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- Lara Moritz: Mascheroni, Giovanna/Ponte, Chrisitna/ Jorge, Ana (Hrsg.) (2018). Digital Parenting. The Challenges for Families in the Digital Age. Göterborg: Nordicom. 240 S., 25,00 €.
Lara Moritz: Mascheroni, Giovanna/Ponte, Chrisitna/ Jorge, Ana (Hrsg.) (2018). Digital Parenting. The Challenges for Families in the Digital Age. Göterborg: Nordicom. 240 S., 25,00 €.
Die Digitalisierung stellt Eltern vor immer neuen Herausforderungen. Sie müssen abwägen, wie sie ihre Kinder an einen sicheren Umgang mit Medien heranführen und gleichzeitig auch ihren eigenen Umgang mit neuen Medien stetig hinterfragen. Digital Parenting fokussiert sich in drei großen Kapiteln auf die Aspekte der elterlichen Mediation, den Umgang der Eltern mit digitalen Medien und den Herausforderungen, Risiken und Möglichkeiten von digitalen Medien. Unter anderem anhand von Studien wird die digitale Erziehung verschiedener Altersgruppen in unterschiedlichen soziokulturellen Umwelten aufgezeigt und diskutiert. So können Vergleiche zwischen den Maßnahmen von Eltern, die digital gut vernetzt sind und denen, die wenig Kontakt zur digitalen Welt haben, bei der Erziehung zum Umgang mit digitalen Medien gezogen werden. Auch das wenig erforschte Feld der sehr jungen Kinder wird in einigen Studien aufgegriffen. Enthaltene Langzeitstudien zeigen darüber hinaus die veränderte Nutzungsweise digitaler Medien im Verlauf des Älterwerdens sowie die Einflussnahme auf die Mediennutzung durch Eltern und Geschwister auf. Auch auf spezielle Herausforderungen wie Online-Glücksspiel und die Isolation in ländlichen Gebieten geht Digital Parenting ein. Zusammen mit der Analyse von Online-Diskussionen über sensible Themen, wie genetische Krankheiten und Geburten, wird ein differenziertes und anschauliches Bild der Thematik gezeichnet, wobei sich in der Gesamtheit eher gegen eine stark restriktive Mediation der Eltern ausgesprochen wird. Vor allem durch Kapitel über die Screen-Time Debatte und das thematisieren des „sharenting“ möchte Digital Parenting zu Diskussionen anregen. Ein Foto- Guide am Ende des Bandes dient als kurze Anleitung für Eltern in Bezug auf das Teilen von Fotos ihrer Kinder in Sozialen Netzwerken. Somit richtet sich die Publikation unter anderem an Praktikerinnen und Praktiker, Forschende, wie auch an Eltern, Lehrpersonen und Schülerinnen bzw. Schüler, sowie an NGOs und Politik-Machende, denen hier, basierend auf einer Anzahl von Studien, Lösungen und neue Regelungen für die digitale Erziehung von Kindern vorgeschlagen werden.
Beitrag aus Heft »2019/01 Medien, Wohlbefinden, gelingendes Leben«
Autor: Lara Moritz
Beitrag als PDF - Lara Moritz: Barth, Niklas (2020). Gesellschaft als Medialität. Studien zu einer funktionalistischen Medientheorie. Bielefeld: transcript. 324 S., 40 €. (Verfügbar ab 15.04.2021)
- Lara Moritz: Challenges for Toxic Comment Classification
Lara Moritz: Challenges for Toxic Comment Classification
Aus dem Forschungsprojekt NOHATE zum Thema Hate Speech liegen erste Ergebnisse im Bereich der Klassifizierung von Hasskommentaren im Internet durch intelligente Filtersysteme (Classifier) vor. Zwischenfazit der Untersuchungen ist, dass ein Erkennen von Hasskommentaren nur durch eine Kombination von Classifiern gewährleistet ist, die unter anderem beleidigende Sequenzen in langen Kommentaren, falsch geschriebenen Wörtern sowie Redewendungen erkennen sollen.
Das Ziel war, Hasskommunikation in Sozialen Medien, Online- Foren und Kommentarbereichen auf seine (Früh-)Erkennbarkeit, Ursachen und Dynamiken sowie auf potenzielle Deeskalationsmöglichkeiten zu untersuchen.
