausgetauscht und politische Entwicklungen diskutiert. Aus der Initiative heraus wurde der Bundesverband Medienbildung gegründet, der als politische Vertretung der Initiative fungiert. Menschen, die im Bereich der Mediendidaktik tätig sind, beteiligen sich an dem Netzwerk kaum.
Als Organisationsform sind eingetragene Vereine ebenso häufig wie GmbHs. Wenige größere Institutionen stehen einer größeren Zahl von freiberuflich tätigen Menschen gegenüber. Das liegt auch daran, dass Aufträge häufig nicht langfristig, sondern als Projekte vergeben werden, obwohl es einige Projekte gibt, die seit vielen Jahren immer wieder verlängert werden. Wie in anderen Handlungsfeldern ist damit eine flexible Struktur erzeugt worden, die häufig mit prekären Arbeitsverhältnissen einhergeht. Eine hohe Unzufriedenheit mit dieser Struktur scheint allerdings nicht zu bestehen – viele schätzen offenbar die damit bestehenden Freiräume, die für kreative Gestaltungen genutzt werden.
Der Markt wurde in den letzten Jahren diversifiziert. Ein nach wie vor wesentliches Marktsegment ist die Jugendarbeit. Für Schulen wurden Produkte im Bereich des von dritter Seite geförderten Unterrichts und im Bereich der Unterrichtsmaterialien für die Medienkompetenzvermittlung im Rahmen der Digitalen Grundbildung entwickelt. Relativ neu ist, dass Produkte für Unternehmen entwickelt und erfolgreich vermarktet werden.