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Rebekka Köhler: Kompakte Einführung in die Medienpädagogik

    Zur Person

    Fleischer, Sandra/Hajok, Daniel (2016). Einführung in die medienpädagogische Praxis und Forschung. Kinder und Jugendliche im Spannungsfeld der Medien. Weinheim: Beltz. 270 S., 19,95 €.

    Alltag, gesellschaftliches Zusammenleben, Bildung und Erziehung können schon lange nicht mehr getrennt von Medien betrachtet werden. Vor allem Kinder kommen immer früher und mit immer vielfältigeren Mediengeräten und -angeboten in Kontakt. Die Medienpädagogik als interdisziplinärer Forschungsbereich ist mit ihrer gesellschaftlichen Relevanz immer weiter gewachsen. Das Lehrbuch Einführung in die medienpädagogische Praxis und Forschung aus der Reihe Studienmodule Kindheitspädagogik wagt einen zusammenfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Medienpädagogik in Praxis und Forschung. Diese Einführung erhebt gleichwohl nicht den Anspruch auf Vollständigkeit in einem inzwischen so weitreichenden Feld. Die Publikation richtet sich explizit an Bachelor- Studierende der Pädagogik, Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik und möchte einen ersten Zugang zur Praxis und Forschung der Medienpädagogik ermöglichen sowie Interesse für eine tiefergehende Beschäftigung wecken.

    Das Lehrbuch ist in drei Teile aufgeteilt, welche jeweils mit einem kurzen, einleitenden Absatz die Ziele und Inhalte des jeweiligen Kapitels verdeutlichen. Jeder Teil besteht aus drei bis vier Unterkapiteln, an deren Schluss in grauen Kästchen Fragen und Hinweise zur weiterführenden Auseinandersetzung mit dem Inhalt anregen sollen. Auch werden in diesen Anekdoten und Wissenswertes rund um die verschiedenen Themen zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieses klaren Aufbaus und durch hilfreiche Querverweise im Fließtext ist auch ein nicht-lineares Lesen der Publikation gut möglich.

    Im ersten Teil richtet das Autorenteam den Blick auf die Hauptzielgruppe der Medienpädagogik, indem sie das Spannungsfeld Kindheit, Jugend und Medien theoretisch und empirisch skizziert. Aus sozialisationstheoretischer Perspektive werden das Heranwachsen in mediatisierten Lebenswelten, die Bedeutung von Medien für Heranwachsende und deren Medienumgang geschildert. Im zweiten Teil rückt die Medienpädagogik als wissenschaftliche Disziplin mit ihrer theoretischen Fundierung und ihrer eigenen Forschungstradition in den Fokus. In Form eines Rückblicks wird die Entwicklung hin zur aktuellen medienpädagogischen Lage gezeichnet. Dabei werden drei gegenwärtige, nebeneinander existierende Ansätze der Medienpädagogik beschrieben: 1) die bewahrpädagogische bzw. normative Medienpädagogik, 2) die bildungstechnologische Medienpädagogik und 3) die handlungsorientierte Medienpädagogik. Zudem wird die Disziplin Medienpädagogik in Lehre und Forschung, ihre theoretischen Grundlagen sowie Perspektiven und Methoden ausführlich vorgestellt. Im dritten und letzten Teil wird schließlich ein Bild von der medienpädagogischen Praxis vermittelt, welches sich aus den vorherigen theoretischen und empirischen Informationen speist. Fleischer und Hajok erläutern hier zunächst Handlungskonzepte, -felder und Methoden der Medienarbeit. Dabei orientieren sie sich überwiegend an der handlungsorientierten Medienpädagogik. Anschließend wird Medienpädagogik als Berufsfeld skizziert, gespickt mit einer Auswahl medienpädagogischer Initiativen und Projekte. Abschließend wagt das Autorenteam einen Blick über den deutschen Tellerrandhinaus und betrachtet die Medienpädagogik international. Dabei werden die Vorteile und die Wichtigkeit einer internationalausgelegten Forschungsdisziplin betont, internationale Fachzeitschriften vorgestellt und Begriffe zur weltweiten Verständigung angeführt. Das Autorenteam hat es geschafft, den interdisziplinären Bereich der Medienpädagogik kurz und prägnant zu umreißen.

