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Lasst uns über Rassismus reden - Anregungen für einen rassismuskritischen Alltag mit Kartenspiel und Workbook

Rassismus ist eine soziale und politische Ideologie, die auf der Überzeugung basiert, dass bestimmte sogenannte Rassen oder ethnische Gruppen anderen überlegen oder minderwertig sind. Rassismus ist eine Erfindung der Menschen. Er wurde in der Vergangenheit zur Rechtfertigung unterschiedlicher Formen von Diskriminierung und Ungleichheit verwendet, wie der Kolonialisierung, der Sklaverei und der Apartheid. Auch heute noch ist es wichtig darüber aufzuklären, dass Rasse selbst eine soziale Konstruktion ist und keine biologische Grundlage hat. Die wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass es genetisch keinen grundlegenden Unterschied zwischen den sogenannten Rassen gibt. Rassismus basiert also auf falschen Annahmen und Vorurteilen. 

Rassismus ist ein äußerst aktuelles Problem in unserer Gesellschaft. Er kann sich auf verschiedenen Ebenen manifestieren, sowohl individuell als auch institutionell und strukturell. Auf individueller Ebene zeigt sich Rassismus in zwischenmenschlicher Diskriminierung oder sogar Gewalt gegenüber Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Religion oder Herkunft. Institutioneller Rassismus äußert sich hingegen durch Regeln, Maßnahmen oder sogar Gesetze, die bestimmte Gruppen von Menschen benachteiligen. Struktureller Rassismus bezieht sich auf die Existenz von rassistischen Systemen in der Gesellschaft, die nicht institutionalisiert sind, allerdings Ungleichheit in Bereichen wie Bildung, Arbeitsmarkt, Wohnen, Strafjustiz und Gesundheitsversorgung aufrechterhalten und verstärken. Diese drei Ebenen beeinflussen sich gegenseitig und führen zu einem systematischen Rassismus. 

Aus pädagogischer Sicht ist es sehr wichtig, dass das Thema Rassismus bereits in der Kindheit angesprochen wird, damit Heranwachsende für diese systematische Diskriminierung sensibilisiert werden, selbst wenn sie nicht direkt von Rassismus betroffen sind. Zu diesem Zweck hat die Autorin* und Wissenschaftlerin* Josephine Apraku das Kartenset Lasst uns über Rassismus reden! entwickelt. Das Spiel richtet sich an Personen ab zehn Jahren und besteht aus einem Workbook, in dem Spieler*innen ihren Lernprozess sowie ihre Gedanken festhalten können, einem Glossar, in dem wichtige Begriffe wie Empowerment, kulturelle Aneignung oder Selbst- und Fremdbezeichnung erläutert werden sowie aus einem Kartenset. Das Spiel schafft einen Anlass dazu, um über Rassismus zu diskutieren, nachzudenken und Erfahrungen zu teilen. Die Karten umfassen verschiedene Kategorien: 

  • Umfeld  

  • Bücher, Filme und Spielzeug 

  • Sprache 

  • Verunsicherung 

  • Rassismus 

  • Kolonialismus 

  • Empowerment (für Menschen, die Rassismus erfahren) 

  • Kritisches Weiß-Sein (für Weiße Menschen

  • Hilfe holen 

  • Aktivist*innen 

  • Bündnisse 

Auf jeder Karte befindet sich eine Reflexionsfrage oder eine Aktion. Im Spiel geht es jedoch nicht darum, die eine richtige Antwort zu finden, sondern darum, gemeinsam über Rassismus zu reden und zu lernen. Einige der Fragen sind zum Beispiel:  

  • Hast du in deinem Umfeld schon mal rassistische Beleidigungen erlebt? 

  • Nimm deine Bücher einzeln aus dem Bücherregal und sortiere sie in 2 Stapel: Bücher, die von weißen Menschen geschrieben wurden und Bücher, die von BIPoC geschrieben wurden. Welcher Stapel ist höher?  

  • Wann wurde dir bewusst, dass du weiß bist?  

  • Weiß-Sein geht mit Privilegien einher. Kannst du 3 Privilegien nennen, die du selbst erlebt hast?  

  • Kennst du eigentlich schon: May Ayim, Serpil Temiz Unvar und Thi Minh Huyền Nguyễn?  

Zur letzten Frage: Es handelt sich hier um drei bemerkenswerte Frauen, die sich aktiv gegen Rassismus engagieren oder engagiert haben, um benachteiligten Menschen eine Stimme zu verleihen und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Durch ihr Engagement inspirieren sie andere, ebenfalls aktiv zu werden und einen positiven Wandel herbeizuführen. Und das ist auch das Ziel des Spiels: indem es Diskussionen und Debatten über Rassismus anregt, will es dazu beitragen, das Bewusstsein für rassistische Strukturen und Vorurteile zu schärfen. Es bringt Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen, um gemeinsam gegen Rassismus einzustehen. Denn einzelne Menschen können einen bedeutenden Unterschied in der Welt bewirken, wenn sie sich gemeinsam für etwas stark machen. 

 

Chaymaa Zimame 


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