2022/01 Gesundheit und Medien
Das Thema Gesundheit findet bislang im Kontext der allgemeinen Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen wenig Beachtung. Dabei greifen Heranwachsende auch auf Medien zurück, um sich mit Fragen ihrer physischen und psychischen Entwicklung auseinanderzusetzen. Angesichts neuer Technologien, wie zum Beispiel Gesundheits-Apps und Wearables, die gesundheitsbezogene Daten erfassen, stellen sich auch weitere Fragen. Vermutlich hat sich keine Generation zuvor so intensiv mit unterschiedlichen Ernährungsformen, Fitnessprogrammen und Möglichkeiten der Selbstoptimierung befasst. Allerdings verweisen einige Studien auch darauf, dass diese Entwicklung das Gefühl von Stress verstärken kann, das aus dem wahrgenommenen Selbstoptimierungsdruck oder dem Gefühl, nichts verpassen zu wollen, resultieren kann.
merz 2022/01 zeigt zunächst die Vielfältigkeit des Themenfelds ‚Medien und Gesundheit‘ sowie Forschungsbedarfe auf, identifiziert aber vor allem auch die medienpädagogischen Schnittstellen. Was wissen wir über die verschiedenen digitalen Gesundheitspraktiken von Heranwachsenden? Welche gesundheitsbezogenen Angebote und Informationen finden Jugendliche in Sozialen Medien? Was kennzeichnet einen gesunden Medienumgang? Welche medienpädagogischen Praxisprojekte befassen sich mit gesundheitlichen Aspekten der Mediennutzung oder zielen auf einen gesunden Umgang mit Medien? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum der Ausgabe.
aktuell
Anna-Clara Pentz: JIM-Studie 2021
Auch in der diesjährigen JIM-Studie zeigt sich der Einfluss der Corona-Pandemie deutlich. So ist nicht nur, wie bereits im Vorjahr, die Mediennutzung in der Freizeit von Jugendlichen signifikant hoch (tägliche Onlinenutzung durchschnittlich 241 Minuten; 95 Prozent tägliche Smartphone- und Internetnutzung). Um ‚die Langeweile zu vertreiben‘ nutzen 40 Prozent der Befragten ‚am ehesten‘ YouTube. 29 Prozent vertreiben sich diese mit TikTok, 19 Prozent auf Instagram. Bei der Medienbeschäftigung zeigt sich jedoch bei der Smartphone- sowie Internetnutzung ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere der regelmäßige Konsum von Online-Videos ist deutlich zurückgegangen: 80 Prozent im Vergleich zu 90 Prozent 2020. Ein Trend, der auch auf die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie zurückgeführt werden kann, ist die zunehmende Ausstattung deutscher Haushalte mit Medien-Abonnements. 83 Prozent der Haushalte besitzen Zugänge zu Videostreaming-Diensten, 72 Prozent haben Musikstreaming-Dienste abonniert. Jedoch zeigt sich auch bei den Medien-Abonnements ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (Videostreaming um 1 Prozentpunkt, Musikstreaming um 4 Prozentpunkte). Ein ganzes Kapitel der Studie befasst sich in diesem Jahr zudem mit den Aspekten des Lernens unter Corona sowie der Einstellung zum aktuellen Geschehen. Demnach kam ein Großteil der Jugendlichen mit dem Online-Lernen ganz gut zurecht, wobei sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Altersstufen zeigen.
Im Rahmen der JIM-Studie Jugend, Information, Medien wurden im Zeitraum vom 1. Juni bis 11. Juli 2021 insgesamt 1.200 Jugendliche aus der Grundgesamtheit der deutschsprachigen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtIsabel Klotz: Mehr Vielfalt in deutschen Medien
Dem Diversity-Guide der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) von Anfang des Jahres folgt nun eine erweiterte Neuauflage, die online für alle zugänglich und barrierefrei ist. Der Guide richtet sich vor allem an Journalist*innen, Fotograf*innen, Autor*innen und Menschen aus der Medienbranche, ist aber auch für eine weiter gefasste Zielgruppe interessant und relevant.
Er ist in die drei übergeordneten Bereiche ‚Professionelle Medien sind vielfältig‘, ‚Berichten für die ganze Gesellschaft‘ und ‚Diversität im Medienhaus‘ unterteilt. Gleich der erste zeigt in drei Kapiteln prägnant auf, wieso Diversität in den Medien nicht nur eine Option, sondern ein Muss ist. Der zweite Bereich beschäftigt sich mit Medieninhalten, deren sprachlicher und bildlicher Gestaltung und Narrativen, während sich der dritte Abschnitt mit Diversität und Diskriminierung in der Branche und in Redaktionen selbst auseinandersetzt.
Zahlen, Daten und Fakten machen deutlich, wie (fatal) es bisher um die Repräsentation von Minderheiten im Mediensektor steht und wie groß der Handlungsbedarf ist. Zahlreiche praktische Tipps und Tools in Form von Formulierungshilfen und Glossaren sowie Good-Practice-Beispiele liefern hierbei Hilfestellung und wertvolle Impulse. Empfehlungen für Strategien und Methoden, wie zum Beispiel die ‚50:50-Methode‘ für Geschlechtergerechtigkeit und Repräsentation marginalisierter Gruppen geben konkrete Handlungsoptionen vor, um mehr Vielfalt für alle zu schaffen.
Herausgegeben wird der Diversity-Guide in Zusammenarbeit mit: Leidmedien, Lesben- und Schwulenverband (LSVD), Queer Media Society, MaLisa Stiftung, ProQuote Medien, Google News Initiative und weiteren Fachleuten sowie Menschen, die von Diskriminierung und struktureller Benachteiligung durch Medien direkt betroffen sind.
Kerstin Heinemann: Stichwort: Digitalisierung im Koalitionsvertrag
Digitalisierung ist in aller Munde und gilt als Rocket Science der 2020er-Jahre. So verwundert es auch nicht, dass die neue Bundesregierung Digitalisierung als eine der zentralen Aufgaben bereits in der Präambel des Koalitionsvertrags benennt. Wie komplex die Herausforderungen in diesem Themenfeld sind, lässt sich allerdings erst mit einem genaueren Blick in ‚Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit‘ erahnen.
Auf 178 Seiten werden da die Leitplanken für die Ampelkoalition beschrieben. Digitalisierung ist ein Querschnittsthema, das kein eigenes Ressort erhält, also nicht mit der strukturellen und finanziellen Macht eines Bundesministeriums ausgestattet ist. Die FDP konnte sich hier mit ihrer Idee nicht durchsetzen. Insgesamt liegen die Koalitionspartner in einem breiten Spektrum, das zwar nicht als homogen, aber durchaus als gute gemeinsame Basis verstanden werden kann.
Erfreulich ist, dass sich das Bekenntnis zu Open Source als grundsätzliche Haltung durch alle Bereiche zieht. Auch der von der Vorgängerregierung ins Leben gerufene ‚Digitalpakt Schule‘ soll in verbesserter Form weitergeführt und ausgebaut werden. Hier liegt ein Schwerpunkt auf dem Abbau der Bürokratie, um zu gewährleisten, dass die Mittel schneller in den jeweiligen operativen Strukturen ankommen. Auch ist eine von Bund und Ländern gemeinsam getragene ‚Koordinierungsstelle Lehrkräftefortbildung‘ geplant. Unter dem Titel ‚Digitale Gesellschaft‘ sollen ein Fokus auf die Stärkung eines digitalen Ehrenamts gelegt, digitale Gewalt bekämpft und die Einrichtung einer Bundeszentrale für digitale Bildung geprüft werden. Auch zur Schnittmenge von Digitalisierung und Nachhaltigkeit findet sich einiges im Koalitionsvertrag.
Spannend bleibt die Frage, wie die Querschnittsaufgabe Digitalisierung effizient und durchsetzungsstark zwischen den einzelnen Ressorts koordiniert werden kann. Denn nur, wenn sich die Ampel nicht im Kleinklein zwischen den eigenen Strukturen verzettelt, kann der nächste Schritt in der Digitalisierung gelingen.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Kerstin Heinemann
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrike Emlinger: Rechtsextreme instrumentalisieren Internet für ihre Zwecke
Wie Rechtsextreme Online-Plattformen, -Dienste und -Formate zur Ansprache von Kindern und Jugendlichen nutzen, um ihre Propaganda zu verbreiten, zeigt der neue ‚Bericht zu Rechtsextremismus im Netz‘ von jugendschutz.net.
In den Jahren 2020 und 2021 registrierte jugendschutz.net 1136 Verstöße gegen den Jugendmedienschutz. Insbesondere Social-Media-Plattformen sind bei der Verbreitung rechtsextremer Propaganda zentral: Über 90 Prozent der Fälle wurden auf jugendaffinen Diensten wie YouTube, Instagram und TikTok registriert.
Seit 2020 ist Telegram zur wichtigsten Plattform für Rechtsextreme geworden. Ein Grund dafür: Der Dienst löscht nur selten Inhalte. Vermehrt nutzen Rechtsextreme auch Podcasts und Livestreams, um aktuelle Themen wie beispielsweise die Corona-Pandemie aufzugreifen und gemäß eines menschen- und demokratiefeindlichen Weltbilds umzudeuten. Verbreitet werden sie über Spotify und YouTube, Twitch, BitChute oder DLive. Auch die Welt des Gamings wird zunehmend für Propagandazwecke genutzt.
Insbesondere die Reaktionen von Anbietern auf Usermeldungen bewertet jugendschutz.net derzeit als unzureichend: Weniger als die Hälfte von gemeldeten Inhalten würden gelöscht.
www.jugendschutz.net/mediathek/artikel/rechtsextremismus-im-netz-2020-2021
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Ulrike Emlinger
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrike Emlinger: Lebendige Filmkultur durch Partizipation von Kindern
Ob und wie Kinder bereits an der Filmkultur partizipieren, ist Thema des jüngst veröffentlichten Forschungsberichts der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und des Fördervereins Deutscher Kinderfilm e.V.
Das Projektteam ermittelte den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich des Rezeptionsverhaltens von Kindern zwischen sechs und dreizehn Jahren. Das Ergebnis: Die öffentlich vorliegenden Daten geben lediglich einen oberflächlichen Einblick in die Film- und Kinonutzung, da beispielsweise Kinder unter zehn Jahren in der Erforschung der Kinonutzung nicht berücksichtigt werden. Außerdem fehlten Studien, die sich dem Umfang und der Bedeutung von Filmrezeption und Kinobesuch von Kindern widmen.
Anhand ausgewählter internationaler Best Practice-Beispiele aus verschiedenen Kulturbereichen werden zudem in Anlehnung an Roger Harts achtstufiger ‚Leiter der Partizipation‘ Partizipationsmodelle und -grade beleuchtet und darauf basierend Handlungsempfehlungen entwickelt: So müssten Projekte etwa von qualifiziertem Personal begleitet und deren langfristige Finanzierung gesichert sein. Auch eine kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung ist aus Sicht der Studienmacher*innen notwendig, um Methoden der Partizipation für künftige Konzepte nutzbar zu machen.
Der Forschungsbericht in voller Länge sowie eine Kurzversion stehen online zur Verfügung.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Ulrike Emlinger
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thema
Claudia Lampert/Christa Gebel: Editorial: Zwischen Suche, Sucht und Selbstoptimierung. Gesundheitsbezogene Herausforderungen für die Medienpädagogik
Beim Thema Medien und Gesundheit denken viele sicherlich aktuell an die intensive Mediennutzung während der Covid-19-Pandemie. Ungesunde Ernährung, verzerrte Körperbilder, Handynacken, Mediensucht und Depressionen sind weitere Beispiele, die man mit dem Thema in Verbindung bringt. Schnell fällt auf, dass insbesondere die negativen Wirkungen auf die physische und psychische Gesundheit im Vordergrund stehen.
Auch die aktuelle Forschungslage verstärkt diesen Eindruck. So zeigen verschiedene Studien, dass sich die (notgedrungene) übermäßige Nutzung insbesondere in der ersten Phase der Pandemie vor allem auf die mentale Gesundheit negativ auswirkte. Vor diesem Hintergrund erscheint es für manche vermutlich nur folgerichtig, dass die chinesische Regierung Ende August 2021 anordnete, die Online-Computerspielzeit für Kinder und Jugendliche auf drei Stunden in der Woche (freitags und am Wochenende zwischen 20 und 21 Uhr) zu begrenzen (Kirchner 2021). Ungeachtet der staatlichen Übergriffigkeit und der mangelnden Sinnhaftigkeit der Maßnahme, zeigt sich an diesem Beispiel sehr deutlich, dass der Diskurs über Medien und Gesundheit primär auf Folgen einer übermäßigen Nutzung reduziert wird (vgl. auch Smahel et al. 2015). Auf der inhaltlichen Ebene stehen vor allem die Wirkung von Süßigkeitenwerbung oder von schlanken, zum Teil mit Photoshop bearbeiteten Bildern auf gesellschaftliche Schönheitsideale und das eigene Körperbild im Fokus.
Wenig Beachtung findet das Thema Gesundheit bislang im Kontext der allgemeinen Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist es naheliegend und nachweisbar, dass Heranwachsende auch auf Medien zurückgreifen, um sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die sie im Rahmen ihrer physischen und psychischen Entwicklung oder eines aktuellen Ereignisses wie der Covid-19-Pandemie beschäftigen. Die Forschungslage ist diesbezüglich zwar noch sehr dünn. Über die Sozialen Medien lässt sich jedoch schnell ein Eindruck darüber gewinnen, welche Gesundheitsthemen von besonderem Interesse sind und wie die Heranwachsenden digitale Medien nutzen, um sich dazu zu informieren, sich zu orientieren, sich zu vernetzen oder eigene gesundheitsbezogene Herausforderungen zu bewältigen.