Es zeigte sich, dass Kommentare vorwiegend fälschlicherweise als unbedenklich eingestuft wurden, wenn beleidigende Kommentare ohne Schimpfwörter verfasst wurden (50 %) und der Kontext der Kommentare unberücksichtigt blieb. Weitere Fehlerquellen liegen in Fehlinterpretationen von Aussagen mit orthografischen Mängeln oder Slang-Wörtern. Somit erfolgt die Klassifizierung dieser Kommentare als Hate Speech bei 30 Prozent unbegründet. Weiterhin werden in rhetorischen Fragen häufig (20 %) keine Beleidigungen erkannt (21 %).
Umgekehrt kategorisieren Classifiers Kommentare als Hate Speech, obwohl ein Schimpfwort lediglich im Kontext eines nicht-toxischen Kommentars oder sogar einer Entschuldigung verwendet wurde (60 %). Zudem können intelligente Filtersysteme Zitate und Referenzen nur begrenzt korrekt einordnen, was in 17 Prozent der Fälle die falsche Eingruppierung eines Kommentares erklärte.
Die Ergebnisse des NOHATE-Projekts beruhen auf einer Analyse von 200 Kommentaren, die von Filtersystemen falsch kategorisiert wurden. Zuvor wurden verschiedene Ansätze von Filtersystemen unter anderem für die Erkennung von Beleidigungen in falsch geschriebenen oder abgekürzten Wörtern sowie in komplexen Kontextinformationen getestet.
Das noch bis 2020 angelegte Forschungsprojekt NOHATE der Freien Universität Berlin, der Beuth Hochschule für Technik Berlin und VICO Research & Consulting GmbH wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Zusammenhalt stärken in Zeiten von Krisen und Umbrüchen“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
www.das-nettz.de
- Lara Moritz: Wilhelm, Claudia/Podschuweit, Nicole/Hofer, Matthias/Koch, Tomas (Hrsg.) (2018). Medienwahl. Aktuelle Konzepte, Befunde und methodische Zugänge. Baden-Baden: Nomos.
Lara Moritz: Wilhelm, Claudia/Podschuweit, Nicole/Hofer, Matthias/Koch, Tomas (Hrsg.) (2018). Medienwahl. Aktuelle Konzepte, Befunde und methodische Zugänge. Baden-Baden: Nomos.
Wilhelm, Claudia/Podschuweit, Nicole/Hofer, Matthias/Koch, Tomas (Hrsg.) (2018). Medienwahl. Aktuelle Konzepte, Befunde und methodische Zugänge. Baden-Baden: Nomos.
Einen Film auf Netflix auswählen oder doch lieber eine Serie auf Amazon Prime anschauen? Das Medienangebot wird stetig größer und immer öfter müssen Nutzende zwischen verschiedenen Inhalten wählen. Medienwahl – Aktuelle Konzepte, Befunde und methodische Zugänge bietet eine Bestandsaufnahme über die aktuelle Forschung zur Mediennutzung und legt den Fokus auf die Medienwahlentscheidung. Der Band geht der Frage nach, welche emotionalen, kulturellen und lebensweltlichen Faktoren hierbei eine Rolle spielen und auf welche Weise der komplexe Selektionsprozess zu Forschungszwecken gemessen werden kann. Durch die Anwendung von Theorien aus verschiedensten Forschungsgebieten beleuchten die Beiträge Faktoren der Medienwahl und gehen dabei auf unterschiedliche Medien ein, die ihre Nutzenden vor immer neue Wahlentscheidungen stellen.
