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Elisabeth Jäcklein-Kreis: Buch auf, Handy an – los geht das Gewusel und Gewimmel

  • Handy

Zur Person

Carlsen Verlag GmbH (Hrsg.) (2014). LeYo! – Entdecken, Lernen, Spielen mit Kinderbuch und App. App-Store/Play-Store, kostenfrei.Oftring, Bärbel/Henkel, Christine/Mähler, Maria (2016).LeYo! Im Wald. Pappbilderbuch. Hamburg: Carlsen Verlag. 16 Seiten, 19,99 €.

Neugierig blinzelt der Fuchs, als wir uns dem Wald nähern, der Schmetterling flattert gleich aufgeregt davon und auch der Hase setzt zum Sprung an. Und was ist das – klingt da hinten nicht das gleichmäßige Klopfen eines Spechtes zwischen den Bäumen hervor? Gleich mal näher heranpirschen. Aber psst, viele Tiere hier sind sehr scheu!Wirklich verschwinden können die Tiere zwar nicht, denn wir befinden uns nicht leibhaftig im Wald; stattdessen sind wir Flora und Fauna per Buch und App auf der Spur: LeYo! heißt das – im wahrsten Sinn multimediale – Angebot des Carlsen Verlag, das Bücher lebendig machen und seine Leserinnen und Leser in die spannendsten Welten entführen will. Die Idee ist denkbar simpel. Man nehme ein Kinderbuch – sei es eine Geschichte wie Connis erste Abenteuer im Kindergarten, ein Kleinkind-Wörterbuch, vollgepackt mit Bildern aus allen Lebensbereichen zum Anschauen und Kennenlernen, oder ein Sachbuch wie Im Wald –, halte ein Handy mit passender, geöffneter App daran und mache sich so die Vorteile beider Medien zu Nutze: Die Größe, Haptik und Gestaltbarkeit eines Buches sowie die schnelle Verfügbarkeit, multimediale Ausrüstung und vielfältige Nutzbarkeit des Smartphones.

Bei LeYo! bedeutet das konkret: Wer ein LeYo!- Buch mit all seinen Möglichkeiten nutzen möchte, lädt sich die LeYo!-App herunter, die sowohl für Apple- als auch für Android-Smartphones kostenfrei verfügbar ist, allerdings erst ab iOS 7.0 bzw. Android 4.2 funktioniert. In der App selbst wird das vorliegende Buch ausgewählt und heruntergeladen, dann kann der Lesespaß losgehen. Mit der Handykamera erfasst man eine Stelle im Buch, die App bietet die passenden Zusatz-Optionen. Auf diese Art werden die Figuren und Szenen im Buch lebendig, Tiere bewegen sich und springen umher, Menschen führen ihre Tätigkeiten aus, Fahrzeuge oder Häuser öffnen ihre Türen und erlauben einen Blick ins Innere. Das alles wird begleitet von passenden Geräuschen und Informationen. Zusätzlich können die Texte im Buch von der App vorgelesen werden, es lassen sich weiterführende Infos zu den Themen der Bücher abrufen und an vielen Stellen hat die App auch Gimmicks wie kleine Spielchen in petto. So wird eine eigentlich nur zweidimensionale Buchseite plötzlich zu einer eigenen Welt, voll mit witzigen Entdeckungen, spannenden Überraschungen, interessanten Einblicken, voll Gewusel, Gewimmel und Leben – weit über die Papierseiten hinaus. So lassen sich trotz übersichtlicher Seitengestaltung und kurzen, knackigen Texten so viele Ideen und Inhalte auf den Seiten unterbringen wie sonst nicht einmal in das vollgepackteste Wimmelbuch.