Angesichts neuer Technologien, wie Gesundheits-Apps und Wearables, die gesundheitsbezogene Daten erfassen, stellen sich aber auch neue Fragen. Wie werden solche Angebote genutzt, wie wirken sich die Anwendungen auf gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen aus und welche Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen sind mitunter mit solchen Anwendungen verbunden? Seit Mitte 2020 gibt es Digitale Gesundheitsanwendungen (sogenannte DiGAs) auf Rezept (vgl. Krügerbrand/Haserück 2020), ein schier unüberschaubares Angebot an Tools, um die eigene Gesundheit zu optimieren. In den Sozialen Medien findet sich eine Reihe an Sinn- oder Healthfluencer*innen mit zum Teil beachtlicher Reichweite, die ihre Vorstellungen von einem gesunden Lifestyle verbreiten. Vermutlich hat sich keine Generation zuvor so intensiv mit unterschiedlichen Ernährungsformen, Fitnessprogrammen und Möglichkeiten der Selbstoptimierung befasst. Allerdings verweisen einige Studien auch darauf, dass die neuen digitalen Möglichkeiten das Gefühl von Stress verstärken können, der aus dem wahrgenommenen Selbstoptimierungsdruck oder dem Gefühl, nichts verpassen zu wollen, resultieren kann.
Aber in wessen Verantwortungsbereich liegt das Thema Medien und Gesundheit eigentlich? Kritische und warnende Stimmen kommen aktuell vor allem von Mediziner*innen, Psycholog*innen und Pädagog*innen, die in der Regel pauschal dafür plädieren, den Medienkonsum zu reduzieren. Die Gesundheitswissenschaftler*innen richten ihren Fokus besonders auf die Förderung von (digitaler) Gesundheitskompetenz, verstanden als die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen finden und einordnen zu können. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Akteur*innen, wie App-Entwickler*innen und Krankenkassen, die die digitalen Möglichkeiten für die Gesundheitsförderung und -versorgung ausloten. Sowohl die Kinder-Medien-Forschung als auch die Medienpädagogik haben sich bislang eher wenig mit dem Thema befasst. Nur vereinzelt finden sich Studien, die sich mit gesundheitsbezogenen Medieninhalten, gesundheitsrelevanten Fragen der Mediennutzung oder den medienbezogenen Möglichkeiten der Gesundheitsförderung beschäftigen. Auch unsere Suche nach medienpädagogischen Projekten mit Gesundheitsbezug brachte nur wenige Ergebnisse. Dabei kann gerade ein Themenzugang über die praktische Medienarbeit eine Alternative zu einem mahnenden ‚Esst mehr Gemüse‘-Gestus bieten. Hinweise auf aktuelle Projekte sind jederzeit willkommen. Im KMK-Strategie-Papier ‚Bildung in der digitalen Welt‘ (2017) wird der Schutz der Gesundheit im Kompetenzbereich 4 ‚Schützen und sicher agieren‘ aufgeführt, verbunden mit dem Ziel, Suchtgefahren zu vermeiden und sich selbst und andere vor möglichen Gefahren zu schützen sowie digitale Medien gesundheitsbewusst und für soziales Wohlergehen und Eingliederung zu nutzen. Was diese Zielsetzungen konkret und zum Beispiel für unterschiedliche Altersgruppen bedeuten können und wie sie sich erreichen lassen, bleibt relativ unklar und bedarf einer Ausdifferenzierung – am besten im Austausch und unter Beteiligung von Vertreter*innen der oben genannten Akteur*innengruppen.
Wir möchten mit der vorliegenden Ausgabe diesbezüglich ein erstes Angebot machen und zunächst die Vielfältigkeit des Themenfeldes aufzeigen sowie Forschungsbedarfe, aber vor allem auch medienpädagogische Schnittstellen identifizieren. Was wissen wir beispielsweise über die verschiedenen digitalen Gesundheitspraktiken von Heranwachsenden? Welche gesundheitsbezogenen Angebote und Informationen finden Jugendliche auf Plattformen wie TikTok? Was kennzeichnet eigentlich einen gesunden Medienumgang? Welche medienpädagogischen Praxisprojekte befassen sich mit gesundheitlichen Aspekten der Mediennutzung oder zielen auf einen gesunden Umgang mit Medien? Die versammelten Beiträge aus Forschung und Praxis geben erste Eindrücke, aber auch wertvolle Hinweise für weitere Diskussionen und notwendige (Forschungs-)Projekte. Überdies haben wir für dieses Heft diverse aktuelle Studien gesichtet, die sich mit unterschiedlichen Facetten dieses Themenfeldes befassen. Da diese nicht alle in die Printausgabe passen, kann diese Zusammenschau unter www.merz-zeitschrift.de/alle-ausgaben/details/2022-01-gesundheit-und-medien eingesehen werden.
Literatur:
Kirchner, Ruth (2021). Nur drei Stunden wöchentlich. China beschränkt Videospielzeit für Kinder. tagesschau. www.tagesschau.de/ausland/asien/china-computerspiele-101.html [Zugriff: 10.12.2021]
Krüger-Brand, Heike E./Haserück, André (2020). Digitale Gesundheitsanwendungen: Apps auf Rezept ab August. In: Deutsches Ärzteblatt, 117 (31-32): A-1480/B-1272. www.aerzteblatt.de/archiv/214888/Digitale-Gesundheitsanwendungen-Apps-auf-Rezept-ab-August [Zugriff: 13.12.2021]
Smahel, David/Wright, Michelle F./Cernikova, Martina (2015). The impact of digital media on health: children’s perspectives. In: International Journal of Public health, 60 (2), S. 131–137. DOI: 10.1007/s00038-015-0649-z.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Claudia Lampert, Christa Gebel
Beitrag als PDFEinzelansichtClaudia Lampert: Digitale Gesundheitspraktiken von Kindern und Jugendlichen. Mehrwert oder Risiko?
Die Digitalisierung hat vielfältige Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit eröffnet, sei es durch die Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen oder die Nutzung von Apps oder Wearables zur Dokumentation und Auswertung eigener Gesundheitsdaten. Bislang gibt es allerdings nur wenige Studien dazu, welcher Stellenwert digitalen Gesundheitsangeboten im Medienrepertoire von Kindern und Jugendlichen zukommt. Im Beitrag wird gezeigt, dass das Thema Medien und Gesundheit über die Frage nach gesundheitsbezogenen Wirkungen des Medienkonsums hinausweist und dafür plädiert, den digitalen Gesundheitspraktiken mehr Aufmerksamkeit zu schenken – auch um etwaigen negativen (Neben-)Wirkungen frühzeitig entgegenwirken zu können.
Literatur
Albrecht, Urs-Vito (2016). Kapitel Kurzfassung. In: Albrecht, Urs-Vito (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, S. 14–47. www.digibib.tu-bs.de/?docid=60004 [Zugriff: 05.01.2022]
Bernath, Jael/Suter, Lilian/Waller, Gregor/Külling, Céline/Willemse, Isabel/Süss, Daniel (2020). JAMES: Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Ergebnisbericht zur JAMES-Studie 2020. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/2020/ZHAW_Bericht_JAMES_2020_de.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Bernath, Jael/Suter, Lilian/Waller, Gregor/Willemse, Isabel/Külling, Céline/Süss, Daniel (2020). JAMESfocus – Mediennutzung und Gesundheit. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/jamesfocus/2020/JAMESfocus_Medien_Gesundheit.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Grist, Rebecca/Porter, Joanna/Stallard, Paul (2017). Mental Health Mobile Apps for Preadolescents and Adolescents: A Systematic Review. In: Journal of Medical Internet Research, 19 (5). DOI: 10.2196/jmir.7332.
Lampert, Claudia/Scherenberg, Viviane (2021). HealthApps4Teens Report. Hamburg/Bremen. www.tk.de/resource/blob/2101504/ae883e8a876f22a63cfbf118505e9e32/healthapps4teens-data.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Lampert, Claudia/Scherenberg, Viviane (2019). Gesundheits-Apps für Kinder und Jugendliche. In: Public Health Forum, 27 (4), S. 301–303. DOI: 10.1515/pubhef-2019-0066.
Park, Eunhee/Kwon, Misol (2018). Health-Related Internet Use by Children and Adolescents: Systematic Review. In: Journal of Medical Internet Research, 20 (4). DOI: 10.2196/jmir.7731.
Rideout, Victoria/Fox, Susannah/Well Being Trust (2018). Digital Health Practices, Social Media Use, and Mental Well-Being Among Teens and Young Adults in the U.S. In: Articles, Abstracts, and Reports, 1093. Providence St. Joseph Health Digital Commons. https://digitalcommons.psjhealth.org/publications/1093 [Zugriff: 05.01.2022]
Sardi, Lamyae/Idri, Ali/Fernández-Alemán, José Luis (2017). A systematic review of gamification in e-Health. In: Journal of Biomedical Informatics, 71, S. 31–48. DOI: 10.1016/j.jbi.2017.05.011.
Sedrati, Hayat/Nejjari, Chakib/Chaqsare, Souad/Ghazal, Hassan (2016). Mental and Physical Mobile Health Apps: Review. In: Procedia Computer Science, 100, S. 900–906. DOI: 10.1016/j.procs.2016.09.241.
Smahel, David/Wright, Michelle F./Cernikova, Martina (2015). The impact of digital media on health: Children’s perspectives. In: International Journal of Public Health, 60 (2), S. 131–137. DOI: 10.1007/s00038-015-0649-z.
Wartella, Ellen/Rideout, Vicky/Montague, Heather/Beaudoin-Ryan, Leanne/Lauricella, Alexis (2016). Teens, Health and Technology: A National Survey. In: Media and Communication, 4 (3), S. 13–23. DOI: 10.17645/mac.v4i3.515.
Wartella, Ellen/Rideout, Vicky/Zupancic, Heather/Beaudoin-Ryan, Leanne/Lauricella, Alexis (2015). Teens, Health, and Technology. Report of the Center on Media and Human Development, School of Communication, Northwestern University. Northwestern University. http://cmhd.northwestern.edu/wp-content/uploads/2015/05/1886_1_SOC_ConfReport_TeensHealthTech_051115.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Claudia Lampert
Beitrag als PDFEinzelansichtInfokasten: Gesundheits-Apps
Nicola Döring/Stephan Lehmann: Von Dr. Sommer zu Dr. TikTok. Sexuelle Gesundheitskommunikation mittels Online-Videoplattformen
Liebeskummer, Frust statt Lust, Kondom kaputt – derartige Probleme der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sind gleichermaßen banal wie bedeutsam. Früher war Dr. Sommer hier ein wichtiger Ansprechpartner. Heute wenden sich Jugendliche und junge Erwachsene massenhaft an Dr. YouTube und an Dr. TikTok. Wie ist die sexuelle Gesundheitskommunikation mittels Online-Videoplattformen einzuschätzen? Antworten gibt eine aktuelle Analyse zu Verhütungsinformationen auf TikTok.
Literatur
Broussard, Kathleen/Becker, Andréa (2021). Self-removal of long-acting reversible contraception: A content analysis of YouTube videos. In: Contraception, 104 (6), pp. 654-658. DOI: 10.1016/j.contraception.2021.08.002.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2018). Verhütungsverhalten Erwachsener – Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2018. Köln. https://publikationen.sexualaufklaerung.de/fileadmin/redakteur/publikationen/dokumente/13317300.pdf [Zugriff: 23.11.2021]
Döring, Nicola (2017a). Online-Sexualaufklärung auf YouTube: Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für die Sexualpädagogik. In: Zeitschrift für Sexualforschung, 30 (4), S. 349–367. DOI: 10.1055/s-0043-121973.
Döring, Nicola (2017b). Sexualaufklärung im Internet: Von Dr. Sommer zu Dr. Google. In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 60 (9), S. 1016–1026. DOI: 10.1007/s00103-017-2591-0.
Döring, Nicola (2019). Die Bedeutung von Videoplattformen für die Gesundheitskommunikation. In: Rossmann, Constanze/Hastall, Matthias (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation: Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven. Heidelberg: Springer, S. 171–183.
Döring, Nicola (2020). „Switched On“: UNESCO-Konferenz 2020 zur sexuellen Bildung im digitalen Raum. In: Zeitschrift für Sexualforschung, 33 (3), S. 178–180.
Döring, Nicola (2021). Mehr Frust als Lust? Die Antibabypille in Sozialen Medien. In: merz |medien+erziehung, 65 (3), S. 27–34.
Döring, Nicola/Conde, Melisa (2021). Sexuelle Gesundheitsinformationen in sozialen Medien: Ein systematisches Scoping Review. In: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 64 (11), S. 1416–1429. DOI: 10.1007/s00103-021-03431-9.