Der Band bietet vor allem durch die Verknüpfung einschlägiger Modelle wie dem Uses-and- Gratifications-Ansatz oder der Theory of Planned Behavior eine breite Perspektive auf die Forschung zur Wahl von Medieninhalten. Durch die Zusammenstellung theoretischer Weiterentwicklungen, Innovationen empirischer Messinstrumente sowie aktueller Forschungsergebnisse gelingt dem Band die Präsentation neuer Erkenntnisse des Forschungsgebietes. Diese sind jedoch keinesfalls erschöpfend. So werden mehrmals Nachrichten thematisiert, während Sozialen Medien weniger Platz eingeräumt wird. Das hier gebündelte Wissen über verschiedene soziale und kulturelle Faktoren, die die Auswahlentscheidung beeinflussen, kann auch für medienpädagogische Fachkräfte bei der Beratung von Kindern und Jugendlichen und dem Schutz vor kritischen Medieninhalten von Bedeutung sein. So bieten die vorgestellten Theorien Ansätze zum Verständnis von jugendlichen Verhaltensweisen und der Erklärung des Risikoverhaltens im Umgang mit Medien. Der Band ist somit nicht nur für Forschende im Bereich der Rezeptionsforschung interessant, sondern bietet auch Medienpädagoginnen und -pädagogen neue Ideen und Erkenntnisse. lm
- Lara Moritz: Holzwarth, Peter/Maurer, Björn (2019). Filme verstehen. Anleitung zur Filmanalyse im Studium am Beispiel des Spielfilms „Heidi“. München: kopaed. 152 S., 16 €
Lara Moritz: Holzwarth, Peter/Maurer, Björn (2019). Filme verstehen. Anleitung zur Filmanalyse im Studium am Beispiel des Spielfilms „Heidi“. München: kopaed. 152 S., 16 €
Holzwarth, Peter/Maurer, Björn (2019). Filme verstehen. Anleitung zur Filmanalyse im Studium am Beispiel des Spielfilms „Heidi“. München: kopaed. 152 S., 16 €.
Wer eine Filmanalyse schreiben möchte, sieht sich verschiedensten Herausforderungen gegenübergestellt. Deshalb wollen Holzwarth und Maurer mit ihrem Leitfaden Filme verstehen Studierenden aber auch Dozierenden eine Schritt-für-Schritt- Anleitung für die Erstellung einer wissenschaftlichen Filmanalyse an die Hand geben. Das Handbuch erhebt jedoch nicht den Anspruch, eine Betreuung des Studierenden während des Schreibprozesses zu ersetzen, sondern möchte mit anschaulichen und kompakt zusammengefassten Hinweisen unterstützend wirken.
Nach einem auch für fachfremde Studierende verständlichen Überblick über verschiedene Ansätze der Filmanalyse folgt die Beschreibung einer Basis-sowie einer Hauptanalyse. Hier werden von der Vorbereitung der Analyse über die Anwendung unterschiedlicher Analyseinstrumente und den Aufbau einer wissenschaftlichen Filmanalyse alle wichtigen Bestandteile des Vorbereitungs- und Schreibprozesses thematisiert. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Entwicklung einer zum Filmmaterial passenden Fragestellung gelegt. Dank der übersichtlichen Struktur behalten die Lesenden problemlos einen Überblick über die erforderlichen Arbeitsschritte. Das beschriebene Vorgehen wird schließlich am Beispiel des Spielfilms Heidi veranschaulicht.
So können Interessierte durch Text- und Bildbeispiele eine klare Vorstellung davon gewinnen, wie eine wissenschaftliche Filmanalyse aussieht. Der Film Heidi wird zudem für einen abschließenden Exkurs in die medienpädagogische Praxis genutzt. Bei den hier angeführten Handlungsempfehlungen für die Einbindung von Filmen und Filmanalysen in den Unterricht, wird der (medien-)pädagogische Hintergrund der Autoren deutlich. Somit spricht Filme verstehen auch pädagogische Fachkräfte an und motiviert diese, Filme in ihrem Unterricht einzusetzen. lm
- Lara Moritz: Dallmann, Christine/Hartung-Griemberg, Anja/Aigner, Alfons/Buchele, Kai-Thorsten (Hrsg.) (2018). Comics. Interdisziplinäre Perspektiven aus Theorie und Praxis auf ein Stiefkind der Medienpädagogik. München: kopaed. 280 S., 20 €
Lara Moritz: Dallmann, Christine/Hartung-Griemberg, Anja/Aigner, Alfons/Buchele, Kai-Thorsten (Hrsg.) (2018). Comics. Interdisziplinäre Perspektiven aus Theorie und Praxis auf ein Stiefkind der Medienpädagogik. München: kopaed. 280 S., 20 €
Dallmann, Christine/Hartung-Griemberg, Anja/Aigner, Alfons/Buchele, Kai-Thorsten (Hrsg.) (2018). Comics. Interdisziplinäre Perspektiven aus Theorie und Praxis auf ein Stiefkind der Medienpädagogik. München: kopaed. 280 S., 20 €.