Die Bedienung der Bücher über die App hat – im Vergleich zu den bisher auf dem Markt angebotenen Möglichkeiten mit elektronischen Stiften – durchaus ihre Vorteile. Zum einen für den verlängerten, nämlich zahlenden Arm der kleinen Leserinnen und Leser. Musste zu interaktiven Büchern bisher nämlich noch für einen recht stolzen Preis der Stift zusätzlich erworben werden, funktioniert die Erweiterung der Buchinhalte jetzt über ein Gerät, das in den Haushalten sowieso vorhanden ist und lediglich – und kostenfrei – ‚aufgerüstet‘ werden muss. Zudem funktioniert die Bedienung über ein Touchpad relativ intuitiv, die Buttons in der App sind selbsterklärend. Durch die Navigation über die Handykamera können sich die Kinder einfach auf der Buchseite orientieren. Das Gerät wirkt optisch wie eine Erweiterung des Buches, da der betrachtete Buchausschnitt parallel auf dem Handy-Display angezeigt wird. Und zu guter Letzt bietet ein Smartphone einfach mehr Möglichkeiten der Präsentation und Inhalte-Vermittlung. So können Inhalte und Optionen auf einem Touchpad intuitiv und spontan ausgewählt werden und müssen nicht umständlich über Knöpfchen gefunden werden, es lässt sich nicht nur Ton, sondern auch (bewegtes) Bild anzeigen und eine tatsächliche ‚Erweiterung‘ der Buchseite gestalten, über die sich Kinder wirklich selbständig bewegen können, um sich die Inhalte zu erschließen. Natürlich ist auch die App nichts für ganz kleine Kinder, ein wenig Geschick und Feinmotorik wird durchaus vorausgesetzt. Bei vielen Büchern ‚ruckelt‘ die Anzeige auch noch ein wenig, Objekte rutschen bisweilen schneller als gedacht wieder aus dem Bildausschnitt, so dass ein Vogel, der gerade hoffnungsvoll zum Flug ansetzte, unverhofft wieder platt auf der Buchseite liegt oder der Feuerwehrschlauch, gerade zum Löschen erhoben, noch vor dem ersten Tropfen wieder entgleitet.

Ärgerlich ist das bei Info-Texten, die auf halber Strecke stoppen und den Rest ihrer Information verweigern. Hin und wieder braucht die App auch mehrere Anläufe, um ein Objekt wirklich zu erkennen und lässt sich lange bitten, ihre Schätze zu offenbaren – während sie nebenbei munter RAM-Speicher und Batterie aus dem benutzten Smartphone saugt. Jüngere Kinder sollten daher lieber noch auf die Hilfe eines erfahreneren Zeitgenossen mit ruhiger Hand zurückgreifen; spätestens ab dem Grundschulalter kann die App dann alleine bedient werden. Im Leyo!-Sortiment finden sich für sie auch tatsächlich viele Infotainment-Bücher wie der genannte Band Im Wald oder ein Atlas-Band. Damit können die jungen Forscherinnen und Forscher nicht nur Zeit vertreiben, das Handy nutzen, das ohnehin immer eine gewisse Faszination hat, und sich neue Fähigkeiten in Feinmotorik und Navigation erarbeiten, sondern nehmen ganz nebenbei noch eine Menge Wissen mit, das ‚nur‘ in ein zweidimensionales Buch gar nicht passen würde – und das mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein vorlesendes Elternteil nicht gleich parat gehabt hätte. Wer aus ohnehin schon grenzenlosen Fantasiewelten der Bücher noch so fantastische Entdeckungsreisen zaubert und den kleinen Figuren und Szenen zwischen zwei Pappdeckeln Leben einhaucht, kann sich dafür ruhig auch mal ein paar Preise abholen.

So wurde Leyo! bereits für den Tommy Kindersoftwarepreis2015 in der Kategorie ‚Elektronisches Spielzeug‘ und als ‚Top 10 Spielzeug 2015‘ beim Bundesverband des Spielwaren- Einzelhandels nominiert.Schon jetzt lässt sich auf den Seiten des Carlsen Verlag eine recht ansehnliche Liste von Leyo!-Büchern durchstöbern, in denen Feuerwehrautos und Schneeschaufeln, einheimische Waldbewohnerinnen und -bewohner sowie exotische Raubtiere, Brotzeitboxen und Sandschaufeln darauf warten, durch Kinderzimmer zu fahren und zu kratzen, zu zwitschern und zu fauchen und Kindern ihre Talente und Hintergründe zu präsentieren.

Elisabeth Jäcklein-Kreis ist Redakteurin bei merz |medien + erziehung und Lektorin im kopaed Verlag.

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