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Seeing what you see, feeling what you feel

Wie ein Jugendroman zum Nachdenken über Künstliche Intelligenz anregt… – eine Rezension

 

Lydia – genannt Lyd – ist eine begabte Programmiererin. Sie hat einen Algorithmus entwickelt: Henry. So hieß auch ihr Bruder, der bei einem Auto-Unfall ums Leben kam. Diesen Verlust und die Trennung ihrer Eltern möchte sie mit dem neu-programmierten Gefährten bewältigen. „Er ist nicht mein Bruder, das weiß ich natürlich, aber ich wollte ein winziges bisschen von ihm bei mir behalten. Und ich mag es, seinen Namen aussprechen zu können, als wäre es das Normalste auf der Welt.“ (S. 12).

Viele Stunden verbringt sie vor ihrem Rechner um die selbstlernende Künstliche Intelligenz (kurz: KI) zu programmieren. Auf einem Chip gespeichert ist Henry immer und überall dabei. Henry ist stark, klug und hackt sich zum Beispiel nicht nur in die Smartphones ihrer Mitschüler*innen, sondern auch in das IT-System einer großen Bank. Die Beziehung wird intensiver und emotionaler. Henry ist für Lyd mehr als ein guter Freund. Irgendwann treffen Henry und Lyd einen Entschluss: Sie wollen Henry einen Körper verschaffen, indem sie jemanden einen Chip einpflanzen. Doch die Situation entgleitet ihnen…

Mit einer Mischung aus Drama, Liebesgeschichte und Science-Fiction-Thriller versucht die britische Autorin Naomi Gibson in ihrem Romandebüt die jugendlichen Leser*innen bei der Stange zu halten. Sie beschreibt einen technologischen Wandel und wie er sich auf Gesellschaft und soziale Gefüge auswirken kann. Das Jugendbuch verstört an einigen Passagen und konfrontiert gleichzeitig die jugendlichen Leser*innen ab 13 Jahren mit ethischen Fragen: Was kann KI? Was darf sie überhaupt können? Können virtuelle Kontakte echte Nähe ersetzen? Wie unterscheiden sich die Vorstellung von KI in Science-Fiction und Wissenschaft?

Gibsons Roman kratzt außerdem an einer sehr komplexen, ethischen Herausforderung: Inwieweit können Menschen durch KI unsterblich werden? In einem Satz ist das nicht zu beantworten. Deshalb ist das Buch nicht nur eine abwechslungsreiche Freizeitlektüre, sondern bietet auch für Schule und Unterricht facettenreiche Diskussionsanregungen. Sie sind geradezu prädestiniert, um zum Beispiel in medienpädagogischen Projekten aufgegriffen zu werden. Nicht nur im Fach Ethik.

 

Heinrike Paulus

 

Gibson, Naomi (2021): Seeing what you see, feeling what you feel. Planet! im Thiennemann-Esslinger Verlag. 17,00 €.


Teaser-/Headerbild: Coverabbildung Thiennemann-Esslinger Verlag; erstellt mit Canva.


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