Fowler, Leah R./Schön, Lauren/Smith, Hadlay Stevens/Morain, Stephanie R. (2021). Sex Education on TikTok: A Content Analysis of Themes. In: Health Promotion Practice, 2021 Aug. 20. DOI: 10.1177/15248399211031536. (Online vor Druck)
Franzke, Aline Shakti/Bechmann, Anja/Zimmer, Michael/Ess, Charles/the Association of Internet Researchers (2020). Internet Research: Ethical Guidelines 3.0. https://aoir.org/reports/ethics3.pdf [Zugriff: 02.12.2021]
Madathil, Kapil Chalil/Rivera-Rodriguez, A Joy/Greenstein Joel/ Gramopadhye, Anand (2015). Healthcare information on YouTube: A systematic review. In: Health Informatics Journal, September 2015, pp. 173–194. DOI:10.1177/1460458213512220.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2021). JIM-Studie 2021. Jugend, Information, Medien. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2021/JIM-Studie_2021_barrierefrei.pdf [Zugriff: 05. 01.2021]
Nguyen, Brian/Allen, Allison J. (2018). Social media and the intrauterine device: a YouTube content analysis. In: BMJ Sexual & Reproductive Health, 44 (1), pp. 28–32. DOI: 10.1136/bmjsrh-2017-101799.
Ontiveros, Sam T./Qozi, Mariam/Cantrell, F. Lee (2020). A Concerning Internet Trend that might result in unintended pregnancy. In: The American journal of medicine, 133(8), pp. e427. DOI: 10.1016/j.amjmed.2020.02.013.
Paul, Jennifer/Boraas, Christy/Duvet, Mildred/Chang Judy (2017). YouTube and the single-rod contraceptive implant: a content analysis. In: Journal of Family Planning and Reproductive Health Care, 43(3), pp. 195–200. DOI: 10.1136/jfprhc-2016-101593.
Ritter, Andreas/Stephan, Ringo (2021). pro familia Berlin auf TikTok: “Auch wenn Ihr jetzt im Lockdown zu Hause seid, sind wir für euch da!“. In: pro familia magazin, 2021 (4), S. 27–28.
Scharmanski, Sara/Heßling, Angelika (2021). Sexual- und Verhütungsverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Aktuelle Ergebnisse der Repräsentativbefragung „Jugendsexualität“. In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 64 (11), S. 1372–1381. DOI: 10.1007/s00103-021-03426-6.
Temmerman, Marleen/Khosla, Rajat/Say, Lale (2014). Sexual and reproductive health and rights: a global development, health, and human rights priority. In: Lancet, 384 (9941), pp. E30–E31. DOI: 10.1016/S0140-6736(14)61190-9.
Tsui, Amy O./McDonald-Mosley, Raegen/Burke, Anne E. (2010). Family Planning and the Burden of Unintended Pregnancies.In: Epidemiologic Reviews, 32 (1), pp. 152–174. DOI: 10.1093/epirev/mxq012.
Wunderlich, Daniela (2019). Über das Unbehagen in der Verhütungskultur – viele Fragen, wenige Antworten. In: pro familia medizin – der familienplanungsrundbrief, 19 (1), S. 1–3.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Nicola Döring, Stephan Lehmann
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Florian Kanitz, TINCON: Digitale Medien als Forum und Mittel zur Entstigmatisierung
Vom 9. bis 13. August 2021 fand auf verschiedenen Online-Kanälen die TINCON Themenwoche ,Mental Health und Social Media‘ statt. Für merz sprach Claudia Lampert mit Florian Kanitz über die Idee zu diesem Thema und die Resonanz bei den Jugendlichen. Florian Kanitz hat 2020 als Projektassistent bei der TINCON angefangen. Angesichts der Covid-19-Pandemie musste sich die TINCON überlegen, wie sie ihrer Zielgruppe eine digitale Bühne schaffen kann. Anstelle der Konferenz vor Ort fand die TINCON deshalb als YouTube-Livestream statt. Hier wurden die Talks der Veranstaltungen schon immer im Nachgang veröffentlicht, um die Inhalte einem großen Publikum nachhaltig zugänglich zu machen. Direkte Interaktion war im YouTube-Chat während des Livestreams möglich, aber auch auf anderen Social-Media-Kanälen, wie Discord.
Ines Sura: Digital gesund?! Medienbildung und Gesundheitsförderung in der Grundschule
Bereits im Grundschulalter müssen die nötigen Kompetenzen vermittelt werden, um Medien sowohl selbstbestimmt als auch gesund zu nutzen. Im Beitrag wird ein pädagogisch-didaktisch ausgearbeitetes crossmediales Konzept vorgestellt, das Schüler*innen durch eine fundierte Medienbildung auf die Anforderungen der mediatisierten Gesellschaft vorbereiten soll. Dabei wird die Entwicklung der multimedialen Unterrichtsplattform MedienUniversum beschrieben: Die Komponenten aus Lehrer*innenportal, Kreativ-App und Schulungen richten sich an pädagogische Fachkräfte der Grundschule und Schüler*innen ab der 4. Klasse.
Literatur
Brandes, Sven/Stark, Wolfgang (2016). Empowerment/ Befähigung. https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/empowermentbefaehigung [Zugriff: 08.11.2021]
Kultusministerkonferenz (KMK) (2017). Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2018/Digitalstrategie_2017_mit_Weiterbildung.pdf [Zugriff: 08.11.2021]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hrsg.) (2016). KIM-Studie 2016. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart: mpfs.
Schorb, Bernd (2008). Handlungsorientierte Medienpädagogik. In: von Gross, Friedericke/Hugger, Kai-Uwe/Sander, Uwe (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, S. 75–86.
Infokasten: Serious Games for Health
Verena Krah/Demian Frank/Kevin Dadaczynski: Medien- und Gesundheitskompetenz zusammen denken und fördern. Überlegungen am Beispiel des Projekts Nebolus
Nicht zuletzt auch infolge der mit der COVID-19-Pandemie einhergehenden Flut an Informationen ist die Fähigkeit des Suchens, Verstehens, der kritischen Bewertung und Anwendung gesundheitsbezogener Informationen eine zentrale Ressource des gesunden Aufwachsens. Dabei nimmt die Schule als Lehr- und Lernort in der Vermittlung von Gesundheitskompetenz eine wichtige Rolle ein. Im vorliegenden Beitrag wird argumentiert, dass Medien- und Digitalkompetenz eine hohe Passung mit dem Ansatz der Gesundheitskompetenz aufweisen und daher zusammenzudenken sind. Schließlich wird mit Nebolus ein aktuelles Projekt zur Förderung der Gesundheitskompetenz im Schnittfeld von Schule und Kommune eingehend vorgestellt.
Literatur
Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW) (2019). Digital Trends Umfrage zur Nutzung von Sprachnachrichten. https://www.bvdw.org/fileadmin/user_upload/BVDW_Nutzung_Sprachnachichten.pdf [Zugriff: 09.11.2021]
Dadaczynski, Kevin/Krah, Verena/Frank, Demian/Zügel-Hintz, Elisabeth/Pöhlmann, Fabrice (2021). Promoting navigation health literacy at the intersection of schools and communities. Development of the game-based intervention Nebolus. In: Frontiers in Public Health, 9. DOI: 10.3389/fpubh.2021.752183.
Dadaczynski, Kevin/Paulus, Peter/Nieskens, Birgit/Hundeloh, Heinz (2015). Gesundheit im Kontext von Bildung und Erziehung – Entwicklung, Umsetzung und Herausforderungen der schulischen Gesundheitsförderung in Deutschland. In: Zeitschrift für Bildungsforschung, 5 (2), S. 197–218.
Domanska, Olga Maria/Loer, Anne-Kathrin M/Stock, Christiane/Susanne, Jordan (2021). Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten im Jugendalter: Ergebnisse einer bundesweiten Online-Befragung Jugendlicher. In: Prävention und Gesundheitsförderung. DOI: 10.1007/s11553-021-00913-1.
Eickelmann, Birgit/Bos, Wilfried/Gerick, Julia/Goldhammer, Frank/Schaumburg, Heike/Schwippert, Knut/Senkbeil, Martin/Vahrenhold, Jan (Hrsg.) (2019). ICILS 2018# Deutschland: Computer-und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Münster: Waxmann.
Genner, Sarah/Daniel, Süss/Gregor, Waller/Willemse, Isabel/Opliger, Sabine/Vollmer, Thomas/Marti, Colette (2015). Medienkompetenz-Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien: für Eltern und alle, die mit Kids zu tun haben. Jugend und Medien, Nationales Programm zur Förderung von Medienkompetenzen/Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/5272/3/2015_Genner_Medienkompetenz_Tipps_zum_sicheren_Umgang_mit_digitalen_Medien_2015_Auflage_5.pdf [Zugriff: 02.11.2021]
Kultusministerkonferenz (KMK) (2016). Bildung in der digitalen Welt: Strategie der Kultusministerkonferenz. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016 in der Fassung vom 07.12.2017. Berlin. www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2018/Digitalstrategie_2017_mit_Weiterbildung.pdf [Zugriff 02.11.2021]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIM-Studie 2020. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2020/JIM-Studie-2020_Web_final.pdf [Zugriff: 02.11.2021]
Paakkari, Leena/ Torppa, Minna/ Mazur, Joanna/Boberova, Zuzanna/Sudeck, Gorden/Kalman, Michal/Paakkari, Olli (2020). A comparative study on adolescents’ health literacy in europe: Findings from the HBSC study. In: International Journal of Environmental Research and Public Health, 17 (10). DOI: 10.3390/ijerph17103543.
Quenzel, Gudrun/Schaeffer, Doris (2016). Health Literacy–Gesundheitskompetenz vulnerabler Bevölkerungsgruppen. Universität Bielefeld. https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/gesundheitswissenschaften/ag/ag6/publikationen/QuenzelSchaeffer_GesundheitskompetenzVulnerablerGruppen_Ergebnisbericht_2016.pdf [Zugriff: 12.01.2022]
Röthlin, Florian/Pelikan, Jürgen M./Ganahl, Kristin (2013). Die Gesundheitskompetenz der 15-jährigen Jugendlichen in Österreich. Abschlussbericht der österreichischen Gesundheitskompetenz Jugendstudie im Auftrag des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger (HVSV). Wien: Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research.
Riiser, Kirsti/Helseth, Sølvi/Haraldstad, Kristin/Torbjørnsen, Astrid/Richardsen, Kåre Rønn (2020). Adolescent´s health literacy, health protective measure, and health-related quality of life during the Covid-19 pandemic. PLoS ONE, 15 (8). DOI: 10.1371/journal.pone.0238161.
Schaeffer, Doris/Hurrelmann, Klaus/Bauer, Ullrich/ Kolpatzik, Kai (2018). Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. Berlin: KomPart.
Schulenkorf, Tessa/Krah, Verena/Dadaczynski, Kevin/Okan, Orkan (2021). Addressing health literacy in schools in Germany: Concept analysis of the mandatory digital and media literacy school curriculum. In: Frontiers in Public Health, 9. DOI: 10.3389/fpubh.2021.687389.
Sørensen, Kristine/Van den Broucke, Stephan/Fullam, James/Doyle, Gerardine/Pelikan, Jürgen/Slonska, Zofia/Brand, Helmut (2012). Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. In: BMC Public Health, 12. DOI: 10.1186/1471-2458-12-80.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Verena Krah, Demian Frank, Kevin Dadaczynski
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Janine Sterner/Lennart Semmler, Highways to Health: Digitaler Wandel in der Gesundheitsförderung
Highways to Health (H2H) ist eine Plattform zu Potenzialen und Herausforderungen der Digitalisierung für die Gesundheitsförderung und Prävention. Von den Tücken der digitalen Arbeitswelt über digitale Gesundheitsanwendungen bis hin zu Liebe und Sex im Internet finden sich informative und fachlich hochwertige Blog-Texte und Podcasts. Betrieben wird die Plattform von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS). Janine Sterner und Lennart Semmler, Redaktionsmitglieder des Blogs, geben Auskunft zu Anliegen und Konzept des Blogs.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Janine Sterner, Lennart Semmler
Beitrag als PDFEinzelansichtONLINE EXKLUSIV: Begüm Güngör: Aktuelle Studien rund um das Themenfeld ‚Gesundheit und Medien‘
Dieser ‚online exklusiv‘-Beitrag fasst diverse aktuelle Studien zusammen, die sich mit unterschiedlichen Facetten des Themenfeldes ‚Gesundheit und Medien‘ befassen.
Literatur:
DAK Gesundheit/UKE Hamburg (2021). Mediensucht während der Corona-Pandemie. Ergebnisse der Längsschnittstudie von 2019 bis 2021 zu Gaming und Social Media mit dem UKE Hamburg. www.dak.de/dak/bundesthemen/mediensucht-steigt-in-corona-pandemie-stark-an-2508248.html
Rack, Stefanie/Fächner, Stefanie (2021). Ommm Online – Wie wir unser digitales Wohlbefinden steigern. Arbeitsmaterial für den Unterricht, Heft 5. www.klicksafe.de/materialien/ommm-online-wie-wir-unser-digitales-wohlbefinden-steigern/
Ravens-Sieberer, Ulrike/Kaman, Anne/Otto, Christiane/Adedeji, Adekunle/Napp, Ann-Kathrin/Becker, Marcia/Blanck-Stellmacher, Ulrike/Löffler, Constanze/Schlack, Robert/Hölling, Heike/Devine, Janine/Erhart, Michael/Hurrelmann, Klaus (2021a). Seelische Gesundheit und psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie. Ergebnisse der COPSY-Studie. In: Bundesgesundheitsblatt, 64, S. 1512–1521. DOI: 10.1007/s00103-021-03291-3.