Comics begeistern schon seit jeher Kinder und Jugendliche. Dennoch wurden sie aus wissenschaftlicher Perspektive bisher kaum beachtet. Die Festschrift Comics, anlässlich des 60. Geburtstags von Ralf Vollbrecht, Erziehungswissenschaftler, Medienpädagoge und Hochschullehrer an der Technischen Universität Dresden, unternimmt den Versuch, sich der Mediengattung aus verschiedenen Perspektiven zu nähern und Einblicke in das Genre zu gewähren.
Da der Themenkomplex ‚Comics in Deutschland‘ von Grund auf bearbeitet wurde, beschäftigen sich verschiedene Beiträge wiederholt mit der historischen Entwicklung des Mediums. Inhaltsanalysen und eine Auseinandersetzung mit Körperdarstellungen in Comics, angefertigt von Ralf Vollbrecht, zeigen zudem die verschiedenen Ausprägungen der Kunstform auf. Die abgedruckten Wortbeiträge, die unter anderem die Bedeutung von Comics in Jugendkulturen veranschaulichen, werden durch eine empirische Studie und die Vorstellung eines Forschungsprojekts zur kindlichen Aneignungspraxis vertieft. Zudem verdeutlicht ein Abriss über kommunikations- und medienwissenschaftliche, aber auch medienpädagogische Auseinandersetzungen die Ergiebigkeit von Comics in den verschiedenen Fachbereichen, die insbesondere auch an Vollbrechts Forschungsschwerpunkten anknüpfen. Hierauf werden Verbindungen zur medienpädagogischen Praxis hergestellt und insbesondere Darstellungsformen, wie Film, Computerspiele und Kunst unter medienpädagogischen Gesichtspunkten beachtet.
Comics stellt durch eine bunte Mischung an Beiträgen immer wieder gelungene Bezüge zum wissenschaftlichen Wirken Ralf Vollbrechts wie auch zu seiner persönlichen Leidenschaft ‚Comic' her, die zugleich zahlreiche Anregungen für die medienpädagogische Forschung und Praxis bieten. So wird den Lesenden nicht nur Information vermittelt, sondern nachhaltiges Interesse am Bereich Comics geweckt. Comics räumt mit Vorbehalten gegenüber dem Genre auf und verdeutlicht durch anschauliche Beispiele ihr medienpädagogisches Potenzial. Es wird nicht nur der Stellenwert des Mediums deutlich, sondern auch die Bandbereite an Möglichkeiten für eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung aus medienpädagogischer Perspektive aufgezeigt. So werden auch alle Lesenden, die bisher noch wenige Berührungspunkte mit der Medienpädagogik hatten, durch eine allgemeine Einleitung in das medienpädagogische Feld abgeholt. lm
- Lara Moritz: Albers-Heinemann, Tobias/Friedrich, Björn (2018). Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. Heidelberg: O´Reilly. 317 S., 19,90€
Lara Moritz: Albers-Heinemann, Tobias/Friedrich, Björn (2018). Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. Heidelberg: O´Reilly. 317 S., 19,90€
Albers-Heinemann, Tobias/Friedrich, Björn (2018). Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. Heidelberg: O´Reilly. 317 S., 19,90€.
Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Zeit auf, in der Soziale Netzwerke wie WhatsApp und Instagram ein selbstverständlicher Teil ihres digitalen Alltags sind. Eltern, die selbst noch zu den ‚Digital Immigrants‘ gehören, erwartet hierdurch ein immer größeres Aufgabenspektrum in der Erziehung ihrer Kinder. Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. setzt an dieser Stelle an und bietet einen Überblick über Praxen und Herangehensweisen in der familiären Medienerziehung.
