Frank Hartmann
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- Frank Hartmann: Extensionen des Menschen - Prothesen des Geistes
Frank Hartmann: Extensionen des Menschen - Prothesen des Geistes
Über entwicklungsgeschichtlich lange Zeiten hinweg hat der Mensch aus seiner biologischen Verfassung heraus den Prozess der Exteriorisierung vorangetrieben und dabei Werkzeuge, Apparate und Medien objektiviert. Nach der mittlerweile klassischen Theorie von Leroi-Gourhan sind Sprache und Technik funktionell gleichursprünglich; technische und symbolische Operationen überwinden die Defizite des osteo-muskulären Apparats auf eine ungewisse Zukunft hin.Während es in der Moderne „Apparaturen und Medien, die Techniken des Registrierens und Messens“ sind, die eine Rolle in der Herausbildung von Erkenntnismöglichkeit bilden und folglich die Anthropologie selbst bedingen, wird es nahezu unmöglich zu sagen, was denn der von aller Technik befreite Mensch sei.
Die Umgestaltung des Weltbilds in großen Zeiträumen scheint eher begreiflich als eine unmittelbare Transformation von Kulturtechnik, die mit zweifelhaften Metaphern wie der Medienrevolution belegt wird. Mythische Ängste bringen einen Kulturpessimismus hervor, dem angesichts der Technik alles Menschliche entgleitet. Solche Ängste haben mit einer archaischen Furcht vor den Bildern zu tun, die – im Zeitalter des biologischen Klonens nicht ganz unberechtigt – darin bestehen, das Bild könnte sich verlebendigen und gegen den Bildermacher selbst kehren. Doch letztlich ist ein von all seiner Technik und seinen Medien befreiter Mensch ein falscher Romantizismus. Nach welchen Kriterien wäre da wohl eine Grenze zu ziehen?...
( merz 2003/03, S. 163 - 168 )