Ravens-Sieberer, Ulrike/Kaman, Anne/Erhart, Michael/Otto, Christiane/Devine, Janine/Löffler, Constanze/Hurrelmann, Klaus/Bullinger, Monika/Barkmann, Claus/Siegel, Nico A./Simon, Anja M./Wieler, Lothar H./Schlack, Robert/Hölling, Heike (2021b). Quality of life and mental health in children and adolescents during the first year of the COVID-19 pandemic: results of a two-wave nationwide population-based study. In: European Child + Adolescent Psychiatry. DOI: 10.1007/s00787-021-01889-1.
Rücker, Martin/foodwatch e. V. (Hrsg.) (2020). Junkfluencer. Wie McDonald‘s, Coca-Cola & Co. in sozialen Medien Kinder mit Junkfood ködern. www.foodwatch.org/fileadmin/-DE/Themen/Kinderernaehrung/Influencer/Webversion_Junkfluencer_Report_2021.pdf
Techniker Krankenkasse (Hrsg.) (2021) Schalt mal ab, Deutschland! TK-Studie zur Digitalkompetenz 2021. www.tk.de/resource/blob/2099616/630d3a2e429edc359f15fd8225dcd45c/studie-schalt-mal-ab-2021-data.pdf
spektrum
Cordula Edler: IPAR-UCD – Inklusive AktionsForschung und User-Centred Design. Orientierungen für ein inklusives Forschungskonzept
Digitale Inklusion – Teilhabe an der digitalen Gesellschaft bedeutet auch, Menschen mit Lernschwierigkeiten von Anfang an in die Entwicklung und Gestaltung moderner Informationstechnologien, digitaler Dienste oder Produkte einzubeziehen. Die Herausforderung für Forschung und Entwicklung besteht darin, inklusive Ansätze in Design, Entwicklungs- und Inhaltserstellungsprozesse zu integrieren und die notwendige kommunikative und kollaborative Infrastruktur sowie angepasste Methoden bereitzustellen.
Literatur
Edler, Cordula (2020a). e-Inclusion – Inklusive-Partizipative Forschung und Entwicklung, User-Centred Design und Empowerment. Orientierungen für einen Ansatz der Forschung und Entwicklung (F&E) gemeinsam mit Menschen mit kognitiven Behinderungen. Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. https://phbl-opus.phlb.de/frontdoor/index/index/docId/724 [Zugriff: 16.01.2021]
Edler, Cordula (2020b) Easy Reading – Handbuch für Peer-Forscherinnen und Peer-Forscher. www.easyreading.eu/wp-content/uploads/2020/01/Easy-Reading-Handbuch.pdf [Zugriff: 03.05.2021]
Hirschberg, Marianne (2012). Menschenrechtsbasierte Datenerhebung – Schlüssel für gute Behindertenpolitik. Anforderungen aus Artikel 31 der UN-Behindertenrechtskonvention. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte.
Mariger, Heather (2006). Cognitive Disabilities and the Web: Where Accessibility and Usability Meet? The National Center on Disability and Access to Education (NCDAE). http://ncdae.org/resources/articles/cognitive [Zugriff: 16.01.2021]
Miesenberger, Klaus/Edler, Cordula/Heumader, Peter/Petz, Andrea (2019). Tools and Applications for Cognitive Accessibility. In: Yesilda, Yeliz/Harper, Simon (Hrsg.), Web Accessibility. Heidelberg: Springer Verlag, S. 523–546.
Ollerton, Janice M. (2012). IPAR, an inclusive disability research methodology with accessible analytical tools. In: International Practice Development Journal, 2 (2). www.fons.org/library/journal/volume2-issue2/article3 [Zugriff: 16.01.2021]
Rath, Matthias (2014). Ethik der mediatisierten Welt. Grundlagen und Perspektiven. Berlin/Heidelberg/Wiesbaden/New York: Springer VS.
Reinmann, Gabi (2005). Innovation ohne Forschung? Ein Plädoyer für den Design Based Research Ansatz in der Lehr- und Lernforschung. In: Unterrichtswissenschaft – Zeitschrift für Lernforschung, 33 (1), S. 52–69.
Reinmann Gabi (2016): Design-Based Research am Beispiel hochschuldidaktischer Forschung. Redemanuskript vom 18.11.2016. www.gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2016/11/Vortrag_Berlin_Nov2016.pdf [Zugriff: 16.02.2021]
Strnadova, Iva/Cumming, Therese (2014). People with Intellectual Disabilities Conducting Research: New Directions for Inclusive Research. In: Journal of Applied Research in Intellectual Disabilities, 27 (1), S. 1–2. DOI: 10.1111/jar.12075.
Walmsley, Jan/Johnson, Kelley (2003). Inclusive Research with People with Learning Disabilities. Past, Present and Futures. London: Jessica Kingsley Publishers.
Linda Verweyen: Filmarbeit mit Jugendlichen aus sozial benachteiligten Verhältnissen
Im vorliegenden Artikel wird die Wirkung von Filmarbeit auf Jugendliche aus sozialer Benachteiligung beschrieben und gezeigt, weshalb Filme als Medium besonders geeignet für die Zielgruppe sind. Literaturarbeit und empirische Forschung in Form von Interviews bestätigen: Filmarbeit ist ideal, um Jugendlichen aus sozial benachteiligten Verhältnissen Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten zu bieten und wirkt dabei aktiv den Effekten der sozialen Benachteiligung entgegen.
Literatur
Anderson, Kim/Wallace, Beatriz (2015). Digital Storytelling as a Trauma Narrative Intervention for Children Exposed to Domestic Violence. In: Cohen, Joshua L./Johnson, J. Lauren/Orr, Penny (Hrsg.), Video and Filmmaking as Psychotherapy. Research and Practice. New York: Routledge, S. 95–107.
Appel, Stefan (2003). Schulen mit ganztätigen Konzeptionen in sozialen Brennpunkten. Sollte die Hauptschule in Ganztagsform geführt werden? In: Appel, Stefan/Ludwig, Harald/Rother, Ulrich/Rutz, Georg (Hrsg.), Neue Chancen für die Bildung. Schwalbach: Wochenschau-Verlag, S. 107–111.
Cohen, Joshua L./Johnson, J. Lauren/Orr, Penny (Hrsg.) (2015). Video and Filmmaking as Psychotherapy. Research and Practice. New York: Routledge.
Deinet, Ulrich/Krisch, Richard (2002). Der sozialräumliche Blick der Jugendarbeit. Methoden und Bausteine zur Konzeptentwicklung und Qualifizierung. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Ehlers, Ulrich (2018). ‚Das bin ja ich!‘. Filmen lernen in der außerschulischen Bildung – Rückblick und Bewertung. In: Rückert, Friederike (Hrsg.), Bewegte Welt Bewegte Bilder. München: kopaed, S. 161–182
Hagener, Malte/Vedrell Ferran, Ingrid. (2017). Empathie im Film. Perspektiven der Ästhetischen Theorie, Phänomenologie und Analytischen Philosophie. Bielefeld: transcript.
Heuchert, Peter (2014). Schulische Ausgangslage belasteter Schüler. In: Dufern, Roger W./Beier, Anja/Menzen, Karl-Heinz (Hrsg.), Künstlerische Therapien im sozialen Brennpunkt. Ein Leitfaden zur Institutionalisierung kunsttherapeutischer Arbeit. Dortmund: Modernes Lernen, S. 39–46.
Hof, Kerstin (2019). Poesie und Poesis. Positionen zu den Möglichkeiten bzw. Grenzen gestalteter Sprache, das Ephemere in relationalen Konstellationen zu greifen. In: Gruber, Harald/Schmid, Gabriele/Sinapius, Peter/Tüpker, Rosemarie (Hrsg.), Wissenschaftliche Grundlagen der Künstlerischen Therapien. Teilnehmende Beobachtung in den Künstlerischen Therapien. Hamburg: University Press Berlin, S. 226–240.
Hradil, Stefan (2012). Deutsche Verhältnisse. Eine Sozialkunde. Grundbegriffe. Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb). www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138437/grundbegriffe [Zugriff: 21.01.2022]
Johnson, Lauren (2015). Vision, Story, Medicine. Therapeutic Filmmaking and First Nation Communities. In: Cohen, Joshua L./Johnson, J. Lauren/Orr, Penny (Hrsg.), Video and Filmmaking as Psychotherapy. Research and Practice. New York: Routledge, S. 55–65.
Kaiser, Floridus (2014). Dokumentation im sozialen Brennpunkt. In: Dufern, Roger W./Beier, Anja/Menzen, Karl-Heinz (Hrsg.), Künstlerische Therapien im sozialen Brennpunkt. Ein Leitfaden zur Institutionalisierung kunsttherapeutischer Arbeit. Dortmund: Modernes Lernen, S. 177–182.
Kalbermatten, Urs (2012). Mit Begeisterung altern. Selbstkreativität der Lebensgestaltung. Vortrag am 16. November 2021. Referat zur 15. Enquete: Alter hat Zukunft – gerne älter werden in Tirol. Innsbruck: Amt der Tiroler Landesregierung.
Kart, Mehmet (2014). Lebenslagen von Jugendlichen in sozial benachteiligten Quartieren Bremens. Kontexteffekte auf Konflikt- und Integrationspotentiale. Wiesbaden: Springer VS.
Monaco, James (2017). Film verstehen: Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Mit einer Einführung in Multimedia. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Mosinski, Barbara (2015). Video Art and Activism: Applications in Art Therapy. In: Cohen, Joshua L./Johnson, J. Lauren/Orr, Penny (Hrsg.), Video and Filmmaking as Psychotherapy. Research and Practice. New York: Routledge, S.133–145.
Müller-Hansen, Ines (2015). Filme als ästhetische Ausdrucksmittel Jugendlicher und Ansatzpunkte für pädagogische Prozesse. In: Lauffer, Jürgen/Röllecke, Renate (Hrsg.), Bewegte Bilder – Bewegende Pädagogik. Visuelle Medienkulturen in der Jugendmedienarbeit. München: kopaed, S. 59–65.
Nolle, Reinhard (2005). Spielfilmarbeit mit jugendlichen Strafgefangenen – Film- und Fernsehkompetenz im Knast. In: Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik. Schwerpunkt Filmpädagogik, 7, S. 1–6. DOI: 10.21240/lbzm/07/09.
Oberwittler, Dietrich (2018). Jugendkriminalität in sozialen Kontexten. Zur Rolle von Wohngebieten und Schule bei der Verstärkung von abweichendem Verhalten Jugendlicher. In: Dollinger, Bernd/Schmidt-Semisch, Henning (Hrsg.), Handbuch Jugendkriminalität. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer, S. 297–316. DOI: 10.1007/978-3-531-19953-5.
Patton, Benjamin/Tuval-Mashiach, Rivka (2015). Digital Storytelling: Healing for the YouTube Generation of Veterans. In: Cohen, Joshua L./Johnson, J. Lauren/Orr, Penny (Hrsg.), Video and Filmmaking as Psychotherapy. Research and Practice. New York: Routledge, S. 146–162.
Sturzenhecker, Benedikt (2016). Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern – Band 1. Konzeptionelle Grundlagen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Wischmann, Anke (2010). Adoleszenz - Bildung - Anerkennung. Adoleszente Bildungsprozesse im Kontext sozialer Benachteiligung.Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Zankel, Sönke (2018). ‚Meynungsfreiheit TV war für mich auch immer mit Leidenschaft verbunden‘. Wie aus einem Schülerfernsehen-Projekt Lern- und Motivationschancen entstehen können. In: Rückert, Friederike (Hrsg.), Bewegte Welt. Bewegte Bilder. München: kopaed, S. 201–216.
Bettina Gärtner: Der pädagogisch-didaktische Makerspace. Durch kreative Projekte im Kunstunterricht für Technik begeistern
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie der Einsatz digitaler Tools im Kunstunterricht eine andere Perspektive der Mediennutzung eröffnen kann. Zum einen soll die Makerbewegung beleuchtet werden, deren Mindset kreative Prozesse begünstigt. Zum anderen soll der Fokus auf den kreativen Umgang mit digitalen Tools gerichtet werden, um auch nicht technikaffine Schüler*innen für Technik zu begeistern.
Literatur
Boy, Henrike/Sieben, Gerda (Hrsg.) (2017). Kunst & Kabel: Konstruieren. Programmieren. Selbermachen. Bausteine für pädagogisches Making in der Jugendmedienarbeit und Ergebnisse aus dem Praxisforschungsprojekt „Fablab mobil“. München: kopaed.
Godhe, Anna-Lena/Lilja, Patrik/Selwyn, Neil (2019). Making sense of making: critical issues in the integration of maker education into schools. In: Technology, Pedagogy and Education, 28 (3), S. 317–328. DOI: 10.1080/1475939X.2019.1610040.
Kai Wah Chu, Samuel/Reynolds, Rebecca B./Tavares, Nicole J./Notari, Michele/Wing Yi Lee, Celina (2017). 21st Century Skills Development Through Inquiry-Based Learning. From Theory to Practice. Singapore: Springer.
Kleeberger, Julia/Schmid, Franziska/Junge Tüftler gGmbH (Hrsg.) (2021). Gemeinsam tüfteln statt einsam glotzen. Clevere Experimente für Kinder und Eltern. Berlin: Dudenverlag.
