Das Buch ‚Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss! Mit Kindern tiefenentspannt durch den Mediendschungel‘ von Patricia Cammarata verspricht den Leser*innen in zwölf Kapiteln Antworten auf folgende Fragen zu finden: Machen Computerspiele und Soziale Medien süchtig? Wie lange sollten Kinder digitale Medien pro Tag nutzen dürfen? Und wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, dem Kind ein Smartphone zu kaufen?
Zu Beginn beschäftigt sich die Autorin zunächst mit der Frage, ob es möglich ist, dass ein Digital Immigrant, also die Generation der Eltern, einem Digital Native, das heißt dem Kind, im Umgang mit Medien etwas beibringen kann. Die Antwort lautet: Ja! Im Kapitel zu ‚Mama kann ich YouTube?‘ stellt sie verschiedene Regeln für den Umgang mit dem bekannten Video-Portal dar und widmet sich unter anderem der häufig diskutierten Hatespeech. Anschließend werden der Instant-Messaging Dienst WhatsApp und visuelle Soziale Plattformen, wie beispielsweise TikTok, Snapchat oder Instagram näher betrachtet. Darüber hinaus setzt sich das Buch auch mit schwierigeren Themen auseinander: Cybermobbing, Pornografie-Konsum bei Heranwachsenden und Internetsucht. Auch Soziale Netzwerke, zum Beispiel Facebook und Twitter, Hörspiele und Podcasts werden im Buch vorgestellt. Die Autorin gibt verschiedene Tipps: Als Elternteil ist es empfehlenswert, die Standardeinstellungen der Apps mit den Kindern vor der Installation zu besprechen. Hierzu zählt die Deaktivierung des Standortes, die Einstellung eines privaten Profils oder die Einhaltung bestimmter Regeln beim Hochladen von Bildmaterial. Auch ein gemeinsamer Blick in die AGBs des jeweiligen Netzwerks kann eine große Hilfe sein. Zieht man Snapchat als Beispiel heran, lässt sich bei der Lektüre der AGBs feststellen, dass die hochgeladenen Videos und Fotos nicht nur für eine kurze Zeit verfügbar sind, sondern längerfristig gespeichert werden. Nach Cammarata ist es besonders relevant, sich zunächst über das jeweilige Soziale Netzwerk zu informieren und sich anschließend über die Gefahren bewusst zu werden, die die Nutzung des Netzwerks birgt. Abschließend gibt Cammarata den Leser*innen noch eine Sammlung von ‚langersehnten Antworten in Sachen Medienerziehung‘ mit auf den Weg. Hier setzt sie sich mit den folgenden Fragen auseinander: ‚Wann soll oder darf mein Kind ein Smartphone haben?‘ oder ‚Wie viel Zeit pro Tag sollten Kinder maximal mit digitalen Medien verbringen?‘.
Eindeutige Antworten gibt sie allerdings nicht. Vielmehr vertritt die Autorin in ihrem Buch die Meinung, dass nicht die Zeitvorgabe, die dem Kind bei der Mediennutzung vorgegeben wird, entscheidend ist, sondern vielmehr, dass Kinder und Eltern über digitale Kompetenzen verfügen. Darunter versteht sie die Vertrautheit des Individuums mit den relevanten Verhaltensregeln im Internet. Eltern sollen als Begleiter*innen fungieren und die digitalen Handlungen ihrer Sprösslinge weniger bewerten. Vielmehr sei es ihre Aufgabe, den Kindern ihr Interesse am Internet und den vielfältigen Möglichkeiten zu signalisieren. Aus pädagogischer Sicht stellen die Eltern im Optimalfall Vertrauenspersonen für die Heranwachsenden dar, die sie bei auftretenden Problemen um Rat bitten können. Das Buch verbindet gekonnt Theorie und Praxis des Medienumgangs innerhalb der Familie und stellt einen lehrreichen Elternratgeber dar, der in alltäglicher Sprache und mit großartigem Humor, aber dennoch mit Ernsthaftigkeit an das Themengebiet der verantwortungsbewussten Mediennutzung heranführt.
Patricia Cammarata (2020). ‚Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss! Mit Kindern tiefenentspannt durch den Mediendschungel‘. Frankfurt: Eichborn Verlag. 317 S., 16,00 €.
Isabelle Schlecht
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