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Roblox: Gaming-Paradies mit Schwachstellen? Ein kritischer Blick auf das beliebte Spielephänomen

Roblox ist mit 66 Mio. täglich aktiven Nutzer*innen eine der beliebtesten Spieleplattformen weltweit. Der Online-Dienst wird hauptsächlich von jungen Menschen genutzt: Anfang 2023 war knapp die Hälfte aller Nutzer*innen unter 13 Jahre alt. Die Beliebtheit der Plattform lässt sich dabei auch mit den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten des Spiels begründen. So gibt es keine vorgegebene Rahmenhandlung, wodurch Nutzer*innen sich im Roblox-Universum frei bewegen und eigene virtuelle Welten erschaffen können.

Was sich auf den ersten Blick nach einem attraktiven Spielerlebnis anhört, birgt aber auch einige Risiken. Denn obwohl Roblox in seiner Aufmachung vor allem Kinder und Jugendliche anspricht, lassen sich einige Mechanismen und Inhalte identifizieren, die alles andere als kindgerecht sind. Die Initiative Jugendschutz.net hat genau diese Beobachtungen zum Anlass genommen, um Nutzungsmöglichkeiten, Funktionen und vom Anbieter eingeführte Präventionsmaßnamen zum Schutz junger Nutzer*innen zu untersuchen.

Im Zuge der Recherche stieß jugendschutz.net dabei auf einige Sicherheitsrisiken und Schwachstellen der Plattform. So wurden nutzergenerierte Inhalte identifiziert, die gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) verstoßen, darunter rechtsextreme und islamistische Botschaften und zahlreiche Verweise auf sexuelle Handlungen mit Kindern und deren Anbahnung. Neben diesen Gefahren zeigen sich darüber hinaus auch zahlreiche Interaktionsrisiken, die durch Datenschutzmängel, offene Chats ohne Moderationspersonen und nur schwer auffindbare Meldemöglichkeiten  bedingt werden. Insgesamt stellt der Bericht diesen Risikofaktoren jedoch auch einige positive Schutzmaßnahmen entgegen. Diese umfassen sowohl umfangreiche Möglichkeiten der elterlichen Begleitung, Hinweise und Hilfestellungen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit persönlichen Daten sowie Wortfiltersysteme und Altersempfehlungen, die Nutzer*innen dabei unterstützen sollen, sich im Rahmen der Fülle an Spielmöglichkeiten zurechtzufinden.

Trotz dieser Unterstützungsmöglichkeiten, die zu einer sicheren Nutzung beitragen können, arbeitet der Bericht auch einige Verbesserungsbedarfe im Hinblick auf die bestehenden Vorsorgemaßnahmen heraus. Hervorzuheben ist dabei, dass die Plattform bisher nicht über eine verlässliche Altersüberprüfung verfügt. So können sich auf Roblox Personen jeden Alters anmelden, Minderjährige benötigen jedoch zur Registrierung das Einverständnis einer erziehungsberechtigten Person. Dieses wird jedoch nicht aktiv eingeholt, sondern von der Plattform vorausgesetzt. Auch das Altersempfehlungssystem, welches eingeführt wurde, um Nutzer*innen vor unangemessenen Inhalten zu schützen, muss nach der Einschätzung von jugenschutz.net kritisch betrachtet werden. So besteht die Gefahr, dass diese Funktion eingesetzt wird, um Angaben zu verbreiten, die nicht von den Entwickler*innen selbst, sondern aus nicht vertrauenswürdigen Quellen stammen. An dieser Stelle spricht sich der Bericht dafür aus, dass ein solches Empfehlungs- bzw. Filterungssystem bei allen Nutzer*innen gemäß Registrierungsalter Umsetzung finden müssen, beispielsweise durch Zusammenspiel aus verpflichtender Selbstauskunft und regelmäßigen Überprüfungen durch den Anbieter.

Bei der Analyse konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass die Plattform zwar grundsätzlich kostenfrei ist, jedoch In-App-Käufe enthält. Mit der dienstinternen Währung Robux können Nutzer*innen ihre Avatare mit speziellen Skins und Items ausstatten oder Zugänge zu besonderen Funktionen und Erlebnissen erwerben. Dies birgt vor allem für jüngere Nutzer*innen zahlreiche Risiken, da für sie nicht transparent ist, welche wirtschaftlichen Interessen und Geschäftsmodelle sich hinter solchen Mechanismen verbergen und sie so fortwährend Gefahr laufen, unüberlegte Käufe zu tätigen.

Abschließend lassen sich mithilfe des Berichts von jugendschutz.net einige Schwachstellen der Spieleplattformherausarbeiten, welche auf die Notwendigkeit einer intensiveren kritischen Auseinandersetzung mit Sicherheitslücken und unzureichenden Präventionsmaßnahmen erfordern. Dabei gilt es, die Diskussion nicht nur auf die Beschäftigung mit der Plattform als solche zu beschränken, sondern auch das Engagement von Anbieter*innen, Aufsichtsbehörden, Fachkräften und Eltern mitzudenken, um zukünftig eine stärkere Sensibilisierung für Online-Risiken und die Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Schaffung einer sicheren Online-Umgebung für Heranwachsende zu erreichen.

 

Bericht von jugendschutz.net „Wie sicher ist Roblox?“

 

Lisa Melzer


jugendschutz.net fungiert als das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Stelle recherchiert Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten. Sie wirkt darauf hin, dass Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen beseitigt und Angebote so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche sie unbeschwert nutzen können.

Verstöße im Netz können gemeldet werden unter: www.jugendschutz.net/verstoss-melden

 


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