    Ihr Ziel, die vielfältigen Ansätze der Erziehungswissenschaft, der pädagogischen Kindheitsforschung, der Jugendsoziologie, der Medienpädagogik, der Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie den Jugendmedienschutz vorzustellen, ist gelungen. Dabei nutzen sie eine leicht verständliche Sprache, die für eine akademische Arbeit teils sogar etwas zu locker erscheint. Der als „Plauderton“ (S. 8) bezeichnete Sprachstil kann jungen Studierenden als angenehme Abwechslung erscheinen, wirkt für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung allerdings manchmal deplatziert. Dennoch wird hierdurch vor allem auch unerfahrenen Leserinnen oder Lesern der Einstieg in die Medienpädagogik erleichtert. Durch die ausführliche Beschreibung kindlicher und jugendlicher Lebenswelten im Spannungsfeld der Medien zu Beginn des Lehrbuchs ist die anschließende theoretische Aufarbeitung der Medienpädagogik verständlich und nachvollziehbar. Mittels des konsequent subjektorientierten Zugangs zieht sich zudem ein roten Faden durch das Werk, der eine klare Orientierungslinie bietet. Besonders zu betonen ist der dritte Teil der Publikation: Der Abriss von der Arbeitswelt medienpädagogischer Fachkräfte ist informativ, bietet eine gute Übersicht zur aktuellen Arbeitslage und ist insbesondere für orientierungslose Studierende ein echter Mehrwert. Auch der internationale Blick auf die Medienpädagogik, mit Verweisen auf relevante Zeitschriften und Publikationen, ist erwähnenswert. Studierenden dürfte vor allem die Auflistung der im internationalen Kontext durchgesetzten Begrifflichkeiten für das weitere Studium hilfreich sein.

    Dennoch gibt es in diesem Einführungswerk auch Schwächen. Vor allem mit Blick auf die Zielgruppe fällt der Umfang der weiterverweisenden Literaturangaben sehr mager aus. Während am Ende der Unterkapitel Fragen und Aufgaben zum Aktivwerden anregen, fehlen hier schlicht Literaturhinweise. Insbesondere für Studienanfängerinnen und -anfänger wären hier zusätzliche Literaturtipps wünschenswert gewesen. Auch fallen die Literaturbezüge für ein Lehrbuch und Einführungswerk insgesamt eher mau aus. Dem eigenen Anspruch, „Bezug auf die mittlerweile recht üppige medienpädagogische Fachliteratur“ (S. 8) zu nehmen und auf „Klassiker und aktuelle Texte“ (S. 8) zu verweisen, kommen Fleischer und Hajok leider nur bedingt nach.

    Einführung in die medienpädagogische Praxis und Forschung bietet einen guten, kompakten Überblick, der das Grundwissen zur Medienpädagogik auf den Punkt bringt. Die praktische Ausrichtung der Einführung macht sich nicht nur in der Titelwahl bemerkbar, sondern auch in der Aufbereitung. Es wird dem aktuellen Stand der Forschung gerecht und kann trotz der erwähnten Mängel für Studierende der Erziehungswissenschaft und (Medien-)Pädagogik sowie für Interessierte empfohlen werden. Rebekka Köhler ist studentische Hilfskraft beim FLIMMO – Programmberatung für Eltern. Derzeit studiert sie den Masterstudiengang Medien und Kommunikation an der Universität Augsburg.

    Kontakt

    merz | medien + erziehung ist die unabhängige medienpädagogische Fachzeitschrift in Deutschland, in der Themen der Medienpädagogik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Beschäftigen auch Sie sich mit diesem Themenbereich und möchten gerne selbst in merz veröffentlichen? Wir freuen uns immer über Einsendungen über Projekte aus Forschung und Praxis, über Rezensionen, Veranstaltungshinweise und natürlich Anregungen. 

     

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    Herausgeber*in

    Kathrin Demmler | Prof. Dr. Bernd Schorb
    JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

    Rechtsträger

    JFF – Jugend Film Fernsehen e. V.
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