Kurrle, Florian (2019). Dagstuhl-Dreieck. Medienzentrum Landkreis Limburg-Weilburg. https://medien-bildung.info/wiki/dagstuhl-dreieck [Zugriff: 11.01.2022]
Maurer, Björn/Ingold, Selina (Hrsg.) (2021). Making im Schulalltag. Konzeptionelle Grundlagen und Entwicklungsschritte. München: kopaed.
Neue Wege des Lernens e.V. (2016). Von STEM zu STEAM – und was das bedeutet. www.neue-wege-des-lernens.de/2016/10/25/von-stem-zu-steam-und-was-das-bedeutet [Zugriff: 09.01.2022]
Schmid, Lukas (2019). Menschzentriert – kollaborativ – handlungsorientiert. Designansätze für die Primarschule des 21. Jahrhunderts. In: Ingold, Selina/Maurer, Björn/Trüby, Daniel (Hrsg.), Chance Makerspace. Making trifft auf Schule. München: kopaed, S. 19–32.
Schön, Sandra/Ebner, Martin/Narr, Kristin (Hrsg.) (2016). Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten. Norderstedt: Books on Demand GmbH.
Schön, Sandra/Narr, Kristin/Grandl, Maria/Ebner, Martin (2019). Making mit Kindern. Einführung und ausgewählte Perspektiven. In: Ingold, Selina/Maurer, Björn/Trüby, Daniel (Hrsg.), Chance Makerspace. Making trifft auf Schule. München: kopaed, S. 43–57.
Sousa, Anthony David/Pilecki, Thomas J. (2018). From STEM to STEAM: Brain-Compatible Strategies and Lessons That Integrate the Arts. California: Corwin.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Bettina Gärtner
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medienreport
Lisa Melzer: weitklick. Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung
Seit Beginn der Pandemie hat die Verbreitung von Verschwörungsmythen, Halbwahrheiten und Falschmeldungen mit und durch die Sozialen Medien zugenommen. Insbesondere junge Menschen informieren sich jedoch häufig nur über den Newsfeed von Facebook, Instagram, Twitter und Co und nutzen vergleichsweise wenig unterschiedliche Nachrichten- und Wissensquellen. Dabei sind gerade sie in besonderem Maße darauf angewiesen, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden, um das gesellschaftliche und politische Geschehen richtig einordnen und sich auf dieser Basis eine fundierte Meinung bilden zu können. Bisher erhalten Heranwachsende jedoch nicht ausreichend Unterstützung dabei.
An dieser Stelle soll das Projekt weitklick Abhilfe schaffen, welches sich als ‚Netzwerk für digitale Medien und Weiterbildung‘ versteht, und Lehrende dabei unterstützen, das Thema Desinformation nachhaltig in Unterrichtskontexte zu integrieren. Mithilfe eines umfassenden Blended Learning-Angebots aus Onlinekursen, Unterrichtsmaterialien, Webinaren und Vor-Ort-Veranstaltungen richtet sich das bundesweite Bildungsprogramm vor allem an Lehrkräfte aus weiterführenden allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.
Ziel des Projekts ist es, die Urteilsfähigkeit und Meinungsbildung von Heranwachsenden zu fördern. Um dies zu erreichen, können sich Nutzer*innen mithilfe des Angebots individuell fortbilden und sich so grundlegendes Wissen über die Mechanismen und Funktionsweisen digitaler Medien, Meinungsbildungsprozessen im Internet und die unterschiedlichen Formen und Wirkungsweisen von Desinformation aneignen.
Das Netzwerkprojekt wurde von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e. V.) ins Leben gerufen. Gefördert wird weitklick im Rahmen eines Förderprogramms von Google.org. Zur Qualitätssicherung wird das Projekt von einem Beirat mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Journalismus, Politik und Bildungspraxis begleitet.
Das Angebotsspektrum von weitklick ist riesig. Mithilfe von Online-Kursen zum individuellen Selbststudium werden Lehrkräften zahlreiche Impulse an die Hand gegeben, um über Falschnachrichten, Verschwörungsmythen und propagandistische Inhalte im digitalen Raum mit Schüler*innen ins Gespräch zu kommen. Gerade angesichts der hohen Verbreitung von Desinformation im Zuge der Pandemie ist es besonders wichtig, dass Schüler*innen dazu angeregt werden, ihr Mediennutzungsverhalten zu reflektieren, Wirkungsweisen von Desinformation zu hinterfragen und Strategien zum kritischen Umgang mit digitalen Quellen zu entwickeln. Mithilfe der Kurse werden Lehrkräfte nicht nur über Recherchemethoden, Bewertungsraster für Informationen oder die Anwendung von so genannten Fact-Checking-Tools aufgeklärt, sondern sie erhalten auch einen Überblick über journalistische Qualitätskriterien und Darstellungsformen, um ein Verständnis für Medienbildung im Allgemeinen und die mit Desinformation zusammenhängenden Hintergründe im Besonderen entwickeln zu können.
Ein weiterer wichtiger Baustein des Projekts sind informative Erklärvideos, Aufzeichnungen und Webinare zu den Themen Desinformation und Meinungsbildung im digitalen Raum, die sich an den Bedürfnissen und Bedarfen von Lehrkräften orientieren. Insbesondere die Webinare überzeugen dabei mit informativen, aber auch kritischen Beiträgen von unterschiedlichen Expert*innen. So klärt Mirko Drotschmann alias ‚MrWissen2go‘ darüber auf, mit welchen Methoden Journalist*innen arbeiten, wie Fakten-Checks funktionieren und wie sich prüfen lässt, welche Informationen und Quellen vertrauenswürdig sind. Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun widmet sich dagegen dem Thema Verschwörungsmythen und beleuchtet gängige Verbreitungswege sowie Strategien für den Umgang damit.
Um das hier erworbene Wissen auch praktisch anwenden zu können, finden Lehrkräfte auf der Website von weitklick eine große Auswahl an kostenlosen Download-Materialien, darunter Arbeitsblätter, Übungen, Spiele und Projektideen, die sie zur Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung heranziehen können. Durch die Filtermöglichkeit nach Themenfeld, Fächergruppen und Schulform werden Unterstützungsangebote vieler engagierter Institutionen und Akteur*innen gebündelt präsentiert und die Suche nach geeigneten Methoden und Materialien erleichtert.
Um Medienbildung stärker in Unterrichtskontexten zu verankern, organisiert weitklick zudem kostenlose Fortbildungen, die auf die Wünsche und Bedarfe von Lehrkräften zugeschnitten sind. Das Spektrum an Formaten, aus denen Lehrende wählen können, ist groß: digital und anlog, vom halbstündigen Expert*innen-Input innerhalb einer regulären Fortbildung über mehrstündige Workshops bis hin zur Organisation von schulinternen Fortbildungstagen. Darüber hinaus setzt das Netzwerk auch auf journalistische Expertise. So haben Medienschaffende die Möglichkeit, eigene Vorschläge für Projekte oder Veranstaltungen einzubringen, um mit ihrem Fachwissen und ihren Erfahrungen den Lernraum Schule zu bereichern. Von weitklick erhalten sie dabei Unterstützung und Beratung rund um Planung, Konzeption und Umsetzung ihrer Ideen und Vorhaben.
Insgesamt liefert weitklick Lehrkräften ein umfassendes Angebot an vielseitigen Unterrichtsanregungen und mediendidaktischen Werkzeugen, mit denen sie Schüler*innen an mögliche Erscheinungsformen, Charakteristika, Motive und Verbreitungswege von Desinformation heranführen können. Aber auch für pädagogische Fachkräfte aus anderen Handlungsfeldern und Medienschaffende kann das Netzwerk ein Wegbereiter sein, um junge Menschen dazu anzuregen, ihre eigene Verantwortung für den Umgang mit Desinformation im Netz zu reflektieren und sie für Gefahrenaspekte zu sensibilisieren.
Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) (2020). weitklick – das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung. Website. www.weitklick.de. Kostenlos verfügbar.
Anna-Clara Pentz: Programmieren mit dem Elefanten. Erste spielerische Programmier-Erfahrungen für Kinder
Mit dem neuen Spiel ‚Wenn-Dann-Maschine‘ in der Elefanten-App des Westdeutschen Rundfunks können schon die Kleinsten mit dem kleinen blauen Elefanten ganz einfach die ersten Grundzüge des Programmierens lernen. Dazu müssen die Kinder noch nicht einmal lesen oder schreiben können. Das Programmieren geschieht mithilfe von einfachen Bausteinen, mit welchen einer Wolke, dem Hasen, dem kleinen blauen Elefanten und einer Wiese lustige Aktionen zugewiesen werden können. Über die Bausteine ‚Kreis‘, ‚Dreieck‘, ‚Viereck‘ und ‚Stern‘ können verschiedene Aktionen wie Bewegungen, Geräusche, Wiederholungen oder Auslöser ausgesucht werden. Beim Anklicken des jeweiligen Symbols wird dabei erklärt, was zu tun ist. Die Formen der Bausteine tauchen dabei neben den Bildern der Wolke, der Wiese, des Hasen und des Elefanten wieder auf, sodass intuitiv klar wird, wie die Aktionen zugewiesen werden können. Wenn alle Aktionen ausgewählt wurden, können sich die Kinder ihr Ergebnis ansehen. So wird etwa beim Schütteln des Geräts oder durch Anklicken die Wiese unter Pups-Geräuschen zum Flauscheteppich, die Wolke zerplatzt lachend zu Seifenblasen, der Hase verkleidet sich unter Schnarchen und der Elefant präsentiert miauend einen Blumenstrauß. Hase und Elefant reagieren auf die lustige Programmierung mit Gelächter.
Zu der ‚Wenn-Dann-Maschine‘ gibt es auf der ‚Seite mit dem Elefanten‘ unter www.wdrmaus.de auch Lernmaterial für Eltern sowie pädagogische Fachkräfte in Kita und Grundschule. So kann das Angebot zu Hause, in der Kita oder Grundschule unkompliziert vermittelt werden. Zu den Materialien gehören Lernspiele zum Ausdrucken, mit Hilfe derer beispielsweise Wenn-Dann-Bedingungen oder auch ‚versteckte Computer‘ im Alltag besprochen und reflektiert werden können. Mit diesem Material können unabhängig von der ‚Wenn-Dann-Maschine‘ spielerisch die Grundzüge des Programmierens entdeckt und dabei auch ein Verständnis für Prinzipien der Logik im Alltag geschaffen werden. Dass Spiel in der App sowie die begleitenden Materialen fördern logisches Denken, Kreativität, sowie das Verständnis von Kausal-Zusammenhängen. In der App arbeiten die Kinder zudem an ihren motorischen Fähigkeiten und lernen nebenbei neue Begriffe.
Westdeutscher Rundfunk (2021). Der Elefant. Kreativ- und Lernapp für IOS und Android, Altersempfehlung: 4–7 Jahre, kostenfrei.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtAnna-Clara Pentz: Das EXIT-Game für das Smartphone
Mit ‚EXIT – Der Fluch von Ophir‘ bringt KOSMOS die beliebte Escape-Game-Reihe EXIT erstmals auf das Smartphone. In bekannter EXIT-Manier schafft KOSMOS ein Mobile-Game, das die Spieler*innen in einen rätselhaften Fall hineinzieht, aus dem es durch das Lösen verschiedener Rätsel herauszukommen gilt. In ‚Der Fluch von Ophir‘ findet sich der*die Spieler*in im Hotel Ophir in den Wichita Mountains in Oklahoma wieder, in dem unnatürliche Dinge geschehen und zuletzt der berühmte Schriftsteller Tory Harlane spurlos verschwunden ist. Zu Beginn des Spiels führt eine Erzählstimme ein in die Geschichte des Hotels und die Gerüchte, die sich seit jeher um diesen geheimnisvollen Ort ranken: Gerüchte über eine angebliche Stadt aus Gold, über unerklärliche Phänomene, verschwundene Personen und einen Fluch.
Im Hotel gilt es nun, Hinweise zu suchen und Aufgaben und Rätsel zu lösen, um hinter das Geheimnis um das Hotel und Tory Harlanes Verschwinden zu kommen. Dabei wird die Suche etwa durch einen nicht auf Anhieb funktionierenden Fahrstuhl oder verschlossene Türen erschwert. Zu Beginn findet der*die Spieler*in sich in der leeren Lobby des Hotels wieder, mit einer Abwesenheitsnotiz der Hotelangestellten und einem Zimmerschlüssel auf dem Tresen beginnt nun das Abenteuer. Wie für die EXIT-Reihe üblich, bedarf es aufmerksamen Hinschauens, logischen Denkens und einigen Kombinationsvermögens, um die Aufgaben zu lösen. Glücklicherweise gibt es auch Tipps, sollte man bei einem Rätsel gar nicht weiterkommen. Allerdings zählen diese in die Auswertung am Ende hinein.
Das Hotel ist mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und neben den für das Spiel relevanten Hinweisen, erfährt man durch Klicken auf manche Gegenstände im Hotel noch etwas über die Geschichte des Hotels oder beispielsweise die Tradition der Bärenjagd in Oklahoma, die zum Aussterben der Bären dort geführt hat.
Die Oberfläche des Games ist sehr intuitiv, teilweise leuchten relevante Gegenstände auf und machen so auf sich aufmerksam. Dennoch sind die Rätsel nicht allzu leicht zu lösen, weshalb sich das Spiel auch sehr ziehen kann. Die Option, das Spiel zu unterbrechen und an der abgebrochenen Stelle wieder fortzusetzen ist daher sehr nützlich. Die Altersempfehlung ab 12 Jahren ist aufgrund der Geschichte und der düsteren Stimmung, die durch die Hintergrundmusik noch deutlich verstärkt wird, angemessen. Für alle Rätsel-Fans ist das Spiel sehr zu empfehlen.