Zunächst wird der Medienalltag von Kindern und Jugendlichen beschrieben und auf die möglichen Sorgen der Eltern eingegangen. Infolge werden einzelne beliebte Soziale Netzwerke wie WhatsApp und YouTube genauer beleuchtet und die dortigen (Privatsphäre-) Einstellungen sowie Funktionen beschrieben. Besonders ins Auge fällt der Aufgriff digitaler Spiele und einer Genrekunde im Kapitel zum Thema Gaming und Let’s Play. Neben Handlungsmöglichkeiten der Medienerziehung wird auch über den Umgang mit Gefahren, wie Cybermobbing und Werbung, informiert. Infokästen mit Alternativen, Empfehlungen, Ergänzungen und Zusammenfassungen unterstützen insgesamt eine kompakte Informationsübermittlung, welche gerahmt wird durch eine vertiefende Auseinandersetzung anhand einer Linksammlung mit empfehlenswerten wertvollen pädagogischen Angeboten.
Das Elternbuch zu WhatsApp, YouTube, Instagram & Co. nähert sich Eltern auf Augenhöhe und ermutigt diese, sich mit der oft als komplex empfundenen Medienwelt auseinanderzusetzen. Der lexikonartige Aufbau kommt ohne viel Einlesezeit aus und findet knackige Antworten auf konkrete Fragen innerhalb der familiären Medienerziehung. Die neue Auflage beachtet dabei auch aktuelle Entwicklungen der Zielgruppe und widmet sich Facebook nur noch auf einer Doppelseite. Zudem wurden Musik- und Video-Streamingdienste aufgenommen. Das Elternbuch vermittelt aktuelles Wissen und überzeugt durch eine Auswahl an fundierten Quellen und Verweisen, ohne jedoch den Lesenden mit den dargestellten Informationen zu überfordern. Als einschlägiges Nachschlagewerk mit leicht zugänglichem Überblickswissen eignet es sich für eine erste Annäherung an Plattformen, Apps und Tools der Medienwelt von Kindern und Jugendlichen und bietet so für Eltern, aber auch pädagogische Fachkräften erste Zugänge. lm
- Lara Moritz: EU-Urheberrechtsreform
Lara Moritz: EU-Urheberrechtsreform
Die EU hat sich am 13. Februar 2019 vorläufig auf eine Reform des Urheberrechts geeinigt. Sowohl Kritiker als auch Befürworter der Reform stimmen überein, dass eine Überarbeitung nötig sei, da die derzeit gültige Fassung aus dem Jahr 2000 Soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube nicht berücksichtigt.
Nicht alle, die das Scheitern des ersten Entwurfs der Reform befürwortet haben, sind mit dem nun vorliegenden Kompromiss zufrieden. Vor allem die Artikel 11 und 13 des Entwurfs werden erneut stark diskutiert. Artikel 11 des sogenannte Leistungsschutzrechts besagt, dass Suchmaschinen und Websites Lizenzen erwerben müssen, wenn sie mehr als einzelne Worte und sehr kurze Textausschnitte teilen wollen. Artikel 13 wiederrum sieht vor, dass Plattformen, wie YouTube und Instagram, für die Inhalte haften, die ihre Nutzerinnen und Nutzer hochladen. Zudem sind sie dazu verpflichtet, urheberrechtlich geschützte Inhalte zu blockieren, für die sie keine Lizenzen erworben haben. 2012 noch hatte der Europäische Gerichtshof beschlossen, dass Soziale Netzwerke nicht für Urheberrechtsverletzungen ihrer Nutzerinnen und Nutzer verantwortlich gemacht werden können.
Wie genau die Reform von den Betreibern einzelner Websites umgesetzt werden soll, ist nicht festgeschrieben. Viele Kritiker befürchten, dass damit die Einführung von Filtersoftware verbunden sein wird, die nur schwer zwischen einer Urheberrechtsverletzung und Zitaten oder Parodien unterscheiden kann. Befürworter der Reform betonen, dass keine Verpflichtung für die Einführung der sogenannten Uploadfilter bestehe, es sollen lediglich Kreative und Verlage am Verdienst beteiligt werden, wenn ihre Inhalte geteilt werden. Eine alternative Möglichkeit bestünde im Erwerb von Lizenzen jeder einzelnen Urheberin bzw. jedes Urhebers. Von den Vorgaben nicht betroffen ist das nicht-kommerzielle Hochladen von Inhalten, wie bei unter anderem Wikipedia. Auch das Teilen von Links soll weiterhin möglich sein. Dennoch kann das neue Urheberrecht nachteilig für Kreative und Verlage wirken, da beispielsweise kleine Verlage an Reichweite einbüßen könnten, die sie sonst durch große News- Ticker wie Google News erhalten würden.
