Helmut von Ahnen
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- Helmut von Ahnen: Das Komische auf den Punkt gebracht
Helmut von Ahnen: Das Komische auf den Punkt gebracht
Helmut von Ahnen (2006). Das Komische auf der Bühne. Versuch einer Systematik. München. Herbert Utz Verlag 310 S. 39,- Euro
Das schwierigste Genre in der darstellenden Kunst ist die Komödie. Dies haben Meister der Filmkunst wie Ernst Lubitsch oder Charles Chaplin ebenso formuliert wie Autoren und Komiker der Bühne von Aristophanes über Molière bis Groucho Marx. Die Sache mit dem Spaß ist eben nicht so einfach. Häufig gleiten die komischen Dinge ins Lächerliche ab und sind damit nicht mehr komisch. Dass das Lachen eine zutiefst menschliche Äußerung darstellt, wurde bereits von Aristoteles formuliert. Umberto Eco hat dies in seinem Buch „Der Name der Rose“ in feinsinniger Weise verarbeitet. Seither haben sich Philosophen, Psychologen, Anthropologen und Dichter immer wieder dem Phänomen angenommen. Eine allgemein gültige Theorie des Komischen wurde aber bisher nicht formuliert. Ebenso gibt es keine Handlungsanweisungen für die Bühnensituation und erst recht kein Modell der komischen Handlung. Das vorliegende Buch versucht, eine Systematik für das Komische auf der Bühne zu entwickeln. Dabei sollen die an der Entstehung der komischen Theaterhandlung beteiligten Elemente aufeinander bezogen werden, um einen Zusammenhang herzustellen: Der komische Fehler, der verursacht wird durch den Komiker oder Clown auf der Grundlage eines komischen Textes und der Zuschauer, der darauf mit Lachen reagieren soll. Als besonderer Fall des komischen Textes wird die Komödie behandelt. Die Seite der Zuschauer wird im Kapitel „Das lachende Subjekt und seine Bedingungen für das Komische“ abgehandelt, um sich schließlich im letzten Kapitel mit den Wirkungsweisen der Komödie auseinander zu setzen. Dabei versucht der Autor für die Komödie eine komische Katharsis zu entwickeln, ähnlich wie sie bereits bei Aristoteles angelegt war. Er weist diese dadurch nach, dass das Vergnügen an komischer Lust einem tief empfundenen Reiz unseres ursprünglichen menschlichen Seins entspringt, dem Interesse an intellektueller Einsicht und der Freude am Lernen und Schlussfolgern. Beim Interpretieren von komischen Situationen muss der Zuschauer Inkongruenzen und Widersprüche abduktiv aufdecken und sich zu eigen machen. Dabei kann er sich über ein Gefühl der Freiheit und Befreiung freuen und das Vergnügen an komischer Abduktionsbildung und kindlicher Regression genießen. Helmut von Ahnen hat auf über 300 Seiten eine interessante Abhandlung über die Entstehung des Komischen geschrieben. Ein Buch, das alle interessieren sollte, die sich im Bereich Film, Kunst und Literatur mit dem Komischen beschäftigen.