KOSMOS (2021). EXIT – Der Fluch von Ophir. App-Game ab 12 Jahren für IOS und Android. 5,99 €.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Anna-Clara Pentz
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publikationen
Katharina Jäntschi/Nicole Rauch: Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung
Gewalt gegen Frauen* findet auch im digitalen Raum statt. Ein prominentes Phänomen in diesem Zusammenhang ist Hassrede gegen Frauen* im Netz. Weniger öffentlich diskutiert wird digitale Gewalt im sozialen Nahraum zum Beispiel durch Stalking, Diffamierung, Drohungen, Veröffentlichung privater Video- und Bildaufnahmen bis hin zur Kontrolle im Alltag durch Spionageapps. Digitale Tools werden dabei für die Macht- und Gewaltausübung benutzt. In der vorliegenden Publikation werden Formen von und Interventionsstrategien gegen geschlechtsspezifische digitale Gewalt im sozialen Nahraum diskutiert, um dieser Leerstelle zu begegnen. Es werden dabei Beiträge aus Praxis und Forschung gebündelt. Unter den Praktiker*innen sind Frauen* aus den Bereichen Beratung, Fachanwaltschaft, Zeitschriftenredaktion und feministischer Aktivismus vertreten, während aus der Wissenschaft Forscher*innen aus der Politikwissenschaft, der Sozialen Arbeit, den Erziehungswissenschaften, Rechtswissenschaften, Gender Studies und den Ingenieurwissenschaften mitwirken.
AUFBAU
Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen der ‚Digitalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt als Diskussionsgegenstand‘ erläutert. Herausgeberin Prasad geht darin auf die ‚Digitalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt‘ ein, grenzt diese von anderen Phänomenen wie Online-Hatespeech ab und setzt sie in Bezug zu analoger geschlechtsspezifischer Gewalt. Lembke setzt den ‚Menschenrechtliche[n] Schutzrahmen für Betroffene von digitaler Gewalt‘ und seine Anwendung im Recht. Bauer und Hartmann befassen sich mit verschiedenen ‚Formen digitaler geschlechtsspezifischer Gewalt‘ und gehen detailliert auf Stalking, Belästigung, Diffamierung, Bedrohung, bildbasierte sexualisierte Gewalt und Hatespeech und deren Methoden bzw. Strategien ein.
‚Spezifika geschlechtsspezifischer Gewalt im digitalen Raum‘ werden im zweiten Teil näher beleuchtet. Bauer geht hier auf die ‚Funktionsprinzipien des Internets und ihre Risiken im Kontext digitaler geschlechtsspezifischer Gewalt‘ ein, wobei beispielhaft das „Fehlen von Hoheitsinstanzen, die Anonymität der Nutzer*innen, das Fehlen [… von] Zutrittsbarrieren sowie die Verbreitungsgeschwindigkeit von Informationen“ zu nennen wären, anhand derer Bauer „die Intensivierung von geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt“ aufzeigt (S. 104). Strick und Wizorek befassen sich näher mit ‚Intersektionale[n] Machtverhältnisse[n] im Internet‘; dabei wird der Fokus auf die Potenziale sowie Gefahren und Eindimensionalitäten politischen Aktivismus‘ im Netz gelegt.
‚Rechtliche Handlungsoptionen bei digitaler Gewalt‘ werden im dritten Teil aufgezeigt. Ein großes Hindernis bei der Strafverfolgung ist die Anonymität. Dinig erläutert ‚Zivilrechtliche Interventionen bei digitaler Gewalt‘ als ergänzende Möglichkeiten im Umgang mit digitaler Gewalt, da diese derzeit immer häufiger eine Rolle spielten.
Der vierte Teil des Buches ist sehr praxisnah gestaltet. Von den Möglichkeiten des Missbrauchs von Software und vernetzter Geräte im sozialen Nahraum bis hin zum Internet der Dinge im Kontext digitaler Gewalt und ‚Stalkerware‘ werden dabei ganz unterschiedliche Felder beleuchtet sowie Strategien im Umgang mit Online-Hate Speech erläutert.
Der letzte Teil des Buches widmet sich mit praktisch anwendbaren Tipps der präventiven und interventiven digitalen Ersten Hilfe. Es wird zum Beispiel gezeigt, wie Datensicherheit und Privatsphäre smarter Alltagsgeräte mit oftmals einfachen Mitteln erhöht werden können.
SCHWERPUNKTE
Ein Schwerpunkt des Sammelbandes ist die rechtliche Aufarbeitung des Phänomens der digitalen Gewalt gegen Frauen. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf Aspekten der praktischen Arbeit mit (potenziell) Betroffenen digitaler Gewalt. Herausforderungen, die sich aus dem digitalen Wandel für die pädagogische Arbeit ergeben, sind längst nicht mehr nur für Medienpädagog*innen relevant. Die Lektüre des Bandes verdeutlicht, wie so oft bei neuen, medialen Phänomenen – es sind alte Themen im neuen Gewand. Deutlich wird das im Buch am Beispiel der feministischen Beratungsmethode, welche sich auch bei digitaler Gewalt anwenden lässt. In der Essenz geht es um bekannte Phänomene wie Stalking, Bedrohung, Kontrolle et cetera, welche oftmals dieselben Dynamiken aufweisen wie im nicht-digitalen Raum.
FAZIT
Der Sammelband gibt einen umfassenden Überblick zum Themenkomplex digitaler Gewalt im sozialen Nahraum, fokussiert in seinen Beispielen jedoch auf Frauen* und nicht auf andere geschlechtsspezifische Formen digitaler Gewalt. Im abschließenden Ausblick des Buches von Bauer, Hartmann und Prasad wird klar, dass mit fortschreitender Digitalisierung die Grenzen zwischen digitaler und nicht-digitaler Gewalt weiter verschwimmen werden und beides immer zusammen gedacht werden muss. Das Buch ist für alle Pädagog*innen relevant, die beratend tätig sind und/oder sich für feministische und digitale Themen interessieren.
Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Nivedita Prasad (Hrsg.) (2021). Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung. Formen und Interventionsstragien. Bielefeld: transcript Gender Studies. 332 S., 35,00 €.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Katharina Jäntschi, Nicole Rauch
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrike Emlinger: Digitale Kultur ergebnisoffen und partizipativ reflektieren
Raum und Gelegenheit, eigene Haltungen und Positionen in Bezug auf Soziale Medien entwickeln zu können – in einer Zeit, in der digitale Plattformen und Tools zum Alltag für eine Vielzahl von Menschen gehören, sollte dies kein bloßes Wunschdenken sein. Daher gewinnt in pädagogischen Kontexten die Thematisierung Sozialer Medien an Bedeutung. Social Media Labs sind eine spannende, weil niedrigschwellige Möglichkeit, digitale Nutzungspraktiken zu reflektieren. Wie sie sich effektiv einsetzen lassen, ist Thema der Publikation ‚Social Media Labs. Handlungsempfehlungen für einen partizipativen medienpädagogischen Zugang zu Sozialen Medien‘. Sie resultiert aus dem Forschungsprojekt ‚Onlinelabor für Digitale Kulturelle Bildung‘ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das sich von 2017 bis September 2021 mit der Erforschung von Ausdruckspraktiken in Sozialen Medien befasst hat.
Der Methode liegt ein Verständnis von (digitaler) Kultur als fortlaufender und performativer Prozess sozial geteilter Bedeutungszuschreibungen zugrunde. Soziale Medien wurden in diesem Zusammenhang als kultureller Bildungsraum definiert, der Möglichkeiten der Interaktion und Teilhabe sowie des ästhetischen Selbstausdrucks hervorbringt. Von besonderem Interesse war die Art und Weise, wie beispielsweise mit WhatsApp, Threema, YouTube, Pinterest, Facebook, Instagram oder TikTok umgegangen wird. Der Blick richtete sich auf das Individuum als Experte*in seiner digitalen Nutzungspraktiken, jedoch nicht im Modus Operandi des Vermittelns und Beibringens. Für die Projektdurchführung wurde nach einem Zugang gesucht, der es allen Teilnehmenden ermöglichte, über ihre persönlichen Erfahrungen und Standpunkte ins Gespräch zu kommen, diese gegenüberzustellen, zu diskutieren und dabei die individuelle Position zu verorten.
Entwickelt wurde die Methode der Social Media Labs als ergebnisoffene, partizipative Form des Forschens. Mit dem Begriff des Social Media Labs ist also keine räumliche Situation gemeint. Vielmehr umschreibt er den Prozess eines gegenseitigen Austauschs über individuelle Beobachtungen, Perspektiven und Ausdrucksformen. Betrachtungs- und Diskussionsgegenstand ist immer die Erfahrungswelt der Teilnehmenden; sie werden als Expert*innen ihrer Alltagspraktiken adressiert. So entstehen spannende Diskussionen auf Augenhöhe, die unter anderem Raum geben für das Gespräch über eine sich ständig in Bewegung befindende digitale Kultur.
Social Media Labs erlauben eine ganzheitliche und lebensweltliche Auseinandersetzung mit digitaler Kultur. Sie ermöglichen, über persönliche Erfahrungen und eigene Perspektiven zu sprechen und diese sinnhaft gegenüberzustellen. Dadurch wird es möglich, die Art und Weise, wie Soziale Medien genutzt werden, gemeinsam in den Blick zu nehmen, zu reflektieren und individuelle Ausdrucksformen in Einklang miteinander zu bringen. Social Media Labs haben deshalb das Potenzial, Menschen zu befähigen, „sich mit eigenen Haltungen und Perspektiven aktiv an der Gestaltung einer (digitalen) Zukunft zu beteiligen, die wir selbst noch nicht antizipieren können“ (S. 3). Trotzdem sei es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, welche Formen des Miteinanders erwünscht sind und wie digitale Zukunft gestaltet werden könnte.
Lesende der Handlungsempfehlungen erhalten spannende Einblicke, wie es innerhalb des Projekts gelingen konnte, die Vielfalt des alltäglichen Ausdrucks mittels Sozialer Medien sichtbar zu machen. Klar und nachvollziehbar werden die Anforderungen an das Setting und die Rahmenbedingungen sowie den dreigliedrigen Forschungszyklus partizipativ funktionierender medienpädagogischer Arbeit beschrieben. Ein Anliegen der Verfasser*innen war es, aufzuzeigen, wie ausgehend von dokumentarischen oder experimentellen Forschungsimpulsen lebendige Gruppendiskussionen angeregt und neue Forschungsimpulse generiert werden können. Dokumentarische Impulse haben zum Ziel, Alltagsphänomene in Sozialen Medien zu beschreiben. Experimentelle Forschungsimpulse wiederum eignen sich, wenn es darum gehen soll, Möglichkeitsräume zu entdecken.
Wesentlich für das Gelingen eines Social Media Labs ist eine wertschätzende Atmosphäre. Aber auch der Dokumentation eigener Erfahrungen kommt eine hohe Bedeutung zu. Gedanken oder Fragen, die sich in der Auseinandersetzung mit dem eingangs gestellten Forschungsimpuls ergeben, sollten ebenfalls dokumentiert werden. Die auf diese Weise gesammelten Beiträge können dann in einer Gruppendiskussion sinnhaft gegenübergestellt werden, um gemeinsam Unterschiede und/ oder Gemeinsamkeiten in den Blick zu nehmen, nach wiederkehrenden Mustern zu suchen oder neue/andere Perspektiven auf den mittels Forschungsimpuls definierten Gegenstand zu entwickeln. Ergeben sich in der Diskussion weitere Fragen, können diese wiederum Ausgangspunkt für neue Forschungsimpulse sein.
Die Handlungsempfehlungen stellen anhand von fünf dezidiert beschriebenen fiktiven Szenarien Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Kontexten vor: sei es im Unterricht, als Schulaktionstag, im Klassenmanagement oder als außerschulisches Angebot in einem Jugendtreff. Auch wer Social Media Labs außerhalb einer pädagogischen Institution anwenden möchte, wird fündig. Über einen QR-Code werden zudem während des Projekts erarbeitete Forschungsimpulse zugänglich gemacht, die für die eigene Arbeit genutzt werden können. Die beschriebenen Szenarien basieren auf Erfahrungen, die während des Projekts gesammelt wurden. Damit geben die Ausführungen wertvolle Impulse – nicht nur für Pädagog*innen.