Wie die Konzerne der Plattformbetreiber letztlich reagieren, hängt von der Umsetzung der Reform in den einzelnen Ländern ab. In den kommenden Wochen soll der Entwurf bis voraussichtlich Mitte April zunächst sowohl vom Parlament als auch von den Mitgliedsstaaten der EU bestätigt werden.
- Lara Moritz: Weibliche (Selbst-) Inszenierung in den Sozialen Medien
Lara Moritz: Weibliche (Selbst-) Inszenierung in den Sozialen Medien
Nachdem sich die MaLisa Stiftung 2017 der Geschlechterdarstellung im deutschen Film und Fernsehen gewidmet hat, wendet sie sich in ihrer aktuellen Studie den sozialen Medien zu und untersucht YouTube und Instagram.
Abb.: Analysen zu Geschlechterdarstellungen auf Plattformen wie YouTube zeigen, dass Protagonistinnen auch in den Sozialen Medien unterrepräsentiert sind
Geschlechterrepräsentationen folgen im Ergebnis auch hier überholter stereotyper Denk-und Handlungsmuster. So sind Frauen als Hauptakteurinnen bei den 1.000 beliebtesten Kanälen auf YouTube deutlich unterrepräsentiert (29 % Frauen; 69 % Männer). Laut einer Analyse von 1.000 Kanälen und 2.000 Videos und einer Befragung von 14 YouTuberinnen inszenieren diese sich vorwiegend im privaten Umfeld und beschäftigen sich eher mit mehrheitlich Frauen und Mädchen zugeschriebenen Hobbies wie Kochen und Basteln. Während Männer sich vielmehr im öffentlichen Raum darstellen und auch Politik, Gaming und Comedy thematisieren. Der größte Unterschied wird hier im Genre der Beautyvideos sichtbar, denen sich 30 Prozent der Frauen, und nur vier Prozent der Männer widmen. Musik thematisieren jedoch 22 Prozent der Männer, aber nur 14 Prozent der Frauen in ihren Videos. In den Bereichen Gaming, Politik und Sport dominieren ebenfalls die männlichen Akteure. Oft sind es auch die Erwartungen der Zuschauenden, die die Videoproduzentinnen und -produzenten dazu zwingen Rollenklischees zu bedienen, so die befragten YouTuberinnen.
Laut sieben Einzelfallstudien und der Analyse von 300 Posts sieht die Rollenverteilung auf Instagram ähnlich aus. Hier wird deutlich, dass vor allem Frauen, die den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, erfolgreich sind. Auch auf Instagram gehören Mode, Beauty und Ernährung zu den am meisten thematisierten Bereichen der erfolgreichsten Influencerinnen. Bei der anschließenden Befragung von 846 Jugendlichen (davon 404 Mädchen) ist besonders auffallend, in welchem Ausmaß Mädchen Influencerinnen auf Instagram nachahmen. Die befragten Mädchen im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren, die Influencerinnen oder Influencern folgen, legen offenbar mehr Wert darauf, schlank zu sein (63 %), als Mädchen, die nur ihren Freunden folgen (38 %). Zudem optimieren sie ihre Bilder in diesem Fall stärker. Ein Extrembeispiel stellen hier Followerinnen von Dagi Bee dar, von denen alle der befragten Mädchen ihre Haut auf Fotos optimieren.
Im Auftrag der MaLisa Stiftung wurde eine Inhaltsanalyse von YouTube und die Befragung von YouTuberinnen von der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg durchgeführt. Zusätzliche Auswertungsmöglichkeiten lieferte das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk durch Inhaltsanalysen und die Befragung von Jugendlichen zur Darstellung auf Instagram.
www.malisastiftung.org
- Lara Moritz: Bauer, Reinhard et al. (Hrsg.) (2020). Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven. In: Medien in der Wissenschaft, Band 76. Münster: Waxmann. 470 S., 42,90 €. (Verfügbar ab 15.04.2021)