Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland und Monika Bachmann, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie im Saarland luden Anfang November zur Webkonferenz ,Weibliche Rollenbilder, KI und Social Media. Herausforderungen für Medienethik und Recht‘ ein. Sie wurde von der Moderatorin, Autorin, Juristin und Kolumnistin Laura Karasek moderiert. Ziel der Webkonferenz war die Sensibilisierung der Teilnehmer*innen für die Themen Gender, KI und Social Media. An der Diskussion beteiligt waren Dr. Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), der Medienjurist PD Dr. Dr. Fabian Steinhauer, Prof. Dr. Petra Grimm, Leiterin des Instituts für digitale Ethik der Hochschule der Medien Stuttgart sowie Melanie Schnabel, Leiterin der Fachstelle für Mädchenarbeit des Paritätischen Bildungswerks Saarland und die Schauspielerin und Influencerin Lisa Volz.
Die Webkonferenz beschäftigte sich mit der Frage, ob sich Influencerinnen ausschließlich mit den Themenbereichen Beauty und Mode befassen. Und wenn ja, ob dies ihrem persönlichen Willen oder der Vorgabe von Online-Communitys, der Branche oder der einzelnen Plattformen entspricht. Social-Media Plattformen wie beispielsweise Instagram bieten den Nutzer*innen durch ein individuelles Profil die Chance sich selbst öffentlich darzustellen. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart dabei jedoch, dass sich insbesondere in der Inszenierung von weiblichen Influencerinnen stereotype Rollenbilder erkennen lassen. Laut der malisa Studie Weibliche Selbstinszenierung in den neuen Medien entsprechen die meisten erfolgreichen Influencerinnen zudem einem normierten, schlanken Schönheitsideal. Sie stellen Vorbilder für junge Mädchen dar und häufig wird ihnen Laszivität und die Präsentation von zu viel Haut vorgeworfen. Jugendliche Konsument*innen ahmen sogar das Aussehen und bestimmte Posen der Influencerinnen nach. Bösartige Kommentare stehen an der Tagesordnung, wenn man in irgendeiner Form von der Norm abweicht. Die Studie zeigt anhand befragter YouTuberinnen, dass es den meisten sehr schwerfällt, aus dem Themenbereich Beauty und Mode herauszutreten und sich neuen Bereichen, zum Beispiel der Gesellschaft, Politik oder Comedy zuzuwenden. Auf YouTube wird großer Wert auf Authentizität gelegt. Bei Instagram stehen Spontanität und Natürlichkeit im Vordergrund, obwohl die Fotografien paradoxerweise mit viel Aufwand und einigen Filtern, beispielsweise FaceTune, inszeniert wurden. Junge Mädchen, die Influencerinnen folgen, verwenden eine stärkere Bearbeitung ihrer Bilder, als solche, die dies nicht tun.
Welche Möglichkeiten hat die Medienpädagogik um zu einer Veränderung beizutragen? Der Vorschlag, die Nutzer*innen einfach „mal machen zu lassen“ wird von den Expert*innen als nicht besonders sinnvoll erachtet, da das idealisierte Körperbild zu tief in den Köpfen sitzt. Aufklärung hilft in Ansätzen. Was jedoch wirklich zu einer Veränderung beitragen könnte, ist das Wissen um feministische Inhalte und die Notwendigkeit von Gleichstellung (Feltman und Syzmanski, 2018). Darüber hinaus kann mit Humor einiges in Bewegung gesetzt werden. Ein Beispiel stellt der Instagram Account der australischen Komikerin Celeste Barber dar, die unnatürliche oder übertrieben dargestellte Posen von berühmten Influencerinnen und Models gekonnt ins Lächerliche zieht. Die Poetry Slamerin Lidia plädiert zudem dafür, Mädchen unter pädagogischer Begleitung sich selbst artikulieren zu lassen. Zusammenfassend hat die Webkonferenz ein sehr aktuelles und emotionales Thema aufgegriffen, dass eine Vielzahl von Mädchen und Frauen beschäftigt. Eine einzige, richtige Lösung existiert nicht. Festzuhalten ist, dass es in Zukunft relevant sein wird, Mädchen bereits in einem sehr jungen Alter sowohl innerhalb als auch außerhalb der Social Media Plattformen ein Bild der Normalität zu vermitteln.
Isabelle Schlecht
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