Michael Gurt: Medienpädagogik first!
Zur Person
Die Welt steht am Abgrund. Atomare Apokalypse, Klimakatastrophe, die nächste Finanzkrise, Rassenhass, weltweite Massenpanik und, und, und. Das alles, weil ein orangefarbener US-Präsident jegliche Medienkompetenz vermissen lässt und die Finger nicht von Twitter lassen kann. Was hilft? Natürlich nur die Medienpädagogik. Warum? Ein Blick auf das „Medien-Menü“ (John Oliver) des POTUS gibt Aufschluss:
- Actionmovies Was erregt die Aufmerksamkeit unseres Sonnenkönigs für Arme mehr als Healthcare, nordkoreanische Raketen oder Verschwörungen des Deepstate? Die Karriere von Arnold Schwarzenegger, Nachfolger von DT in The Apprentice. Der österreichische Actionhero mit politischem Background wird niedergemacht und er revanchiert sich: „Wenn ich Präsident wäre, könnten die Leute wenigstens wieder ruhig schlafen.“ Bammm. Hasta la vista, Baby. Unvergessen auch die Reaktion von DT auf den Actionfilm Air Force 1 mit Harrison Ford als US-Präsident, der seine Kidnapper eigenhändig ungespitzt in den Boden rammt. “A president, that stood up for America“, oder so ähnlich. Daraufhin Ford: “Donald, it was a movie. It’s not like this in real life, but how would you know?” Ja, warum eigentlich? Weil US-Präsidenten Action-Kracher à la Hollywood nicht für bare Münze nehmen sollten? Weil sie sonst denken, sie könnten sich alles erlauben und Gewaltenteilung wäre was für Weicheier? Wie schon Voltaire, Spider-Man und Sheldon aus The Big Bang Theory wussten: “With great power comes great responsibility!” Read FLIMMO, dumbass!
- Reality TV Der Mann ist quasi Mister Reality TV, auf deutsche Verhältnisse übertragen eine Kreuzung aus Dieter Bohlen, Robert Geiss und Sonja Zietlow. Das Handwerk hat der POTUS von der Pieke auf bei The Apprentice gelernt, einer menschenverachtenden Casting-Show für Möchtegern-Mogule. Seither weiß der Mann: Auf die Inszenierung kommt es an. Jemand sollte ihm sagen, dass das Konzept von Scripted Reality nicht eins zu eins auf das amerikanische politische System übertragbar ist. Klar gibt es Drehbuchschreiber und schlechte Schauspieler, aber manchmal funkt dann doch die Realität dazwischen. Oder seriöse Presseorgane. Oder unabhängige Bundesrichter. Oder die Gesetze der Physik. Dabei weiß jedes Kind, dass Reality TV in die Rubik ‚Mit Ecken und Kanten‘ gehört, weil: „Die Geschichten sind frei erfunden, was durch den dokumentarischen Stil schwer zu durchschauen ist.“ Read FLIMMO, dumbass!
- So called News Channel Zum Frühstück genehmigt sich DT die volle Dröhnung FOX & Friends. Die haarsträubend (haha) verzerrten, diffamierenden und reißerischen ‚News‘ des Frühstücksfernsehens werden sofort auf Twitter als Tatsachen verbreitet: “Terrible! Just found out that Obama had my ‘wires tapped’ in Trump Tower”, und so weiter und so fort. Good Lord, lass Hirn vom Himmel regnen. Man stelle sich vor, Angela Merkel würde ihre morgendlichen Briefings durch Volle Kanne, Susanne ersetzen. „Schockierend! Habe herausgefunden, dass Howard Carpendale nicht live singt!“ Read FLIMMO, dumbass!
Da hilft nichts, eine Abordnung medienpädagogischer Fachleute muss im Weißen Haus vorsprechen und dem POTUS Medienkompetenz beibringen. Allerdings nicht ohne zielgruppengerechte Ansprache via Twitter vorab: “Hey Orange Guy, you gotta learn! But we can fix that! Follow us on @jff_de.”