Buchrezension: Quantensprung – Die Zukunft des Sports
Was Anfang der 2000er mit stationären Konsolen und zugehörigen Spielen wie etwa Nintendo Wii Sports begann, erreicht heute völlig neue Dimensionen. So wird auf interaktiven Yogamatten mit abonnierten Kursen im Livestream entspannt und Radsportler*innen liefern sich virtuelle Rennen. Spätestens als mit Corona die Fitnessstudios immer wieder schließen müssen, werden virtuelle Kurse immer beliebter. Zudem überwachen zunehmend mehr Freizeitsportler*innen ihre Körperfunktionen mittels Wearables. Mit diesen Fitnesstrackern messen sie etwa Herzschlag, Atmung oder Schrittzahl. All diese Daten dienen den einen der Gesundheit, anderen sichern sie einen Wettbewerbsvorsprung. Im Profisport optimieren sie die sportliche und wirtschaftliche Leistung. In der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA sind datenbasierte Wettkampfanalysen Alltag. Ebenso setzt der Fußballverein FC Liverpool konsequent auf Datenanalyse durch ein eigenes Expertenteam. Anhand von Rechenmodellen werden potenzielle Fußballprofis herausgefiltert, die für einen möglichen Transfer in Frage kommen.
„Sport wird immer digitaler, vernetzter und auch die ‚User Experience‘ des Sports selbst, das Gefühl der physischen Aktivität, die die Nutzer durchleben, steht vor einer radikalen Veränderung“, konstatiert Markos Aristides Kern, Experte für Innovation und Kreativität, in seinem aktuellen Buch über die Zukunft des Sports. In zehn Kapiteln prognostiziert der Autor gigantische Umwälzungen in der Sportwelt. Diese werden Berufssportler*innen, Profisportler*innen und den Breitensport betreffen, auch wenn klassische Sportarten wie Joggen oder Skifahren nicht vom Erdboden verschwinden werden. Allerdings werden durch Gamification, Sportification, Digitalisierung und E-Sport neue Sportarten dazukommen.
Der boomende E-Sport ist seit einigen Jahren ein Massenphänomen, das Einzug in die Jugendkultur hält und sich immer mehr zum Wettkampfsport mausert. Vielfach wird noch diskutiert, ob es sich tatsächlich um Sport handelt, wenn sich Spieler*innen von Video- und Computerspielen wie in einem Wettkampf messen. „Experten in Deutschland schätzen, dass es hierzulande 35 Millionen Menschen gibt, die regelmäßig spielen. Sie prophezeien: E-Sports wird bald zur zweitgrößten Sportart hinter Fußball“, schreibt Kern.
Da verwundert es bei einem Blick über das Buch hinaus nicht, dass Fußballvereine wie der VfB Wolfsburg bereits angegliederte E-Sport-Vereine haben. Vielfach wird unterschätzt, dass auch an der Konsole sportliche Höchstleistungen vollbracht werden und ähnlich Stresshormone freigesetzt werden wie bei einem Elfmeterschießen im Champions-League-Finale. An der Sporthochschule in Köln wird derzeit sogar eine eigene Trainingslehre für den E-Sport entwickelt.
Die Lektüre des Buches zeigt, dass es keinen Blick in die Glaskugel braucht, um zu prognostizieren, dass E-Sport zukünftig für die medienpädagogische Forschung und Praxis von Relevanz sein wird. Auch wenn Die Zukunft des Sports vor allem sportunternehmerische Perspektiven berücksichtigt, eröffnet es dennoch neue sowie erkenntnisreiche Horizonte für alle, die sich in Studium und Beruf mit den Bereichen Sportpädagogik sowie Medienpädagogik befassen. Die Leser*innen erhalten Einblicke in Veränderungen, die das bisherige Verständnis von Sport in Zukunft revolutionieren werden. Wer weiß, vielleicht gibt es bald doch schon E-Sport-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen!?
Heinrike Paulus
Kern, Markos Aristides (2021). Quantensprung. Die Zukunft des Sports. Wie E-Sports, Gamification, Sportification und Digitalisierung den Sport revolutionieren werden. Berlin/Wien: Goldegg Verlag. 220 S., 22,00 €.
Header-/Teaserbild: Coverfoto Goldegg Verlag