Schröder, Christoph/Hintz, Helena/Berns, Wolfgang/Richter, Christoph/ Böhnke, Nick/Allert, Heidrun (2021). Social Media Labs. Handlungsempfehlungen für einen partizipativen medienpädagogischen Zugang zu Sozialen Medien. 31 S. Kostenlos verfügbar unter: https://macau.uni-kiel.de/receive/macau_mods_00002039
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Ulrike Emlinger
Beitrag als PDFEinzelansichtMaximilian Schober: Soziale Arbeit im Digitalzeitalter. Eine Profession und ihre Theorien im Kontext digitaler Transformation
Alltägliches Leben und gesellschaftliche Prozesse finden permanent auch im Netz statt. Nicht erst seit Corona sind die Übergänge zwischen on- und offline fluide. Prozesse der Digitalisierung und Mediatisierung erfassen alle Lebensbereiche und Professionen – auch die Soziale Arbeit. Im vorliegenden Buch von Angelika Beranek wird herausgearbeitet, welche Bedeutung diese Entwicklung für zeitgenössische Theorien der Sozialen Arbeit hat. Dazu wurden drei Theorien ausgewählt: die Theorie der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession von Silvia Staub-Bernasconi und Werner Obrecht, die Lebensweltorientierte Soziale Arbeit von Hans Thiersch und die Lebensbewältigungstheorie von Lothar Böhnisch und Wolfgang Schröer. Damit wird eine Lücke im Diskurs über den digitalen Wandel der Sozialen Arbeit geschlossen, welcher sich bis dahin vornehmlich mit der Frage beschäftigte, wie bisher analog angebotene Dienstleistungen digital gestaltet werden können, oder (meist problemorientiert) die Auswirkungen des digitalen Wandels und zunehmender Mediennutzung auf die Lebenswelt der Adressat*innen Sozialer Arbeit diskutiert.
Bereits Teil 1 ‚Digitalisierung und Gesellschaft‘ lässt erkennen, dass die Auseinandersetzung mit dem digitalen Wandel Sozialer Arbeit über diese beiden Ebenen hinaus geht und grundsätzlicher verankert ist. Anschaulich und mit vielfältigen konkreten Bezügen zur Sozialen Arbeit macht Beranek in Kapitel 2 die Digitalisierung als einen umfassenden Umbruchprozess greifbar. Dabei werden zentrale Begriffe wie Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Predictive Analytics geklärt und ihre Einsatzmöglichkeiten in der Sozialen Arbeit dargestellt. Besonders eindrücklich lädt der Abschnitt zu ‚Wissensbasierten Systemen‘ (S. 16 ff.) dazu ein, das eigene professionelle Selbstverständnis kritisch ins Verhältnis zu den beschriebenen Entwicklungen zu setzen. Daran anschließend werden in Kapitel 3 die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung anhand von Beispielen aus der Arbeitswelt, Globalisierung und Ökonomisierung skizziert.
Der zweite Teil analysiert die Verbindung der Digitalisierung mit den Theorien Sozialer Arbeit. Der Auftakt dieses Teils, die Auseinandersetzung mit aktuellen auf die Digitalisierung bezogenen Zeitdiagnosen und ihrer Bedeutung für die Soziale Arbeit (Kapitel 4), unterstreicht abermals die Stärke dieses Buchs: anschaulich, präzise und grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die im Weiteren behandelten Theorien Sozialer Arbeit immer im Kontext ihrer gesellschaftlichen Entstehungsgeschichte betrachtet werden müssen und die darin enthaltenen Bezüge zu Gesellschaftstheorien oder Zeitdiagnosen vor dem Hintergrund einer Weiterentwicklung eben dieser gesehen werden sollten. Daran anschließend werden in den Kapiteln 5, 6 und 7 die drei bereits genannten Theorien betrachtet. Besonders in der Zusammenschau dieser Kapitel werden die vielfältigen Ebenen des digitalen Wandels der Sozialen Arbeit deutlich. In der Auseinandersetzung mit der Theorie der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession (Kapitel 5) wird beispielsweise die Frage virulent, welche Bedrohungen für die Menschenrechte sich aus automatischen Entscheidungsfindungssystemen ergeben und welchen Einfluss digitale Diagnoseprozesse auf Teilhabe, Informations- und Meinungsfreiheit und Schutz der Privatsphäre der Adressat*innen haben. Der Blick auf die Lebensweltorientierte Soziale Arbeit (Kapitel 6) pointiert, wie Alltag und Alltäglichkeit durch Medien neu strukturiert werden. Die Analyse der Sozialen Arbeit als Hilfe zur Lebensbewältigung (Kapitel 7) zeigt insbesondere auf, dass sich in Bezug auf Handlungsaufforderungen neue Möglichkeiten eröffnen, aktiv zu werden. Medien können im Sinne der Aktiven Medienarbeit Teil von funktionalen Äquivalenten werden oder zur Milieubildung beitragen.
Das Buch zeigt beeindruckend präzise und anschaulich, dass die Theorien der Sozialen Arbeit nach wie vor ihre Berechtigung und Gültigkeit bewahren, jedoch unausweichlich immer im Kontext der Digitalisierung konkret ausdifferenziert werden müssen. Beraneks Arbeit bietet hierzu eine fundierte Grundlage.
Das Buch richtet sich an Akteur*innen der Sozialen Arbeit, die bereits Vorwissen in den behandelten Theorien der Sozialen Arbeit mitbringen. Die Grundlagen des digitalen Wandels werden im ersten Teil des Buches aufbereitet. Zum Buch gibt es einige Begleitvideos, die die Entstehungsgeschichte und die Inhalte noch einmal anders darstellen und auf dem YouTube-Kanal von Angelika Beranek zu finden sind: www.youtube.com/channel/UCn4IeKrf6Po6dCJ2I44YmhA
Beranek, Angelika (2021). Soziale Arbeit im Digitalzeitalter. Eine Profession und ihre Theorien im Kontext digitaler Transformation. Weinheim: Beltz Juventa. 174 S., 24,95 €.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Maximilian Schober
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Melzer: Social Media Handbuch
In den letzten Jahren sind Bücher, Podcasts und Dokus, aber auch Veranstaltungen, Seminare und Workshops zu Social Media wie Pilze aus dem Boden geschossen. In der Medienwelt selbst wurden nicht nur neue Geschäftsmodelle und Unternehmensstrategien entwickelt, sondern auch spannende Diskussionen und Debatten zu Themen wie Datenschutz, Informationshoheit, Künstliche Intelligenz, Algorithmen und Co. angestoßen.
Das ‚Social Media Handbuch‘ greift Entwicklungen aber auch langfristige Trends der sich stetig wandelnden Medienlandschaft seit der Erstausgabe im Jahr 2010 kontinuierlich auf. Auch in der mittlerweile vierten Auflage haben die Herausgebenden Daniel Michelis (Professor an der Hochschule Anhalt mit Schwerpunkt ‚Digitale Kommunikation‘), Thomas Schildhauer (Inhaber der Universitätsprofessur ‚Electronic Business‘ mit Schwerpunkt Marketing an der Universität der Künste Berlin) und Stefan Stumpp (Professor für BWL an der Hochschule Anhalt) wieder diverse Beiträge unterschiedlicher Expert*innen aus medienwissenschaftlicher und wirtschaftlicher Praxis zusammengetragen. Gemäß dieser inhaltlichen Ausrichtung ist der Sammelband in drei Teile untergliedert, welche durch ein umfangreiches Stichwort- und Autor*innenverzeichnis abgerundet werden. Einführend klären Michelis und Stumpp im ersten Teil den Begriff Soziale Medien und schaffen damit eine Grundlage, um die Leser*innen an das Phänomen heranzuführen. Zur theoretischen Fundierung wird ein Drei-Ebenen-Modell vorgestellt, welches individuelle, technologische und sozioökonomische Auswirkungen Sozialer Medien in den Blick nimmt. Anschließend werden Konzepte und Ansätze zum Einsatz von Instagram, Facebook, Twitter, YouTube und Co. in einem strategischen Leitfaden zusammengefasst, der als Orientierungshilfe für die Nutzung und zielgerichtete Planung von Social-Media-Aktivitäten dienen soll.
Im zweiten Teil werden in 17 Kapiteln Gedankengänge, Theorien, Modelle und Methoden von hochrangigen Autor*innen, darunter Richard David Precht (‚Dystopie, Retropie und Utopie: Zukunftsvisionen für Soziale Medien‘), James Surowiecki (‚Die Weisheit der Vielen‘), Jeff Howe (‚Crowdsourcing‘), Malcolm Gladwell (‚Tipping Point‘) oder Chris Anderson (‚The Long Tail‘), in komprimierter Form vorgestellt. Die Aufsätze greifen dabei sowohl neue Technologien als auch Überlegungen zu aktuellen Trends und Entwicklungen der Medienlandschaft auf: die Rolle von Bots, das ‚Dark-Social‘, die zentrale Stellung von Algorithmen oder den Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz.
Abschließend werden im dritten Teil ausgewählte Anwendungsberichte aus der Praxis vorgestellt, die beweisen, wie die zuvor vorgestellten theoretischen Inhalte an konkreten Fällen angewendet werden können, um praktische Probleme zu lösen oder sich nachträglich mit diesen analytisch auseinanderzusetzen. Auch wenn dieses Kapitel im Vergleich zum Theorieteil etwas reduzierter ausfällt, können die dargestellten Anwendungsbeispiele zum Verständnis der Sozialen Medien und ihrer Konsequenzen für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur beitragen.
Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über Mechanismen und Funktionsweisen der Sozialen Medien und veranschaulicht diese anhand von spannenden Praxisbeispielen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Die wohl größten Vorzüge dieses Sammelbands liegen im verständlichen Aufbau und der kompakten, aber präzisen Darstellung von Schlüsselwerken unterschiedlicher Autor*innen, welche den Leser*innen wesentliche Charakteristika und Besonderheiten des Internets aufzeigen. Auch wenn sich Anknüpfungspunkte für medienpädagogische Theorie und Praxis aufgrund der ökonomischen Ausrichtung einiger Beiträge erst beim zweiten Lesen offenbaren, bietet das Buch sowohl für Forschende, Dozierende als auch Studierende vielseitige Anregungen zur intensiven Beschäftigung mit einem der wichtigsten Phänomene des digitalen Zeitalters.
Stumpp, Stefan/Michelis, Daniel/Schildhauer, Thomas (Hrsg.) (2021). Social Media Handbuch. Theorien, Methoden, Modelle und Praxis. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage. Baden-Baden: Nomos-Verlag. 402 S., 44,00€.
Ulrike Emlinger: Bostelmann, Antje (2021). Einfach machen! Den digitalen Wandel im Kindergarten gestalten. Berlin: Bananenblau. 96 S., 19,80 €.
Smartphones, Computer und Internet gehören zur aktuellen Lebens- und Erfahrungswelt von Kindern. Dennoch wird zum Teil kontrovers diskutiert, ob und wie digitale Medien sinnvoll im Bildungsalltag von Kitas integriert werden sollen. Antje Bostelmann geht dieser Fragestellung nach. In ihrem Buch ‚Einfach machen! Den digitalen Wandel im Kindergarten gestalten‘ lädt sie dazu ein, sich der Herausforderung zu stellen und erklärt, welche Schritte notwendig sind, um Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten.
Mit der Anschaffung digitaler Geräte ist es nicht getan. Lernen ist für Bostelmann „ein diskursiver Prozess, der im Austausch mit anderen stattfindet“ (S. 41). Dies bringt nicht nur eine veränderte pädagogische Rolle mit sich, sondern auch die Notwendigkeit, pädagogische Settings weiterzuentwickeln. Sogenannte ‚Makerspaces‘ könnten klassische Raumkonzepte ablösen und Kindergärten den Charakter von Lernlaboren verleihen, in denen Kinder eigene Projektideen, Hypothesen und Fragestellungen entwickeln und Ergebnisse reflektieren.
Lesenswert ist das Buch nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen didaktischen und methodischen Vorschläge. Bostelmann versäumt zudem nicht, explizit auf Sorgen von Eltern und Pädagog*innen einzugehen und Möglichkeiten aufzuzeigen, diesen zu begegnen. Damit macht sie allen im Berufsfeld Tätigen Mut, die Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung für die pädagogische Arbeit ergeben, anzunehmen und diesen Weg selbstbewusst zu gehen.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Ulrike Emlinger
Beitrag als PDFEinzelansichtKati Struckmeyer: Ingold, Selina/Maurer, Björn (2021). Making im Schulalltag. Konzeptionelle Grundlagen und Entwicklungsschritte. München: kopaed. 454 S. 24,80 €.
Selina Ingold und Björn Maurer haben einen umfassenden Aufschlag zum Thema Making im Schulalltag gemacht. Nicht erst seit dem teilweise unfreiwilligen, coronabedingten Digitalisierungsschub ist das kreative Tüfteln und Erfinden mit analogen und digitalen Verfahren auch in der Schule angekommen. Hier werden immer häufiger MakerSpaces als Lernumgebungen eingerichtet, wo Schüler*innen Ideen entwickeln und mithilfe von digitalen Werkstoffen und Fabrikationstechnologien Produkte designen können. Neben dem Erwerb von Fachwissen geht es dabei insbesondere um überfachliche Kompetenzen wie Kreativität und Kollaboration. Außerdem sollen zukunftsrelevante persönliche Eigenschaften wie Offenheit, Beharrlichkeit, Improvisationsfähigkeit und Risikobereitschaft entwickelt werden.
Das Buch beschreibt am Beispiel einer Primarschule in der Schweiz, wie Making im Rahmen eines partizipativen Prozesses in Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und Schüler*innen in den Schulalltag integriert werden kann. Die Basis hierfür bildet ein dreijähriges Design-Based Research Projekt, innerhalb dessen zunächst die konzeptionellen Grundlagen für kreatives und mündiges Making erarbeitet werden. Anschließend wird entlang der neun Handlungsfelder Making-Kompetenzen, Maker Mindset, Didaktik, Lernbegleitung, Making-Curriculum, Raumgestaltung, Raumausstattung, Weiterbildung, Organisatorische Einbindung aufgezeigt, welche Entwicklungsschritte hin zum schulischen MakerSpace durchlaufen und welche Designentscheidungen von den Akteur*innen getroffen wurden.
Neben den detailreichen Ausführungen und Grundlagen machen auch vielfältige Grafiken, Bilder und Zitate der Projektbeteiligten allen, die kreativ mit Kindern und digitalen Geräten arbeiten, Lust, direkt mit dem Making zu starten. Auch ein Blick auf die projektbegleitende Website lohnt: https://makerspace-schule.ch/.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrike Emlinger: Kanter, Heike/Brandmayr, Michael/Köffler, Nadja (Hrsg.) (2021). Bilder, Soziale Medien und das Politische. Transdisziplinäre Perspektiven auf visuelle Diskursprozesse. Bielefeld: transcript. 304 S., 30,00 €.
Sehr oft werden Veränderungen des Politischen durch die Einflüsse Sozialer Medien erklärt: Ursächlich dafür seien Algorithmen, Fake News und eine durch die Jagd auf Likes veränderte Debattenkultur. Tatsächlich zeigen sich in Sozialen Medien Phänomene der sozialen Schließung oder des vermehrten politischen Extremismus‘. Wie sie entstehen, wird jedoch kaum gefragt. Genau das tut das 2021 erschienene Sammelwerk.
Es sind unter anderem Historiker*innen, Medienwissenschaftler*innen, Künstler*innen, Politik-, Literatur- und Kulturwissenschaftler*innen, Geograph*innen, Soziolog*innen und Sozialpädagog*innen, die mit Rückgriff auf empirisches Material ihre jeweils spezifische Perspektive auf das Forschungsfeld darstellen. So finden sich spannende Beiträge, die beispielsweise ‚Geschlechterstereotype in der propagandistischen Kommunikation‘ in den Fokus nehmen, den Zusammenhang zwischen ‚Kapitalismus, Körperdarstellung und sozialen Medien‘ untersuchen, oder die ‚Bedeutung des Bildhaften im strategischen Framing lokalen Protests am Beispiel einer Kleingartenkolonie‘ diskutieren.
Die Herausgeber*innen wollten mit diesem Band etwas schaffen, das nach eigener Aussage „in dieser Form Neuigkeitswert hat“ (S.8). Sie zielen auf eine methodologische Debatte ab, wie sie die Komplexität des Themas erfordert. Denn nicht Generalisierungen sind die Lösung. Sondern eine ‚Polyphonie‘ unterschiedlicher Forschungszugänge. Dieses Vorhaben ist gelungen.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Ulrike Emlinger
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Paus-Hasebrink, Ingrid/Sinner, Philip (2021). 15 Jahre Panelstudie zur (Medien-)Sozialisation. Wie leben die Kinder von damals heute als junge Erwachsene? Baden-Baden: Nomos. 318 S. 64,00 €. DOI: 10.5771/9783748927723.
Ingrid Paus-Hasebrink und Philip Sinner beleuchten in ‚15 Jahre Panelstudie zur (Medien)Sozialisation‘, welche Rolle Medien in der Übergangsphase von Jugend ins Erwachsenenleben spielen. Die Publikation schließt dabei an die vorherigen Bände an und zeigt auf, was aus den Kindern der (Medien-)Sozialisationsstudie in sozial benachteiligten Familien geworden ist. Damals, also zu Beginn der Panelstudie im Jahr 2005, waren die Kinder etwa fünf Jahre alt. Wie haben sich ihre sozio-ökonomischen und sozio-emotionalen Bedingungen entwickelt? Welche Themen beschäftigen sie aktuell? Welche Rolle weisen sie nun als junge Erwachsene Medien in ihrem Alltag zu? Erneut steht damit der im Kontext der Reihe wichtige Begriff der Sozialisation im Mittelpunkt, beleuchtet vor dem Hintergrund medialer Wandlungsprozesse auf Basis einer siebten, im Jahr 2020 durchgeführten Erhebungswelle. Theoretisch und methodisch baut der Band auf dem von Paus-Hasebrink konzipierten und im Laufe der Studie weiterentwickelten praxeologisch ausgerichteten Ansatz integrativer Mediensozialisationsforschung auf, in dessen Mittelpunkt die Frage nach dem subjektiven Sinn des (Medien-)Handelns von Individuen vor dem Hintergrund ihrer lebensweltlichen Kontexte steht.
Im Durchführungszeitraum der Langzeitstudie ist einiges passiert. Beispielweise wurde im Jahr 2005 das erste Video auf YouTube hochgeladen. Die Krisensituation um Migration und Flucht in den Jahren 2015 und 2016 hat – mit hoher medialer Aufmerksamkeit – zu starken Kontroversen geführt. Seit Anfang 2020 hält die Covid-19-Pandemie die Welt in Atem. Aus den Kindern von damals sind junge Erwachsene geworden. Ihre Handlungsoptionen, -entwürfe und -kompetenzen stehen nicht mehr in engem Zusammenhang mit der Lebensführung ihrer Familien bzw. Kernbeziehungsgruppen, in denen sie aufgewachsen sind. Die Neugier und Leidenschaft des Forscher*innenteams sind offenbar stets geblieben.
So bietet die Publikation ‚15 Jahre Panelstudie zur (Medien-)Sozialisation‘ abschließend und vielschichtig rückblickend abermals detaillierte, beeindruckende (und auch berührende) Einblicke in das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen aus prekären sozialen Lebensverhältnissen. Die gesamte Studie ist und bleibt ein Meilenstein.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Melzer: Schröter, Felix (2021). Spiel | Figur: Theorie und Ästhetik der Computerspielfigur. Marburg: Schüren Verlag. 348 S., 34,00 €.
Was wäre die Gaming-Landschaft nur ohne Kultfiguren wie Super Mario, Link aus ‚The Legend of Zelda‘ oder Lara Croft als Aushängeschild? Die Popularität bestimmter Computerspiele lässt sich nicht zuletzt auf die Gestaltung ihrer Figuren zurückführen. Sie sind es, welche die Rezipient*innen an die virtuelle Spielwelt heranführen.
Umso erstaunlicher, dass trotz der sinn- und bedeutungskonstruierenden Funktion von Computerspielfiguren ihre systematische Erforschung bisher noch weitgehend vernachlässigt wurde. Felix Schröter setzt mit seiner Dissertation ‚Spiel | Figur: Theorie und Ästhetik der Computerspielfigur‘ an dieser Stelle an.
Im ersten Teil des Buches äußert sich der Autor zum Stand der derzeitigen Forschung, Darstellung, Ontologie, Rezeption und Analyse von Figuren in Computerspielen. Dafür nimmt er Figuren aus unterschiedlichen Perspektiven, als fiktive Wesen, Spielfiguren und Repräsentation der Spielenden, in den Blick. Aus den theoretischen Vorüberlegungen und Erkenntnissen des ersten Teils des Buches entwickelt Schröter schließlich eine Analyseheuristik, welche die Grundlage für die rezeptionsästhetische Untersuchung im zweiten Teil des Buches bildet.
In dieser beleuchtet der Autor anschließend figurenbezogene Darstellungs- und Rezeptionsweisen, um darauf aufbauend die Ästhetik spieler*innengesteuerter, computergesteuerter und Mitspieler*innen-gesteuerter Figuren umfassend und fundiert zu beschreiben. Anschließend nimmt Schröter drei ausgewählte 3D-Actionspiele (‚Journey‘, ‚Alien: Isolation‘ und ‚Destiny 2‘) in den Blick und arbeitet anhand dieser heraus, wie ästhetische Dimensionen der Figurengestaltung den Spielenden sowohl Erfahrungen von Subjektivität als auch emotionale Anteilnahme und soziale Eingebundenheit in das Spielgeschehen ermöglichen.
Das Buch füllt schließlich nicht nur eine eklatante Forschungslücke, sondern zeichnet ein eindrückliches Bild des Zusammenspiels von ludischen, narrativen und ästhetischen Gestaltungsmerkmalen und Wirkungsweisen von Computerspielfiguren. Der Autor schafft es, nicht nur wichtige Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsarbeiten aufzudecken, sondern auch Grundlagenwissen für den Einstieg in die Spiele- und Figurenanalyse zu übermitteln. Nicht nur für Forschende, sondern auch für Lehrende und Lernende eine lohnenswerte Lektüre, welche nicht nur durch den fesselnden Schreibstil des Autors überzeugt, sondern auch zum Eintauchen in die vielschichtige Welt der Computerspielfiguren einlädt.
Isabel Klotz: Zumbach, Jörg (2021). Digitales Lehren und Lernen. Stuttgart: W. Kohlhammer. 144 S., 26,00 €.
Im Zuge der Pandemie haben digitale Lehr- und Lernprozesse entscheidend an Bedeutung für die Schulpraxis gewonnen. In ‚Digitales Lehren und Lernen‘ zeigt Jörg Zumbach auf, wie erfolgreiches Lehren und Lernen mit digitalen Medien gestaltet werden kann und gibt einen Überblick über Chancen und Grenzen verschiedener digitaler Lehr- und Lernformen. Als wesentliche Eigenschaften digitaler Medien stellt der Autor Interaktivität und Adaptivität in den Mittelpunkt, die das Lehren und Lernen interessant machen und sie von analogen Medien abgrenzen. Anhand der menschlichen Informationsverarbeitung zeigt er auf, wie multimediales Lernen gestaltet werden kann. Dazu wird genauer auf das Lernen mit Simulationen und Game-based Learning eingegangen, sowie auf kooperative und hybride Lernformen. Abschließend werden Augmented Reality und Virtual Reality in den Blick genommen und ihr Potenzial für neue Lernerfahrungen analysiert.
Jedes der Kapitel bringt aktuelle mediendidaktische und lernpsychologische Erkenntnisse auf den Punkt. Vor allem das dritte Kapitel zur Informationsverarbeitung ist stark an theoretischen Ansätzen und Modellen orientiert, während in den weiteren Kapiteln einige praxisnahe Beispiele Orientierung bieten. Lehrende finden hier einen umfassenden forschungsbasierten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht.
kolumne
Swenja Wütscher: In bester Ordnung. Oder: Zeig mir deinen Feed und ich sag dir, wer du bist
Zum Jahreswechsel fassen viele Menschen gute Vorsätze, um Ordnung zu schaffen, sich von Altem zu befreien oder neue Ziele zu setzen. Das Datum ist nicht so willkürlich wie es vielleicht scheint, denn immerhin dient das Fest dazu, die Geister des alten Jahres auszutrieben. Ich persönlich fand das allerdings früher einfacher. Damals, als ich mir noch einen leeren und erwartungsvollen Kalender gekauft habe, um ihn frisch mit positiven Dingen zu füllen – ohne dabei alte Ecken und Kanten mit auf die Reise zu nehmen. In der digitalen Welt fällt mir so ein Neuanfang schwerer. Habe ich beispielsweise erst einmal ein Profil auf einer Social-Media-Plattform angelegt, dümpelt es eigentlich meist auch Jahre später noch auf dem Stand der Ersteinrichtung rum. Stetig weiter gefüllt und aktualisiert, aber quasi nie entrümpelt. Marie Kondo würde mich dafür zusammenfalten – von wegen Datenflut reduzieren, Seiten, Feeds und Stories deabonnieren oder stummschalten. Nur Accounts folgen, die einem guttun. Wenn es sein muss, sich auch von Follower*innen trennen. An sich ist die Idee, sich von digitalem Ballast zu befreien, um Klarheit und Struktur oder gar Freiheit zu gewinnen, natürlich weder neu noch falsch, genauso wenig wie ein guter Neujahrsvorsatz.
So habe ich mich kürzlich durch mein Instagram-Profil geklickt. Vornehmlich durch die Karteileichen und Teile meiner schier unendlichen Liste gespeicherter Inhalte. Dabei habe ich längst vergessene Profile und Marmeladenglas-Momente (wieder-)entdeckt. Die Inhalte fand ich aber fast alle immer noch wertvoll, einzigartig, inspirierend oder wegweisend. Und so habe ich versucht, die gespeicherten Einträge, die kaum weniger geworden waren, zumindest zu ordnen. Aber das Strukturieren war, ehrlich gesagt, eine Katastrophe. Ich kam vom Hölzchen aufs Stöckchen, entdeckte noch mehr großartige Inhalte und Profile oder verlor mich zwischen Reels. Auch Instagram selbst war mir keine Hilfe, da durch das Markieren oder neu Favorisieren manches sortiert und anderes dafür durcheinandergeworfen wurde. Letztendlich habe ich nun Teile meiner Sammlung halb sortiert – anders gesagt, ich bin gescheitert.
Dafür ist mir wieder einmal bewusst geworden: Ich mag meine Pause zwischen den farbenfrohen Quadraten. Die Worte und Bilder zwischen Filtern, inszenierten Arrangements oder ungeschönten Alltagsmomenten. Den Input und die Gedankenschnipsel. Den digitalen Schaufensterbummel. Und ich mag, dass meine Bubble Randbereiche hat, die mich nur halb interessieren, die bei mir auch mal anecken oder mir gar missfallen.
Für die Ordnung in dieser digitalen Welt gebe ich die Verantwortung allerdings ab und entschuldige mich hiermit aufrichtig bei meinem Algorithmus für meinen intensiven Einsatz, mich durch längst von meiner Oberfläche verschollene Abonnements durchgeklickt zu haben.
Beitrag aus Heft »2022/01 Gesundheit und Medien«
Autor: Swenja Wütscher
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